Kanaken, Kannibalen, mein Opa und ich
Kapitel 18:
Kaiserliche Marine auf See
„Am 13. April, nachdem Kohle und Vieh in Sydney übernommen wurden, stach S.M.S. »Falke« in See nach Samoa, bei anfangs schönem Wetter mit nordöstlichen Winden. Bereits fünf Tage später erreichte der Wind die Stärke fünf und »Falke« begann zu schlingern, so dass kaum ein Seemann stehen konnte.“
Mein Großvater nutzte die längere Reise, um ausführlich über die Tagesabläufe auf See zu berichten:
Nehmen wir an, es ist Montag, zwölf Uhr Mittag, die Steuerbord-Wache wurde gerade abgelöst und die Backbord-Wache hängt ihre Hängematten auf, um sich der kurzen, aber wohltuenden Ruhe hinzugeben. Auf der Kommandobrücke stehen der wachhabende Offizier und der SignalmaatMaat = Unteroffizier ohne Portepee (französisch porte-épéeDegentrage, Degengehenk) [27] der Wache, an Oberdeck der Bootsmannsmaat, und der Läufer, zwei Matrosen stehen am Handruder, der eine hat seine Augen stur auf den Kompass gerichtet, mit den Händen bewegen beide das Ruder, auf der BackDer vorderste, erhöhte Teil des Schiffes [28] steht der Ausguckposten, vor der HütteDie Hütte war lange Zeit der vornehmste Raum an Bord, auch auf Kriegschiffen, nämlich der Aufbau, dasoberste Stockwerkdes Hinterschiffes, also der Raum unter der Kampanje, wo die Kapitänskajüte und (die) Kammern der Offiziere waren. [29] die Ordonanz des Kommandanten, im Zwischendeck der Wachtmeistermaat der Wache und der oder die Arrestposten.Das Schiff geht seinen Lauf, die See tobt und der Wind heult in den Segeln, manchmal kommt auch eine kleine Sturzwelle an Deck, welche gerade den, der mit ihr in Berührung kommt, in nicht sehr erfreuliche Stimmung versetzt. Dreiviertel der Wache liegt unter der Back, einige rauchen, andere lesen oder spielen, die meisten aber nehmen noch schnell ein Auge voll, denn schon zu bald ruft der Dienst. Der Steuermannsmaat geht auf der Brücke auf und ab und denkt:
Ach wie langsam drehen sich doch die Zeiger der Uhr, endlich ist es aber 1:15 Uhr, er meldet dem Offizier:Es ist Zeit zu den zweiten Nummern.Dankeerwidert dieser und ruft energisch von oben:Die zweiten Nummern!Der Bootsmannsmaat wiederholt den Befehl durch die Pfeife, der Zwischendeckswachhabende singt dasselbe aus, und diejenigen Mannschaften, welche sich getroffen fühlen, begeben sich an Deck, gewöhnlich mit einigen kräftigen Ausdrücken über die Ruhestörung, der Bootsmannsmaat mustert die Leute und meldet sie dem wachhabenden Offizier zur Stelle.
Danke ablösenist die Antwort, der Vormann am Ruder lässt sich den Kurs sagen und geht nach der Brücke und meldet ihn dem Wachoffizier.Richtigist die kurze Antwort, jetzt geht er zurück und löst den alten Rudermann ab, ebenso der Ausguck, die Ordonanz, der Läufer und die Arrestposten, die abgelösten Nummern treten wieder an, der Bootsmannsmaat mustert dieselben und meldet dem Wachoffizier:Die abgelösten Nummern zur Stelle!Wegtretenist die kurze Antwort, und jetzt verschwinden dieselben unter die Back um schnell noch ein Auge voll zu nehmen.Eine kleine Zeit ist vergangen, der Wind nimmt an Stärke zu, der wachhabende Offizier ist schon bange, dass das Bramsegel wegfliegt, mit einem Male hört man das Kommando
die Wache klar zum Manöver!Der Läufer ergreift die Laterne, um denjenigen Leuten, die noch an Deck liegen und schlafen, eine Einladungskarte in Gestalt eines Fußtritts zu bringen. Nach einer Minute ist die Wache an Deck, fast alle haben die Augen noch halb dicht, der wachhabende Offizier schimpft, dass die Wache zu langsam herauskommt und sailorman bringt nicht gerade die angenehmsten Töne aus dem Munde wegen der Ruhestörung.In all dieser Zeit ist nicht viel mehr als eine Minute verflossen, die Wache ist in Manöverdivisionen angetreten und jetzt ertönen die Kommandos!
