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Die 50er - 70er Jahre

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Die 50er bis 70er Jahre, Nierentisch und Tütenlampe
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Der Kiez

Obwohl St. Pauli ein bedeutendes Wohnquartier in Hamburg ist, kennt man den Stadtteil vor allem durch sein Vergnügungs- und Rotlichtviertel, dem Gebiet im Süden des Stadtteils das auch als der Kiez bezeichnet wird. Dieses umfasst jedoch nur ein behördlich festgelegtes Teilgebiet, in dem für die Gastronomie keine Sperrstunde gilt.

Das betrifft die Reeperbahn, den Spielbudenplatz und weitere Parallel- und Seitenstraßen wie die Herbertstraße und die Große Freiheit. Tatsächlich gibt es auf St. Pauli größtenteils kleinbürgerliche Wohnstraßen oder Arbeitergegenden. Das Stadtviertel war auch bei Studenten und jungen Künstlern wegen der günstigen Wohnungsmieten, der zentralen Lage und des ausgesprochen vielfältigen und toleranten Milieus sehr beliebt. So gibt es auf St. Pauli noch einige fast parallel zueinander lebende soziale Schichten, die sich nur gelegentlich berühren.

Außer den hier stattfindenden Veranstaltungen und Volksfesten sorgten auch immer wieder kriminelle Vorkommnisse für Berichte in der Presse: Bandenkriege zwischen Zuhältern (etwa die Auftragsmorde durch Werner Pinzner), Nepp durch Gastronome, der Mörder Fritz Honka und - insbesondere seit Mitte der 2000er-Jahre - Körperverletzungen durch aggressive Gewalttäter. Dennoch konzentriert sich das Hamburger Nachtleben zunehmend auf St. Pauli, nachdem die traditionellen Eckkneipen in den Wohnquartieren weitgehend verschwunden sind und den Schmuddelkinos am Steindamm erfolgreich der Kampf angesagt wurde.

Quelle: Wikipedia, die freie Enzyklopädie


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St. Pauli, mal ganz nüchtern

Wir – das waren Hans, ein Berufskollege von mir, Assi, ein Praktikant, den wir noch in unserer Obhut hatten, und ich als Fahrer – waren auf der Rückreise von einer Dienstfahrt nach Belgien. Durch den zunächst nicht geplanten nachmittäglichen Besuch eines Kunden in der Nähe von Antwerpen hatte sich die Rückfahrt bis in die frühen Abendstunden verschoben, so dass wir insgesamt einen anstrengenden Tag hinter uns hatten. Irgendwo im Münsterland schien eine kurze Pause vonnöten, un erst gegen zwei Uhr nachts – es kann auch später gewesen sein – erreichten wir die heimatlichen Gefilde. Jetzt nur noch quer durch Hamburg, und wir waren endlich da, wo man eventuell schon auf uns wartete. Damals in den 70ern führte der Weg von Süd nach Nord noch über die Neuen Elbbrücken, Amsinckstraße, Ost-West-Straße usw. In Nähe des Heiligengeistfeldes meinte Hans: Wollen wir uns nicht noch schnell mal die Beine vertreten? Nur ganz kurz, man wird ja allmählich steif im Auto! Es war ja klar, wohin er wollte, die Reeperbahn war ja gleich nebenan. Aber nicht noch irgendwo rein, ich will nämlich bald nach Hause! Nein, nur mal kucken!

Na gut, etwas frische Luft konnte ja nicht schaden nach der langen Fahrt.
Auf der Reeperbahn war wenig los. Lass uns mal zur Großen Freiheit, da ist bestimmt noch Betrieb!

Also Große Freiheit. Dort war der große Andrang zwar schon vorbei, aber einige Vergnügungssüchtige konnten immer noch nicht nach Hause finden, was sie auch lauthals kundtaten. Der Türsteher an dem ersten Nachtlokal hatte die Augen schon halbwegs geschlossen. Er war anscheinend auch müde, wurde jedoch recht munter, als wir zielstrebig auf den Eingang seines Etablissements zusteuerten. Mir fiel auf, dass er uns ausgesprochen freundlich begrüßte und dabei leichte Nervosität zeigte.

