Umgebinde für Babys, siehe auch Kleckerbuschen
Salär ist ein Synonym für Arbeitsentgelt und Sold. Etymologisch geht der Begriff auf das etwa bedeutungsgleiche französische salaire zurück, das seinerseits auf das Lateinische salarium zurückzuführen ist.
Als Salbader wird ein seichter, frömmelnder Schwätzer bezeichnet, der meist einen vortragsartigen Monolog mit vorgetäuschtem Fachwissen hält.
Die Herkunft des Wortes ist nicht gesichert. Bezeugt ist es seit dem 17. Jahrhundert zuerst als Bezeichnung für seichtes Geschwätz. Am wahrscheinlichsten ist die Herleitung von Salz
(Sal, Sole) und Bader
, könnte also bedeuten jemanden mit Salzwasser baden
mit dem Hintergrund, dass sich in Salzwasser die Seife nicht löst. Auch die Nähe zu salben im Sinne von salbungsvoll daherreden ist möglich. Um 1800 verwendete man auch das Verb salbadern im oben genannten Sinne, nämlich frömmelnd, heuchlerisch und oberflächlich reden.
Eine Saline ist eine Anlage zur Gewinnung von Speisesalz. Salinen, die Siedesalz durch Verdampfung einer meist unter Tage hergestellten oder aus einer natürlichen Quelle stammenden Sole gewinnen. Meerwassersalinen, die als angelegte oder natürliche Salzgärten das Salz durch Verdunstung von Meerwasser freigeben.
Die Salondame bezeichnet ein weibliches Rollenfach auf der Theaterbühne. Die Rolle der Salondame ist dabei gekennzeichnet durch eine besondere mondäne Eleganz in Erscheinung und Sprechweise. Die Salondame vertritt auf der Bühne im Allgemeinen die elegante, mit gesellschaftlichen Talenten begabte, mitunter auch intrigante Dame von Welt
.
Samisdat, wörtlich: Eigenauflage, selbst Herausgegebenes
, kurz: Selbstverlag
; bezeichnete in der UdSSR und später auch in weiten Teilen des Ostblocks die Verbreitung von alternativer, nicht systemkonformer grauer
Literatur über nichtoffizielle Kanäle, zum Beispiel durch Abschreiben mit der Hand oder der Schreibmaschine oder durch Fotokopie und das Weitergeben der so produzierten Exemplare.
Samisdat gab es in nennenswertem Umfang in der Sowjetunion, Polen, der DDR, der Tschechoslowakei und Ungarn. Schriftsteller, Dichter, Publizisten und Sänger konnten kritische oder auch von den Normen des Sozialistischen Realismus abweichende Texte nur in Ausnahmefällen im staatlich kontrollierten Verlagswesen veröffentlichen. So war der Samisdat neben privaten Lesungen oft der einzige Weg, nichtkonforme Texte einem breiteren Publikum im eigenen Land zugänglich zu machen.
Bei nichtkonformen Sängern wie Wladimir Wyssozki wurden Konzertaufnahmen mitgeschnitten und per Tonbandkopie weiterverbreitet. Diese Form des Samisdat war unter dem Terminus Magnitisdat bekannt. Eine weitere, bereits seit den 1940er Jahren praktizierte Form der Verbreitung von Tonaufnahmen war der Rock auf den Knochen
(рок на костях rok na kostjach), wobei eine Tonspur auf eine Röntgenaufnahme geprägt wurde.
im Deutschen Wörterbuch der Brüder Grimm findet sich für Sargnagel folgende Erklärung: SARGNAGEL, m. bei den nagelschmieden, kleiner mit verzinntem rundem kopfe versehener nagel für den sarg.
Ugs. (scherzhft. für Zigarette).
Im Mittelalter wurde der Besitzer von Grund und Boden als Sasse
bezeichnet (auch Saße, Sass oder Saß).
Der Begriff bezieht sich auf sitzen
, erscheint in den Worten Sitz
, Besitz
, Wohnsitz
, und kommt heute noch in den Worten Insasse
oder ansässig
vor. In den Worten: angelsächsisch sæt
und altnordisch sát
, bedeutet es Lager
oder Hinterhalt
.
Ein Beispiel aus einem alten Text:
zu sasze kommen, nach hause kommen: so er nu zu saze quam, des dages lieht ein ende nam.
Auch wird, besonders in der Jägersprache, der Aufenthaltsort, das Lager eines Hasen als Sasse
bezeichnet. Siehe Wörterbuch der Gebrüder Grimm
Satan, m. Teufel. Das Wort stammt aus dem hebr. Widersacher, Verfolger
, einer nominalbildung zu nachstellen, verfolgen
, woraus griech. σατανᾶς und σατᾶν, lat. satanas, und innerhalb des germanischen: goth. gewöhnlich schwach flectierendes satana und starkes satanas, ahd. satanas, mhd. satanâs mit zahlreichen nebenformen: satinas, satanât, sathanat, satân, sathân Lexer handwb. 2, 612. Grimm myth.4 3, 292.
Im nhd. lebt die volle Form Satanas noch fort; in der Bibel besonders in Lucas und offenb. Johannis: Ich sahe wol den satanas vom himmel fallen, als einen blitz.
Luc. 10, 18; ich werde geben aus satanas schule, die da sagen, sie sind jüden, und sinds nicht.
Offenb. 3, 9. So noch in der classischen Zeit: dann pflag der alte satanas den süszen herrn zu spielen.
Siehe Wörterbuch der Gebrüder Grimm
Satrápen (pers. chschathrapâvan oder chschathrapa), im alten persischen Reiche seit Dareios Bezeichnung der Statthalter in den Provinzen, die, mit großer Machtvollkommenheit ausgestattet, zur Zeit des Verfalls des Reiches oft wie unumschränkte Herren herrschten und argen Druck ausübten. In seiner Blütezeit zählte das Reich 20 Satrapien.
Auch in deutschen Grabinschriften der Frühen Neuzeit wurde der Begriff Satrap in Bezug auf die Verwaltungstätigkeit von Juristen benutzt, z. B. in Trier in einer Grabinschrift für den Juristen Jakob Meelbaum de Castelberg (1598–1671), dessen Sohn Satrap von St. Maximin
war. Satrapen hatten eine politisch-administrative und militärische Leitungsfunktion, entsprechend einem heutigen Gouverneur.
Während der Diktatur Hitlers von 1933 bis 1945 waren Mitglieder dieser verbrecherischen Regierungsclique mit außerordentlichen Rechten ausgestattet und konnten in ihrem Bereich nach Belieben handeln. Beispiele solcher Satrapien während der Nazizeit sind:
Hermann Göring, als Oberbefehlshaber der Luftwaffe ab 1935, ab 1940 Reichsmarschall, organisierte er systematisch Wirtschaftsmaßnahmen gegen Juden und erließ am 12. November 1938 die Verordnung zur Ausschaltung der Juden aus dem deutschen Wirtschaftsleben
.
Reinhard Heydrich wurde nach der Zerschlagung des Tschechischen Staates stellvertretender Reichsprotektor in Böhmen und Mähren. Er wurde von Hermann Göhring am 31. Juli 1941 mit der Organisation des Völkermordes an den europäischen Juden (Holocaust), in der Sprache des Nationalsozialismus euphemistisch Endlösung der Judenfrage
genannt, beauftragt.
Heinrich Himmler wurde an die Spitze der damals noch der Sturmabteilung (SA) unterstellten Schutzstaffel (SS) berufen. Himmler gelang es in der Zeit des Nationalsozialismus, vor allem in den Jahren 1934–1936, insbesondere durch den sogenannten Röhm-Putsch, der von ihm geleiteten Organisation und damit auch sich selbst immer mehr Befugnisse innerhalb des NS-Regimes zu verschaffen. Dazu gehörte insbesondere das Erlangen der vollständigen Kontrolle über die Polizei, die Konzentrationslager und den Inlandsgeheimdienst, sowie der Aufbau militärischer, nicht direkt der Wehrmacht unterstehender Verbände (Waffen-SS).
Josef Goebbels, Gauleiter von Berlin ab 1926 und Reichspropagandaleiter ab 1930. Er hatte er wesentlichen Anteil am Aufstieg der NSDAP in der Schlussphase der Weimarer Republik. Durch antisemitische Propaganda und Aktionen wie die Novemberpogrome 1938 bereitete er ideologisch die Deportation und anschließende Vernichtung von Juden und anderen Minderheiten vor und gilt damit als einer der entscheidenden Wegbereiter des Holocausts.
Heute wird der Begriff Satrapenwirtschaft
in sarkastischer oder spöttischer Art auf die Willkür von Behörden angewandt.
Als saumselig
bezeichnet man einen Menschen, der bei der Ausführung von etwas recht langsam ist, sich Zeit lässt, gemächlich, träge, lahm, untätig, faul oder schwerfällig zu Werke geht.
Ein saumseliger Schuldner handelt nachlässig, träge, mit einer Neigung zur Verspätung. In Ableitung von saumsal; mhd. sûmeselic, nd. samsëlig
Veraltend, ohne Plural: Trunkenbold, Alkoholiker, Saufbold, Säufer, Saufkumpan, Schnapsnase, Schluckspecht, Trinker, Trunkenbold.
Nach dem Entzug der Fahrerlaubnis für ein Jahr und länger, z.B. wegen Fahrens unter Alkoholeinfluss, wurde der Führerschein irgendwann durch die Verkehrsbehörden neu ausgestellt. Der vorgedruckte Satz nach abgelegter Fahrprüfung
wurde aber durchgestrichen, weil nur noch eine theoretische Prüfung abgelegt werden musste. Dieser Strich wurde im Volksmund als Säuferbalken
bezeichnet und mancher wunderte sich, dass er bei jeder Verkehrskontrolle ins Röhrchen pusten musste.
Der Begriff ist mit dem alten Führerschein ausgestorben, im neuen rosafarbenen, oder dem Führerschein im Scheckkartenformat findet man ihn nicht mehr und das ist gut so.
Die alten Führerscheine verlieren spätestens am 19.01.2033 ihre Gültigkeit, das Datum gilt aber nur für die vor 1953 Geborene. Für zwischen 1953 und 1958 Geborene gilt bereits der 19.02.2022 als Stichtag, an dem der Führerschein ungültig wird.
Lesen Sie auch den Bericht:Der Postführerschein
und
Autofahren in den 1970er Jahren
von Hartmut Kennhöfer
In Deutschland unterteilt man die Beilagen heute in Sättigungsbeilagen und Gemüsebeilagen; ursprünglich ist Sättigungsbeilage
ein Begriff der DDR-Gastronomie. Birgit Wolf definiert den DDR-Begriff Sättigungsbeilage als Sammelbezeichnung für die in Gaststätten zu Fleischgerichten gereichten Kartoffeln, Reis, Nudeln, wenn bei Druck der Speisekarte nicht absehbar war, was zur Verfügung stehen würde.
Allgemein kann diese Beilage in Gaststätten auf Wunsch auch geändert werden, beispielsweise Pommes statt Spätzle
.
Im Wiener Raum wird speziell bei Fleischgerichten auch der Begriff Zuspeise verwendet.
Wird häufig (unrichtig) als Restfleisch, das von Knochen abgeschabt wird bezeichnet.
Schabefleisch oder Tatar (englisch und französisch steak tartare), ist Hackfleisch vom Rind, das aus hochwertigem, sehnenfreiem und fettarmem Muskelfleisch wie Filet hergestellt wird und feiner zerkleinert ist als einfaches Rinderhackfleisch. Als Gericht wird es meist roh als Beef- oder Hacksteak Tatar zubereitet. Filet Americain in Belgien ist präpariertes rohes Hackfleisch mit einer Soße, meist auf Baguette.
Das Wort schaben
geht zusammen mit got. skaban und altengl. sceafan (daraus engl. to shave) auf germ. *skab–a– schaben
zurück; außergermanische Verwandtschaften mit lat. scabere kratzen, schaben
und litau. skabéti schneiden, abschlagen
sind nachzuweisen; die idg. Wurzel lautet *(s)ke-b(h)- (s)ka-b(h)- schaben
; das mittelhochdeutsche Wort bedeutete noch kratzen, scharren, scheuern
sowie abstoßen
und polieren
, im Neuhochdeutschen verengte sich die Bedeutung auf kratzen, reiben
. Quelle: Wortherkunftswörterbuch
Im Reitsport für eine spezielle Form einer Satteldecke, als Fensterdekoration meint es einen Querbehang.
Ruhrpottslang für eine Frau, der jeder persönliche oder sexuelle Reiz abgeht, die ungepflegt im Äußeren und in der Kleidung ist, wird als Schabracke bezeichnet.
In der heutigen Bedeutung ist damit ein Scherz, eine Verhöhnung, Beschimpfung oder Verstottung gemeint. Die Herkunft des Wortes ist nicht eindeutig. Das Wörterbuch der Gebrüder Grimm nennt als mögliche Herkunft einen groben Winterhut, der im Nacken schabt: nû treît man den schavernak für die bluomenhüete.
Ottokar v. Steier und Apollonius führen den schavernac unter fremden, meist italienischen Weinen auf, bei Apollonius bezeichnet Schavernac den Ort, wo der Wein gewachsen ist. Seit dem 14. jh. ist die Bedeutung des Schimpfes, Hohns, der Schande nachweisbar (schabernacken): dat ine de keiser einen hunt sande to schavernake.
Bei Melissus R 1a heißt es die zum necken geneigte stimmung, die Gesinnung, aus welcher der schabernack hervorgeht, mehr betonend: bey wein und schabernack schläft meine laune nimmer.
Ruhrpottslang für schlecht, mies ("schäbbiges Wetter"); en Schäbbigen
- Mann, der durch sein Äußeres und durch seine Kleidung abstößt (Mit sob schäbbigen Kletschkopp hätt ich keine Traute irgendwo inne Botanik rumzugondeln.
)
Beim sogenannten Schachtelkranz handelt es sich um einen Brauch, der in Norddeutschland praktiziert wird, vor allem in Westfalen und Niedersachsen. Der Name ist von einem Kranz aus Schachteln hergeleitet, der einer Frau traditionell zu ihrem 25. Geburtstag geschenkt wird, wenn sie bis dahin noch nicht verheiratet ist.
Der Schachtelkranz ist der Ersatz für den bei der Hochzeit als Brautschmuck verwendeten Grünen Kranz (Jungfernkranz
), den die Frau zur Hochzeit bekommt, wenn sie vor ihrem 25. Geburtstag heiratet. Anstelle der immergrünen Myrte besteht er aus Schachteln. Diese Schachteln stehen dabei symbolisch für die Empfängerin, die so zur alten Schachtel
wird.
Der Schachtelkranz ist das Analogon zum Sockenkranz oder Flaschenkranz (Kuemmerlingkranz
) bei unverheirateten 25-jährigen Männern.
Wird diejenige aber in einem Schaltjahr 25, so wird ihr stattdessen ein Kümmerlingkranz/Flaschenkranz gebracht, da in einem Schaltjahr die Kränze getauscht werden und die Männer einen Schachtelkranz bekommen.
Ein verwandter Brauch ist das Treppe fegen
lediger Männer am 30. Geburtstag.
Lehnwort aus dem gleichbedeutenden Arabisch: الشيطان ; Der Teufel, ein teuflisches Wesen, Antichrist in der arabischen Mythologie. Begriff eingesandt von Oliver Kröger, Herford
Die DDR-Namensgebung für Discjockey
. Damals musste ein DJ
eine Prüfung ablegen und erhielt eine offizielle Zulassung um öffentlich Musik auflegen
zu dürfen.
Schaflaub, auch als Schafwellen überliefert, ist ein alter Begriff aus der Forst- und Landwirtschaft und bezeichnet gebündelte und getrocknete Laubbaumäste, deren Laub der Tierfütterung diente. Zur Herstellung von Schaflaub wurden am Ende des Sommers dünne Äste (sogenannte Reiser) von Laubbäumen abgeschlagen. Verwendete Baumarten waren dabei zum Beispiel Eichen, Hainbuchen oder Ulmen. Die frischen Zweige wurden gebündelt und umgehend in die Sonne zur Trocknung aufgehängt. Die trockenen Bündel wurden danach bis zum Gebrauch im Winter an einem trockenen Ort eingelagert.Quelle: Wikipedia.org
Im Reitsport für eine spezielle Form einer Satteldecke, als Fensterdekoration meint es einen Querbehang.
Auch eine Frau, der jeder persönliche oder sexuelle Reiz abgeht, die ungepflegt im Äußeren und in der Kleidung ist wird (Ruhrpottslang) als Schabracke bezeichnet.
Eine Schallplatte ist eine in der Regel kreisförmige und meistens schwarze Scheibe mit einem Mittelloch, deren beidseitige Rillen als analoge Tonträger für Schallsignale dienen. Das Wort Schallplatte wurde bereits zur Zeit der Grammophon-Ära geprägt. Der seit dem Produktionsende der Grammophonplatten wesentlich geläufigere Begriff Schellackplatte grenzt diesen älteren Tonträger deutlich von der späteren Schallplatte aus Polyvinylchlorid ab.
Schamade (franz. chamade, portug. chamada, lat. clamare, »Rufen«), das Zeichen mit der Trommel oder Trompete, daß der Belagerte zur Übergabe bereit ist; daher S. schlagen, sich ergeben. Ursprünglich erbat der Belagerer nach geschlagenem Sturm durch die S. die Erlaubnis zur Beerdigung seiner Toten.
Schau, veraltetes Notzeichen der Schiffe, besteht aus der in der Mitte zusammengebundenen Nationalflagge (die Flagge im Schau setzen
).
Ein Schauarzt, auch Leichen-, oder Totenbeschauer, ist ein Sachverständiger für die Untersuchung einer Leiche, um die Verheimlichung von gewaltsamen oder durch strafbare Vernachlässigung oder medizinische Pfuschereien herbeigeführten Todesarten zu hindern, zur Ermittelung ansteckender Krankheiten, sowie an der Herstellung genauer Sterbelisten mitzuwirken und die Bestattung Scheintoter zu verhüten.
In den 1950er Jahren machte man einen Schaufensterbummel und holte sich modische Anregungen für Selbstgeschneidertes. Die beste Zeit für einen Schaufensterbummel war nach Geschäftsschluss. Heute geht man shoppen
und gibt dabei gnadenlos viel Geld aus. Dafür wurden sogar die Ladenöffnungszeiten angepasst.
Eine Scharteke (Charteque, v. mittelniederdeutsch: scarte, scarteke altes Buch, Urkunde, wohl aus französ. charte Urkunde aus latein.: charta Karte) ist die abwertende Bezeichnung für ein altes, wertloses Schriftstück oder Buch. Die Bezeichnung kam im 16. Jahrhundert auf. Im 19. Jahrhundert bezeichnete man damit allgemein altes wertloses Gerät, schließlich stand das Wort abwertend für eine alte Frau. Auch: Schateke, Schapeteke.
Die Bezeichnung Scharwerk kommt von dem althochdeutschen Wort scara
für Schar, Haufen. Es bezeichnete Arbeiten, die von mehreren Leuten, einer Schar
, abwechselnd für einen Herrn oder eine Domäne zu leisten waren (Frondienst). Die Personen nannten sich offiziell Scharwerker. Das Scharwerk musste an zwei bis drei Tagen in der Woche geleistet werden, wurde aber oft auch täglich verlangt. Nur an Sonntagen und großen Festtagen sollte niemand zum Scharwerk gerufen werden. Eine Befreiung vom Scharwerk musste mit Geld oder Naturalien an den Gutsherrn abgegolten werden. Das Scharwerk wurde 1802 in Ostpreußen aufgehoben.
Schatulle (v. mittellat. scatola, Schachtel
), Kasten mit mehreren Abteilungen zur Aufbewahrung von Geld, Kostbarkeiten etc.; dann das Privateigentum (Schatullgut) eines Monarchen; dasselbe unterliegt in der Regel den allgemeinen Bestimmungen des bürgerlichen Rechts. In einigen Ländern ist durch Hausgesetz bestimmt, daß unbewegliche, zum Schatullgut gehörige Sachen, über die der Erwerber nicht Verfügung getroffen hat, bei seinem Tode dem Hausfideikommiß zuwachsen (in Preußen dem Staatsgut). Den Gegensatz zu diesen Schatullgütern bildet das Staats- und Domanialgut. In Preußen wurde der Unterschied zwischen Domänen und liegenden Schatullgütern durch Edikt vom 13. Aug. 1713 beseitigt; beide sind für unveräußerlich erklärt. Jedoch wird ein (nicht ausgeschiedener) Teil der Kammergüter fortwährend als Stammgut unter dem Namen Kronfideikommiß betrachtet. Hierauf bezieht sich auch die Anordnung, daß von dem Ertrag der Domänen eine bestimmte Summe für die Hofstaatsausgaben abgezogen u. nur der Überrest in den Etat aufgenommen wird.Meyers Großes Konversationslexikon (6. Auflage, 1905–1909)
Der Scheffel auch Schaff, Schäffel, Simber, Sümber, Sümmer, Simmer ist ein altes Raummaß, das zur Messung von Schüttgütern (z. B. Getreide) benutzt wurde und deshalb auch Getreidemaß genannt wurde. In Westfalen wurde der Scheffel auch zum Messen von Steinkohle verwendet. Die Größe eines Scheffels war sehr unterschiedlich, nach der Tabelle (siehe unten) zwischen 17,38 und 310,25 Liter. Weiterhin bezeichnet ein Scheffel (Landes) eine alte landwirtschaftliche Flächeneinheit. In Altona in Holstein, entsprach der dänische Scheffel 17,38 Liter. Der Ausdruck sein Licht unter den Scheffel stellen
stammt aus der Bibel, genauer: Jesus' berühmter Bergpredigt. Da heißt es, man zünde auch nicht eine Lampe an und setzt sie unter den Scheffel, sondern auf das Lampengestell, und sie leuchtet allen, die im Hause sind
(Matthäus 5:14).
Der heutige September, hieß früher auch Herbstmond, Scheiding, Holzmonat.
Es ist fast unbekannt, dass unsere heute gebräuchlichen Monatsnamen geschichtlich noch recht jung sind. Bis zur Renaissance waren Monatsnamen gebräuchlich, welche sich auf die Ernteperioden und auf Naturereignisse bezogen.
Kleingeld zur Scheidung der Leute
, d.h. zum Ausgleich der kleineren Wertunterschiede bei Geschäften.
ringförmige Klammer (an Rohren oder Kabeln), oder für Glocke, Glöckchen, zu mhd. schellen, ahd. scellan = tönen. Schelle, Maulschelle oder Ohrschelle, umgangssprachlich für einen Schlag ins Gesicht.
Zur Herstellung der Tonträger vergangener Tage wurde Schelllack benutzt, das ist das Ausscheidungsprodukt der indischen Lackschildlaus.
