Neue Schrebergärtner im Dreibeekenweg in Norderstedt
Nachdem wir unsere Unterschriften im Verein und beim Verkäufer geleistet hatten, waren die Schlüssel unser Eigen. Der Vorbesitzer des Gartens gab uns noch ein paar Informationen zur Parzelle 13. Er erzählte uns zum Beispiel, wann die Hecke am Weg geschnitten werden sollte. Die Tipps, die er uns gab, waren gut und leicht zu merken. Von der Aufteilung her war unser Garten ein Drittel Gemüsegarten und ein Drittel Rasen- und Ruhefläche. Das letzte Drittel war der Gartenlaube und zwei Komposthaufen vorbehalten. Die Aufteilung war bei den Schrebergärten durch die Garten-Satzung vorgeschrieben. Einmal im Jahr wurden alle Gärten mit Punkten bewertet. Natürlich wusste man nicht, wann die Bewerter die Gärten bewerten. In der Zeit, in der wir den Schrebergarten hatten, schafften wir einen siebten Platz im Gartenwettbewerb 1986.
Bewertungsgrundlagen waren:
1.) Schönheit des Gartens, Gesamtansicht mit Bauten.
2.) Unkrautbekämpfung (mit der Hand), Pflege der Parzelle, des Hauptweges vor der Parzelle und der Windbepflanzung.
3.) Parzellenaufteilung:
Gartenweg, Blumenrabatten, Beete. Vielzahl der Kulturen: Blumen, Gemüse, Obst und Beerensträucher.
4.) Kompostplatz und dessen Pflege:
Er ist kein Ablageplatz für Gartenabfälle und Gerümpel.
5.) Laube und Sitzecke:
Zustand der Laube, Sauberkeit der Sitzecke und der Möbel. Die Laube ist kein Sichtschutz für abgelegtes Gerümpel.
Wir waren Herren über 435 Quadratmeter Garten. Die Freude war immer groß, wenn wir in unser kleines Freizeitparadies fuhren. Wir fühlten uns wie auf dem Lande. Hinter uns ein Bauernhof mit Kühen, Feldern und Wiesen. In weiter Ferne Richtung Quickborn sah man die Flugzeuge im Landeanflug nach Hamburg, oder die gerade gestarteten Flugzeuge, je nach Windrichtung.
Um richtig im Garten voran zu kommen, waren viele Gartengeräte sehr wichtig. Einige hatte der Vorbesitzer uns überlassen. Es fehlte aber ein elektrischer Rasenmäher. In der ersten Zeit hatten wir nur einen Handrasenmäher. Waren wir mal 14 Tage im Urlaub, so war es Schwerstarbeit, den Rasen kurz zu halten. Darum kauften wir uns dann einen elektrischen Mäher, der in Ostfriesland produziert wurde. Es war ein preisgünstiges Modell aus einem Gartencenter am Ochsenzoll in Norderstedt. Dort stand früher mal eine Mühle. Jetzt brauchten wir noch Kaninchendraht für die Gemüsefläche im Garten. Diesen kauften wir in einem Eisenwarengeschäft in der Ochsenzoller Straße, Ecke Ohechaussee. Heute ist dort ein Reisebüro zu finden. Gartenstühle zum Stapeln und ein Sonnenschirm wurden auch angeschafft. Holzleisten, Winkel und vieles andere, was ein Schreber gebrauchen konnte, wurde auf dem Sperrmüll besorgt. In den 80er Jahren gab es feststehende Sperrmülltage, wo alles abgeholt wurde, was an der Straße lag. Meine Eltern wohnten in Hamburg-Barmbek-Süd und informierten mich über die Termine. Für Norderstedt gab es die Straßenabholung bis über das Jahr 2000 hinaus. Einmal im Monat wurde auch hier Sperrmüll kostenlos abgeholt. Jetzt wird der Sperrmüll auf Abruf abgeholt, oder man fährt ihn persönlich zum Bauhof in die Oststraße 144.
Holzleisten hatte ich dann im Vorrat, um an den Wochenenden basten zu können. In der Gartenlaube gab es immer Veränderungen. Ich kam immer mit guten Ideen in den Garten. Natürlich musste man auch die Mittagsruhe einhalten, laut Gartensatzung. Diese Zeit wurde dann zum Mittagessen und zur Augenpflege auf der Campingliege genutzt. Unsere beiden kleinen Kinder machten dann auch Mittagschlaf, sie waren zwei und vier Jahre alt. Spielkameraden gab es in den späteren Jahren auch. Mit dem Gokart fuhren sie mit anderen Kindern um die Wette, dadurch waren sie immer draußen und hatten Spielgefährten.