Bramsegel bergen, ein ReefReef, auch Reff, Ree, bedeutet Verkürzen des Segels durch Aufbinden (reffen) [30] ins MarssegelEin Marssegel ist ein Segel, das an eine Rah der Marsstenge angeschlagen wird. [31], TopgästeGast, Gasten, Gäste = Kriegsschiffsbesatzung, die eine gemeinsame besondere Dienstverrichtung haben [32] Bramrah Gasten auf,Enter auf, diejenigen Leute welche sich getroffen fühlen Entern in den Mast. Jetzt kommt das KommandoAn die Bramschooten und Marsverstaljen, klar bei Marsfall, hol steif, Schott vor, raff auf, fürMarsfall, ist der Befehl ausgeführt, dann werden die Segel aus dem Wind gebracht von den Luvgästen, die Leerah Gäste und KuhlTeil des Oberdeckszwischen Back und Achterdeck [33] Gasten holen den KlüverDer Klüver, von niederländischkluif(in der ursprünglichen BedeutungKlaue), ist ein dreieckig geschnittenes Segel, das am Klüverbaum (woher sein Name rührt) vor dem Bug gefahren wird. [34] nieder, alles stürzt wieder voraus, jetzt heißt esKlüver- und Bramsegel fest, Marssegel raffen, enter auf, leg aus, hol auf. – Sind die Segel fest und gerefft, dann wird das Marssegel in den Wind geholt, die Wache tritt wieder weg. – Das ganze Manöver hat etwa zehn Minuten gedauert.So langsam ist es dann 2:40 Uhr, die dritten Nummern ziehen auf wie vorstehend. Mit einem Male ertönt ein schriller Pfiff:
LockenDer Tag an Bord eines Schiffes der Deutschen Marine beginnt wie überall mit dem Wecken, auch purren, das offiziell mit dem Locken eingeleitet wird. [35], die Rettungsbootmannschaft begibt sich auf die Hütte zum Locken, das Resultat meldet der Signalmaat dem wachhabenden Offizier. Jeder Tag an Bord beginnt mit dem Locken, damit ist das Wecken gemeint.Jetzt wird aus dem Heizraum gemeldet nach der Brücke:
AscheKessel, Dampferzeuger, geschlossenes, mit Kohle beheiztes Gefäß zum Erzeugen von Wasserdampf mit hohem Druck zum Betrieb der Schiffsdampfmaschine. [36] ist klar zum Heizender Bootsmannsmaat der Wache pfeift die Rettungsmannschaft zum Asche heizen, letztere geben ihren Unwillen wieder durch einige Kraftausdrücke kund, heizen dann aber die Asche, denn Befehl beim Militär ist heilig.Endlich ist es 3:50 Uhr,
Zeit zum Weckenmeldet der Signalmaat und gleich darauf tönt auch schon der Pfiff, die Backbord-Wache und Freiwächter:zurrt Hängematten.Der Zwischendeckwachhabende fegt unter den Hängematten durch mit den Rufen:
Reise, Reise, einer stößt den anderen an, jeder zurrt seinen Nebenmann, Reise, Reise, na nun hoch das Bein, raus aus dem Korb usw.Jetzt kommt er wieder voraus, und bemerkt, dass noch eine ganze Reihe von Hängematten nicht leer sind, jetzt kennt aber der Diensteifer des guten Zwischendeckwachhabenden keine Grenzen mehr, er läuft längs der Hängematten und durch eine gerade nicht sehr zärtliche Einladungskarte, ersucht er die Herren nochmals sich zu erheben, was denn auch gewöhnlich mit den genügenden Kraftausdrücken geschieht. Ein Heizer bringt auf dieselbe Art das Wachpersonal auf die Beine, der Signalmaat zurrt den betreffenden Herrn Offizier, welcher ablösen muss, oft auch nur mit den größten Schwierigkeiten.