Schelm ist heutzutage eine Bezeichnung für einen Witzbold oder Spaßvogel, der auf scherzhafte Art das unmöglich Scheinende zu vollbringen vorgibt und daraus seinen Vorteil zieht. Das Wort Schelm war im Hochmittelalter des 12. und 13. Jahrhunderts ein ritterlicher Beiname und bedeutete Todbringer. Dieser Beiname deutete wohl auf die Kampfeigenschaften des Ritters hin. Im Spätmittelalter wurde die ursprüngliche Bedeutung des Wortes Schelm mit der Tätigkeit des Scharfrichters verbunden und dadurch auch zur Bezeichnung dieser Berufsgruppe. Schelme gehörten zu einer sozialen Randgruppe: Sie waren Angehörige eines zwar unentbehrlichen, aber verachteten Berufsstandes. Als solche lebten Schelme in einem zweideutigen Verhältnis mit einer auf sie angewiesenen, aber sie gleichzeitig ächtenden besseren Gesellschaft
. Die Bezeichnung Schelm gegenüber anderen wurde deshalb als schwere Beleidigung angesehen und war noch im 17. Jahrhundert als Verbalinjurie strafbar.
kleiner Hocker, niedriger Arbeitsstuhl ohne Lehne. Eine besondere Art ist der sogenannte Melkschemel. Er besitzt lediglich ein Bein und wird mit einem Gurt um den Leib geschnallt.
Im 19. Jahrhundert war der Begriff Schemelführer für den Trauzeugen üblich, denn es war seine Aufgabe, die Braut zum Trauschemel zu führen.
entweder (hochdeutsch) ein Töpfer, oder (niederdeutsch) ein Gastwirt, der einen Krug betreibt.
mhd. schiur(e), ahd. sciura, scūra, verw. mit Scheune (landschaftl.), Schauer für Schutzdach.
vom englischen [to blink - blinzeln, zwinkern] abgeleitet für seitliche Sichtbehinderung der Pferde, die den Wagen zogen.
bez. eine weiße Rebsorte. Sie ist wie der Kerner eine der großen Erfolge der deutschen Neuzüchtungen.
Schesen steht für rennen, laufen, pesen, sich schnell fortbewegen. Das alte Auto wird ebenfalls als Schese bezeichnet, Fahrzeuge mit durchgehender vorderer Sitzbank waren schnelle Sofas
! Aus dem franz. (chaise) für Kutsche.
Mit Schichtarbeit oder Schichtdienst wird eine Arbeitsgestaltung bezeichnet, bei der Arbeitnehmer nach einem bestimmten Zeitplan versetzt nacheinander an der gleichen Arbeitsstelle eingesetzt werden, so dass sie ihre Arbeit innerhalb eines bestimmten Zeitraums zu unterschiedlichen Zeiten verrichten müssen.
Als Hamburger Ausdruck jetzt ist Schicht
ist aber der Feierabend, das Ende des Arbeitstages gemeint.
Schickermoos; landschaftlich, salopp: Kleingeld, Geld, das jemand (heimlich) beiseite bringt, um es in einer Gaststätte auszugeben.
Ursprünglich ist eine Schickse eine Nichtjüdin aus der Sicht eines Juden; umgangssprachlich ein leichtes Mädchen, im Sinne von Flittchen.
Auch diese Redewendung das schickt sich nicht
ist aus der Mode gekommen. Es bedeutet soviel wie unangemessen, unangebracht, deplatziert, fehl am Platz, nicht angebracht, penlich
. Goethe kannte die Redewendung noch und schrieb in einem seiner Gedichte:
Eines schickt sich nicht für alle!
Sehe jeder, wie er's treibe,
Sehe jeder, wo er bleibe,
Und wer steht, dass er nicht falle! Margot Bintig, 26. März 2023
Eine Schubkarre (auch Schiebkarre, Scheibtruhe, Schiebetruhe, Robbern oder Karette genannt; offizielle Bundeswehr-Bezeichnung ist einachsiger Dreiseitenkipper).
Ugs. jemand, der auf dunklen Wegen Geschäfte macht; er verschiebt z.B. Hehlerware. Aber auch für ein Steckbecken, das einem Kranken, der nicht zu Stuhle gehen kann, untergeschoben wird (Bettpfanne).
scherzhft. für wenige, kleine Wurstscheibe auf (viel zu großer) Stulle.
Veraltet für Jagdhund. Jagdhunde, deren Aufgabe es war, das angeschossene Wild aufzuspüren, hießen früher Schießhund
. Diese Jagdhunde mussten sehr aufmerksam sein, um die erlegten Tiere aufzuspüren. Daher stammt die Redewendung aufpassen wie ein Schießhund
.
Das Wort Schietbüdel (auch Schietbüddel; wörtlich ins Hochdeutsche übersetzt Scheißebeutel
, also Windel
) kommt aus dem Platt- oder Niederdeutschen und wird heute überwiegend als Kosewort, regional aber auch als Schimpfwort verwendet. Die Redewendung mien seuten Schietbüdel!
– mein süßer Schietbüdel!
bedeutet so viel wie: mein süßes Kind!
und entspricht damit dem hochdeutschen Ausdruck kleiner Scheißer
, der allerdings wirklich nur für kleine Kinder verwendet wird.
in der Weberei das Weberschiffchen, den Schützen, in der Kirche ein kleines Gefäß, in dem Weihrauch transportiert wird.
Das Akkordeon, auch Ziehharmonika, Ziehorgel, Handorgel, Handharmonika oder Schifferklavier genannt, ist ein Handzuginstrument.
Schillerlocken sind enthäutete, geräucherte Bauchlappen des Dornhais. Beim Räuchern rollen sich die etwa 20 Zentimeter langen, dünnen Lappen röhrenförmig ein und krümmen sich am Ende. Die Form erinnere an die Frisur Friedrich Schillers mit langen Nackenlocken, daher der von ihr entlehnte Handelsname. Da der Dornhai durch Überfischung bedroht ist, wird er in der Roten Liste gefährdeter Arten der IUCN als gefährdet geführt. Daher werden Schillerlocken im Handel kaum noch angeboten.
Schinder, Abdecker, im oberdeutschen Sprachraum Wasenmeister, war jahrhundertelang eine Berufsbezeichnung für Personen, die in einem bestimmten Bezirk für die Beseitigung von Tierkadavern und die Tierkörperverwertung zuständig waren. Aus der Verwertung ergaben sich Produkte wie Fette, Leim, Knochenmehl, Salmiak, Seife, Bleichmittel und Viehfutter.
Mittelniederdeutsch, mitteldeutsch Schüppe, eigentlich ein Gerät zum Schieben, zu mittelhochdeutsch schupfen = schnell und heftig schieben, bezeichnet eine Schaufel, umgangssprachlich in Nord- und Mitteldeutschland auch Schippe oder Schüppe, im Rheinland auch Schöppe, ein Werkzeug zum Aufnehmen und Fortschaffen von Lockermaterialien.
Auch bezeichnet Schippe
die missmutig vorgewölbte Unterlippe.
Schippen
ist die Farbe der Spielkarten im Deutschen Blatt; heute Pik genannt.
Redensarten: Jemanden auf die Schippe nehmen
- ihn veralbern, nicht ernst nehmen. Dem Tod von der Schippe springen
- noch einmal mit dem Leben davongekommen zu sein. Eine Schippe drauflegen
- seine Anstrengungen verstärken, steigern.
bzw. Zislaweng ist ein aus dem Französischen gebildetes Wort: Eine Deutung besagt, dass es aus ainsi cela vint
(so ging das vor sich
) hervorgegangen ist, eine andere geht davon aus, dass es von c'est le vent (das ist der Wind
) herrührt. Den Ursprung fand es vermutlich im Berliner Raum mit den Glaubensflüchtlingen aus Frankreich (Hugenotten) Ende des 17. Jahrhunderts. Bis heute wird das Wort vor allem in der Berliner Mundart verwendet.
Beliebter Nachtisch in schlechten Zeiten: Schlacker
oder Schlackermaschü
Eiweiß sehr steif schlagen, Puderzucker unterheben, etwas roten Saft dazugeben, so dass es eine schöne rosa Farbe gibt. Portionsweise auf Glasteller füllen. Rundum Vanillesoße gießen, so dass in der Mitte ein rosa Hügel zu sehen bleibt. Mmmmmh… Renate Rubach (Rezepte, Omas Küche)
ist ein Mannschaftssportart mit neun Spielern pro Team, dass als Ursprung des Baseball gilt.
Schlafittchen oder fälschlicherweise Schlawittchen (Schlafittich, Schlagflügel
), auch Schlafittl, ist eine redens- und mundartlich weitverbreitete alte Bezeichnung für Hemd- oder Jackenkragen, bzw. Rock- oder Ärmelzipfel, abgeleitet von Fittich
(Flügel). Verwendet wird das Wort im Zusammenhang der Redewendung am Schlafittchen packen
im Sinne von jemanden am Weglaufen hindern
, ähnlich wie man Geflügel am Flügelansatz fasst.
Die Schlager-Süßtafel ist ein Genussmittel, das ursprünglich zwischen zirka 1970 und 1990 in der DDR vom VEB Rotstern Schokoladenwerk in Saalfeld als ein schokoladenähnliches Produkt hergestellt wurde. Sie ist inzwischen wieder erhältlich. Der Name Süßtafel (statt Schokolade) erlaubte den teilweisen oder völligen Verzicht auf Kakaobestandteile. Das Produkt ähnelte zuerst weißer Schokolade und wurde zum Einzelhandelsverkaufspreis von 50 Pfennig verkauft. Bald folgte aber eine andere Rezeptur, die aus Hartfett, Zucker, Molke und Kakaopulver sowie Erdnüssen bestand. Der Kakaogehalt lag bei 7 Prozent. Der Preis betrug bis zur Einstellung der Produktion 80 Pfennig. Die Schlager-Süßtafel war das erste einer ganzen Reihe von verschiedenen Substitutionsgütern, die aus Mangel an importierten Rohstoffen (besonders Kakao) in den 1980er Jahren produziert und verkauft wurden. Die Verpackung galt als Musterbeispiel des DDR-Industriedesigns. Siehe Wikipedia.org
Das etymologische Wörterbuch nach Pfeiffer stellt fest, dass Schlampe für eine unordentliche, nachlässige, ungepflegte Frau
bereits im 17. Jahrhundert gebildet wurde, zu dem Verb schlampen lose und nachlässig herabhängen, (um den Körper) schlenkern
. Im 15. Jahrhundert bedeutete im Frühneuhochdeutschen schlampen schlaff herabhängen
. Sowohl Substantiv wie auch Verb gehören zu einer vor allem in den Mundarten verbreiteten und semantisch weiterentwickelten Wortgruppe
, wie schlampen
Des Weiteren ist ein Zusammenhang mit Schlamm und eine nachlässig gehen, sich herumtreiben, gierig und geräuschvoll essen
, Schlamp Schleppe (am Kleid), Schwelgerei, Gelage, nachlässiger, ungepflegter Mensch
.Rückführung auf ie. *(s)lemb(h)-, die nasalierte Form der unter Lappen genannten Wurzel ie. *lē̌b-, *lō̌b-, *lā̌b-
wahrscheinlich.schlaff herabhängen(d)
, die hier, wie auch in schlafen, schlaff, schlapp […], mit anlautendem s- auftritt
Eine andere und sehr interessante Definition des Wortes und seiner Herkunft wurde uns von unserer Leserin Petra Wilken genannt:
Als Polsterin wurde mir in der Ausbildung beigebracht, dass der Begriff Schlampe
im Ursprünglichen aus der Lederverarbeitung entstammt, wo dies der Fachbegriff für die heutige Klauen
ist. Die Schlampen bezeichnen das Leder, welches sich in der Bein-Region befindet, von minderwertiger Qualität ist und beim lebenden Nutztier häufig mit Schlamm bedeckt war. Durch den schmutzigen Ursprung des Leders sowie die Minderwertigkeit würde der Begriff abwertend besetzt und im Laufe der Jahre durch Klauen
ersetzt. Leider finde ich keine seriöse Quelle zu dieser Aussage, sondern nur die Lehre meines damaligen Lehrers. Vielleicht ist dies jedoch ein Gedankenanstoß für Sie. Viele Grüße Petra Wilken
Das Schlaraffenland (von mhd. sluraff = Faulenzer; Das Land der faulen Affen
; auch Schlarraffenland oder bei Hans Sachs Schlaweraffen Landt bzw. Schlauraffenlandt) ist ein fiktiver Ort aus diversen Märchen, in dem alles im Überfluss vorhanden ist.
In den Flussbetten des Schlaraffenlands fließen Milch, Honig oder Wein statt Wasser (in Anspielung z. B. an Deuteronomium 6,3Deshalb, Israel, sollst du hören und darauf achten, (alles, was der Herr, unser Gott, mir gesagt hat,) zu halten, damit es dir gut geht und ihr so unermesslich zahlreich werdet, wie es der Herr, der Gott deiner Väter, dir zugesagt hat, in dem Land, wo Milch und Honig fließen. (Dtn 6,3 LUT) und viele andere Stellen). Alle Tiere hüpfen und fliegen bereits vorgegart und mundfertig durch die Luft. Hans Sachs erzählt auch von einem Berg mit Hirßbrey
. Die Häuser bestehen aus Kuchen. Statt Steinen liegt Käse herum. Genießen ist die größte Tugend der Bewohner des Schlaraffenlands, harte Arbeit und Fleiß werden als Sünde betrachtet. Dem Alter wird mit dem Jungbrunnen abgeholfen, etwa: Welcher ein altes Weib hat / der schick sie auch mit in das Bad / sie baden kaum drey Tage / so wird ein junges Dirnige darauß / vngefehr bey achtzehen Jahren.
Schlaraffenland wird deshalb heute meist übertragen verwendet, um auf ein Paradies des Nichtstuns und müßig essenden Herumliegens hinzuweisen. Wenn jemand also sagt, man lebe wie im Schlaraffenland, so möchte er ausdrücken, dass es einem bestens geht und man keinerlei Sorgen hat.
Der Schlawiner (auch Schlawuzi oder Schlawack) ist eine umgangssprachliche Bezeichnung, die sowohl anerkennend als auch beleidigend gemeint sein kann. Sie bezeichnet:
- einen pfiffigen, gerissenen, lebhaften Menschen,
- oft auch ein solches Kind; synonym: Schlingel (in seiner heutigen Bedeutung), Schalk,
- einen gerissenen Gauner,
- einen unzuverlässigen Menschen.
in Betrieben des Baugewerbes vom Arbeitsamt in der Zeit vom 1.11. bis 31.3. gewährte Ausgleichszahlung, wenn aus Witterungsgründen an einzelnen Tagen nicht gearbeitet wurde; 1996 durch das Winterausfallgeld ersetzt.
Gehoben bzw. veraltet: ganz und gar, alles in allem, im schlechteren Fall.
Beispiele, gefunden im Wörterbuch der Gebr. Grimm: Schiller 1, 196; auch ist ein mensch, der ganz bosheit ist, schlechterdings kein gegenstand der kunst. 2, 11; ich denke vielmehr überzeugt zu seyn, dasz der zustand des moralischen übels im menschen, ein schlechterdings gewaltsamer zustand sey. 362; ein philosophischer gegenstand ist schlechterdings für die poesie verwerflich.
Als Schleichhandel
bezeichnet man den unter Umgehung von gesetzlichen Vorschriften (z. B. Zollpflicht: Schmuggel) durchgeführten Warenhandel; er wird strafrechtlich verfolgt. Eine Sonderform des Schleichhandels ist der Schwarzhandel oder Schwarzmarkt.
Schleichwerbung bezeichnet laut ORF-Gesetz und deutschem Rundfunkstaatsvertrag die Erwähnung oder Darstellung von Waren, eines Herstellers von Waren oder eines Erbringers von Dienstleistungen in Programmen, wenn sie vom Veranstalter absichtlich zu Werbezwecken vorgesehen ist und mangels Kennzeichnung die Allgemeinheit hinsichtlich des eigentlichen Zwecks dieser Erwähnung oder Darstellung irreführen kann.
Die dramaturgisch nicht notwendige Produktplatzierung wird in der Regel mit Geld- oder Sachzuwendungen abgegolten.
Bereits in den 1920er Jahren hat Edward Bernays für die American Tobacco Company zu Schleichwerbung gegriffen: Frauen, so fand er heraus, betrachteten in den 1920er Jahren Zigaretten als phallische Symbole männlicher Macht und somit als ungeeignet für Frauen. Bernays versuchte für ATC, auch für Frauen das Rauchen attraktiv zu machen. Er beschäftigte eine Gruppe von Frauen und bat sie, sich wie Suffragetten zu verkleiden und zu streiken. Die Frauen marschierten durch New Yorks Fifth Avenue, und als Zeitungsreporter sie fotografierten, zündeten sie sich Zigaretten an und proklamierten diese als torches of freedom
(Fackeln der Freiheit).
Unteroffiziersdienstgrad (Feldwebel) bei Militär, der die Rekruten ausbildet.
[…] Marschieren, exerzieren, grüßen, hüpfen, robben, auf dem schwarzen Schotter des Kasernenhofs. Im Glied stehen, abzählen, Augen geraaaade aus! rührt euch, still … stannnnden … rrrrechts um! Plautz ist ein Schleifer aus Leidenschaft, er genießt das Schinden und Schikanieren. Brüllend wird aus dem kleinen Mann ein Großer. Er kann es wagen, seine Männer hart zu schinden. Sie kommen aus der HJ […]
Lesen Sie dazu den Zeitzeugenbericht von Kurt Jürgen Voigt aus dem Jahr 1944: Der Schleifer von Sylt
Schleisse, von dem Zeitworte Schleissen. Gewöhnlich führen dünne lange geschlissene oder gespaltene Späne, Leuchtspäne, Eschlichium, Fr. Eclisse, den Namen der Schleissen, von welcher Art, besonders die aus dem Holze des Kienbaums gerissene Späne sind, deren sich die gemeinen Leute auf dem Lande, und nahe an holzreichen Wäldern anstatt der Lichte und Fackeln bedienen. Sie sind gewöhnlich so lang, als die Scheite, woraus sie gespalten werden, zwei bis drei Finger breit. Man spaltet sie gewöhnlich, nachdem sie breit sind, nach der Länge zwei= bis dreimal. Bei den Wundärzten führen die abgezupften oder geschabten Fäden, Charpie genannt, in manchen Gegenden gleichfalls den Namen der Schleissen.
Schleppe, die gegen die Mitte des 14. Jahrh. in Frankreich und bald nachher auch in andern Ländern zur Mode gewordene Verlängerung der Damenkleider, die bald bis zu Ellenlänge heranwuchs und unter der prachtliebenden Isabella von Bayern, Gemahlin Karls VI., und am burgundischen Hof sich dermaßen steigerte, dass die Überfülle des Stoffes der Prunkkleider von Dienern oder Dienerinnen nachgetragen werden musste.
Wegen des hohen, objektiv nicht notwendigen Stoffverbrauchs und weil die Schleppe beim Schleifen über den Boden verschmutzt und beschädigt (d. h. wertvoller Stoff vernichtet) wurde, eignete sich eine Schleppe zur Zurschaustellung von Reichtum und wurde somit zum Statussymbol. In manchen höfischen Kleidungsreglements wurde ihre Länge je nach Status der Trägerin begrenzt: Je höher der Adelsrang, desto länger durfte die Schleppe sein.
Die Schleppe kommt auch in Goethes Faust vor, wo es im zweiten Teil vom Hofnarren heißt: Gleich hinter Eurer Mantelschleppe, / Stürzt er zusammen auf der Treppe. / Man trug hinfort das Fettgewicht, / Tot oder trunken, weiß man nicht.
Nach der Währungsreform 1948 begann das sogenannte Wirtschaftswunder
. Als Folge der erlittenen Entbehrungen wurden die Brötchen immer üppiger mit Aufschnitt belegt, man nannte sie Brötchen mit Schleppe
. (Siehe auch Fresswelle).
Schlepper, in der Gauner- und Falschspielersprache Bezeichnung für den Helfershelfer, der die Opfer zum Spiel animiert und herbeiholt.
Heute wieder im Gebrauch für einen Helfer im Kontext von illegaler Migration, Schlepperei und Menschenschmuggel.
Das Hamburger Gängeviertel der 1930er Jahre war das Arbeiterviertel, ein Elendsviertel, der Stadt, das 1934 auf Anweisung Adolf Hitlers zerstört wurde. Dort wohnten die Kommunisten
, und die Polizei wagte sich nur mit Schlitzern
hinein. Schlitzer
waren die offenen Polizeiwagen, mit Scheinwerfern nach rechts und links. Aber: Kommunisten haben sie dort nie gefangen.
Siehe dazu den Zeitzeugenbericht von Carl Malsch Kapitel 3 — Menschen im Hinterhaus.
In der Seemannssprache eine Laterne, die ganz dicht gemacht werden kann, so dass das Licht darin verborgen ist, auch Schlunsje genannt. gefunden im Wörterbuch der gebrüder Grimm
Schlunz nannte man einen unordentlichen, schmutzigen Menschen mit zerlumpter, zerissener, am Körper baumelnder Kleidung. Fule slunten waren schmutzige Lumpen.
In den Hungerjahren kurz nach dem Zweiten Weltkrieg wurde aus dem Wenigen, was an Nahrungsmitteln zur Verfügung stand, Suppen mit phantasievollen Namen gekocht. Ida Slomianka beschreibt ein Rezept, das aus Wasser, Kartoffelstückchen und einer Prise Salz besteht, aber hervorragend geschmeckt hat.
Siehe Zeitzeugenbericht: Tuberkulose oder Typhus? von Ida Slomianka
Ein Schlussverkauf ist eine Sonderveranstaltung im Einzelhandel mit dem Ziel, durch Preisreduzierungen Saisonartikel der abgelaufenen Saison abzuverkaufen und Lagerraum für die Neuwaren der kommenden Saison zu schaffen. Im Gesetz gegen den unlauteren Wettbewerb (UWG) vom 7. Juni 1909 wurden Saisonschlussverkäufe erstmals reglementiert. Ein Grund war, dass bis dahin nur Beamte und Werksangehörige die Chancen auf Werksverkäufe hatten. 1950 führte das Bundeswirtschaftsministerium die Verordnung über Sommer- und Winterschlussverkäufe
ein. Der Einzelhandel durfte nach § 7 Abs. 3 Ziff.1 UWG a. F. zwei Saisonschlussverkäufe pro Jahr durchführen: Der Winterschlussverkauf fand jährlich in der letzten Januarwoche und ersten Februarwoche statt, der Sommerschlussverkauf in der letzten Juliwoche und der ersten Augustwoche.
In Deutschland wurden die bisher gängigen saisonspezifischen Bezeichnungen für Saisonschlussverkäufe wie Sommerschlussverkauf
(abgekürzt SSV
) und Winterschlussverkauf
(WSV
) in den Prospekten und Schaufenstern der Geschäfte sowie in ihnen Kontaktstrecken des Verkaufs meistens durch den Anglizismus Sale
ersetzt.
Umgangssprachlich für einen Großindustriellen im Ruhrgebiet. Im späten 19. und frühen 20. Jahrhundert wurden reiche und mächtige Männer der Wirtschaft und Industrie als Industriebaron
, Eisenbahnbaron
oder Schlotbaron
, aber auch als Ruhrbaron
oder Räuberbaron
bezeichnet. In Krefeld gab es einen Seidenbaron
. Einflussreiche Zeitungseigentümer bzw. Medienunternehmer wurden umgangssprachlich auch als Zeitungsbarone
bezeichnet.
