Campingfreuden 1968
Wer träumte in seiner Jugend nicht vom Camping in freier Natur. Natürlich mit einem Wohnwagen, ob klein oder groß. Wohnmobile gab es zu der Zeit noch nicht viele.
Mein Patenonkel hatte sich von einem Kunden einen kleinen Wohnwagen gekauft, ein Modell von Westfalia. Den hatte er eine Woche vorher mit seinem Mercedes 280 zum Campingplatz gezogen. Für den Mercedes brauchte er noch zwei zusätzliche Spiegel, die am Kotflügel in Höhe der Vorderreifen angebracht wurden. So wurde es vom TÜV vorgeschrieben.
An einem Samstagvormittag war ich dann bei meiner Tante Helga und wir gingen von der Bleicher Straße auf St. Pauli zum Anfang der Königstraße, Ecke Peepermöhlen. Hier war damals ein großer unbebauter Platz, auf dem das Kaufhaus Karstadt in einem großen weißen Zelt eine Camping-Ausstellung unterhielt. Es gab alles, was des Campers Herz begehrte. Hier sah sich meine Tante schon einmal um, was sie alles brauchte. Und meine Meinung wollte sie auch dazu hören.
Mein Onkel wollte dann um 12 Uhr aus seiner Kfz-Werkstatt fahren. Kurz vor 12 Uhr hatte er noch einen Kunden zur Abholung eines Kfz. Der Kunde verspätete sich leider, so war er erst eine halbe Stunde später am vereinbarten Treffpunkt, dem Zelt der Camping-Ausstellung.
Jetzt wurden Campingstühle, ein Klapptisch und zwei Liegen gekauft. Ein einfacher Sonnenschirm mit Ständer kam noch hinzu und eine gefüllte Propangasflasche musste auch noch mit. Den übrigen Hausrat für den Wohnwagen hatte der Vorbesitzer meinem Onkel und Tante beim Kauf überlassen.
Zeit zu überlegen, was beim Wohnwagenkauf noch alles vergessen wurde, blieb nicht viel, denn 1968 war an normalen Samstagen um 14 Uhr offizieller Ladenschluss. Wir fuhren zurück in die Wohnung von Tante und Onkel und verstauten den Proviant im Kofferraum des Mercedes. Anschließend sollte es auf den Campingplatz gehen. St. Pauli ließen wir hinter uns und fuhren Richtung Osten. Es ging durch Bergedorf, Geesthacht und Lauenburg. Dann passierten wir die große Brücke über die Elbe und weiter ging es in Richtung Bleckede nach Alt Garge.
Alt Garge ist heute ein Ortsteil der Stadt Bleckede und liegt 30 Kilometer östlich von Lüneburg. Hier befindet sich ein großer Campingplatz des ADAC, wo mein Onkel seinen Wohnwagen stehen hatte. Im Büro des Campingplatzes meldete er uns an und unterschrieb einiges. Er bezahlte die Platzmiete, dann wurde ihm die Campingplatz-Ordnung ausgehändigt.
An eins kann ich mich noch gut erinnern. Von 12 bis 15 Uhr war es nicht gestattet, mit dem Auto auf den Platz zu fahren. Da es aber nach 15 Uhr war, fuhr er mit seinem Wagen zum abgestellten Wohnwagen, den Standort kannte er ja. Beim Ausladen kamen wir mit den Nachbarn gleich ins Gespräch. Die wohnten auf der Veddel und waren schon seit einiger Zeit auf dem Campingplatz.
Nun hatte mein Onkel ja noch seinen altdeutschen Schäferhund Armin
, der seinen Auslauf an der Leine brauchte. Hund, Onkel und ich gingen in einem Waldstück spazieren, was viel Spaß machte. Ohne Leine war es zu gefährlich, denn das Waldstück lag an der Elbe, deren Mitte die Grenze zur DDR markierte. Diese Grenze wurde Tag und Nacht bewacht. Zurück auf dem Campingplatz, der vom ADAC empfohlen wurde, machten wir einen Rundgang. Neben dem Campingplatz war ein tolles Waldschwimmbad, das sehr bekannt war unter den Campern. Es hatte immer viele Besucher und man hörte die Wasserfreunde bis zum Campingplatz.
Die Propangasflasche wurde angeschlossen, damit meine Tante kochen konnte, denn wir wollten ja im Freien Mittag essen. Das Kochen gelang meiner Tante immer wie aus dem eff eff. Sie hatte keine Probleme, für so viele Familienmitglieder zu kochen und das im Wohnwagen auf engstem Raum. Natürlich hatte der Wohnwagen ein tolles Vorzelt zu damaliger Zeit. Das Wasser holten wir in Wasserkanistern aus den Sanitärräumen des Platzes. Hier waren auch die Duschkabinen, das WC, Waschplätze, und Waschmaschinen mit Münzeinwurf.
Es hat mir viel Spaß gebracht auf dem schönen Campingplatz, auch meiner Oma Olga aus Hamburg-Altona, wenn sie mal zu Besuch kam.