Jetzt ist es 3:55 Uhr, der Pfiff ertönt, die Backbord-Wache und Freiwächter mit Hängematten-Musterung, der Zwischendeckswachhabende rennt nun wieder längs Deck,
na nun aber raus alles, weg mit den Hängematten, mit diesen und ähnlichen Ausdrücken läuft der Zwischendeckwachhabende nun wieder längs Deck, bis keine Hängematte mehr im Zwischendeck ist, die neue Wache und die Freiwächter treten nun zur Musterung an. Ist alles zur Stelle so löst die neue Wache ab in beschriebener Weise, und die alte Wache bekommt Hängematten. Es dauert auch nicht lange, da ist dann alles zur Ruhe, die Backbord-Wache, auch Nebelsignalwache genannt, beginnt nun mit der Arbeit. Da gerade Montag ist, steht Zeugwäsche auf der Routine, da geht es gleich morgens um vier Uhr mit Deckwaschen los, die zweiten Nummern machen klar zum Vieh- und Zeugwaschen, schweren Waschjollen etc., waschen sich dann und lösen ab.Um fünf Uhr zehn morgens müssen die Decks klar sein, dann ertönt der Pfiff: Vieh- und Zeugwäsche, die Mannschaft der Wache wäscht und badet sich jetzt, zieht sich reines Zeug an und das schmutzige Zeug wird gewaschen. Da das Schiff stark überholt, ist nicht viel Wasser in den Balgen, es ist gewöhnlich gerade genügend, dass jeder sein Zeug noch waschen kann, ein jeder wäscht nun so schnell wie es nur geht, denn in der einen Stunde muss Arbeitshose, Bluse, Mütze, Strümpfe, Träger, Unterhose etc. rein sein, hat sailorman in dieser Zeit nicht alles fertig gekriegt, so darf er den Rest auch des Nachts oder in der Freizeit waschen, wo er aber Wasser her bekommt, das ist seine Sache, oftmals wird es sogar aus den Bootsfässern genommen.
Allmählich ist es zwanzig nach sechs, alles was jetzt noch der Ruhe pflegt wird in vorbeschriebener Art wieder ersucht sich zu erheben. – Die Freiwache sowie die beiden Heizerwachen waschen und baden sich, nachdem die Hängematten verstaut sind. Dann wird von beiden Wachen das Deck gereinigt und um sieben Uhr ist
Backen und Banken, das heißt zu Deutsch: Die Herren werden zum Frühstück gebeten.Um zwanzig nach sieben ist Posten ablösen, die ersten Nummern der neuen Wache ziehen auf, um halb acht Pfeifen und Lunten aus und um zwanzig vor acht beginnen die Exerzitien. Des Montags ist gewöhnlich Artilleriedienst. – Um zwanzig vor neun wäscht die Wache Zeug, die Freiwächter klaren das Deck auf. Um zwanzig vor elf ist Geschütz putzen, die nicht an den Geschützen verbleibenden Leute reinigen das Deck.