Die Schlüsselgewalt als familienrechtlicher Begriff bezeichnet das Recht von Ehegatten und eingetragenen Lebenspartnern, Rechtsgeschäfte, die zur Deckung des Lebensunterhalts beitragen, auch mit Wirkung für oder gegen den anderen Ehepartner oder eingetragenen Lebenspartner durchzuführen. Das bedeutet, dass der Gläubiger eines Geldbetrages diesen auch von dem anderen Ehepartner oder eingetragenen Lebenspartner fordern kann. Historisch geht die Schlüsselgewalt bis in die Antike zurück. Im Mittelalter trugen verheiratete Frauen einen Schlüsselbund als sichtbares Zeichen ihres Rechtes. Es war besonders für Ehefrauen bedeutungsvoll, da sie außerhalb der Schlüsselgewalt für onerose (verpflichtende) Rechtsgeschäfte unter der Vormundschaft ihres Ehemannes standen.
Bedeutetd wenig breit, keine große Ausdehnung in der Breite aufweisend, bzw. wenig, knapp, unzureichend. Die Wortherkunft aus althochdeutsch und mittelhochdeutsch smal, germanisch *smala- schmal, gering
, ist seit dem 8. Jahrhundert belegt.
Ein geflügeltes Wort für einen schmale Küche
, besonders nach Festtagen mit viel Völlerei. So ist auch die Redensart Bei uns gibts nach dem Fest Gans
mit einem Augenzwinkern gebräuchlich, es gibt dann nämlich gans
wenig.
In der Bedeutung Schmalhans Küchenmeister
wurde schmal seit 1663 mit dem früher überaus häufigen Vornamen Hans kombiniert. Schmalhans bezieht sich auf die Vorstellung, dass ein magerer Koch, oder Küchenmeister ein Indiz für schlechtes, karges Essen oder einen knausrigen Dienstherrn war.
Als eines der ersten Kochbücher, noch in der Sowjetischen Besatzungszone, erschien 1948 Schmalhans kocht trotzdem gut
von Martha Zwerg. Von ihr folgte als erstes DDR-Kochbuch 1950 Schmalhans ade!
– Ein Kochbuch für bessere Tage. Aus diesem ging über weitere Zwischenstufen Wir kochen gut
(1962) und später Wir backen gut
hervor, Bücher, die mehrere Generationen prägten und auch heute noch erscheinen.
Zahlreiche Zusammensetzungen sind von schmal abgeleitet: Schmalhans, Schmalspur, Schmaltier, schmalbrüstig, usw. Vorschlag von Margot Bintig, Weihnachten 2019
Schmausen ist ein Begriff aus der Studentensprache des 17. und 18. Jahrhunderts für Schlemmen und Genießen. Und wer schmaust, hat nicht die saubersten Tischmarnieren. Seine Herkunft ist ungewiss, es könnte mit dem niederländischen Verb smuisteren (beschmieren,schmausen) verwandt sein, ebenso mit mittelniederdeutsch smuidden (schmutzen), das wir aus dem Wort schmuddelig kennen. Zudem gibt es im Niederländischen das landschaftlich gebrauchte Wort smodderen, das früher auch schmausen bedeutete. Quelle: Duden
Als Schmalztolle oder auch Schmalzlocke bezeichnet man eine typische Façon der Frisur aus den 1950er Jahren, die vor allem von populären Künstlern des Rock 'n' Roll wie Bill Haley und Elvis Presley kultiviert wurde. Nicht verwechseln mit dem Pompadour.
Schmetten, Schmand, auch Schmant, ist ein stichfestes Milchprodukt aus Sahne – es handelt sich um saure Sahne mit erhöhtem Fettanteil von mindestens 20 %. Schmetten
war in Schlesien, Österreich und Böhmen ein übliches Wort für Milchrahm.
Schmiere, bedeutet Wache stehen
; Lehnwort aus dem jiddischen shmíra
für Wache. Schmiere wurde als Bezeichnung für die Polizei
ins Rotwelsche übernommen.
Vom jiddischen Wort simrah
für Gesang
abgeleitet, bezeichnet Schmiere(-ntheater, -nkomödie) eine Schauspielbühne.
Ruhrpottslang für eine unseriöse Person; kann sich sowohl auf unsauberes Äußeres wie auch auf amoralisches Handeln beziehen (Und da tut mich den Schmierlapp doch für son Dubbel glatt en Fuchs abknöppen wolln.
).
sind Seifen, die aus weichen Fetten oder ölen mit Kalilauge hergestellt werden. Sie sind somit ein Gemisch von Kalium-Salzen der höheren Fettsäuren (z.B. Kaliumpalminat, Kaliumstearat).
Schmock ist ein aus dem Jiddischen stammendes Wort, das entweder einen Tölpel bezeichnet oder einen unangenehmen Menschen mit weiteren bestimmten Eigenschaften, meist einen Mann der gehobenen Gesellschaft. Auch eine Verwendung im Sinne von leeres, geschwollenes Gerede
ist belegt.
mniederd. smōk, niederd. Form von Schmauch] (nordd.): Rauch, Nebel, Qualm.
jidd. schmonzes = Unsinn, H. u.; viell. zu Schmus. (ugs. abwertend): Geschwätz , überflüssiger Kram.
Umgangssprachlich, gemütlich etwas Unterhaltendes, Spannendes oder ähnliches lesen: Er schmökert.
Der Ausdruck entstand aus der studentensprachlichen Bezeichnung für ein altes, minderwertiges Buch. Abgeleitet vom Wort smöken (schmauchen) meint es ein altes Buch, das der Student zum Schmauchen benutzte, indem er sich einen Papierstreifen (Fidibus) herausriss, um die Pfeife anzustecken.
sollen ihre Entstehung (um 1089) dem Grafen Fulko von Anjou oder Angers zu verdanken haben, der wegen seiner deformierten Füße vorn lang zugespitzte Schuhe trug.
Ursprünglich in der Jägersprache das Schießen aus der Hüfte ohne sorgfältiges Zielen. Davon abgeleitet:
Der Begriff der Schnappschussfotografie bezieht sich in der Fotografie auf eine weite Palette von Arbeiten, die sich mit der Darstellung von Motiven ohne gesondertes vorheriges Arrangement sowie mit offensichtlicher Spontaneität auseinandersetzen.
Unter Schnappschuss (englisch snapshot) versteht man in der Informationstechnik eine Momentaufnahme eines Systems oder Objekts.
aus Talkum hergestellte Kreide zum Markieren von Stoffen in der Maßschneiderei.
Umgangssprachlich, (liebevoll) für den Messerschmitt Kabinenroller, ein Rollermobil des deutschen Konstrukteurs Fritz M. Fend. Die ersten Mobile nannten sich Fend Flitzer und wurden in Rosenheim hergestellt, bevor im Januar 1953 die Serienproduktion des KR 175 im Messerschmitt-Werk Regensburg (Regensburger Stahl- und Metallbau) begann.
Der Volvo P1800 ES wurde ebenfalls, wegen seiner gläsernen Heckklappe als Schneewittchensarg
bezeichnet.
Auch Schnippdohle - so bezeichnet man meist eine jüngere Weiblichkeit, die sich nichts sagen lassen will
und mit schnippischen Antworten reagiert. Begriff und Erklärung eingesandt von Anita Hohmann
Nach dem Zweiten Weltkrieg, als es den Deutschen wieder besser ging, begann die sogenannte Fresswelle
als Reaktion auf die kargen Kriegs- und Nachkriegsjahre. Gerne wurde Gästen als Abendbrot Schnittchen, bzw. belegte Brote gereicht. Es handelt sich meist um belegte, in kleine Stücke geschnittene Brotscheiben. Traditionell werden sie mit in Scheiben geschnittenen Gewürzgurken, Silberzwiebeln und Petersilie garniert. Auch Radieschen werden gerne dazu gereicht. Belegte Brötchen bezeichnen hingegen belegte Schrippen/Rundstücke/Semmeln.
Das Pedant in Dänemark sind Smørrebrød, oft fantasievoll belegte Butterbrote.
In der gehobenen deutschen Küche werden sie als Canapés oder Kanapees bezeichnet. Der Begriff wurde im 18. Jahrhundert von französisch canapé Sofa
in der ursprünglichen Bedeutung entlehnt; in der übertragenen als üppig belegte Brotscheibe
(hieß in der Nachkriegzeit: Brot mit Schleppe
) vermutlich um 1900 aus dem Englischen. Gemeint sind mundgerecht geschnittene Vorspeisen oder Appetithäppchen, die aus der klassischen französischen Küche stammen und die so klein sind, dass sie leicht in einem oder zwei Bissen zu essen sind. Canapés werden daher ohne Besteck serviert (Fingerfood
) und gehören zu den Speisen, die traditionell bei Empfängen und Cocktail-Partys gereicht werden.
Lesen Sie auch den Artikel: Oma im Konsumrausch des Wirtschaftswunders
von Ingrid von Husen
Die Zeitschrift Burda Moden
seit 1949 enthielt Schnittmuster-Bögen, die es den Leserinnnen erlauben, in Heimarbeit die Modelle aus dem Magazin nachzuschneidern.
ein Spiel, bei dem eine Gruppe von Personen Hinweisen folgt, die von einem Veranstalter ausgelegt wurden, um eine Belohnung an einem Zielort zu finden.
Mit Schnulze wird meist umgangssprachlich abwertend ein künstlerisch minderwertig erachtetes Werk, vorwiegend ein kitschig-sentimentales Lied oder Musikstück bezeichnet. Der Begriff wird aber auch für Theaterstücke, Fernsehspiele oder rührselige Kinostücke (etwa Heimatschnulze
) verwendet, gelegentlich auch in der Literaturkritik – insbesondere in Feuilletons. Nach Küppers Wörterbuch der deutschen Umgangssprache von niederdeutsch snulten überschwänglich reden, gefühlvoll tun
, verwandt mit nd. snulle nett, angenehm, lieb
.
Veraltet für eine unterhaltsame Erzählung, eine humoristische Kurzgeschichte, spätere Bezeichnung Schwank
, die Wiedergabe einer komischen Handlung mit komischen Personen und Situationen.
Als Schnürboden wurde in einer Schiffswerft ein großer Raum bzw. eine Halle mit glattem Fußboden bezeichnet, auf dem der Konstruktionsriss eines Schiffes in natürlicher Größe aufgezeichnet wurde.
In der Frühzeit des Schiffbaus wurden die Boote und Schiffe ohne Zeichnung und festgeschriebene Pläne nur mit dem Wissen und Können der Schiffbauer erstellt. Mit der Einführung von Eisen und Stahl in den Schiffbau war eine Spezialisierung und Arbeitsteilung der Werftmitarbeiter notwendig, um die einzelnen Teile eines Schiffes vorzuplanen und vorzufertigen. Dazu entstanden große wettergeschützte Räume bzw. Hallen, die als Schnürboden bezeichnet wurden. Hier wurden alle wichtigen Konturen des Schiffes in natürlicher Größe aufgezeichnet oder aufgeschnürt
und auf hölzerne Schablonen (Malle) übertragen.
Seit den 1950er Jahren wurde der Schnürboden durch optische Vergrößerung von sehr genauen Zeichnungen und seit Mitte der 1960er durch direkte elektronische Steuerung der Brennschneidemaschinen weitgehend ersetzt. Schiffskonstruktionen werden heute mit spezieller schiffbaulicher CAD-Software entwickelt.
Die Zwischendecke im Theater oberhalb der Bühne, wird auch als Seilboden, oder Schnürboden bezeichnet. Die Namensgebung entstand wegen der Seile, bzw. Schnüre, mit denen die Bühnenbilder bewegt werden konnten.
Altes Zählmaß, 1 Schock = 3 Stiegen = 4 Mandel = 5 Dutzend = 60 Stück. Meine Oma sagte, wenn ich ein Gesicht
zog: Du machst eine Lippe, da kann ein Schock Hühner drauf sitzen
.
Das Schock ist eine Rechnungsmünze und betrug 60 alte silberne Groschen oder Wilhelminer, welche unter Kurfürst Friedrich II. von Sachsen und Herzog Wilhelm in Meißen um 1408 bis 1482 zu 160 Stück auf die Mark geprägt wurden.
In: H. A. Mascher: Die Grundsteuer-Regelung in Preußen auf Grund der Gesetze vom 21. Mai 1861. Döring, 1862.
Schäbig, niederträchtig. Hinter schofelig steckt ein jahrtausedealtes Wort: heräisch šḁfḁl (niedrig). Ins Jiddische übernommen, wurde daraus der Begriff schophol (gemein, niedrig). Die Sprecher des Rotwelschen wurde auf diesen Begriff aufmerksam und verleibten ihn sich ein. Um das Suffix -lig erweitert, entstand aus schophol so die Varianten schof(e)lig. Im 18. Jahrhundert fand diese Begriffsgruppe Eingen in die Schriftsprache und erfreute sich lange Zeit großer Beliebtheit in Umgangssprache und Mundart, auch weil die Studenten es gern und oft benutzten.
Oder auch: Schokoladenjahresendhohlkörper
. So wurde in der DDR der Schokoladen-Weihnachtsmann korrekt bezeichnet.
Ein Scholion ist eine Randnotiz in einer antiken oder mittelalterlichen Handschrift und bringt eine Erläuterung zu einer sprachlich oder inhaltlich schwierigen Textstelle. Scholien sind am Rand eines Textes (als Marginalscholien) oder zwischen den Zeilen (als Interlinearscholien) eingetragen. Ihre unbekannten Autoren werden Scholiasten genannt. Wenn eine solche Notiz nur dazu dient, einen wenig bekannten Begriff (oft ein Fremdwort) aus dem Text knapp zu definieren − etwa durch bloße Angabe eines Synonyms −, wird sie Glosse genannt. Der Übergang zwischen Glossen und Scholien (ausführlichere Erläuterungen) ist fließend.
Schopper wurden die Schiffbaumeister der deutschsprachigen Donauregion genannt. Der Name rührt von der Haupttätigkeit, dem schoppen
(stopfen) von Moos in die Ritzen der Bootsplanken her. Diese Abdichtung wurde dann zum Schutz mit einer Latte belegt. Im Schiffsbau wird das Abdichten der Schiffsplanken Kalfatern
genannt, bei der die Nähte zwischen hölzernen Schiffsplanken mit Dichtmaterialien wie Werg oder Baumwolle abgedichtet und mit Dichtstoffen wie Pech oder anderen, gummiartigen Produkten zur Außenseite abgeschlossen werden.
Als Schopperin
wurden Krankenpflegerinnen bezeichnet, die Wöchnerinnen, Frauen im Wochenbett betreuten. In München gab es 1706 15 Schopperinnen. Eine Schopperin war auch eine Magd, die sich um das Geflügel zu kümmern hatte.
Schott'sche Karre
ist die vor allem in Hamburg gebräuchliche Bezeichnung für eine zweirädrige hölzerne Karre, die von Personen geschoben oder gezogen wurde.
Solch eine Karre hatte eine etwa 1,5 Quadratmeter große Ladefläche mit beiderseits sowie am vorderen Ende etwa 20 Zentimeter hohen Seitenstützen aus Holzbrettern oder Eisenprofilen, quer darunter befand sich eine Achse mit beiderseits angebrachten, eisenbereiften hölzernen Speichenrädern von 80 bis 130 Zentimetern Durchmesser. Die Karre wird an paarigen langen Holmen an einer der Frontseiten bewegt und gelenkt. Zum kippfreien Abstellen sind drei stabile Eisenbügel angebracht, zwei unter den Holm-Befestigungen und der dritte unter der entgegengesetzten Frontseite.
Händler benutzten Schott'sche Karren zur Belieferung ihrer Kundschaft mit Waren, Handwerker beförderten damit Arbeitsmittel jeweils in der näheren Umgebung. An Mietstationen waren solche Karren für kleine Transporte zu mieten. Von der ärmeren Bevölkerung wurden sie bei Umzügen benutzt. Schott'sche Karren gehörten in Hamburg noch bis Mitte der 1950er Jahre zum täglichen Straßenbild.
Namensherkunft: Ein Karrendienst für inhaftierte Frevler ist gleichzeitig Müllabfuhr und Strafvollzug. Die Übeltäter werden morgens zu zweit oder zu dritt vor eine große, zweirädrige Karre gespannt. Auf ihrer Brust tragen sie an einem krummen Eisen so viele Glöckchen wie sie noch an Jahren zu karren haben. Auf das Klingeln hin bringen die Hausmädchen den Unrat vor die Tür.
Der erste Delinquent, der damit am 7. September 1609 bestraft bzw. eingesetzt wurde, ist ein gewisser Michel Schotte gewesen, der nach seiner Haftentlassung das Karrengerät zum Aufbau einer geschäftlichen Existenz nutzte. Er ließ sich zum Karrenbuben
ernennen und übernahm fortan die Aufsicht und Leitung über die vor den Karren gespannten Gefangenen.
1620 eröffnet das erste Zuchthaus in Hamburg und macht die Schott'sche Karre
– nach dem ersten Delinquenten, Michael Schotte – als Mittel der Bestrafung entbehrlich. Quelle: Klaus Dörner: Bürger und Irre. Zur Sozialgeschichte und Wissenschaftssoziologie der Psychiatrie. 2. Auflage. Frankfurt am Main 1984, S. 21.
Schrankpapier ist ein praktischer Schutz für alle Schubladen und Innenflächen von Schränken. Es kann leicht auf die gewünschte Größe zurechtgeschnitten werden, die spezielle Beschichtung schützt die Möbel effektiv vor Schmutz und Kratzern. Zudem verbreiten die bunten Motive gute Laune. Schrankpapier wird aufgeklebt, oder mit Reißbrettstiften auf den Regalbrettern festgesteckt.
Als Schranne bezeichnet man in Süddeutschland den Getreidemarkt oder einen Kornspeicher, in Österreich historisch einen Gerichtsplatz bzw. ein Gerichtsgebäude. Die Bezeichnung Schranne leitet sich ursprünglich vom italienischen Wort scranna Gerichtsbank oder Strafbank
ab, das auch Bank, Fleisch- und Brottisch, Lagerhalle bedeutet. Im Schwäbischen wird der Begriff heute noch für eine Bierbank, bzw. -tisch verwendet.
Veraltete Bezeichung für ein schreckliches altes Weib, die gehasste Lehrerin usw.
Lesen Sie zu diesem Begriff: Eine wahre Schreckschraube
von Bernd Herzog.
Eine Schreibmaschine ist ein von Hand oder elektromechanisch angetriebenes Gerät, das dazu dient, Text mit Drucktypen zu schreiben und hauptsächlich auf Papier darzustellen. Zur Auswahl und zum Abdruck der Zeichen wird vorrangig eine Tastatur benutzt. Manche frühen Modelle hatten jedoch nicht das übliche Tastenfeld, sondern einen Zeiger, mit dem der Buchstabe oder die Ziffer vor dem Anschlag nur einer Taste auf einer Skala ausgewählt wurde. In ihrer Spätform als Schreibautomat
ist die Schreibmaschine ein Vorläufer des Computers, dessen Tastaturbelegung weitgehend der der Schreibmaschine entspricht und in dem viele vom Maschinenschreiben bekannte Funktionen für die moderne Textverarbeitung übernommen sind.Siehe Wikipedia.org
Der Schriftsetzer oder auch Setzer war ein Ausbildungsberuf im Druckhandwerk und in der papierverarbeitenden Industrie zur Her- und Zusammenstellung bzw. Weiterverarbeitung von druckfähigem Material für den Buchdruck. Geläufig waren auch die Bezeichnungen Handsetzer
und, als Gegensatz, der an Maschinen arbeitende Maschinensetzer
, wobei beide umgangssprachlich auch Bleisetzer
genannt wurden. Der Schriftsatz ist auf Johannes Gutenberg zurückzuführen, der etwa um 1445 den Buchdruck mit beweglichen und wiederverwendbaren Lettern in Europa erfand.
Schrottgorod – umgangssprachlich ironisch im DDR-Jargon, gebildet mit russ. город = Stadt, scherzhaft für Eisenhüttenstadt, auch: Blechdosencity.
Schrotsägen (in Ostpreußen Schleppsäge
genannt) dienen zum Fällen von Bäumen und Ablängen von Stämmen. Die Zweimann-Schrotsäge hat an jedem Ende ein Einsteckholz, das als Griff dient.
Zweimann-Schrotsögen waren in Deutschland während und nach dem Zweiten Weltkrieg oft bei der (illegalen) Brennholzbeschaffung im Einsatz. Chausseebäume standen in der Nachkriegszeit kaum noch.
Im dünnbesiedelten Nordamerika hat die Einmann-Schrotsäge während des Eisenbahnbaus quer durch den Kontinent im 19. Jahrhundert eine große Verbreitung gefunden: Ein Mann fällte den für Eisenbahnschwellen passenden Baum und zerlegte ihn gleich in die geforderte Schwellenlänge. Die Einmannsäge sieht aus wie ein Fuchsschwanz mit besonders großen Zähnen. Schrotsägen sind grobe Werkzeuge und daher in der Ausführung nicht so sorgfältig im Detail gearbeitet wie z. B. Tischlersägen.
Im Wörterbuch der Gebrüder Grimm heißt es: Schrulle nennt man eine ungewöhnliche Angewohnheit, ein seltsames Hobby, eine fixe Idee, Wunderlichkeit, Grille, erst in nhd. zeit aus dem niederd. übernommen. Das Adjektiv schrullenhaft
, schrullig
bedeutet mit Schrullen behaftet, wunderlich.
Auch eine ältere, eigensinnige Frau mit einer abseits der Norm liegenden Persönlichkeit und Charaktereigenschaften, die im Allgemeinen als seltsam oder verwirrt bis leicht verrückt angesehen werden wird als (alte) Schrulle bezeichnet.
Veraltet für Runzeln, Falten.
Von Verb schrumpfen, für runzlig, kleiner werden, sich zusammenziehen
(17. Jh.) steht schwundstufig neben stark flektierendem mhd. schrimpfen in Falten, Runzeln zusammenziehen, krümmen
, frühnhd. (mit Rundung) schrümpfen (16. Jh.), nd. schrumpen, älter mnd. schrempen zusammenziehen
, mnl. scrimpen runzlig werden
, anord. skreppa ausgleiten, sich zusammenziehen, abnehmen
.
länglicher, löffelartiger Gegenstand, der bei der Ferse in den Schuh gehalten wird, um das Anziehen der Schuhe zu erleichtern.
Kurzwort für Schutzpolizist, Polizeibeamter
Schusterjungen (auch: Waise)) und Hurenkind (auch: Witwe sind in der Typografie zwei unterschiedliche, aber verwandte Typen von Satzfehlern, die den Leserhythmus stören und unästhetisch sind.