Meine Frau war Expertin im Gemüsegarten. Zwiebeln, Erbsen und Wurzeln wurden eingesät und später geerntet. Erdbeeren und Johannisbeeren waren auch sehr lecker. Natürlich machte es den Kindern auch viel Spaß, im Planschbecken und beim Sprengen der Pflanzen. Mit dem Wasserschlauch wurde natürlich auch Blödsinn gemacht. Sich gegenseitig zu bespritzen war das schönste am Gießen. Wasser kam von einer Handpumpe, wo wir eine Elektropumpe angeschlossen hatten. War der Rasen gemäht, konnte auch er gewässert werden. Zum Schluss wurde noch Wasser in den kleinen Zierteich vor der Laube gefüllt. Hier waren leider kleine Risse im Zement, dadurch verlor der Teich immer Wasser. Jahre später habe ich den Zement aus dem Teich entfernt und der Teich bekam eine dicke PVC-Folie. Den Teich legte mein Schwager an, denn er hatte Erfahrungen damit. Die PVC-Folie sponserte mein anderer Schwager, er ist Landwirt. Der Teich wurde dann auch tiefer ausgeschachtet, wegen der Frostgrenze für die Fische. Die Goldfische waren in den Jahren davor immer erfroren, weil der Teich nicht tief genug war. Mit der PVC-Folie gab es keine Probleme mehr mit Undichtigkeiten. Neue Goldfische kaufte ich dann in einem Zoogeschäft. Das eine war in der Ohechaussee Ecke Schmuggelstieg, dass andere am Alten Kirchenweg Ecke Ulzburger Straße. Diese beiden Geschäfte gibt es leider nicht mehr. An das Fischfutter musste auch gedacht werden. Futterhäuser für Tiere im großen Stil gab es zu der Zeit noch nicht. Also kauften wir es im Zooladen. Mein jüngster Sohn mit seinem Gartenteich vor seinem Haus macht es heute anders. Er bestellt das Fischfutter im Internet und am nächsten Tag hat er es im Hause. Wie sich die Zeiten doch ändern. Einmal besuchte uns eine Schulklasse mit ihrem Klassenlehrer im Garten. Das hatte folgenden Grund: Unser großer Sohn sollte mit der Schulklasse eine Fahrradtour durch Norderstedt machen. Als Pausenziel schlug ich dem Klassenlehrer unsere Kleingarten-Parzelle 13 vor. Der Lehrer und die anwesenden Eltern am Elternabend waren begeistert von meinem Vorschlag. Natürlich stellte ich Brause und Mineralwasser sowie Knabbereinen zu Verfügung. Selbst ein Redakteur eines Norderstedter Lokalblattes war vor Ort. In der Woche darauf konnte man einen Bericht in der Zeitung lesen. Ein Bild mit den Schülern vor der Gartenlaube wurde auch gemacht. So wurde dann Biologie im Freien abgehalten. Es mussten viele Fragen beantwortet werden, aber wir wussten auf alles eine Antwort. Nach einer langen Pause im Garten fuhren alle mit den Rädern zum neuen Zielpunkt weiter. Diese Ziele hatten die Eltern vorher abgesteckt, mit einem Rallye-Fragebogen. Der Ausflug der Schüler verlief ohne Blechschäden und körperliche Blessuren. Nicht einmal einen platten Reifen gab es.
Sonntagvormittags war an bestimmten Terminen Gemeinschaftsarbeit angesagt. Meistens waren es circa sechs Stunden im Jahr. Wurde die Arbeit im Jahr nicht gemacht, musste man die Stunden in D-Mark bezahlen. War man an dem bestimmten Termin verhindert, so gab es einen anderen Termin vom Kleingarten-Obmann. Mir machte die Gemeinschaftsarbeit immer Spaß. Die zwei Stunden vergingen wie im Fluge. Sonntags hatten wir dann im Garten meine Eltern und meinen Bruder zu Besuch. Auch viele Freunde lernten unseren kleinen Garten kennen. Es wurde dann gegrillt, was man in der Mietwohnung ja schlecht konnte. Kochen konnte meine Frau auf einer Kochstelle mit einer Propangasflasche. Mit zwei Flaschen im Jahr kamen wir aus. Somit hatten wir heißes Wasser für einen schönen Kaffee und danach für den Abwasch des Geschirrs. Strom hatten wir schon bei der Übernahme der Laube. Die Kilowattstunde kostete 14 Pfennige, die Grundgebühr betrug 36 D-Mark im Jahr. Unsere Stromrechnung für August 1977 bis August1978 betrug 38,69 D-Mark. Heute würde man sich über solche Zahlen freuen, oder? Schön war es auch, dass wir die Torten und Speisen kühlen konnten. Der Kühlschrank hatte schon viele Stunden auf dem Buckel. Denn zu der Zeit sprach man noch nicht von Energie- Effizienz A+. Natürlich hatten wir auch eine schöne Campingtoilette im hinteren Bereich der Gartenlaube.
Am 7. Februar 1981 gab es einen versuchten Einbruch in unsere Laube. Bis auf eine kleine Glasscheibe war alles heil geblieben. Das Verfahren wurde eingestellt, weil der Täter nicht zu ermitteln war.
Es war eine schöne Zeit im Kleingarten Dreibeekenweg, Parzelle 13!