Um fünf nach elf Handwaffen putzen: jeder Mann holt jetzt seine Flinte und reinigt dieselbe, denn auf See kommen diese sehr häufig stark mit dem Seewasser in Berührung. Ich glaube, wenn ein Leutnant von der Armee die Gewehre manchmal in solchem Zustand sähe, würde er schier auf den Rücken fallen, ein Seeoffizier kennt das hingegen nicht besser und sagt nur, die Gewehre müssen geputzt werden.
Halb zwölf ist Musterung, da wird dann von den Divisionsoffizieren genau gemustert, welcher kein hochzeitliches Gewand anhat. Der Sünder darf sich dann gewöhnlich, wenn nicht härtere Strafe eintritt, reines Zeug anziehen und in der Mittagsstunde das getragene waschen. Jetzt kommt auch der Wachmeister und ladet diesen oder jenen zum Rapport ein, hat er seine Schäflein zusammen so meldet er dem ersten Offizier
Angetreten zum Rapport!Der erste Offizier hört sich nun die Verbrechen an, die die Leute begangen haben.Meyer hat seine Mütze im Zwischendeck liegen lassen. Damit er nun solch große Sünde nicht wieder begeht, darf er acht Tage lang in der Mittagsstunde mit der Kleiderkiste antreten. Müller hat einen frechen Mund gehabt, das mag der Kommandant entscheiden, sagt der erste Offizier, und der Schulz, sagt der erste Offizier, dieser Mensch muss 14 Tage in die Korporalschaft vom Dienst, damit er nicht wieder vergisst, dass nach
Pfeifen und Lunten ausnicht mehr geraucht werden darf. Die beiden Betroffenen treten nun weg und Müller kommt vor den Kommandanten zum Rapport.Durch einen Blick in das Führungsbuch überzeugt sich letzterer von Müllers Vorleben bei der kaiserlichen Marine. Da er bis jetzt noch ziemlich gute Führung hat, kommt er mit drei Tagen Mittelarrest davon. Bei der Verkündung des Urteils verzieht letzterer keine Miene, weiß er doch, dass auch milde Gaben trotz Posten und Verschluss in die Arrestzelle gelangen.
Nachdem der erste Offizier Meldung von den Divisionsoffizieren erhalten hat, dass die Mannschaft gemustert ist, meldet er dieses dem Kommandanten, dann wird weggetreten und sailorman hat wieder einen halben Tag von der Dienstzeit herunter.
Zwanzig vor zwölf ist Backen und Banken
Wat gift dad hütsagt HeinHammelkohl mit Kabelgarnsagt Jan, darauf nimmt Hein, welcher glücklicherweise diese Woche Backschaft hat, seine Back und geht nach der Kombüse.
Giff mog man nen fixen Schlag Puitersegt Hein zum Koch. Gesagt, getan, und Hein verfügt sich nun nach seiner Back, die übrigen Bugmannschaften haben die Backen und Bänke heruntergeschlagen, die Hilfsbackschaft hat gedeckt und Hein will nun seine Mahlzeit verteilen, doch mit des Geschickes Mächten ist kein ewiger Bund zu flechten, denn was der Kuli essen wollte dampfet jetzt an dem Deck, das Schiff holte über, gerade als Hein nach dem Vorleger griff und zu diesem Zweck die Back verließ, und das Unglück war geschehen, zum Gaudium aller Matrosen, aber zum Schaden der Bugsmannschaft, welche heute nichts zu essen hatte.Dann ist auch schon der Wachtmeister da, welcher konstatiert, dass dieses ein großer Fettfleck sei und die Mannschaft muss ihn bis halb eins entfernen, natürlich mit Sand und Steinen, denn anders lässt sich kein Fleck auf S.M.-Schiffen entfernen.
Alle sailormans haben sich jetzt das Wams vollgeschlagen, selbst für Hein und seine unglückliche Familie hatte der Koch noch etwas erübrigt, die Backschaften reinigen das Essgeschirr und holen Butter und Brot.