Als Schusterjunge (heute eher Waisen- oder Findelkind zu englisch orphan) wird eine am Seiten- oder Spaltenende stehende Zeile eines neuen Absatzes bezeichnet, der auf der Folgeseite fortgesetzt wird – die sich also vorwitzig wie ein Schusterjunge
auf die vorhergehende Seite wagt.
auch Karbonate oder falsche K. - Bauchfleisch, Wammerl, durchwachsener Speck, dünn geschnitten, paniert und wie ein Wiener Schnitzel scharf gebraten.
Unter dem euphemistischen (verschleierndem) Begriff Schutzhaft
wurden in der Zeit des Nationalsozialismus in Deutschland Regimegegner und andere missliebige Personen allein aufgrund einer polizeilichen Anordnung inhaftiert, ohne dass dies einer richterlichen Kontrolle unterlag, etwa im Wege der Haftprüfung. Dies geschah anfänglich überwiegend durch Mitglieder nationalsozialistischer Organisationen wie der SA und der SS, später durch die auch aus SS-Angehörigen bestehende Gestapo. Die Gefangenen wurden in – der nationalsozialistischen Partei unterstehenden – Haftstätten, den Konzentrationslagern (zunächst als KL
, später als KZ
bezeichnet) festgehalten, misshandelt bzw. auch ermordet.
Durch Friedrich Wilhelm IV. wurde im Gesetz zum Schutze der persönlichen Freiheit
vom 24. September 1848 der Begriff Schutzhaft
eingeführt. So wurden zum Beispiel in der Kaiserzeit obdachlos gewordene Personen und Landstreicher ohne richterliche Anordnung oft in Polizeigewahrsam genommen. Auch die Schutzhaft während des sog. Dritten Reichs unterlag keiner richterlichen Kontrolle.
Die Schwäbische Türkei ist die größte deutsche Sprachinsel im heutigen Ungarn. Sie liegt in Transdanubien und umfasst den südlichen Teil der Donau-Drau-Platte in den Komitaten Tolna (Tolnau), Baranya (Branau) und Somogy (Schomodei).
Nach der von den Türken geprägten osmanischen Herrschaft des 16. und 17. Jahrhunderts wurde das Gebiet neben slowakischen, kroatischen und serbischen Kolonisten sowie Pfälzern, Mainfranken, Hessen, Westerwäldern, Fuldaern, Ostfranken und Bayern auch von Schwaben besiedelt. So entstand der Name Schwäbische Türkei.
Der Schwank (mhd. swanc lustiger Einfall
) ist eine volksnahe Erzählung oder ein Theaterstück. Er dient nicht der Verspottung wie die Komödie, nicht der großen Heiterkeit wie das Lustspiel, nicht der derben Ausgelassenheit wie die Posse, sondern er bietet leichten Humor, harmlose Heiterkeit ohne Problematik, unbeschwerte Fröhlichkeit.
Jemand, für den nicht die Glaubenslehre, sondern das Gefühlserlebnis in seinem religiösen Leben an erster Stelle steht.Michael Malsch, 8/2020
Auch Schleichhandel, man versteht darunter ganz allgemein einen illegalen Markt. Nach dem Zweiten Weltkrieg war die Versorgungslage der Bevölkerung sehr schlecht. Lebensmittel und Güter des täglichen Bedarfs waren nur gegen Lebensmittelmarken und in geringen Mengen legal in Geschäften erhältlich. Neben diesem legalen Markt entwickelte sich ein illegaler Schwarzmarkt, auf dem alles erhältlich war, allerdings zu stark überhöhten Preisen oder gegen Bezahlung in Zigaretten (Zigarettenwährung). Er verschwand trotz häufig durch die Polizei stattfindender Razzien erst nach der Währungsreform 1948, als staatliche Reglementierung abgeschafft und dadurch Marktpreisbildung möglich war (Plötzlich waren die Läden wieder voll
).
Ein Frisbee, auch Flugscheibe, Segelscheibe oder wie in der DDR Wurfscheibe oder Schwebedeckel genannt, ist ein meist aus Kunststoff gefertigtes, scheibenförmiges Sport- und Freizeitgerät.
Die Schwedenspeisung war eine der größten aus dem Ausland finanzierten Massenspeisungen nach dem Kriegsende des Zweiten Weltkriegs vor allem für das westliche Nachkriegsdeutschland und Wien. Fast vier Jahre lang – von Anfang 1946 bis April 1949 – wurden Kinder im Alter zwischen drei und sechs Jahren, davon 120.000 innerhalb der Britischen Zone Deutschlands und in Berlin sowie 70.000 Kinder in Österreich, davon 60.000 in Wien in den Wintermonaten mit vier warmen Suppen täglich versorgt.
schweinen, verb. schwinden; nachklang des ahd. swînan, mhd. swînen, dahin schwinden, abnehmen, abmagern, ohnmächtig werden, entsprechend dem mnd. swînen langsam, träge sein (Schiller-Lübben 4, 500a), altnord. svîna neben svîa nachlassen; die wurzel des ablautenden verbums ist swî, zu der schweim, /Bd. 15, Sp. 2444/ schweimel und schweimen (oben sp. 2436 fg.) und schwinden (s. d.) gehört. In älteren oberd. quellen, jetzt noch mundartlich; gebraucht von dem allmählichen verzehrtwerden einer Kraft oder Erscheinung: und sol och einer frowen guot weder schwinen noch wachsen on jra wüssen und willen. weisth.
Dagegen wurde vom Wundarzt Schweinsalbe verschrieben, eine Salbe gegen das schweinen, den Schwund der Glieder: Ich brauchte auch mein schweynsalbe, ob ich gleichwol kein schweynung gespürete.
Würtz pract. d. Wundarzn. 148. Siehe Wörterbuch der Gebrüder Grimm
Mit dem Schimpfwort Schweinepriester werden Personen bezeichnet, für die man Ablehnung und Verachtung empfindet. Im Wörterbuch der Brüder Grimm heißt es dazu, dass das Wort Schweinpriester oder Schweinepriester einen unreinlichen oder unflätigen Menschen
bezeichnet.
Das Wort ist seit dem 19. Jahrhundert belegt und bezeichnete möglicherweise Schweinehirten im Klosterdienst, die unter anderem auch die Ferkel kastrierten, oder es stammte aus der Studentensprache und bezeichnete diejenigen, die unverdientes Glück (Schwein
) haben.
Achselpads, oder Achsel-Pads, Schweißblätter oder Armblätter, sind Wäscheschutz-Einlagen für die Oberbekleidung, die den frisch gebildeten Achselschweiß aufsaugen und diesen nicht an die Kleidung lassen.
Siehe Zeitzeugenbericht Mode und Bekleidung in den 1950er Jahren
von Renate Rubach
Einen angestellter Melker z.B. auf Gutshöfen nannte man früher in Norddeutschland hier und da Schweizer, da solche vielfach aus den französischen Kantonen kamen. Personen, die Viehzucht und Molkerei nach Schweizerart zu treiben verstehen nennt man Schweizer, auch wenn sie nicht aus der Schweiz sind: ein Schweizer oder eine tüchtige Viehmagd gesucht. Gieszener Zeitungsanzeige aus dem j. 1873; vgl. Schm. 2, 653; Schweizer, Beaufsichtiger der Kühe in Meiereien.
so bezeichnete man einen Mann, der es ugs. faustdick hinter den Ohren
hat bzw. im Handumdrehen jemand hinters Licht
führt. Begriff und Erklärung eingesandt von Anita Hohmann
Bei der Schwindsucht handelt es sich um Tuberkulose. Diese Infektionskrankheit, die auch als weiße Pest
oder bleiches Sterben
bezeichnet wurde, glich in ihrer verheerenden Ausbreitung einer Seuche. Da im Volksmund früher die genauen Bezeichnungen für Krankheiten nicht bekannt waren, beschrieb man einfach bestimmte typische Merkmale. Die Namensgebung Schwindsucht
ist einem wesentlichen Symptom zuzuschreiben: dem gravierenden Gewichtsverlust.
Umgangsspr., scherzhaft auch für fehlendes Geld, das hat das Portenonnaie Schwindsucht.
Schwindelkurs
nannte die Staatsführung der DDR den Wechselkurs zwischen D-Mark und DDR-Mark in West-Berlin.
Als Schwibbogen bezeichnet man einen Lichterbogen aus dem Erzgebirge, welcher vor allem der Weihnachtsdekoration dient. Hier sind Schwibbögen ein fester Bestandteil der Erzgebirgischen Volkskunst.Der Name leitet sich von seiner Form, der eines Schwebe- oder Strebebogens, ab, die sich in ähnlicher Form in der Architektur wiederfindet.
In der Architektur ist ein Schwibbogen (auch Schwiebbogen, Schwebebogen) im Allgemeinen ein nicht tragender stützenloser, horizontal gespannter Bogen zwischen zwei Gebäuden oder Bauteilen zur Übertragung des Horizontalschubs, oder allgemeiner ein Bogen, der sich baustatisch zwischen zwei Wände oder Pfeiler spreizt.
Die Schwiegel, plur. die -n, ein im Hochdeutschen veraltetes Wort, welches noch in den gemeinen Mundarten, besonders Ober-Deutschlandes, üblich ist, wo es eine Pfeife oder Flöte bedeutet, so wie schwiegeln pfeifen, flöten, auf der Pfeife spielen, Schwiegler einen Flötenspieler und so fort. Es kommt nur noch in den Orgeln vor, wo Schwiegel oder Schwiflöte von einer Art Pfeifen gebraucht wird. Die große Schwiegel, von acht Fuß Ton, die kleine, von vier Fuß. Schon bei dem Ulphilas ist swigljon auf der Flöte spielen, Suegula, bei dem Ottfried, eine Pfeife, und im Angels. Sweg der Ton, und swegan tönen. (Siehe Schilters Glossar und Frisch v. Schwegel). Es ist eine unmittelbare Onomatopöie des Lautes, besonders des Pfeifens mit dem Munde.Siehe Adelung, Wörterbuch der Hochdeutschen Mundart (Ausgabe letzter Hand, Leipzig 1793–1801)
Umgangsprachlich, (nicht besonders freundlich) für: Pkw-Gepäckträger-Behältnis, Dachbox.
Die Tuberkulose, auch Phtisis genannt (kurz TBC, früher auch als Schwindsucht oder Morbus Koch, umgangssprachlich als die Motten
bezeichnet, lat. tuberculum
kleines Geschwulst
) ist eine weltweit verbreitete bakterielle Infektionskrankheit, die durch verschiedene Arten von Mykobakterien verursacht wird und beim Menschen am häufigsten die Lungen befällt.
Mit dem Begriff ist das Verhältnis zwischen den Geschwistern des einen zu den Geschwistern des anderen Ehe- oder Lebenspartners sowie das Verhältnis zwischen den Ehegatten oder Partnern von echten
(in gerader Linie verschwägerten) Schwägern oder Schwägerinnen gemeint. Der Bruder meines Schwagers ist also der Schwippschwager, seine Schwester die Schwippschwägerin.
Abkürzung für Sowjetische Besatzungszone
bzw. sowjetisch besetzte Zone
in Deutschland nach dem Zweiten Weltkrieg. Das Gegenstück der deutschen Teilung hieß im Volksmund Trizonesien
, als Synonym für die, von den Franzosen, Amerikanern und Engländern besetzten Zonen in Westdeutschland.
Ugs. Bezeichnung für Fünfpfennigstück, Ein Sechser oder 'Sechs Richtige im Lotto' sind der Traum jedes Lottospielers, die schlechteste Note im deutschen Notensystem.
Geistlicher, der an Personen, die ihm anvertraut sind oder dieselbe Religion haben, geistliche Begleitung und Unterstützung leistet, beziehungsweise Sakramente austeilt.
Seemannssprache für: nicht mehr voll seetüchtiges Wasserfahrzeug, das die Seelen
der Passagiere und Besatzungsmitglieder verkauft
.
Das Schiemannsgarn wurde aus alten Tauen gewonnen und von den Seeleuten dazu benutzt, Leinen und Trossen zu umwickeln. Schiemannsgarn drehen oder Schiemannsgarn spinnen war auf Segelschiffen eine untergeordnete Arbeit, die bei Schönwetter erledigt wurde. Weil sie recht langweilig war, erzählten sich die Seeleute unterdessen, was sie erlebt hatten und worüber sie sich Gedanken machten – Sagen, Schwänke und Döntjes gehörten dazu. Auf diese Weise bekam Schiemannsgarn spinnen mit der Zeit eine andere Bedeutung: das Erzählen wurde Hauptsache, die Arbeit Nebensache, bis man das Erzählen allein so bezeichnete. In jüngerer Zeit ersetzte Seemannsgarn spinnen oder kurz Garn spinnen die alte Redewendung, und unter echtem Seemannsgarn versteht man heutzutage jene Erlebnisberichte von Seeleuten im Grenzbereich zwischen Wahrheit und Phantasie, die alle etwas undurchsichtig, dafür aber glaubhaft-eindrucksvoll sind. Allerdings weiß der Zuhörer nie genau, ob er auf den Arm genommen wird oder nicht.Quelle: Wikipedia.de
Mhd. sēren Schmerz empfinden
. Veraltet, verschwunden: verletzen, eine Wunde zufügen, auch: an Krankheit zu Grunde gehen. Heute noch gebräuchlich: Versehrt: verletzt, verwundet. Vorschlag von Peter Wild, 13. Juni 2023
Das Seidel war ein Volumenmaß für Flüssigkeiten und ein Getreidemaß. Je nach Region war das Maß verschieden. In der Schreibweise Seitel war es ein ungarisches Hohlmaß. Im Deutschen war Seidel gleich dem Nößel und Seidlein der Schoppen. Als böhmisches Bergwerksmaß war es der Seidel dem vier Kübel entsprachen.
(von lat. sedis vacantia: das Freisein, Leersein
wörtlich leerer Stuhl
), bezeichnet Zeit und Zustand eienes bischöflichen oder quasibischöflichen Stuhles.Michael Malsch, 8/2020
Seifenkisten sind aus Holz, Sperrholz, GFK, CFK oder ähnlichen Materialien selbst konstruierte oder aus vorgefertigten Bausätzen montierte, vierrädrige Kleinfahrzeuge. Sie sind antriebslos und werden auf abschüssigen Strecken allein durch die Hangabtriebskraft bewegt. Die Lenkung der Seifenkisten wirkt mit Lenkseilen oder einer anderen Lenkvorrichtung auf die vordere Starrachse, die als Ganzes geschwenkt wird (Drehschemellenkung). Seifenkisten können bis zu 50 km/h schnell sein, die Rennregeln des Deutschen Seifenkisten Derby e. V. (DSKD) sagen, dass in Deutschland im Rennen an keiner Stelle die Geschwindigkeit von 60 km/h überschritten werden darf.
Seit 1904 werden mit selbstgebauten Kinderautomobilen
in Deutschland Wettfahrten für Kinder veranstaltet. Oberursel bei Frankfurt am Main gilt als die Geburtsstätte der Kinderautomobil-Rennen in Deutschland. 1904 und 1907 fanden im Taunus mehrere solcher Rennen statt, die von den Großereignissen Gordon-Bennett-Cup 1904 und dem Kaiserpreis-Rennen von 1907 inspiriert waren. Die Teilnehmer, fast ausschließlich Jungen bzw. deren Väter und Verwandtschaft, versuchten die Rennwagen so naturgetreu wie möglich in Miniaturform nachzubauen.
Der Name Seifenkiste (englisch: soap box) stammt aus den USA und wurde von dem US-amerikanischen Zeitungsphotographen Myron E. Scott von der Daily News in Dayton, Ohio, geprägt, als er Jugendliche 1933 beim Basteln von Kinderautomobilen fotografierte. Hierzu verwendeten sie hölzerne Verpackungskisten, in denen Firmen Seifenmittel und Käse an den Einzelhandel lieferten, aber auch ausrangierte Kinderwagen, Blechwannen und ähnliches. Scott nannte in seinen Reportagen die kleinen Fahrzeuge soap boxes
. Das erste größere Soap Box Derby
, also Seifenkistenrennen, fand am 19. März 1933 in Dayton mit 362 gemeldeten kleinen Fahrern statt, darunter einigen wenigen Mädchen.
Die Seifenkräuter (Saponaria) bilden eine Pflanzengattung innerhalb der Familie der Nelkengewächse (Caryophyllaceae). Die etwa 43 Arten sind im gemäßigten Eurasien und Nordafrika verbreitet.
Der Inhaltsstoff Saponin (im Rhizom zwei bis fünf Prozent) schäumt in wässriger Lösung (Wurzelabkochung) wie Seife. Das Gewöhnliche Seifenkraut (Saponaria officinalis) wurde bereits im Altertum zum Waschen der Wolle und später auch zur Reinigung von Kleidern mit empfindlichen Farben verwendet. Schon Hippokrates (* um 460 v. Chr.; † um 370 v. Chr.) kannte dieses Waschmittel.
Lesen Sie auch diesen Artikel aus der Nachkriegszeit: Torf machen
von Inge Hellwege.
Der Seifensieder ist ein Handwerker, der Seife aus Fetten, Ölen und Soda herstellt. Mit dem Einsetzen der industriellen Herstellung von Seife im 19. Jahrhundert verlor der Handwerksberuf seine Bedeutung und führte nur noch ein Nischendasein.
Zur Herstellung von Seifen werden pflanzliche oder tierische Fette verwendet. Hauptsächlich werden Kokosfett, Olivenöl, Palmöl und tierische Fette wie Talg, Schmalz oder Fett aus Knochen verwendet, die bei der Tierkörperverwertung anfallen. Die Fette werden durch Einleiten von Wasserdampf geschmolzen, aufgeheizt und mit festen Natriumhydroxid-Plätzchen oder Kalilauge versetzt (beim exothermen Lösen des Hydroxids in Wasser wird zusätzlich Wärme freigesetzt). Früher verwendete man auch Pottasche oder Soda.
Die Verseifung mit Natronlauge ergibt feste Seife, die Verseifung mit Kalilauge Schmierseifen. Reine Pflanzenfett-Natronseifen sind brüchig spröde, ein Zusatz von Rindertalg mindert diesen Effekt. Zur Herstellung von Seifen werden üblicherweise Abfallfette verwendet, meist pflanzliche Öle aus Heißpressungen oder aus der Extraktion mit Lösungsmitteln, gebrauchte Frittieröle werden (neben der Aufarbeitung zu Biosprit) nur zu Schmierseifen verarbeitet.
Die Fette werden beim Seifensieden durch Erhitzen mit den obengenannten Alkalihydroxiden in Glycerin und in die Alkalisalze der Fettsäuren (die eigentliche Seife) zerlegt. Die Erhitzung zum Sieden erfolgte früher in offenen gemauerten Kesseln. Beim sogenannten "Seifenkosten" oder "Seifenessen" der Seifensieder wurde die Seife nicht gegessen, sondern es war eine Prüfung der Alkalität an der Zunge. War der Alkaligehalt zu hoch, weil zu viel davon zugesetzt war oder das zugesetzte Hydroxid noch nicht restlos reagiert hatte, dann spürte der Seifensieder ein Brennen an der Zungenspitze.
Die beim Sieden erhaltene zähflüssige Emulsion wird Seifenleim genannt und mit Kochsalz versetzt. Dabei trennt sich die Emulsion durch Aussalzen in den aufschwimmenden Seifenkern, der hauptsächlich die Natriumsalze der Fettsäuren enthält und in Unterlauge, die hauptsächlich überschüssige Lauge, Glycerin und das gelöste Kochsalz enthält. Der Seifenkern wird durch Abscheidung von der Unterlauge getrennt und mit reichlich Wasser und etwas Lauge aufgekocht, um die restlichen Verunreinigungen herauszulösen. Erneute Aussalzung führt dann zu der Kernseife. Das Produkt wird in Blöcken getrocknet. Die Blöcke werden entweder zu Quadern aufgeschnitten oder grob gemahlen. Das Mahlgut wird mit Farbstoffen, Duftstoffen und Füllstoffen angeteigt und auf Walzenstühlen kalandriert, um Luft einzuschließen und schönen Glanz zu erzeugen. Anschließend wird das Zwischenprodukt ausgewalzt, die entstehenden Bänder in einer Heißpresse stranggepresst bzw. extrudiert, aus dem gepressten Strang Formen gestanzt und gleichzeitig zu Toiletteseifenstücken gepresst.
Das Adjektiv seiger (oder saiger) [ˈzaɪ̯.ɡɐ] ist ein im Bergbau und in der Geologie meist synonym für senkrecht, lotrecht oder vertikal verwendeter Begriff, der zur näheren Beschreibung der Raumlage bergbaulicher oder geologischer Gegebenheiten benutzt wird. Beispielsweise wird im Bergbau ein senkrechter Schacht als seigerer Schacht, in der Geologie die senkrechte Stellung einer Kluft als seigere Kluft bezeichnet. Im Gegensatz dazu weicht ein tonnlägiger Schacht von der Vertikalen ab und führt schräg in die Tiefe. Entsprechend ist ein Seigerriss eine senkrechte Schnittzeichnung (Aufriss) durch ein Bergwerk.
Die Schaumweinsteuer, im Volksmund Sektsteuer
genannt, wurde 1902 vom Reichstag zur Finanzierung der kaiserlichen Kriegsflotte eingeführt, weil bei einer so starken Steigerung der Ausgaben für die Wehrkraft des Landes auch der Schaumwein herangezogen werden muß
. Der Beschluss des Schaumweinsteuergesetzes durch den Reichstag erfolgte nach drei Beratungen in der Sitzung am 26. April 1902. Es wurde am 15. Mai 1902 veröffentlicht (RGBl. Seite 155) und trat am 1. Juli 1902 in Kraft.
Auf den damaligen Durchschnittspreis von 2,50 Mark wurden 50 Pfennige aufgeschlagen. Mit den Erträgen aus der Schaumweinsteuer ließ sich lediglich ein sehr geringer Teil der Rüstungsausgaben des Kaiserreichs abdecken: Die Steuer wurde 1933 als eine Maßnahme zur Überwindung der Wirtschaftskrise auf Null gesenkt, aber nicht abgeschafft. 1939 wurde sie in Form eines Kriegszuschlages, besonders zur Entwicklung der U-Boot-Flotte, wieder aktiviert. Mit der Kriegswirtschaftsverordnung wurde nun ein Aufschlag von 3 Reichsmark pro Flasche erhoben.
Durch die Währungsreform 1948 wurden daraus 3 Deutsche Mark. Mit der Gründung der Bundesrepublik Deutschland 1949 gingen die Verantwortung und die Einnahmen auf den Bund über. 1952 wurde die Regelung der Kriegswirtschaftsverordnung durch das neue Schaumweinsteuergesetz ersetzt. Die Steuer betrug nun nur noch 1 Deutsche Mark. Der Zweck zur Finanzierung der Kriegswirtschaft war nicht mehr gegeben und als neuer Zweck wurde die Beseitigung der Kriegsschäden und der Wiederaufbau des Landes genannt.
Selekta (lat. für auserlesene Klasse
), Schulklasse an Gelehrtenschulen, in der die ausgezeichnetsten Schüler der obersten Stufe saßen und auf das Studium an der Universität vorbereitet wurden; die Schüler einer solchen Klasse hießen Selektaner.
