Auf in den Hamburger Stadtpark!
Am Anfang der 60er Jahre gingen meine Eltern und mein Bruder in der Kinderkarre, mit mir in den Hamburger Stadtpark. Natürlich musste das Wetter mitspielen, am schönsten war es bei Sonnenschein und 30 Grad im Schatten. Es war meistens der Sonntag, an dem mein Vater Zeit hatte. Samstag war noch ein Arbeitstag zu der Zeit, sprich Werktag. Heute können viele Leute nicht verstehen, dass der Samstag ein Werktag heißt.
So verabredeten sich mein Vater und sein Bruder per Telefon über einen Treffpunkt. Das Wort Mobilfunk (Handy) kannte man noch nicht. Der Treffpunkt dafür war immer der gleiche. Mein Onkel und meine Tante sowie Cousin, ungefähr zwei Jahre alt, kamen mit dem Auto aus Altona angefahren. Am Borgweg parkte er immer sein Auto. Meine Eltern hatten leider kein Auto, auch in den späteren Jahren nicht. Für den Stadtpark wurde alles zusammengepackt, was gebraucht wurde. Badehose, Handtuch, Sonnencreme, Kekse, Bananen, eine Decke zum Liegen und vieles mehr.
Mutti hatte immer den Überblick, was mitzunehmen war. In der Logistik konnte sie keiner schlagen. In der Kinderkarre wurde alles verstaut für den Ausflug in den Stadtpark. Eine Staubwolke vor unserem Mietshaus und ab ging es. Wir gingen die Herderstraße, Barmbekerstraße und den Borgweg entlang. Unterweg sah man den Alsterdampfer in Richtung Saarlandstraße fahren. Ich nannte es immer den Brückenstopp
. Es war die Brücke über den Osterbeckkanal. Rechts von der Brücke sah man die Maschinenfabrik KampnagelKampnagel wird seit 1982 als Veranstaltungsort für zeitgenössische darstellende Kunst genutzt., dort baute man unter anderem auch Kaikräne. Diese Kräne kann man noch heute in den 50er Schuppen des Hamburger Freihafens ansehen. Kampnagel gibt es seit langem nicht mehr.
Hugo Pfohe und Opel Bleck waren ein Lichtblick in Richtung Stadtpark für mich. Es war die Hälfte des Weges. Es war nie langweilig, es bewegte sich immer was auf der Straße. Natürlich gab es damals noch nicht so viele Autos wie heute. Am Bahnhof Borgweg konnte man die U-Bahn sehen und die Wagen zählen. Diese Wagen gibt es nur noch als Museumswagen bei der Hamburger Hochbahn. Sonderfahrten mit ihnen kann man an bestimmten Tagen im Jahr machen.
Dann ging es in den Stadtpark. Einmal rechts, dann links und immer geradeaus und der Treffpunkt war nicht weit. An der großen Liegewiese konnte man rechts den Stadtparksee sehen, zur Linken das Planetarium. Das Planetarium steht seit ca. 1930, vorher war es ein Wasserturm und steht jetzt unter Denkmalschutz.
Nun ging es hinter der großen Liegewiese einen kleinen Weg entlang zu einem großen Spielplatz. Der Spielplatz war strandähnlich angelegt, mit einem Planschbecken in der Mitte, umgeben von vielen Spielgeräten, einer Rasenfläche und einem Pavillon mit kleiner Gastronomie; einfach riesig das Gelände. Meine Eltern hatten immer einen Stammplatz auf der Rasenfläche, wo sie die Decke ausbreiteten. Die drei aus Altona waren noch nicht da. Heute würde man sich das Handy schnappen und fragen: Wo seid ihr
? Aber es dauerte keine 5 Minuten und sie waren auch da. Ich durfte alle Spielgeräte wieder einmal benutzen. Meine Mutter sagte immer zu mir: Aber schön aufpassen!
Bei Badewetter ging es in das runde Planschbecken und keine Badehose blieb trocken. Es wurden immer zwei Badehosen mitgenommen für mich.
Ein kleines, gebogenes Wasserrohr leitete frisches Wasser in das Becken. Die Kinder im Becken kreischten und freuten sich über das kühle Nass. Mein Vater besorgte einige Getränke vom Pavillon und ich bekam meine gelbe Brause, wie immer. Kekse und Brause schmeckten zu jeder Tageszeit. Die Zeit zum Spielen verging wie im Fluge. Ich war erstaunt, als meine Mutter rief: Dieter, wir wollen nach Hause
. Mein Spruch lautete immer: Jetzt schon
?!
Gegen Abend gingen wir wieder nach Hause. Die drei Altonaer begleiteten wir bis zum Auto am Borgweg. Mein Onkel hatte jedes Mal ein anderes Auto. Mal war es ein Opel, Ford, Mercedes oder VW-Bus. Er hatte früher eine Kfz-Werkstatt in Hamburg-Altona. Daher hatte er immer ein anderes Auto, was er fuhr. Das fand ich toll. Ich durfte mir natürlich jedes Auto von innen und außen ansehen. Den Zündschlüssel für das Auto gab er nicht aus der Hand, war doch klar!! Hatte ich eine Frage zur Technik des Autos, so erzählte er mir viel. Ich glaube, ich hätte am nächsten Tag in der Schule einen Aufsatzsatz über Autotechnik schreiben können.
Nun verabschiedeten wir uns alle voneinander und der Rückweg dauerte ungefähr 30 Minuten bis nach Hause. Ich träumte in dieser Zeit immer noch von dem Auto meines Onkels, sowie vom eigenen Führerschein. Der Traum vom Führerschein wurde später bei der Bundeswehr war.
Übrigens wurde der Hamburger Stadtpark in Winterhude 1914 als Park eröffnet und der Öffentlichkeit zugänglich gemacht. Er hat eine Größe von zirka 148 Hektar.