Um halb eins löst die Backbord-Wache wieder ab, und alle Mannschaften welche nicht Posten stehen oder zur Strafe antreten müssen, haben jetzt Ruhe bis zehn vor zwei, dann ertönt der Pfiff:
Pfeifen und Lunten aus, die Backen werden wieder hoch geschlagen und die Decke gefegt, um vierzehn Uhr beginnt der Divisionsdienst, bis siebzehn Uhr, von fünf bis sechs findet dann noch ein kleines Abendmanöver statt, Feuerrolle, Schotten dicht, manchmal auch ein kleines Segelmanöver oder Instruktion.Um sechs Uhr ist
Klar Deck, zehn Minuten später Abendbrot, welches aus Thun, Brot, Butter besteht. Wem das nicht genügt, der kann sich auch vom BottelierDer Unteroffizier der den Proviant an Bord zu verwalten hat, also eine sehr wichtige Persönlichkeit, was schon daraus zu erkennen ist, daß er sich nicht Botelir sondern Bottelié nennen läßt, als ob es französisch wäre.[37] Wurst, Käse etc. kaufen, wenn sein Geld noch reicht.Um halb acht ist Zwischendeck Räumen und Fegen, dann werden die Decks klar gemacht zum Schlafen. Fünfzehn Minuten später ist Runde. Der erste Offizier, der Bootsmann, Pumpenmeister, Feuerwerker etc. gehen nun durch das Schiff und jeder macht dem ersten Offizier Meldung über sein Detail, der erste Offizier meldet darauf dem Kommandanten
Runde gegangen. Des Nachmittags um vier hat Steuerbord wieder Wache bekommen und um acht Uhr löst die Backbord-Wache wieder ab. Die Steuerbord-Wache holt sich das Schlafsegel unter die Back, bei gutem Wetter auch auf das Vordeck, und hat sich hier aufzuhalten, bis dass jeden seine Pflicht ruft. Um 21 Uhr ist Ruhe im Schiff.Der neue Tag beginnt wieder in vorbeschriebener Weise, nur dass der Dienst anders ist. Des Dienstags ist Divisionsdienst und des Nachmittags Zeug flicken, von fünf bis sechs Uhr ist Instruktion. Auch täglich werden backweise Kartoffeln geschält und dergleichen mehr.
Des Mittwochs, wenn es das Wetter erlaubt, Segelexerzieren. Über solch ein Segelexerzieren könnte ich Bücher schreiben, aber die Zeit erlaubt es nicht, des Nachmittags ist Arbeitsverteilung.
Donnerstags Divisionsdienst und gar erst freitags, ich glaube gar, wenn da eine Landratte an Bord käme, die dächte schier sailorman ist verrückt, denn an diesem Tage ist
Klar Schiff, d. h. das Schiff wird in einen gefechtsmäßigen Zustand versetzt. Alles was spind- und nagellos ist, wird ins Zwischendeck geschafft, jeder hat seine Arbeit, alles läuft und rennt, damit jeder seine Sachen an den vorgesehenen Ort bekommt, Munition wird in unheimlichen Massen an die Geschütze gebracht, die Geschützmannschaften handhaben ihre Geschütze, zielen und feuern auf den markierten Feind, bis dass das Signalabgeschlagenertönt. Dann wird alles wieder an die üblichen Stellen und Orte gebracht.Nachmittags ab vier bis Sonnabendmorgen elf Uhr steht entschieden alles im Zeichen des Wassermanns:
Rein Schiff.An Sonntagen findet zuerst Deckwaschen statt, dann ist Frühstück, hierauf Geschütz- und Messingputzen, dann legt jeder sein Sonntagsgewand an. Um Punkt zehn ist Musterung, darauf Gottesdienst, zuerst werden einige Verse aus einem Choral gesungen, wozu die Kapelle spielt, dann verliest der Kommandant die Epistel und das Evangelium, sowie einen Abschnitt aus dem Predigerbuch. Darauf das Kirchengebet und den Segen, zum Schluss wird noch ein Vers eines Kirchenliedes gesungen, die Feier ist kurz aber sehr schön. Dann ist Freizeit für die Freiwachen, die Wachen machen den DienstDie Dienstordnung der Marine stammt aus der Mitte des neunzehnten Jahrhunderts und sieht auch heute noch die Waffenreinigung am Freitagnachmittag, die Putz- und Flickstunde am Nachmittag des Samstags vor. [38] ruhig weiter.