Während die Selekta an den deutschen Gymnasien bereits Mitte des 19. Jahrhunderts nicht mehr üblich waren, bestand für die Preußische Hauptkadettenanstalt noch bis zum Ersten Weltkrieg eine solche Klasse, deren Zöglinge den Vorteil genossen, nicht als Fähnriche, sondern sofort als Offiziere ins Heer einzutreten.Michael Malsch, 8/2020
Das Schwanzstück (regional auch Unterschale, Semer, Bodenschlegel, Beinscherzel, usw. genannt) ist ein hochwertiges Teilstück der Keule vom Rind. Das Schwanzstück liegt auf der Körperaußenseite (Fleischseite) unterhalb der auf der Innenseite befindlichen Oberschale. Es grenzt mit seinem vorderen Bereich an die Hüfte, mit dem unteren Bereich an die Kugel und im hinteren Bereich an die Hesse (Beinfleisch).
oder doppeltes Brötchen (v. lat.: simila = Weizenmehl) sind kleine Brote aus Weizen- oder Roggenmehl.
Der Sendeschluss war das tägliche Ende der Sendezeit eines Hörfunk- oder Fernsehsenders. Oft gab es zuvor noch eine letzte Nachrichtensendung, gefolgt von Programmhinweisen für den nächsten Tag und oftmals auch der Nationalhymne. Danach erschien entweder sofort aufgrund der Abschaltung oder manchmal nach einem kurzzeitig vorher noch eingeblendeten Testbild des Senders der so genannte Schnee
bzw. das Rauschen
. In einer Übergangsphase überbrückte das ZDF die Nachtlücke mit Autofahrten durch Deutschland und dem Ton des Deutschlandradio Berlin. Der ZDFtheaterkanal hatte sogar bis zu seiner Umbenennung in ZDFkultur am 7. Mai 2011 eine Sendepause von 2 Uhr bis 9 Uhr.
Bis 1968 bauten die Landesrundfunkanstalten ihr Radioprogramm zu einem 24-Stunden-Programm aus und machten damit den Sendeschluss obsolet. Bis 1961 hatte AFN Berlin in Deutschland kein Nachtprogramm und machte gegen Mitternacht Sendeschluss. Das wurde in der DDR propagandistisch genutzt, indem man aus Ost-Berlin auf der ungenutzten AFN-Frequenz Informationen über den Kommunismus in englischer Sprache von Radio Moskau verbreitete. Um die Frequenz zu belegen, sendete der AFN nach dem Mauerbau im August 1961 rund um die Uhr – das erste 24-Stunden-Radioprogramm in Westdeutschland.
Der Sensenmann (auch Gevatter Tod oder Schnitter) ist eine aus dem Mittelalter stammende personifizierte, anthropomorphe Allegorie des Todes. Der Tod wird oft als gerippenhafte Gestalt (Skelett) dargestellt, die mit einer Sense die Menschen dahinmäht.
Der VEB Kombinat Sekundär-Rohstofferfassung, kurz SERO, war ein Unternehmen in der DDR, das Sekundärrohstoff-Annahmestellen und deren Weiterverteilung betrieb. Hier wurden Sekundärrohstoffe (wiederverwertbare Wertstoffe, umgangssprachlich Altstoffe) aufgekauft und einer weiteren Verwendung zugeführt. Im Vergleich zum Erfassungssystem für wiederverwertbare Wertstoffe in der alten Bundesrepublik erreichte das SERO-System einen wesentlich höheren Rückführungsgrad in den Wirtschaftskreislauf für diese Stoffe.
Die Recycling-Expertin Susanne Hartard erhielt im Sommer 1990 vom Bundesministerium für Forschung, Wissenschaft und Technologie den Auftrag, das SERO-System im Hinblick auf dessen Fortführung in einer zukünftigen Kreislaufwirtschaft zu untersuchen. Nach zwei Jahren, in denen zwei Vollzeitkräfte in die Untersuchung eingebunden waren, kam man zu dem Schluss, das System sei ausgesprochen effizient und plante, es in angepasster Form fortzusetzen. Auch der frühere DDR-Umweltminister Karl-Hermann Steinberg hoffte, die Abwicklung des Systems verhindern zu können.
Zur gleichen Zeit zeichnete sich jedoch der Kollaps ab. Der vorgesehene Erhalt des SERO-Systems wurde nicht realisiert, denn gleichzeitig befand sich gerade der Grüne Punkt in der Erprobung, der allerdings komplett von der Industrie und nicht von der Wirtschaft getragen wird. Das System des Grünen Punkts ist als Einweg- statt als Mehrwegsystem zu verstehen, denn keines der gesammelten Materialien wird direkt wiederverwendet; diese werden nur bei der Neuherstellung von Verpackungen zugesetzt. Der Grüne Punkt hat seit seiner flächendeckenden Einführung damit zu keinerlei messbaren Müllvermeidung beigetragen. Er führte auch schon durch sein kompliziertes Finanzierungssystem zu Missbrauch und Skandalen.
Leider ein Beispiel für die missglückte Umsetzung eines gemeinsamen Recycling-Systems nach der Wiedervereinigung. Hätte man doch das Beste aus Ost und West beibehalten und weiter ausgebaut, anstatt es auf dem Altar des Mammons zu opfern.
ein in der Handsetzerei verwendeter Schriftkasten für Bleilettern.
Ein Sextant (Spiegelsextant, auch Sixtant) ist ein nautisches und optisches Messinstrument, mit dem man den Winkel zwischen den Blickrichtungen zu relativ weit entfernten Objekten, insbesondere den Winkelabstand eines Gestirns vom Horizont, bestimmen kann. Er wird hauptsächlich zur Höhenwinkel-Messung von Sonne und Sternen für die astronomische Navigation auf See verwendet, seltener auch in der Luftfahrt und bei Expeditionen. Früher wurde er auch in der Astronomie und der Landesvermessung verwendet.
Während der Judenvernichtung bezeichneten jüdische Zeitzeugen diese mit dem hebräischen Substantiv שׁוֹאָה Shoa (Sho'ah
, Schoa(h)
q>). Dieses bezeichnet in der Bibel (Jes 10,3 EU) eine von Gott gesandte ausländische Bedrohung des Volkes Israel, übersetzt als ‚Unheil' oder ‚Heimsuchung'. Davon ausgehend bezeichnet es allgemein für ganze Völker existenzbedrohende Geschichts- oder Naturereignisse, übersetzt etwa als ‚große Katastrophe', ‚Untergang' oder ‚Zerstörung'.
Heute wird eher mit dem Wort Holocaust, seit etwa 1960 in den Vereinigten Staaten und seit 1978 auch in vielen Staaten Europas, darunter der Bundesrepublik Deutschland, üblicherweise jenes Ereignis bezeichnet, das die Nationalsozialisten selbst Endlösung der Judenfrage
nannten: Die Vernichtung von etwa sechs Millionen europäischen Juden in der Zeit des Nationalsozialismus.
(von lat. septem artes liberales) sind ein in der Antike entstandener Kanon von sieben Studienfächern. Aus den freien Künsten bestand traditionell die einem freien Mann ziemende Bildung, ihre Siebenzahl ist aber erst in der Spätantike bezeugt. Im mittelalterlichen Lehrwesen galten sie als Vorbereitung auf die Fakultäten Theologie, Jurisprudenz und Medizin.Michael Malsch, 8/2020
Siebenbürgen, Transsilvanien oder Transsylvanien (rumänisch Ardeal oder Transilvania, ungarisch Erdély, siebenbürgisch-sächsisch Siweberjen) ist ein historisches und geografisches Gebiet im südlichen Karpatenraum mit einer wechselvollen Geschichte. Heute liegt Siebenbürgen im Zentrum Rumäniens.
Die Siebenbürger Sachsen sind eine deutschsprachige Minderheit in Rumänien, im Landesteil Siebenbürgen.
adj., schweizer. sìbetìk als Scheltwort für einen dicken Mann.
Die Strohbären, sieben dick mit Stroh umwickelte Jungen, treiben am Aschermittwoch im hessischen Wanfried-Heldra den Winter aus.Siehe Wörterbuch der Gebr. Grimm
Siebensachen sind Habseligkeiten in geringer Zahl, ein überschaubarer Besitz oder Hausrat, der an einem bestimmten Platz oder als Gepäck mehr oder weniger unordentlich beisammenliegt. In der Redensart seine Siebensachen packen wird der Begriff seit dem 17. Jahrhundert verwendet. Er spielt darauf an, dass wenige Besitztümer schnell zusammengepackt oder zusammengerafft werden können, um abzureisen, auszuziehen oder eilig zu verschwinden.
Die Wendung Pack deine Siebensachen
ist entsprechend als Rauswurf zu verstehen.
Eine Klopfpeitsche mit sieben Lederriemen, die sonst zum Ausklopfen von Staub aus den Textilien diente, wurde in Ostpreußen auch Siebenzagel genannt. Der ostpreußische Ausdruck Zagel
bedeutete Schwanz, also war ein Siebenzagel
eine siebenschwänzige Peitsche.
Auch würde diese Peitsche zur Züchtigung von Kindern und Jugendlichen eingesetzt, wenn sie nicht parierten
.
Das Siechenhaus (auch Kottenhaus, Gutleutehaus), (von mittelhochdeutsch siechenhûs; auch Siechhaus, Siechenhof, Siechhof, Siechkobel) war vom Mittelalter bis Anfang der Neuzeit ein spezielles, meist etwas abseits gelegenes Quarantänehaus, in dem Kranke verwahrt wurden, wenn man Ansteckung befürchtete, eine Form des Krankenhauses für sehr schwer oder unheilbar erkrankte Menschen.
Der Westwall
, von den West-Alliierten auch Siegfriedlinie genannt, war ein über etwa 630 Kilometer verteiltes militärisches Verteidigungssystem entlang der Westgrenze des Deutschen Reiches, das aus über 18.000 Bunkern, Stollen sowie zahllosen Gräben und Panzersperren bestand. Er verlief von Kleve an der niederländischen Grenze in Richtung Süden bis Grenzach-Wyhlen an der Schweizer Grenze.
Hitler ließ die Anlage, die militärischen und auch propagandistischen Wert hatte, ab 1936 planen und zwischen 1936 und 1940 errichten. Kurz zuvor hatte er in der Rheinlandbesetzung am 7. März 1936 entgegen den Auflagen aus dem Friedensvertrag von Versailles die durch die Folgen des Ersten Weltkriegs vom Reich demilitarisierten Gebiete beiderseits des Rheins von Wehrmachttruppen besetzen lassen.
Die Redewendung kommt angeblich aus dem Berg- und Hüttenwesen. Um das in Blei enthaltene Silber zu trennen, wurde früher Blei bei großer Hitze abgedampft bis sich das enthaltene Silber als deutlich helleres oder glänzenderes, flüssiges Metall absetzte. Diesen Moment nannte man Silberblink oder auch Silberblick. Ob das ständige Beobachten der abdampfenden Metallschmelze und die Belastung mit den giftigen Bleidämpfen bei den Arbeitern zum Augenfehlstand führte, lässt sich nicht mit Gewissheit sagen.
Einleuchtender scheint uns diese Erklärung: Wenn wir etwas sehr nahe vor die Augen halten, dann fangen wir an zu schielen, sobald wir diesen Gegenstand fokussieren. Wenn jemand seinen Blick nur aufs Geld richtete, das früher aus Silber geprägt wurde, hatte er einen Silberblick. Irgendwann wurde der Silberblick dann zum Synonym für Schielen.
Simmern (von englisch to simmer, sieden
) bezeichnet den Garvorgang in heißem Wasser knapp unter dem Siedepunkt. Für diese Garmethode gibt es auch spezielle, doppelwandige Kochtöpfe, sogenannte Simmertöpfe, die beim Erhitzen, beispielsweise von Milch, das Überkochen und Anbrennen verhindern.
Sintemalen, sintemal ist ein Bindewort, heute veraltet und kaum noch benutzt. Es bedeutet soviel wie da, nachdem, sintemal, weil, zumal.
Textbeispiel: Bruder Fritz ist ein wilder Knabe, den manchmal allein der Papa noch zur Raison bringt, sintemalen von diesem die Ruthe nicht fern ist; allein jetzt hilft ein Anderer mächtiger miterziehen, denn das ist der liebe heilige Christ, welcher auch bei dem kleinen Fritz schon Kopf und Herz ganz eingenommen hat, daß er von nichts Anderem sprechen und hören will als vom
heile Kist
! – Es ist das etwas gar Liebliches.
Umgebungskarte eines Ortes.
Nach Dornblüths klinischem Wörterbuch (1927) handelt es sich bei Skrofulose bzw. Skrofeln um einen älteren Begriff, der nach damaligem Sprachgebrauch in zwei sich überschneidenden Bedeutungen verwendet wurde: zum einen für eine exsudative Diathese
, also eine konstitutionelle Neigung, auf unbedeutende Reize mit chronischen Entzündungen zu reagieren, die als Vorstufe, von manchen Autoren auch bereits als Form der Tuberkulose aufgefasst wurde, zum anderen für eine Tuberkulose des Kindesalters mit chronischen Entzündungen der Lymphdrüsen, Haut, Schleimhaut, Knochen.
Mit dem Begriff Skrofeln
wurde im Mittelalter ein umfangreiches Krankheitsbild bezeichnet, das auch verschiedene andere Hals- und Gesichtskrankheiten umfasste, die auch bei Erwachsenen auftraten und in einigen Landstrichen wohl endemisch waren. In der heutigen Terminologie wird der Begriff Skrofulose nicht mehr verwendet. Als ein Heilmittel der Volksmedizin galt die Braunwurz, die daher den Gattungsnamen Scrophularia erhielt.
Der Skrupel (von lateinisch scrupulus) oder das Scrupel (von lateinisch scrupulum) ist eine nicht SI-konforme Maßeinheit von unter anderem 1,2 bis 1,3 Gramm bzw. 0,18 bis 0,19 Millimetern. Abgeleitet ist das lateinische Wort in der Bedeutung (spitzes) Steinchen
(auch kleiner Kieselstein
und kleinster Teil eines Gewichtes oder einer Masse
) eine Verkleinerungsform von lateinisch scrūpus rauer Fels; scharfer spitzer Stein
, woraus auch die Bedeutung Gewissensbedenken
im Sinne von Genauigkeit, die so ängstlich ist wie der Gang über spitze Steine
herrührt.
Der Skrupel (lateinisch Scrupulus) war im antiken Rom eine der kleinsten gebräuchlichen Maßeinheiten für die Masse, ist aber auch als Maßeinheit auf andere Größen übertragen worden. Später wurde die Einheit als Apothekergewicht gebraucht und mit dem Einheitenzeichen ℈ oder s.ap. (für scrupulus apothecarius) abgekürzt.
Als Maßeinheit der Masse betrug der römische Skrupel (troy scruple, s.tr.) 1/24 einer Feinunze (troy ounce, oz.tr.), also 1/288 eines Pfunds (troy pound, lb.tr.), was in etwa 1,2 Gramm (oder einem Drittel Quentchen) entspricht. Der Wert der Einheiten war jedoch in unterschiedlichen Regionen und im Laufe der Zeit leicht unterschiedlich. Die Unterteilung in 20 Gran (20 Weizenkörnern entsprechend) erfolgte für die Pharmazie erstmals durch Nicolaus Salernitus im Antidotarium Nicolai im 12. Jahrhundert.
1 Skrupel (s.ap.) = 20 Gran (gr.)
1 Skrupel (s.tr.) = 24 Gran (gr.)
1 Pfund (lb.tr.) = 12 Unzen (oz.tr.) = 96 Dram (dr.ap.) = 288 Scrupel (s.ap.) = 5760 Gran (gr.)
Dormitorium (lat. Schlafraum
), Zellengang oder Schlafsaal eines Klosters.Michael Malsch, 8/2020
Durch Sockenhalter soll verhindert werden, dass die Socken rutschen. Dies war besonders früher erforderlich, als es den elastischen Sockenrand noch nicht gab. Sockenhalter sind Gebilde aus elastischem Gummiband (in Hosenträgerbreite 25 mm), meistens ergänzt durch einen Metallverschluss und einen Kunststoffhalter mit Lederschlaufe. Der Sockenhalter wurde am Unterschenkel befestigt; der Umfang konnte mit einer Schiebeschnalle angepasst werden. Der Metallverschluss mit Kunststoffhalter wurde in den oberen Sockenrand eingeklemmt.
Eine Sofortbildkamera ist ein Fotoapparat, der unmittelbar nach dem Auslösen den Papierfilm entwickelt, fixiert und als fertiges Bild auswirft. Am 21. Februar 1947 stellte der Physiker Edwin Herbert Land auf der Versammlung der Optical Society of America einen neuartigen, Land camera
genannten Fotoapparat in der Bauart einer Balgenkamera vor, der man kurz nach der Aufnahme ein fertiges Positivbild entnehmen konnte. Die eigentliche revolutionäre Neuerung jedoch lag weniger in der Kamera als vielmehr im dazugehörigen Film: Erstmals kam ein Schnellentwicklungsverfahren zum Einsatz, das noch an Ort und Stelle das belichtete Negativ auf ein Positiv übertrug.Quelle: Wikipedia
Für eine Schwiegertochter, die Sohnsfrau wurden einst die Ausdrücke Schnur
oder Söhnerin benutzt. Schnur
im Sinne von Schwiegertochter
ist aber zumindest im Hochdeutschen bereits seit Jahrhunderten ungebräuchlich.
Soleier sind in starker Kochsalzlösung eingelegte, hartgekochte Eier. Durch die Salzlösung werden die Eier konserviert und bleiben ohne Kühlung einige Zeit haltbar. Sie sind ein traditionelles Gericht besonders der Berliner Küche und gehörten dort in Kneipen zum Standardangebot aus dem Hungerturm
.Quelle: Wikipedia
Feierliches Besäufnis
. Siehe auch: Johannes Dittrich, Cöslin, 1864 bis 1870, Mancherlei Torheiten Michael Malsch, 8/2020
Veraltet für Feierlichkeit, Festlichkeit, Pathos, Weihe
. Mhd. solempnitēt (14. Jh.), solennitet (16. Jh.), Entlehnung von lat. sōlennitas, sollemnitas (Genitiv sollemnitātis) Festlichkeit, Förmlichkeit
.
Der vor allem im 19. Jahrhundert verbreitete Begriff Sommerfrische
wird im Wörterbuch der Brüder Grimm definiert als Erholungsaufenthalt der Städter auf dem Lande zur Sommerzeit
oder Landlust der Städter im Sommer
.
Herkunft: E. H. Meyer - deutsche Volkskunde (1898) 146 meint, Sommerfrische
sei ursprünglich ein Hirtenwort für die Zeit des Weidens auf der Alm gewesen.
Sonderbehandlung
(S.B.) war in der NS-Sprache eine Tarnbezeichnung für die Ermordung von Menschen.
Die euphemistische (verhüllende) Bezeichnung sollte wie Endlösung der Judenfrage
, Deportation
, Umsiedlung
oder Evakuierung
die tatsächlichen Handlungen verschleiern helfen. Zum selben Zweck benutzten Ärzte der SS in der Hartheimer Statistik den Begriff Desinfektionen
anstelle von Vergasungen. Auch die sogenannte Schutzhaft, die von der Gestapo verhängt wurde, diente dazu, die Betroffenen aus der Gesellschaft zu entfernen und in weiterer Folge töten zu können.
Poetisch, dichterischer Ausdruck für das Gold in älterer Sprache. gefunden im Wörterbuch der Gebrüder Grimm
In den 1950er Jahren sind die Hungerjahre endlich vorbei, und es gibt wieder gute Butter und Fleisch auf dem Tisch. Das Geld ist knapp, ein Sonntagsbraten kommt, wie der Name vermuten lässt, nur an Sonn- und Feiertagen auf den Tisch.
In den 70ern gewinnt dann allmählich die Gesundheit an Bedeutung. Die Hausfrau gibt sich aufgeklärt und bereitet den Sonntagsbraten fettarm im Römertopf zu, und der Herr des Hauses versucht sich als Hobbykoch. Die Liebe zur französischen Küche erreicht ihren Höhepunkt. Bei Festen in geselliger Runde bevorzugt man Fleischfondue und zu ganz besonderen Anlässen wird das edle Filet Wellington serviert. (Ein Rinderfilet mit einer Ummantelung aus Duxelles (einem Püree aus gehackten Champignons, teils auch mit Gänseleberpastete) im Blätterteigmantel.)
Die Sonntagsschule dient in vielen, vor allem protestantischen Kirchen der sonntäglichen Katechese von Kindern und - seltener - Jugendlichen oder Erwachsenen. Sie hat sich heute häufig zum sogenannten Kindergottesdienst entwickelt. Ursprünglich vermittelte die Sonntagsschule nicht nur religiöses Wissen, sondern half auch bei der Alphabetisierung unterprivilegierter Schichten. Diese Funktion hat sie bis heute noch in manchen unterentwickelten Ländern.Quelle: Wikipedia, Bild: Sonntagsschule der Baptistengemeinde Jever, 1920
Sonntagsstaat ist Bezeichnung für eine besonders repräsentative Kleidung, die vom Besitzer nur für besondere Anlässe – wie beispielsweise den sonntäglichen Kirchgang – getragen wird. Der Wortbestandteil Staat stammt von dem plattdeutschen Adjektiv staatsch, das für ansehnlich
und prachtvoll
steht und mit dem hochdeutschen Adjektiv stattlich
verwandt ist. Der Begriff Sonntagsstaat wird im 21. Jahrhundert eher selten verwendet. Verbreitet sind noch die Bezeichnungen Sonntagskleidung; beim Mann der Sonntagsanzug und bei der Frau das Sonntagskleid.Quelle: Wikipedia
Als Sod oder Sodbrunnen wird ein gegrabener Schachtbrunnen bezeichnet, dessen meist runder Brunnenschacht bis zum Grundwasserspiegel abgeteuft und meist mit trocken geschichteten Bruchsteinen oder Kieseln ausgekleidet ist. Der Sodbrunnen benötigt eine Hebevorrichtung, mit deren Hilfe das Wasser an die Oberfläche befördert wird. Es gibt einfache Schöpfbrunnen, Ziehbrunnen mit Haspel, Galgbrunnen oder Pumpbrunnen. Burgbrunnen sind häufig Sodbrunnen. Der Spruch: Morgenrot bringt Water in'n Sod
bedeuted so viel wie: Morgenrot zeigt Regen an und bringt Wasser in den Brunnen
.
Sopade (auch SoPaDe bzw. SOPADE) nannte sich der Vorstand der Sozialdemokratischen Partei Deutschlands (SPD) von 1933 bis zum Frühjahr 1938 im Prager, danach bis 1940 im Pariser Exil während der Zeit des Nationalsozialismus. Die Bezeichnung wird auch als Sammelbegriff für dessen Mitarbeiter und Anhänger verwendet.
Die Sopade-Gruppe ging aus dem Kreis führender Sozialdemokraten hervor, der sich im Mai 1933 nach der NS-Machtübernahme in Deutschland zunächst nach Saarbrücken und wenig später nach Prag begeben hatte. Von dort aus hatte er den (wiederholt angefochtenen) Anspruch erhoben, als Parteivorstand und Treuhänder
der Gesamtpartei anerkannt zu werden. Die Sopade entwickelte sich seit 1934 zu einem Organisationszentrum derjenigen sozialdemokratischen Exilpolitiker, die jegliche Kooperation mit der KPD ablehnten. Kritiker dieser Linie wie Siegfried Aufhäuser und Karl Böchel, die Hauptakteure der Revolutionären Sozialisten Deutschlands waren, und Paul Hertz, der zu linken Oppositionsgruppen wie dem Roten Stoßtrupp und Neu Beginnen Kontakt hielt, wurden nach und nach aus der Organisation entfernt oder – wie Rudolf Breitscheid, Victor Schiff und Erich Kuttner – ignoriert. Auch Versuche durch Aufnahme neuer Mitglieder – beispielsweise Robert Keller – den Kurs der Sopade zu verändern, scheiterten schon in Ansätzen, da Nachwahlen schlicht abgelehnt wurden.
Bis kurz vor dem Zweiten Weltkrieg stellte die Sopade ihre politische Konzeption auf einen durch innere Widersprüche herbeigeführten Zusammenbruch des NS-Regimes bzw. einen Militärputsch ab. Bündnispartner sah sie vor allem in bürgerlich-liberalen Kräften und im politischen Katholizismus. Seit 1938 ging die Sopade von der Unvermeidbarkeit eines Krieges aus und verfolgte einen Kurs enger Anlehnung an die Deutschlandpolitik der Westmächte. In dieser Phase versuchte die verbliebene Führungsgruppe, sich programmatisch gänzlich vom Marxismus zu lösen. Nach der Niederlage Frankreichs floh der Sopade-Stab nach Lissabon, wo er sich Anfang November 1940 auflöste; seine Mitglieder emigrierten zumeist nach Großbritannien und in die USA.Siehe Wikipedia.org
Im Hamburg der Nachkriegsjahre kam der Sottje, der Schornsteinfeger, wie man ihn hier nannte, und schrieb seine Termine mit Kreide an die Haustüren. Dazu zeichnete er eine Leiter, ein Strichmännchen mit Zylinderhut und schrieb darunter das Datum. So wussten die Hausfrauen, wann der schwarze Mann sie beehren wollte. Schornsteinfeger nannte man Rauchfangkehrer
in Österreich und Kaminkehrer
oder Kaminfeger
in der Schweiz und in Süddeutschland, spazzacamini
in Italien und im Tessin; regional findet sich auch Essenkehrer, Schlotfeger oder Sottje
.
SPAM war ursprünglich ein Markenname für Dosenfleisch, der bereits 1936 entstanden ist aus SPiced hAM, fälschlicherweise auch Spiced Pork And Meat/hAM oder Specially Prepared Assorted Meat genannt. Während der Rationierung im Krieg war Spam eines der wenigen Nahrungsmittel, die in Großbritannien praktisch überall und unbeschränkt erhältlich waren. Die Omnipräsenz dieses Fleisches, ähnlich wie später die unerwünschten Botschaften (zum Beispiel als E-Mails), förderte die Entwicklung des Begriffs. Als Synonym für eine unnötig häufige Verwendung und Wiederholung wurde der Begriff durch den Spam-Sketch der englischen Comedyserie Monty Python's Flying Circus geprägt: In einem Café besteht die Speisekarte fast ausschließlich aus Gerichten mit Spam. Mehrfach stimmt eine Gruppe Wikinger lauthals ein Lied an, dessen Text fast nur aus dem Wort Spam besteht, wodurch jedes normale Gespräch unmöglich wird. In die Texte eines Touristen und eines Nachrichtensprechers schleicht sich zunehmend das Wort ein, und im Abspann der Episode wimmelt es unpassend von spam
und vereinzelt anderen Nahrungsmitteln (z. B. Graham spam spam spam Chapman).Siehe Wikipedia.org
Sogenannte Spannungsreisende wurden vom Kriegsministerium (Kriegminister war Erich von Falkenhayn) des Deutschen Reichs im Juli 1914 nach Russland und Frankreich entsandt, um herauszufinden, ob die potetiellen Kriegsgegner Kriegvorbereitungen treffen. Es handelte sich dabei um Privatpersonen, die als Touristen, unter dem Vorwand, ihren Urlaub in den genannten Ländern verbringen zu wollen, die Augen offen hielten und alle Beobachtungen verschlüsselt per Telegraph nach Berlin meldeten. Dies war sozusagen eine Vorstufe des heutigen militärischen Nachrichtendienstes. Die in Russland beobachteten und nach Berlin gemeldeten Truppenbewegungen ließen auf eine Generalmobilmachung Russlands schließen, worauf das Deutsche Reich Russland am 1. August 1914 den Krieg erklärte.
Ein Sparbuch ist ein, auf den Namen des Kontoinhabers von einer Sparkasse oder Bank dem Inhaber eines Sparkontos ausgestelltes Buch, in dem alle Kontoveränderungen, wie Einzahlungen, Abhebungen, und Zinsgutschriften eingetragen und quittiert werden. Durch die Digitalisierung ist das Sparbuch durch Plastikkarten ersetzt worden, die Guthaben können online, oder am Kontoauszugsdrucker sichtbar gemacht werden. Zinsgutschriften gibt es auch schon lange nicht mehr auf Sparguthaben, dafür aber Verwahrentgelte
, wie die Negativzinsen heute genannt werden.
Sportwettbewerb für Kinder und Jugendliche in Schulen, auf Kreis- und Bezirksebene sowie im Endausscheid DDR-weit durchgeführt; diente der Talentesichtung
und Nachwuchsgewinnung im Sport. Höhepunkt war das Turn- und Sportfest in Leipzig.
Als Speckjäger werden laut Duden (umgangssprachlich veraltend) Landstreicher
bezeichnet, heutzutage wandele sich die Bedeutung hingegen mehr zum Schmarotzer
. Das Archiv für Kriminologie verwies bei der Erklärung des Begriffs auf alte, besonderns orte- und personenkundige Nahrungsmittelbettler auf dem Lande, die aber auch Geld nehmen usw.
.
Eine Speisekammer, auch Vorratskammer, -raum oder Speis, ist ein kleiner Raum, in dem Lebensmittel und Speisen aufbewahrt werden. Zur Aufbewahrung dienen Borde oder Regale und zum Schutz vor Schädlingen Kisten, Spankörbe, Steinzeug für Gemüse, Obst, Schmalz und Butter, Eingemachtes, Flaschen mit Milch, Fruchtsäften, Eier, Brot, getrocknete Pilze und vieles mehr. Früher wurden an der Decke der Kammer Räucherwaren wie Schinken, Wurst, Speck oder auch Wildbret aufgehängt, um einerseits Fleisch und Wurst unter guten Bedingungen aufzubewahren, andererseits, um Schädlingen, wie Mäusen und Ratten den Zugang zu erschweren.
Lesen Sie den Zeitzeugenbericht von Hartmut Kennhöfer: Versorgungslage 1950, oder unsere Speisekammer
Bei Sperrbrechern handelte sich meist um umgebaute Frachtschiffe, deren Laderäume durch Fässer, Kork oder andere schwimmfähige Ladung gegen das Volllaufen gesichert waren. Ankertauminen wurden mit dem sogenannten Bugschutzgerät geschnitten bzw. abgewiesen und nach Räumung zur Detonation gebracht. Im Zweiten Weltkrieg verfügten deutsche Sperrbrecher über Magnetwicklungen, die sogenannte VES-Anlagen, die ihr eigenes Magnetfeld mit dem Ziel vergrößerten, Minen möglichst schon bei der Annäherung zu zünden.
Kleine Sperrbrecher, die in Hafeneinfahrten, Flussmündungen und Binnenwasserstraßen eingesetzt wurden, waren mit einer Canona Antimagnetica oder einem Kreuzpolgerät ausgerüstet, die beide nach dem gleichen Prinzip arbeiteten. In den achteren Frachträumen wurden zusätzliche Schiffs- oder Flugzeugmotoren aufgestellt, die den erforderlichen Strombedarf zur Erzeugung des elektromagnetischen Kraftfeldes des Schiffes lieferten (z.B. bei dem Sperrbrecher 131 Schwan waren es insgesamt zwölf Junkers-Flugzeugmotoren).
Explosionen neben dem Schiff oder im Hinterschiffsbereich in Höhe der Maschinenräume sollten vermieden werden. Wie auf einigen anderen Minenabwehrfahrzeugen auch, wurde die Besatzung durch Holz- oder Pappunterlagen auf den Decks gegen die Detonationsstöße geschützt. Gleichwohl blieb der Dienst auf Sperrbrechern gefährlich, weil Schiff und Besatzung der Minenwirkung ausgesetzt waren. Die Schiffe waren durch die diversen Umbaumaßnahmen sehr widerstandsfähig. So brach am 23. Oktober 1942 infolge einer Grundminenzündung bei Ameland das Vorschiff des Sperrbrechers 11 Belgrano in Höhe der vorderen Brückenkante ab. Beide Schiffsteile blieben schwimmfähig, mit dem Achterschiff wurde sogar eine weitere Mine geräumt. 1946 brach nach einer Minenexplosion das Vorschiff des nunmehr vom Deutschen Minenräumdienst (GM/SA) eingesetzten Schiffes ein weiteres Mal ab. Beide Schiffsteile blieben schwimmfähig. Der Sperrbrecher 11 lief mit eigener Kraft und dem mitgeschleppten Vorschiff in die Elbmündung zurück.Lexikon der Wehrmacht
Veraltet für Gewürze aus Übersee. Spezerei (als mittelhochdeutsch specerīe aus italienisch spezierie Gewürzwaren
, von spezieria Gewürzhandlung
aus lateinisch species Art
, Gestalt
, spätlateinisch auch Gewürz
entlehnt – englisch spice Gewürz
) ist eine seit dem 14. Jahrhundert verbreitete Bezeichnung für Gewürzwaren (dann meist im Plural Spezereien). Auch allgemein für Delikatessen, gelegentlich für Gewürzläden und Apotheken verwendet.
Spezereiwaren ist auch ein veralteter Ausdruck für Lebensmittel allgemein, in der Schweiz auch für Gemischtwaren (und entsprechend dort Spezerei für Lebensmittel- oder Gemischtwarenläden). Der Spezereihändler wurde auch Würzkrämer (Gewürzkrämer) genannt.
Ein Spickzettel, auch Spicker, Schwindel- oder Schummelzettel, ist ein kleiner Zettel, der bei einer Prüfung, Klausur, Abfrage oder einem Test von dem Prüfling in verbotener Weise benutzt wird, um die Fragen oder Aufgaben besser beantworten zu können.
Als Spießbürger, Spießer oder Philister werden in abwertender Weise engstirnige Personen bezeichnet, die sich durch geistige Unbeweglichkeit, ausgeprägte Konformität mit gesellschaftlichen Normen und Abneigung gegen Veränderungen der gewohnten Lebensumgebung auszeichnen. In der Schweiz werden Spießbürger auch als Bünzli oder als Füdlibürger (Füdli = Hinterteil) bezeichnet.
Die Bezeichnung geht auf die im Mittelalter in der Stadt wohnenden Bürger zurück, die ihre Heimatstadt mit dem Spieß als Waffe verteidigten. Spießbürger unterschieden sich von den in der Vorstadt wohnenden Pfahlbürgern, gehörten jedoch innerhalb der Stadtgesellschaft zu den eher ärmeren Bürgern, da sie bei den städtischen Fußtruppen Dienst taten, während wohlhabendere Bürger hierfür Söldner bezahlen konnten. Der Spieß als Waffe war relativ günstig herzustellen und zugleich gegen die adligen Ritterheere des Hoch- und Spätmittelalters effizient einzusetzen (siehe Pikeniere). Er verhalf Bürgern und Bauern in den Bauern- und Hussitenkriegen zu hohen Siegen in den Schlachten gegen die adlige Kavallerie. Die Bezeichnung Spießbürger
war früher durchaus positiv konnotiert, da der Dienst zur Verteidigung der Heimatstadt als Ehre angesehen wurde.
Offenbar sank dann das Ansehen des Spießbürgers
und seiner Bezeichnung ab, vielleicht weil man zu den Spießbürgern nur die ärmsten und untauglichsten wählete, dagegen die reichern bessern zu Pferde dieneten
. Jetzt gebraucht man es nur im verächtlichen Verstande von einem jeden geringen Bürger
(Wörterbuch Adelungs, 1811). Studenten, die noch lange vor allem aus adeligem oder reichem Bürgerhaus kamen, verwendeten den Begriff schließlich in ihrer Studentensprache. Spießbürger
wurde so – ähnlich dem Ausdruck Philister
für eine Person, die der Kultur gegenüber nicht aufgeschlossen ist – eine gängige Bezeichnung, die Höhergestellte gegenüber kleinbürgerlichen und aus ihrer Sicht engstirnigen Menschen gebrauchten. Diese Verwendung zeigt sich z. B. bei Heinrich Heine, der 1826 über Göttingen schrieb, wo er wenige Jahre zuvor ein Semester studiert und eines relegiert verbracht hatte:
Siehe Wikipedia
Im Allgemeinen werden die Bewohner Göttingens eingetheilt in Studenten, Professoren, Philister und Vieh … Die Zahl der göttinger Philister muß sehr groß seyn, wie Sand, oder besser gesagt, wie Koth am Meer; wahrlich, wenn ich sie des Morgens, mit ihren schmutzigen Gesichtern und weißen Rechnungen, vor den Pforten des akademischen Gerichtes aufgepflanzt sah, so mochte ich kaum begreifen, wie Gott nur so viel Lumpenpack erschaffen konnte.
Der Spind ein einfacher, mannshoher Schrank zur Aufbewahrung von Arbeits- und Wechselkleidung.
Als Spindel bezeichnet man: 1) Die Webspindel wurde vor der Erfindung des Weberschiffchens zum Aufwickeln des Webfadens benutzt. 2) Den spitz zulaufenden Anfang beim Federkiel, meist Spule genannt, 3) ein Aräometer, ein Messinstrument zur Dichtebestimmung von Flüssigkeiten, das auf der Auftriebsmessung beruht.
bezeichnet ein mageres Leichtgewicht. Der Suppenkaspar
ist eines der pointiertesten und das wahrscheinlich bekannteste der Kapitel des Struwwelpeters
. Es erzählt in wenigen Versen die Geschichte eines Jungen, der sich weigert seine Suppe zu essen und daher innerhalb weniger Tage verhungert.
Lesen Sie auch: Woanders schmeckt es viel besser
oder Es hat gefunkt
von Günter Matiba
Das Spinnrad ist ein technisches Hilfsmittel zum Verspinnen von Fasern zur späteren weiteren Verarbeitung (z. B. Weben, Stricken). Beim Verspinnen werden lose Fasern durch gleichzeitiges Verdrehen und Auseinanderziehen zu einem Faden verarbeitet.
Spinös findet sich als Eigenschaftswort für Menschen, mit denen schwierig, heikel umzugehen ist. Es handelt sich um ein Lehnwort aus dem Lateinischen vom Adjektiv spinosus → la spitzfindig, ursprünglich: dornig, stechend
, einer Derivation zum Substantiv spina → la Dorn
.
Spitzbube ist ein umgangssprachlicher Ausdruck für einen Kleinkriminellen (Ganoven
). Er ist aus dem Begriff Spitzel abgeleitet (einer Verkleinerungsform für die Hunderasse Spitz, die als besonders wachsam gilt), der in Wien Anfang des 19. Jahrhunderts für Spion
oder Aushorcher
gebildet wurde. Die zweite Worthälfte kommt vom mittelhochdeutschen buobe für Knabe
, Diener
, das bald abwertend für gemeine, verächtliche Menschen
stand (die bösen Buben
der Luther-Bibel).
Im Sport und in der Wirtschaft eine Person oder Gemeinschaft, welche an erster Stelle einer Ergebnistabelle steht. Bespiele: der Spitzenreiter der Hitparade, der Rangliste, des Rennens
, die Bundesliga hat einen neuen Spitzenreiter
.
Spökenkieker ist ein niederdeutscher Ausdruck für Menschen, denen die Gabe des Zweiten Gesichts, besonders der Vorhersage von Todesfällen, zugesprochen.
Der niederdeutsche Begriff Spökenkieker kann dabei in etwa mit Spuk-Gucker
oder Geister-Seher
ins Hochdeutsche übersetzt werden. Spökenkiekern wird die Fähigkeit nachgesagt, in die Zukunft blicken zu können. Typisch für die Spökenkiekerei ist die Vorhersage unheimlicher und Angst machender Dinge wie schwerer Krankheit, Tod oder Krieg.
DDR-Markenname für spezielle mit Kunstharz gebundene Schichtstoffplatten, bekannt insbesondere durch die damit beschichteten Küchenmöbel. In der BRD hies der Werkstoff Resopal.
Unter Sprickholz wurde das abgefallende und verfaulende Leseholz, unter Fallholz das windbrüchige und anders abständige Holz verstanden. Sprickholz wurde im Wald gesammelt, gebündelt und zum Feueranmachen verwendet.
Als Springinsfeld (von ich springe ins Feld) bezeichnet man einen unbekümmerten, meist auch leichtsinnigen und übermütigen jungen Menschen oder aber auch ein lebhaftes, fröhliches Kind.
Im Mittelalter benannte man damit in Form eines Spitz- oder Spottnamens die Landsknechte oder Handwerksburschen und dergleichen. Seit Ende des 16. Jahrhunderts ist es dann als allgemeine Bezeichnung für Leichtfüßiges und Unbekümmertsein in den Sprachgebrauch eingegangen.
Die Feuerwache (auch (Feuerwehr-) Gerätehaus, Spritzenhaus oder Feuerwehrmagazin) ist die Unterkunft der Feuerwehr in einem Ort, oft auch Ersatzkerker in kleinen Orten.
Spruchkammerverfahren waren Verfahren mit dem Ziel der Entnazifizierung, die nach Ende des Nationalsozialismus in den drei westlichen Besatzungszonen Deutschlands durchgeführt wurden.
Die Spruchkammern fällten keine Strafurteile, sondern dienten der politischen Säuberung. Sie stellten fest, ob der Betroffene Hauptschuldiger, Belasteter, Minderbelasteter, Mitläufer oder Entlasteter ist und ordneten die gebotenen Sühnemaßnahmen an. Diese bestanden vor allem in der Verpflichtung zu Wiedergutmachungs- und Aufbauarbeiten, dem Ausschluss von öffentlichen Ämtern einschließlich des Notariats und der Anwaltschaft, dem Verlust von Rechtsansprüchen auf eine aus öffentlichen Mitteln zahlbare Pension oder Rente sowie der Aberkennung des Wahlrechts, der Wählbarkeit und des Rechts, sich als Mitglied einer Partei politisch zu betätigen. Nach dem Grad der Verantwortlichkeit sollten die Sühnemaßnahmen in gerechter und billiger Weise
verhängt werden, um die Ausschaltung des Nationalsozialismus und Militarismus aus dem Leben des deutschen Volkes und die Wiedergutmachung des verursachten Schadens zu erzielen.
Über Mitgliedschaften oder Funktionen innerhalb des NS-Systems erfährt man oft etwas in den Entnazifierungsakten ("Spruchkammerakten") – sofern solch eine Akte zu der Person angelegt worden ist.
Die alliierten Siegermächte hatten nach Kriegsende etwa 182.000 Deutsche inhaftiert, um ihre Schuld an den Verbrechen des NS-Staates zu klären. Man teilte die Leute dann ein in Hauptschuldige, Belastete, Minderbelastete, Mitläufer, Entlastete.
Spruchkammerakten sind mit Vorsicht zu lesen! Denn die Entnazifizierungsbescheide sind oft eher aus Gefälligkeit erstellte Persilscheine als tatsächlich recherchierte Bescheide. Man bezeichnete die Spruchkammern deshalb sogar als Mitläuferfabriken
- weil sie aus Tätern einfache Mitläufer machten. Hintergrund: Die Spruchkammerverfahren sahen eine Umkehr der Beweislast vor, d.h. die Beklagten mussten selbst Beweise herbeischaffen dafür, dass sie trotz allerlei Zugehörigkeiten oder Ämter etc. den NS-Staat nur unwesentlich unterstützt oder sogar Widerstand geleistet hatten. Dafür bat man Freunde und Bekannte, die Unbescholtenheit zu bezeugen oder Begebenheiten zu schildern, aus denen auf eine gewisse Regimeferne geschlossen werden konnte.
Becken unter dem Wasserhahn (meist aus emaliertem Gusseisen oder Steingut),
nordeutsche Bezeichnung: Handstein, Ausguss.
Abgekürzt auch Stasi, war die Kurzbezeichnung für das Ministerium für Staatssicherheit (Mfs), Nachrichtendienst und Geheimpolizei der DDR. Umgangssprachlich ironisch auch: (VEB) Horch und Guck, oder: Horch, Guck und Greif.
Stabil und Stabil-Baukasten waren Markennamen für einen Metallbaukasten der ehemaligen Berliner Firma Walther & Co. Diese Metallbaukästen waren im Deutschland der 1920er und 1930er Jahren so verbreitet, dass der Name Stabil-Baukasten in Deutschland zu einem Gattungsnamen für alle Metallbaukästen wurde.
Spätestens 1911 kam Walther's neues Ingenieur-Bauspiel Stabil auf den Markt. Stabil ist die Weiterentwicklung des früheren Metallbaukastens Walther's Ingenieur Bauspiel, der bereits 1904 erschien und damit der erste deutsche Metallbaukasten mit gleichmäßig gelochten Flacheisen und mit Rädern ist. Deshalb enthielten die ersten Stabil-Baukästen noch viele Holzteile, die von dem älteren System übernommen wurden. Offensichtlich gab es bei den Kunden Verwechslungen bei den Bezeichnungen für das alte und das neue System. So nannte man bereits 1912 den neuen Kasten Walther's neues Konstruktionsspiel STABIL.
Die Nachfrage nach den neuen Baukästen übertraf bereits 1913 alle Erwartungen. Man brachte neue Teile und neue Kästen heraus. Mehrere Sonderkästen zum Bau von Eisenbahnwagen erschienen bis 1914. Die Vorlagenhefte enthielten immer mehr neue Modelle. Das System wurde ständig weiter entwickelt. Ab 1916 hieß das System Walther's neues Metall-Bauspiel STABIL. Ab 1920 gab es die ersten Motoren.
Mit dem Jahr 1921 begann eine neue Periode des Stabil-Systems. Erst jetzt wurden die Namen Stabil und Stabil-Baukasten als Warenzeichen gesetzlich geschützt. Das System heißt jetzt ganz offiziell Walther's Metallbaukasten Stabil.