Assistenten.
[28] Back, der vorderste, erhöhte Teil des Schiffes
[29] Die Hütte war lange Zeit der vornehmste Raum an Bord, auch auf Kriegschiffen, nämlich der Aufbau, das
oberste Stockwerkdes Hinterschiffes, also der Raum unter der Kampanje, wo die Kapitänskajüte und (die) Kammern der Offiziere waren.
[30] Reef, auch Reff, Ree, bedeutet Verkürzen des Segels durch Aufbinden (reffen)
[31] Ein Marssegel ist ein Segel, das an eine Rah der Marsstenge angeschlagen wird.
[32] Gast, Gasten, Gäste = Kriegsschiffsbesatzung, die eine gemeinsame besondere Dienstverrichtung haben
[33] Teil des Oberdeckszwischen Back und Achterdeck
[34] Der Klüver, von niederländisch
kluif(in der ursprünglichen Bedeutung
Klaue), ist ein dreieckig geschnittenes Segel, das am Klüverbaum (woher sein Name rührt) vor dem Bug gefahren wird.
[35] Der Tag an Bord eines Schiffes der Deutschen Marine beginnt wie überall mit dem Wecken, auch purren, das offiziell mit dem Locken eingeleitet wird, mit einem Pfeifsignal, das in der Regel fünf Minuten vor dem eigentlichen Aufstehen mit der Bootsmannsmaatenpfeife gegeben wird. Beim Locken handelt es sich um kurze, lockende Pfeiftöne. Das Locken kann beispielsweise mit folgendem Ruf stattfinden:
- Eine Hand am Sack, die andere am Socken; Soldat bleib liegen, das war erst das locken!
Der Ruf wurde durch einen Nachspruch verlängert, von dem unzählige Varianten überliefert sind:
- Reise reise. Auf jedem Schiff, das dampft und segelt, ist einer, der die Wache regelt!
- Reise reise Aufstehn! Auf jedem Schiff das dampft und segelt, ist einer der die Putzfrau vögelt!
- Reise reise. Lüft an das Gattchen, senkt die Rohre, und denkt nicht mehr an Hannelore.
- Reise reise. Ein jeder stößt den Nebenmann, der Letzte stößt sich selber an.
[37] Der Unteroffizier der den Proviant an Bord zu verwalten hat, also eine sehr wichtige Persönlichkeit, was schon daraus zu erkennen ist, daß er sich nicht Botelir sondern Bottelié nennen läßt, als ob es französisch wäre. Und es ist doch gut deutsch. Im Althochdeutschen hieß der Bottich botacha, mittelhochdeutsch botige; davon kommt butiglaere, büttiglaere, putigler, der Schenk, Mundschenk. Von Bottich kommt Bütte, von Bütte als Verkleinerungsform Buttel (Buddel), niederdeutsch Bottel, und hiervon kommt Bottelier, nur daß im seemännischen Gebrauch die verengte Bedeutung wieder erweitert ist, daß man nicht bloß an Flaschen, sondern vor allen Dingen an Fässer denkt, auch wenn sie gar kein Getränk, sondern Fleisch oder Butter oder Hartbrot enthalten.
[38] Die Dienstordnung der Marine stammt aus der Mitte des neunzehnten Jahrhunderts und sieht auch heute noch die Waffenreinigung am Freitagnachmittag, die Putz- und Flickstunde am Nachmittag des Samstags vor.