1921 wurden eine Menge neuer Teile herausgebracht. Zusätzlich wurden die Kästen von ihren Inhalten her überarbeitet und vergrößert. Als Ursache für diese Anstrengungen waren Entwicklungen bei den Mitbewerbern verantwortlich. Bereits 1912 gab es eine deutsche Vertretung des englischen Metallbaukasten-Herstellers Meccano. Im Zuge des 1. Weltkrieges wurde jedoch das Vermögen und die Rechte der Fa. Meccano als Feindvermögen beschlagnahmt. Die Fa. Märklin erwarb 1917 die Meccano-Rechte von der deutschen Regierung, und nach Kriegsende wurde eine eigene Produktion mit neuen, von Märklin selbst entwickelten Teilen hochgezogen. Die Reaktion der Firma Walther führte dazu, dass das neue Stabil-Sortiment von 1921 die Produkte der Mitbewerber für eine kurze Zeit übertraf, sowohl in der Teileanzahl als auch in der Ausstattung der Kästen.
1925 erschienen die Stabil-Erfinderbaukästen, ein System von Zusatzkästen, die mit den normalen Stabil-Baukästen kombiniert werden mussten. Die Kästen enthielten Teile, die in anderen Metallbaukstensystemen in dieser Art kaum vorkamen.
1927 wurden die Patentzahnräder herausgebracht, ein Sortiment von Zahnrädern mit exakten Übersetzungsverhältnissen 1:2, 1:3, 1:4. Die Vorlagenhefte wurden so überarbeitet, dass die neuen Teile bereits in vielen Modellen verwendet wurden. Die meisten Räder wurden jetzt aus Messingblech gefertigt, insgesamt wurde die Qualität aller Teile wesentlich verbessert.
Nach dem Tod von Franz Walther (1931) wurde die Firma von dessen Sohn Walter Walther weitergeführt. Im Zeitraum von 1932 bis 1943 erfolgten kaum mehr Änderungen an den Baukästen selbst. Es erschienen bis 1936 nur noch einige Stabil Kleinkästen. 1943 wurde die Fabrik bei einem Bombenangriff zerstört.
Ab 1950, nach der Berlin-Blockade, konnte die Fa. Walther den Stabil-Baukasten wieder in West-Deutschland verkaufen. Die ehemaligen ostdeutschen Märkte waren allerdings verloren. Dass die Firma Walther keine Spielzeug-Eisenbahnen vertrieb, erwies sich jetzt als nachteilig, denn die Händler bevorzugten Hersteller, die Modellbahnen und Metallbaukästen gemeinsam lieferten. Man produzierte jetzt nur noch den Stabil-Baukasten. Alle anderen Baukästen der Firma wurden nicht mehr hergestellt. So stiegen, im Rahmen des Wirtschaftswunders, zwar die Umsätze in den 1950er Jahren zunächst, aber in den 1960er Jahren gingen sie, wie bei den anderen Mitbewerbern auch, deutlich zurück. 1970 musste die Produktion eingestellt werden. Siehe Wikipedia
Stagnol, n., spr. stanjól, Blattzinn; die ältere Bezeichnung für Stanniol, vgl. das. Adelung. Kinderling 225. Krünitz 168, 591 f. Weigand 2, 792.
Stalag, Abk. für Stammlager
war in den Weltkriegen in der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts eine Bezeichnung für größere Kriegsgefangenenlager, in denen die Kriegsgefangenen registriert und von wo aus sie auf Arbeitskommandos verteilt wurden. Kriegsgefangene wurden nach Offizieren und Mannschaftsdienstgraden getrennt untergebracht. Die Lager für Offiziere hießen Oflags
(Offizierslager), die Lager für Mannschaften Stalags
(Stammlager).
Lesen Sie dazu diese Zeitzeugenberichte:Internierung in Argentinien und
Kriegsende in der Ferne von Ernesto Potthoff
Ein Begriff aus den Tagebuchaufzeichnungen Ernst Jüngers, die er kurz nach dem Ersten Weltkrieg zu einem Buch verarbeitete. Die Tagebücher selbst, sozusagen Jüngers Rohmaterial, wurden erst 2010 von dem Germanisten Helmuth Kiesel herausgegeben. Im Jahre 2013 erschien die von Helmuth Kiesel edierte historisch-kritische Ausgabe der Stahlgewitter
.
Jünger schildert die Kampfhandlungen aus der Perspektive eines jungen Kriegsfreiwilligen, der sich nach seiner ersten, im Frühjahr 1915 in der Champagne erlittenen Verwundung zum Infanterieoffizier weiterbilden lässt und anschließend in der Gegend von Arras den Stellungskrieg kennenlernt. Im Zuge seiner Teilnahme an den Kriegsereignissen der folgenden Jahre (u. a. Schlacht an der Somme, Dritte Flandernschlacht, Schlacht von Cambrai, Deutsche Frühjahrsoffensive 1918) entwickelt er sich zum erfahrenen Stoßtruppführer, der zumeist an vorderster Front eingesetzt und mehrfach verwundet wird und hohe Tapferkeitsauszeichnungen erhält (die der Autor mehrfach erwähnt). Er begibt sich oftmals, häufig freiwillig und dem Anschein nach stärker von Neugier und Abenteuerlust als von Pflichtbewusstsein getrieben, in sehr gefährliche Situationen, die er mit der ihm eigenen Mischung aus Phlegma
, Sinnesschärfe und kaltblütiger Entschlossenheit und sehr oft mit unerhörtem Glück überlebt.
In den Stahlgewittern fasst Jünger den Krieg als ein schicksalhaftes Geschehen auf, dem die Menschen wie einer Naturgewalt ausgeliefert sind. Dies kommt in der für den Titel gewählten Metapher zum Ausdruck und lässt sich auch anhand anderer Textstellen belegen, in denen Kriegsereignisse als Unwetter
oder Naturschauspiel
bezeichnet und beschrieben werden.
Die Idee des Freundschafts- oder Stammbuches (nicht zu verwechseln mit dem Familienstammbuch, dem Nachweisdokument für Abstammungen) entstand im 16. Jahrhundert. Insbesondere Studenten führten ein Freundschaftsalbum, auch Stammbuch (Album Amicorum) genannt, eine frühe Form des Poesiealbums oder Freundschaftsbuches. Es entstand während der Reformation, als es Mode wurde, Autographe berühmter Reformatoren zu sammeln.
In einem Stammbuch versicherten sich zwei oder mehrere Personen ihrer Freundschaft, indem sie sich gegenseitig ein Blatt in einem Album ausfüllten. Dies geschah meist zu besonderen Anlässen, etwa bei Festen oder beim Weggang vom Studienort. Diese Eintragung konnte – etwa bei einem Wiedersehen oder aus Anlass eines Festes – wiederholt werden. Auf diese Weise hatten die Besitzer der Stammbücher bis an ihr Lebensende eine Erinnerung an ihre Jugendfreunde.
Die Stambuline ist ein Gehrock mit Stehkragen, ein wesentlicher Teil der höfischen Garderobe des Tanzimat, einer Modernisierung des Osmanischen Reichs.
Stammhalter bezeichnet im engeren Sinne den erstgeborenen männlichen Nachkommen eines Ehepaares, der den Familiennamen des Elternhauses erhält, um ihn seinerseits weiterzuvererben und so den Stamm
zu erhalten, genauer: die Stammlinie fortzuführen (siehe auch Stammbaum, Erstgeburtsrechte).
Lesen Sie die Zeitzeugenberichte zu diesem Begriff:
Vater und Sohn, ein schwieriges Verhältnis
von Hartmut Kennhöfer,
Rabenmutter
von Margot Bintig und
Zigarrenrauch
von Fritz Schukat.
Als Stammtischparole bezeichnet man stereotyp wiederholte Versatzstücke einer lokalen Meinungsbildung. Man weiß etwas zwar nicht genau, kennt auch die Hintergründe nicht, setzt aber gern Gerüchte, Stammtischparolen in die Welt. Dazu gehören auch Verschwörungstherorien und Halbwahrheiten. Ein Gerücht bedient auch die sozialen Bedürfnisse nach Nähe und Übereinkunft.
Standesdünkel bezeichnet den spezifischen Hochmut eines Standes gegenüber anderen, als niedriger
erachteten Ständen.
Ständegesellschaft bezeichnet in den Humanwissenschaften einen hierarchisch geordneten Teil einer Gesellschaft aus abgeschlossenen sozialen Gruppierungen – den Ständen oder Geburtsständen – mit eigenen rechtlichen, sozialen und kulturellen Normen, deren Zusammenhalt auf Gemeinsamkeit in Abstammung, Beruf, Besitz oder Bildung besteht.
Standpauke ist die saloppe Bezeichnung für eine Strafpredigt, Ermahnungsrede, Moralpredigt, Schimpfkanonade, einer ausführlichen Zurechtweisung. Stand bedeutet in diesem Fall aus dem Stregreif
; die Pauke ist ein lautes Schlaginstument. Wer also jemandem eine Standpauke hält, tut es spontan und laut.
Früher auf zugefrorenen Seen mit der Schleppsäge geerntetes Eis, das im Eiskeller unter Stroh gelagert, bis in den Sommer frisch
hielt; später Fabrikeis, das z.T. ambulant verkauft wurde.
Das Stanniol (von lateinisch stagnum, stannum, ursprünglich eine Bleisilberlegierung, später Zinn), auch Zinnfolie, ist eine dünn ausgewalzte oder gehämmerte Folie aus Zinn. Heute wird die Bezeichnung umgangssprachlich auch für Folien aus Aluminium (Alufolie) verwendet, da Produkte aus dem wesentlich kostengünstigeren Aluminium das Stanniol aus seinen Anwendungsgebieten verdrängt haben.
Im militärischen Gebrauch dienten dünne Stanniol-Streifen mit exakt definierter Länge als Täuschkörper zum Schutz vor Radarerfassung. Dort werden solche Streifen Düppel genannt (im englischen Sprachgebrauch Chaff
) und bestehen heute meist aus metallbedampften Kunstfasern oder leitfähigen Kohlenstofffasern. Die britische Armee erbeutete im Zweiten Weltkrieg durch die Operation Biting ein Würzburg-Radar, um die für die verwendete Frequenz passende Stanniolstreifen-Länge zu ermitteln. Einer der wohl bekanntesten Einsätze von Stanniolstreifen zum Schutz vor Ortung erfolgte während der Operation Gomorrha 1943 über Hamburg.
Aus dem Lateinischen stehenden Fußes
, bedeutet sofort, unverzüglich, auf der Stelle, augenblicklich
.
Der Volksmund bezeichnete das Ministerium für Staatssicherheit der DDR, kurz MfS, als Stasi
(Kurzform von Staatssicherheit).
Die Staufferbüchse oder Stauferbuchse ist ein Schmierstoffgeber.
nach der amerik. Herstellerfirma Stauffer Chemical Company: Fett aus Schmieröl.
Stax, die veraltete Bezeichnung für einen ungelenken, steifen, unbeholfenen und dummen Menschen.
Und wie der Herr, so der Diener; gerade so ein Stax. Ich weiß nicht eine Silbe von ihm, als dass er Franz heißt Kotzebue Menschenhass u. Reue
1, 10;
doch her sah ich schreiten
unsern Freund, den alten Pax,
liebreich auf die seiten
nahm er einen alten Stax (einen von den sieben Stadtsoldaten)
Rückert (1882) 2, 225;
Im 18. jahrh. als typischer Name: Stax kömmt, und kaum ist Stax erschienen, so hält man ihn auch schon für klug
[Gellert 1, 6 ('der zeisig')].Wörterbuch der Gebrüder Grimm
Staxen, veraltet für steif umhergehen. Auch für nicht flüssiges Sprechen, stammeln, stottern, staggeln (mundartliches Wort, in der Schweiz und benachbarten Landschaften).
Was im Englischen hobby
heißt, wurde im Deutschen früher häufig als Steckenpferd bezeichnet.
Was ein Steert ist, nämlich ein Schwanz, ist vermutlich bekannt. Eine Pogge
ist im niederdeutschen ein Frosch. Ein Steertpogg
, ein Froschschwanz
, ein Frosch mit Schwanz ist also eine Kaulquabbe. Diesen Namen erhielt der einachsige Karren, der vor allem von den ärmeren Torfbauern benutzt wurde, die sich kein Pferd leisten konnten, weil der Karren auf den damaligen schlechten Straßen hin und her wackelte wie eine Kaulquabbe. Sie spannten sich selbst und den Hund vor den Karren und wanderten die 25 Kilometer nach Hamburg und zurück, um ihren Torf zu verkaufen. Auf dem Rückweg brachten sie den Hamburger Straßendreck, Pferdemist, mit, der zur Düngung ihrer Äcker diente. Außerdem brachten sie auch die neuesten Nachrichten aus Hamburg mit, weshalb die erste Zeitung auf Norderstedter Gebiet den Namen Steertpogg
erhielt, heute Heimatspiegel
.
Das Wort Stegreif kommt allein stehend nur noch in der Wendung aus dem Stegreif vor und leitet sich aus dem althochdeutschen Wort stegareif für Steigbügel
ab. Die Bedeutung ohne Vorbereitung, improvisierend
leitet sich dementsprechend aus dem Bild ohne vom Pferd abzusteigen
ab.
Ein häufiger Rechtschreibfehler ist die Schreibung des Wortes Stegreif mit einem h
(Stehgreif
), da eine falsche Herleitung aus stehen
und greifen
vorliegt. (korrekt: Steg-Reif = Steig-Schlinge = Steigbügel). Reif ist hier Re(e)p, also Seil (Fallreep, Reepschnur, Reeperbahn).
Der Stehkragen ist ein wesentliches Stilmerkmal des Hemdes im 19. und zu Beginn des 20. Jahrhunderts. Diese Kragenform wurde etwa ab 1850 vorwiegend getragen. Heutzutage haben moderne Hemden einen Umlegekragen, der den schmalen Krawattenteil verdeckt. (Siehe auch Vatermörder)
Ein Ausrüstungsgegenstand des hochalpinen Bergsteigers. Sie werden am Schuh befestigt und dienen einer sicheren Fortbewegung auf Schnee- und Firnfeldern, Eisflächen und Gletschern. Oder ein Metallbügel zum Erklettern hölzerner Leitungsmasten.
Der Ausdruck steiler Zahn
war als Bezeichnung für eine besonders attraktive Frau in den vergangenen Jahrzehnten besonders in der Jugendsprache gebräuchlich, gilt heute aber bereits als veraltet. So heißt es in einem Artikel der Jugendzeitschrift »Bravo«: »Er sang von »steilen Zähnen«, von Petticoats und Pferdeschwanzfiguren - im Sound der verrückten 50er-Jahre«
veraltet, abwertend für Lehrer (Pauker). Anspielung auf die im 19. bis ins 20. Jahrhundert übliche körperliche Züchtigung der Lehrer durch Schläge mit dem Rohrstock auf Hände und Gesäß.
Stelldichein bezeichnete im Deutschen fast ausschließlich eine Verabredung für Liebespaare. Man traf sich heimlich oder offen mit der oder dem Geliebten. Bestimmte Höflichkeitsregeln der Etikette waren einzuhalten. Bei offenen, von den Erziehungsberechtigten gestatteten Stelldicheins wurde das Paar manchmal von einer Anstandsdame (Tante, Schwester, ältere Person etc.) begleitet. Diese wurde oft ob ihres Aufpasserstatus als Anstandswauwau
tituliert. Erste Treffen endeten meist weit vor der Kussphase mit der Ablieferung der Dame an der elterlichen Haustüre. Als heimliche Stelldicheins galten auch das Fensterln oder der Kiltgang. In Gedichten und Liedern wurden Stelldicheins romantisch verklärt. Der Begriff wurde in der Mitte des 20. Jahrhundert durch das eingedeutschte französische Bezeichnung rendez-vous im Sinne einer (romantischen) Verabredung abgelöst. Heute wird, insbesondere in der Jugendsprache, der Anglizismus Date
verwendet.
Die Stellmacherei ist ein aussterbender Beruf. Sie entstand im frühen 19. Jahrhundert aus den beiden Berufen Wagner und Radmacher. Er stellte Räder, aber auch ganze Wagen und andere Geräte aus Holz her. Mit dem Aufkommen der Eisenbahn im späten 19. Jahrhundert waren die Fertigkeiten der Stellmacher als Waggonbauer begehrt. Ihre Kenntnisse benötigte man später auch im Karosseriebau der Autohersteller. Seit der Einführung industrieller Fließbandfertigung sank die Bedeutung der Stellmacherei.
Der früheste Typ einer Fahrradbremse bestand aus einem Hebel, der einen Metallschuh gegen die Lauffläche des Reifens drückte. Der Name der Bremse leitet sich davon ab, dass die Bremse über den Hebel wie ein Stempel aufgedrückt wurde. War das Bremsgummi verloren gegangen, wurde diese Bremse leicht zum Reifenschlitzer
.
Stempelbremsen wurden mit der Einführung des pneumatischen Reifens überflüssig. Jedoch hielten sich meist in weniger entwickelten Ländern Stempelbremsen als eine Art Notanker als Zusatz zur Rücktrittbremse bis in die 1980er Jahre.Siehe WikiPedalia
früher: zum Arbeitsamt gehen, Stempelgeld = Arbeitslosenunterstützung. Die Bezeichnung rührt von den Stempeln, mit denen sich ab den 1920er Jahren Arbeitslose den Besuch auf dem Arbeitsamt auf einer Stempelkarte
bestätigen lassen mussten.
Stenografie oder Stenographie (kurz Steno, auch Engschrift, Kurzschrift, Schnellschrift, Tachygraphie, Phonographie, Redezeichenkunst) ist eine aus einfachen Zeichen gebildete Abbreviaturschrift, die schneller als die herkömmliche Langschrift
geschrieben werden kann und es ermöglicht, in normalem Tempo gesprochene Sprache mitzuschreiben oder eigene Ideen schneller zu notieren. Bis in die 1980er Jahre wurden Diktate von Stenotypistinnen, mitstonografiert und mit Schreibmaschine oder Fernschreiber übertragen. Heute hat die Kurzschrift durch Diktiergeräte und Personal Computer an Bedeutung verloren.
Der Raummeter (rm) oder Ster (st) ist ein Raummaß für Holz und die gebräuchlichste Maßeinheit beim Handel mit Brennholz. Ein Raummeter (1 rm) entspricht einem Würfel von einem Meter (1 m) Seitenlänge, also einem Rauminhalt von einem Kubikmeter (1 m³), geschichteter Holzstücke unbestimmter Länge, gespalten oder ungespalten, einschließlich der Zwischenräume in der Schichtung. Der Ster (vom altgriechischen στερεός stereos, ‚starr, hart, fest') ist ein älteres Raummaß, welches einen Raummeter Holzscheite von 1 Meter Länge bezeichnet. Allerdings wird umgangssprachlich zuweilen auch ein Raummeter kürzerer Holzscheite als Ster bezeichnet. Der Schüttraummeter (srm) entspricht einer lose geschütteten Holzmenge von einem Kubikmeter. Ein Festmeter (fm) bezeichnet die Menge Holzscheite, welche nach Abzug der Zwischenräume einen Kubikmeter Holz ergibt.Quelle: Wikipedia.org
Der Stern
war eine Illustrierte im Dritten Reich
, die vom 20. September 1938 bis Dezember 1939 wöchentlich erschien.
Der Hauptschriftleiter
des ersten
Stern
war Kurt Zentner. Er absolvierte von 1934 an eine steile Karriere bei Ullstein und im Deutschen Verlag, verantwortete als Chef vom Dienst der Berliner Illustrierten
die erfolgreichen Sonderhefte zu den Olympischen Spielen 1936.
Im folgenden Jahr sammelte Zentner auf einer Studienreise durch die Vereinigten Staaten Anregungen für eine innovative Filmund Kulturillustrierte. Der Stern
, im September 1938 auf den Markt geworfen, entwickelte sich mit Auflagen von 750.000 Exemplaren zu einem Verkaufsschlager – und zu einem Musterbeispiel nationalsozialistischer Integrationspropaganda. Plumpe Hetze blieb außen vor, den Erfolg brachten aufwendige Fotostrecken, exklusive Reportagen aus dem Leben Prominenter, Fortsetzungsromane, Humorseiten, ein farbiges Layout und – jedenfalls zu Anfang – nackte Haut und sogar Berichte aus den Vereinigten Staaten.
Kurz nach Kriegsbeginn wurde der als Vierteljude
diskreditierte Chefredakteur Zentner entmachtet, der Stern
in die Soldatenpostille Erika, die frohe Zeitung für Front und Heimt
, umgewandelt.
Max Amann übernahm am 28. Juni 1933 den Verbandsvorsitz des Vereins Deutscher Zeitungsverleger
(VDZV), mit dessen Gleichschaltung zum Reichsverband der Deutschen Zeitungsverleger
er sich 1934 die Kontrolle über das gesamte deutsche Verlagswesen sicherte. Er hatte den Coup hinter dem Rücken seines Rivalen Joseph Goebbels eingefädelt. Der
Propagandaminister äußerte in einer internen Konferenz zur Lenkung der Presse Überraschung und Missfallen über das plötzliche Verschwinden des Titels.
Bald nach dem Krieg wurde der Stern
zu Europas größter Illustrierter - und ihr Chef Henri Nannen zu einer journalistischen Leitfigur. Neue Quellen belegen nun die anfänglich frappierenden Ähnlichkeiten mit dem NS-Magazin gleichen Namens.
Zwischen dem Stern von 1938/39 und der 1948 gegründeten Zeitschrift ähnlichen Namens bestehen Zusammenhänge, obwohl der neue Stern an keiner Stelle auf diesen Teil der eigenen Historie eingeht. Das Logo der alten Zeitschrift zeigt einen siebenzackigen Stern in von Ausgabe zu Ausgabe wechselnden Farben, während das Logo der Nachkriegszeitschrift Stern einen sechszackigen weißen Stern auf rotem Grund aufweist. Die Themensetzung beider Publikationen ähnelt sich bis in die Gestaltung der Titelseiten mit hochwertigen Fotografien weiblicher Models hinein.
Der Verleger und Gründer des Nachkriegsstern Henri Nannen wollte nichts von der gleichnamigen Vorkriegs-Publikation gewusst haben. Laut einem Artikel des Historikers Nils Minkmar in der Zeit hält es allerdings Nannens Biograf Hermann Schreiber für in hohem Maße wahrscheinlich
, dass Nannen die zehn Jahre vorher erschienene Publikation sehr wohl kannte, zumal der Herausgeber des alten Stern, Kurt Zentner, ein halbes Jahr lang im neuen stern Henri Nannens Stellvertreter war. Dieser Zusammenhang wird in der jüngeren einschlägigen Studie Tim Tolsdorffs weiter ausgeführt. Bei der Gründung des neuen Stern stand zudem der ehemalige Manager des Deutschen Verlags, Carl Jödicke, Nannen mit markenrechtlichen Expertisen zur Seite, die Nannen vor Schadenersatzansprüchen der Familie Ullstein schützen sollten.
Die beiden Chefredakteure des alten und neue Stern – Zentner und Nannen – gehörten im Zweiten Weltkrieg als Kriegsberichterstatter der Propagandakompanie an. Nannen gehörte der Einheit Südstern der SS-Standarte Kurt Eggers an. Minkmar betont, die gesamte Aufmachung von Zentners Stern gleiche dem des Nachkriegssterns, zumindest in dessen Phase von Kriegsende bis Mitte der sechziger Jahre
. Für den Historiker Habbo Knoch machte dieser erste Stern die Mischung aus Stil und Kultur, Stars und Sex bereits vor
.Quelle: Frankfurter Allgemeine Zeitung, Die brauen Wurzeln des Stern
Ein Stiefelknecht ist ein mit einem U-förmigen Einschnitt versehenes Brett, in das der Stiefel mit der Ferse zum Ausziehen eingelegt wird.
Der Brauch des Stiefeltrinkens in Deutschland geht auf die Jenaer Studenten im 16.Jh. zurück. Der Pfarrer Michael Stifel (1487-1567), hat in Lochau von der Kanzel herab den Weltuntergang zum 19.10.1533 verkündet. Der blieb, wir wir wissen aus. Die unheilvollen Ereignisse von Lochau haben Stifel ein Leben lang begleitet. Noch Jahrhunderte später erinnerten nicht nur die Studenten von Wittenberg und Jena in dem Spottlied Stifel muss sterben, ist noch so jung…
an die missglückte Prophezeiung.
Ungeachtet seiner Verdienste um die Mathematik verfolgte ihn sein Ruf als Verkünder des Weltuntergangs
und auch das Stifellied bis Jena. Betrat Professor Stifel ein Wirtshaus, wurde er mit diesem Lied empfangen. Er setzte ein Verbot des Liedes durch. Zum Ausgleich dafür tranken die Studenten Jenas reihum ihr Bier aus einem Stiefel, den sie dafür anfertigen ließen. Auch heute noch ist in unserer Gegend das Stiefeltrinken ein alter Brauch und das Lied des Professors ist hier noch gut bekannt.Begriff und Erklärung eingesandt am 19.10.2016 von Bernd Hopke
Alternativ Ostwestfalen, Ruhrgebiet: stickum. Etwas stiekum tun bedeutet meist etwas heimlich, leise
tun (DUW). Bei Kluge wird es auf ein rotwelsches Wort stiekum zurückgeführt, das sich vom westjiddischen Wort schtieke ruhig
ableite, welches wiederum auf hebräisch šeṯīqā(h) Schweigen
zurückgehe. Es kann – wie das standardniederländische stiekem – auch eine negative Konnotation haben und dann so hintenrum
bedeuten (so eine der im Rheinischen Wörterbuch angegebenen Bedeutungen, s. RhWb VIII, 678f.).
Deutschland: Im Berufsbildungsgesetz wird die Bezeichnung Auszubildender/Auszubildende verwendet. In der Handwerksordnung ist dagegen nach wie vor der Begriff Lehrlinge gebräuchlich, dem aber in Klammern das Wort Auszubildende angefügt wird (§§ 21 ff HwO). Umgangssprachlich spricht man auch von Azubi, Stift oder im oberdt. Raum Lehrbub/-mädchen. Die umgangssprachliche Bezeichnung Stift
ist in Deutschland veraltet und gilt manchmal als abwertende Bezeichnung für den Auszubildenden, ebenso wie die bis in die 1960er Jahre bekannte Bezeichnung Lehrpieps.
Namenstafel in den Hausfluren von Mietshäusern.
Eine Stock- oder Stempelbramse ist eine nicht mehr gebräuchliche Bremse am Fahrrad. Diese wirkte über einen Bremshebel und eine Umlenkung direkt auf das Vorderrad, indem durch eine Metallstange ein Bremsgummi auf das gummibereifte Rad wirkte.
Siehe auch: Mein erstes Fahrrad
von Hartmut Kennhöfer
oder: Mein erstes Bier
von Hartmut Kennhöfer
und: Mit dem Fahrrad auf der Reeperbahn
von Dieter Scholz
Stöckelschuh (auch Stiletto); In den 1950er Jahren war ein Pumps mit sehr spitzer Schuhspitze und Pfennigabsatz modern: der Stöckelschuh. Der Schuh wird wegen seines Absatzes auch Stiletto genannt, dies ist die italienische Bezeichnung für den Bleistiftabsatz.
Schuhe mit Stöckelabsätzen werden seit 1661 hergestellt. Sie wurden – man mag es nicht glauben – ursprünglich für einen adligen Mann (Monsieur Philippe, den Bruder von Louis XIV) angefertigt, der von seiner Frau aufgrund seiner kleinen Größe ausgelacht wurde. Aus heutiger Perspektive ist es kaum nachvollziehbar, dass ausgerechnet die wohl femininste Schuhart für Männer kreiert wurde. Stöckelschuhe sind weit mehr als nur Schuhe mit hohen Absätzen: Sie sind gleichzeitig Symbol weiblicher Macht und weiblicher Zerbrechlichkeit, sind provokativ und sexy.Quelle: Damenschuhlexikon
Lesen Sie, wie Ingrid von Husen ihre ersten Stöckelschuhe bekam: Ein Tag im Jahre 1950, oder: Meine Jugendweihe
Essengeldturnschuh, auch Essengeldflitzer, Pittiplatsch-Latschen oder Stoffidas – in der DDR die scherzhafte Bezeichnung für weiche Sportschuhe aus Stoff mit Gummisohle; der Name entstand wegen des Preises der Turnschuhe (2,75 Mark), der dem (fast überall gleichen) wöchentlichen Essengeld in der Schulspeisung (0,55 Mark je Mittagessen) entsprach und angelehnt an Pittiplatsch oder abgeleitet von Adidas
Die Stopfnadel ist eine grobe Nadel für Wollfäden zum Stopfen von Löchern in Wollstrümpfen.
Beim Stopfen verwendete pilzförmige, hölzerne Unterlage.
Ein starkes Garn zum Stopfen von Löchern in Strümpfen oder zum Ausbessern von Dünnstellen. In den Nachkriegsjahren wurde nichts weggeworfen, sondern repariert.
Der Storchbrunnen ist ein Warmwasserteich, wahrscheinlich im Himmel, in dem die ungeborenen Kinder schwimmen, ehe sie von einem Storch zu einer Familie geflogen und auf der Fensterbank abgelegt werden, wenn dort zur Belohnung ein Zuckerstück liegt. So wurde damals kleinen, unaufgeklärten Kindern, jedenfalls in meiner Heimat, die Herkunft der Babys erklärt, falls sie danach fragten.
Siehe: Wir fahren nach Ostpreußen Günter Matiba
Die Stör ist ein Ausdruck für die Arbeit eines Handwerkers im Haus des Kunden. Handwerker, die dies taten, hießen Störgeher oder Störr; bei längeren Arbeiten wohnten sie auch einige Tage im Dorf oder beim Auftraggeber. Der Begriff ist bis heute u. a. in Oberösterreich gebräuchlich, etwa für das Ausführen von Brot und Backwaren durch junge Bäcker. Die Störschneider ist auch heute noch bekannt im niederösterreichischen Waldviertel. Auch in der deutschsprachigen Schweiz kennt man noch heute Begriffe wie Störköchin und Störmetzger für Köchinnen bzw. Metzger, die am Wohnort des Kunden kochen bzw. schlachten.
Das Wort Stör, manchmal (Entrundung wiedergebend) auch Ster geschrieben, ist erstmals in einer Schweizer Rechtsquelle des 15. Jahrhunderts bezeugt. Es ist wahrscheinlich ein Verbalsubstantiv zu stören, das auf zwei verschiedene Arten gedeutet wird:
Das Deutsche Wörterbuch erklärt den Bedeutungszusammenhang als
.störung der zunft
; ein handwerker, der solche arbeit übernahm, verging sich gegen die handwerksordnung, er störte sie
Das Schweizerische Idiotikon nimmt die alemannisch als Unterbedeutung von Stör Störung
belegte Bedeutung Zeitabschnitt, Weile; Tour, Mal
als Ausgangspunkt, womit die Bedeutung der Handwerkerstör (laut Idiotikon während eines gewissen Zeitraums (bzw. bis zur Fertigstellung) erfolgende Arbeit eines Handwerkers ausser dem Haus
; Bedeutung Stör III 2) von einer ursprünglichen Bedeutung mit Unterbrechungen, nicht fortlaufend, sondern in einzelnen Abschnitten von beschränkter Dauer geleisteten Arbeit
ausginge.
Stracks, adv. welches vermittelst des Endlautes ˌsˈ von strack gebildet ist, und in allen seinen Bedeutungen in der anständigen Schreibart der Hochdeutschen gleichfalls veraltet ist.
1. Gerade: Da fing an sich zu erheben von der Stadt ein Rauch stracks über sich, Richt. 20, 40.
Sie gehet nicht stracks auf dem Wege des Lebens, Sprüchw. 5, 6.
Ein jeglicher wird stracks vor sich daher ziehen, Joel 2, 8.
Aber gehe ich nun stracks für mich, Hiob 33, 8.
Es kommt im Hochdeutschen nur noch zuweilen in dem zusammen gesetzten schnurstracks, schnurgerade vor. Das läuft deinem Glücke schnurstracks zuwider.
2. Pünktlich, genau, stracklich: Darum halte ich stracks alle deine Befehle, Ps. 119, 128.
3. Sogleich, den Augenblick, in den gemeinen Sprecharten, sowohl Ober- als Nieder-Deutschlandes. Komm stracks wieder.
Er ist darum noch nicht stracks ein reicher Mann, noch nicht gleich.
Anm. Im Nieders. strack, stracks, im Angels. strace, im Engl. straight, im Schwed. strax. S. Adelung Strack. Siehe Grammatisch-Kritisches Wörterbuch der Hochdeutschen Mundart (Ausgabe letzter Hand, Leipzig 1793–1801)
Stragula (von lat. stragulum = Teppich
, Decke
) ist eine Linoleum-Imitation. Sie besteht aus mit Teer imprägnierter Pappe (Bitumenpappe), die vorzugsweise mit verschiedenfarbigen eingedickten Ölfarben in verschiedenen Mustern bedruckt wird. Stragula wurde von den Deutschen Linoleum-Werken hergestellt und war preiswerter als Linoleum. Es wurde überwiegend als Meterware zum Auslegen ganzer Räume verkauft, es gab aber auch Stragula-Läufer oder -stücke, deren Muster die von Orientteppichen nachahmten. Seit den 1970er Jahren wurde es durch den Kunststoff PVC weitgehend verdrängt.
1.) Mit der Bezeichnung Straßenfeger
werden seit den frühen Jahren Sendungen des Deutschen Fernsehens mit sehr hohen Einschaltquoten bezeichnet, die dafür sorgten, dass die Straßen praktisch menschenleer waren, sie also wie leergefegt wirkten. Im Januar 1962 lief der dritte Durbridge-Sechsteiler Das Halstuch
über die Bildschirme und löste eine nie da gewesene Begeisterung in allen Bevölkerungsschichten aus. Das Bild völlig leer gefegter Straßen an Sendeterminen der Durbridge-Reihe sorgte dann schließlich für die Entstehung des Begriffs Straßenfeger
.
2.) Der Straßenreiniger (auch Straßenkehrer, Straßenfeger oder Straßenwischer) kümmert sich um das Säubern von öffentlichen Straßen und Wegen sowie Plätzen und Parkanlagen.
Während des Ersten Weltkrieges kam es u.a. durch die Kontinentalblockade der Mittelmächte zu Mangelversorgung der Bevölkerung. Der Konsum von Grundnahrungsmitteln wurde deshalb durch behördliche Regelungen mehr und mehr eingeschränkt. Not macht bekanntlich erfinderisch, weshalb Lebensmittel zunehmend gesteckt
, der Hunger der Menschen sollte durch sogenannte Ersatzlebensmittel gestillt werden. Dazu gehörte auch die Streckbutter, die durch ein besonderes Verfahren mit Magermilch verlängert wurde.
Eine Erfindung aus dieser Zeit (1915) ist die Erschließung einer neuen Fettquelle aus dem Maiskeimling. Aus hundert Kilogramm Mais gewann man durchschnittleich ein Kilogramm Öl. Das Maiskeimöl wird bis heute produziert. Auch andere Lebensmittel wie Pökelsalz, Fertigsuppen, Backmischungen und Vanillinzucker haben ihren Ursprung in den Kriegsjahren, oder den Mangeljahren danach.
ein nach Gustav Stresemann benannter Anzug, der nur am Vormittag getragen und auch für andere Gelegenheiten, wie Trauerfeier, Staatsempfang oder Bankett getragen wird. Der Stesemann ersetzt den Cutaway.
Das Semikolon ; (Plural: Semikola und Semikolons) oder Strichpunkt ist ein Satzzeichen zur Verbindung zweier Hauptsätze.
Als Malgedicht
konnte man dazu diesen Spruch aufsagen:
Punkt, Punkt, Komma, Strich,
fertig ist ein Mondgesicht!
Zwei Hörner und ein Überrock
Fertig ist der Ziegenbock!
Stricknadeln bestehen aus Stahl oder Kunststoff, an den Enden etwas zugespitzt und dienen zur Herstellen von Maschen mit Hilfe eines Fadens und einer bzw. mehreren Nadeln.
Nach dem Kriegsende 1945 wurde selbst der Strom aus der Steckdose rationiert, das hieß dann einfach Stromsperre
und war eine Maßnahme der städtischen Versorgungsbetriebe, die knappen Energiereserven gerechter zu verteilen.
Siehe Beleuchtungen
von Fritz Schukat
Strohwitwer und Strohwitwe sind Bezeichnungen für in einer Ehe oder Beziehung lebende Partner, die zeitweilig allein leben, also Witwer bzw. Witwe auf Zeit
sind. Typischerweise tritt eine solche Situation bei Reisen ein, die nicht gemeinsam unternommen werden. Die Beziehung besteht dabei weiter, eine Fortsetzung des gemeinsamen Lebensalltags ist zu erwarten.
In Preußen und Rußland, ein Name gewisser platter Flußschiffe, mit welchen man in Preußen Holz, Steinkohlen und Stroh auf den Flüssen hinabfährt. Die Strusen, welcher sich die Russen auf der Wolga bedienen, haben die Gestalt großer Schuten, sind mit Hütten und Buden versehen, haben Ruder und Segel und werden auch zum Kriege gebraucht. Adelung hält den Namen für Slavonischen Ursprungs.Siehe Oekonomische Encyklopädie von J.G.Krünitz
Stubben, ein im nördlichen Deutschland übliches Wort, den Stock oder das Stammende eines gefällten Baumes zu bezeichnen. Im Angelsächsischen Steb, Stybb, Engl. Stubb, Schwed. Stubbe. Es soll nach Adelung mit dem Lateinischen Stipes, Stipula, mit unserem Stoppel, stapfen, stumpf etc. nahe verwandt seyn. Im Niedersächsischen ist stunf, stumpf, abgestutzt.Siehe Oekonomische Encyklopädie von J.G.Krünitz
(von ital. stucco, Stück
; eigtl: Rinde
, überzug
) ist ein gut formbare, schnell erhärtende Masse aus Gips, Kalk, Sand und Wasser (oder Leim).
Stuhl, früher Bezeichnung gewisser hoher Gerichtsbarkeiten, z. B. Schöppenstuhl; in Siebenbürgen früher soviel wie Amtsbezirk (daher Stuhlrichter etc.). Heute ist das Wort nur noch für das Sitzmöbel gebräuchlich.
Stuhlherr (Gerichtsherr), bei den früheren Patrimonialgerichten der Inhaber der Patrimonialgerichtsbarkeit; bei den Femegerichten des Mittelalters der Inhaber des sogenannten Freistuhls und der Patronatsherr des Gerichts.
einen Stein über ein stilles Wasser werfen, (norddt: Ditschen) der Stein sollte möglichst oft das Wasser berühren, bevor er versank.
Eine Sanduhr (auch: Stundenglas) ist ein einfaches, etwa seit Anfang des 14. Jahrhunderts bekanntes Zeitmessgerät. Seine früheste Darstellung findet sich auf dem 1338 von Ambrogio Lorenzetti erschaffenen Fresko Allegorie der Guten Regierung
im Palazzo Pubblico (Siena).
Das Funktionsprinzip der Sanduhr ähnelt den aus dem alten Ägypten bekannten Wasseruhren. Aus dem oberen Kolben rieselt das Schüttgut durch eine offene, enge Verbindungsstelle der beiden Glaskolben langsam in den unteren Kolben. Anhand der durchgelaufenen Menge können je nach Größe der Sanduhr Zeitabschnitte zwischen wenigen Sekunden bis hin zu mehreren Stunden gemessen werden.
Bei der Stundung (auch Zahlungsaufschub) wird die Fälligkeit einer Forderung oder von einzelnen Tilgungszeitpunkten hinausgeschoben unter Aufrechterhaltung der Erfüllbarkeit. Sie gehört zu den Sanierungsmaßnahmen und soll einen Liquiditätsengpass des Schuldners überbrücken.
Sturmbann ist ein Kompositum aus dem Substantiv Sturm und dem Wortstamm Bann des Substantivs Banner und bezeichnete in den 1930er Jahren die organisatorische Gliederung der Kampfverbände
(SA, SS, NSKK) der NSDAP. Er war auch bei der Organisation des NSFK zu finden. Die übergeordnete Formation war die Standarte.
Die ursprünglich per Tradition aus der SA stammende Bezeichnung wurde in den anderen NS-Organisationen, so etwa seit 1930 auch von den bewaffneten SS-Verbänden (SS-Verfügungstruppe und SS-Totenkopfverbände) verwendet. Als 1942 aus ihnen die Waffen-SS hervorging, wurde dort das militärische Gegenstück
als Einheitsbezeichnung vorherrschend.Ein Sturmbann umfasste in der Regel drei bis vier Stürme und konnte zwischen 250 und 600 Mann stark sein. Er entsprach beim Heer in etwa dem Bataillon.
So wurde in der Regel ein Sturmbann der Allgemeinen SS aus drei aktiven SS-Stürmen gebildet und von einem SS-Sturmbannführer geführt. Stürme eines Sturmbannes wurden mit arabischen Ziffern bezeichnet, während der Sturmbann selbst mit römischen Zahlen gekennzeichnet wurde: So wird beispielsweise 7/III als 7. Sturm des Sturmbann III gelesen. Der Sturmbann IV umfasste die Reserve, die aus Reservestürmen gebildet wurde. Diese Grundgliederung war in der gesamten Schutzstaffel zu finden, so auch in der Allgemeinen SS und ihren Reiterstandarten (einschließlich der R.St. Totenkopf
) sowie in den Totenkopfverbänden.
Anfänglich war der Begriff Sturmbann
auch in der Leibstandarte und der Verfügungstruppe gebräuchlich, wurde aber schnell in diesen SS-Verbänden durch die in der Wehrmacht üblichen Bezeichnungen abgelöst, was wiederum die Missbilligung Himmlers nach sich zog.
Ein Lehnwort aus dem Jiddischen, für Unsinn, Narrheit.
zu stutzen in der veralteten Bedeutung in modischer Kleidung
Stümmel = Abkürzung von Stümmelchen, Kosewort für ein kleines Kind.
mhd. stütze, zu stützen: 1. (Bauw.) senkrecht stehender, tragender Bauteil, ugs. für Sozialhilfe.
unter Klausur, also selbstständig und unter Aufsicht.Michael Malsch, 8/2020
Der Subbotnik (von russisch суббота subbota, deutsch Sonnabend/Samstag
) ist eine in Sowjetrussland entstandene Bezeichnung für einen unbezahlten Arbeitseinsatz am Sonnabend, der in den Sprachgebrauch in der DDR übernommen wurde. In der DDR wurde die Freiwilligkeit zwar hervorgehoben, nicht selten gab es jedoch einen beträchtlichen Druck für diese Arbeitseinsätze.
mit unterdrückter Stimme.Michael Malsch, 8/2020
Ein Südwester (engl. Sou'wester; norweg. Sydvest) ist eine wasserdichte Kopfbedeckung für Seefahrer. Er wird aus Öltuch oder Kunststoff als Obermaterial und teilweise Baumwolle als Futter hergestellt. Südwester haben eine breite Krempe, die hinten weit überhängt, damit kein Regenwasser in die Kleidung laufen kann. Die Benennung nach der Himmelsrichtung, aus der der meiste Regen kommt, kommt möglicherweise ebenso wie der Hut selbst aus dem Norwegischen.
Als Suffragetten (von englisch/französisch suffrage ‚Wahl‘) bezeichnete man Anfang des 20. Jahrhunderts (zentral 1903–1928) mehr oder weniger organisierte Frauenrechtlerinnen in Großbritannien und den Vereinigten Staaten (hier war die selbstgewählte Bezeichnung eigentlich suffragist), die vor allem mit passivem Widerstand, Störungen offizieller Veranstaltungen bis hin zu Hungerstreiks für ein allgemeines Frauenwahlrecht eintraten. Die Suffragettenbewegung wurde überwiegend von Frauen aus dem Bürgertum getragen.Quelle: Wikipedia.de
mit höchstem Lob
, also hervorragend.Michael Malsch, 8/2020
lateinisch für Mehrerlös
, also mehr als gefordert.Michael Malsch, 8/2020
nach der Gestalt des Suppenkaspar aus dem Kinderbuch Der Struwwelpeter
, Kind, das nicht essen mag.
Terrine, in der Suppe aufgetragen wird.
Die Sütterlinschrift, meist einfach Sütterlin genannt, ist eine im Jahr 1911 im Auftrag des preußischen Kultur- und Schulministeriums von Ludwig Sütterlin entwickelte Ausgangsschrift für das Erlernen von Schreibschrift in der Schule.
Die deutsche Sütterlinschrift ist eine spezielle Form der deutschen Kurrentschrift für Schreibanfänger. Daneben entwickelte Ludwig Sütterlin auch eine stilistisch entsprechende lateinische Schreibschrift für Schreibanfänger, die jedoch nicht als Sütterlinschrift bezeichnet wird.
Die deutsche Sütterlinschrift wurde ab 1915 in Preußen eingeführt. Sie begann in den 1920er Jahren die bis dahin übliche Form der deutschen Kurrentschrift abzulösen und wurde 1935 in einer abgewandelten Form (leichte Schräglage, weniger Rundformen) als Deutsche Volksschrift Teil des offiziellen Lehrplans. In der Folge des Normalschrifterlasses wurde allerdings auch sie mit einem Rundschreiben vom 1. September 1941 verboten, nachdem bereits mit Rundschreiben von Martin Bormann (Chef der Partei-Kanzlei) vom 3. Januar 1941 die Verwendung gebrochener Druckschriften (Frakturtypen) untersagt worden war. Als Ausgangsschrift wurde nach dem Verbot der deutschen Schrift ab 1942 in den Schulen die lateinische Schrift in einer Variante, die Deutsche Normalschrift genannt wurde (Proportionen 2:3:2, Schrägstellung, Ovalformen), eingeführt. An west- und ostdeutschen Schulen wurde nach 1945 außer der lateinischen Ausgangsschrift die deutsche Schreibschrift teilweise bis in die 1980er Jahre zusätzlich gelehrt.Siehe Wikipedia.org
Lateinischer Begriff des Gemeinen Flieders.Michael Malsch, 8/2020