Da sich drinnen nicht recht was mehr tat, waren wir nach ein paar Minuten wieder draußen und nahmen die Schaukästen des nächsten Hauses in Augenschein. Guten Abend die Herren, hier auch mal rein schauen? Bitte die rote Tür und dann gleich links! Wieder dieser freundliche Ton des Türstehers! Hans und Assi gingen voraus, und ich hielt mich noch einen Moment in der Nähe der besagten roten Tür auf. Der Türsteher, der uns bis dahin begleitete, hatte es anschließend sehr eilig, wieder nach draußen zu kommen.

Und dann kam die Lösung: er legte beide Hände, zu einem Trichter geformt, an den Mund und rief mit unterdrückter Stimme seinem Kollegen von gegenüber zu: Vorsicht! Die Sitte! Weitersagen!

Damit war klar: man hielt uns für die Sittenpolizei, die auf St. Pauli bekanntlich ab und zu mal nach dem Rechten sieht. Im Halbdunkel des Lokals flüsterte ich den beiden Kollegen die Neuigkeit ins Ohr. Na, meinte Hans mit deiner Schiebermütze siehst du auch aus wie ein Kriminaler! Ich konterte: Und du würdest mit deinem Trenchcoat und dem kleinen Hut glatt als Sherlock Holmes durchgehen, wenn es den noch gäbe! Verhaltenes Gekicher. Die Sachlage war für uns recht neu und auch überraschend. Aber andererseits auch verständlich: drei mehr oder weniger junge Männer nachts um drei vollkommen nüchtern auf der Großen Freiheit, die dann auch noch ohne große Aufforderung die Etablissements betreten, die konnten nur von der Polizei sein.

Tat sich nur die Frage auf: sollten wir uns jetzt zu erkennen geben oder uns einfach auf das angefangene Spielchen einlassen? Letzteres schien die interessantere Alternative zu sein. Wenn wir das wollen, dann muss ich aber um einen streng dienstlichen Gesichtsausdruck bitten!

Der Türsteher verabschiedete uns mit einer leicht angedeuteten Verbeugung. Am nächsten Schaukasten war uns nicht mehr ganz wohl in der Haut, denn aus den Augenwinkeln und auch im Spiegelbild des Schaukastens bemerkten wir, dass man uns ständig beobachtete. Uns war klar, wenn der Schwindel aufgedeckt würde, dann war uns die Ungnade der Animateure sicher, und diese konnte uns schlimmstenfalls sogar eine Tracht Prügel einbringen. Sollten wir vielleicht doch...? Ach was, Angriff ist die beste Verteidigung, sagt das Sprichwort. Wir überquerten ziemlich forsch die Straße und gingen direkt auf das Lokal zu, vor dem mehrere Türsteher bislang eifrig diskutiert hatten.

Einer aus der Innung kam uns entgegen: - N'abend, die Herren von der Sitte, hier auch mal nach dem Rechten sehen? Wir nickten kurz und waren im nächsten Moment hinter der angewiesenen Tür verschwunden. Unser bisheriger Auftritt musste also überzeugend gewesen sein.

Wenn meine Erinnerung heute nach ca. 30 Jahren noch zutreffend ist, dann besuchten wir noch einige einschlägige Lokale, alles ohne besondere Vorkommnisse. Nur an das letzte Etablissement kann ich mich genau erinnern, da es unsere Selbstbeherrschung doch arg auf die Probe stellte.

Besagtes Lokal lag ziemlich am Ende der Großen Freiheit, und die Durchsage der Türsteher-Kollegen war anscheinend noch nicht bis hierher vorgedrungen, denn der dort zuständige Animateur kam uns in der gewohnten Manier entgegen: Jaaaaa, da seid ihr ja endlich, drei stramme Jungs, auf die die Mädels da drinnen so lange gewartet haben. Denn man rein hier, den ersten Schnaps gebe ich für euch aus … usw. usw. Dabei fasste er mich am Ärmel und wollte mich unbedingt zum Eingang ziehen. Hätte er nicht machen sollen, denn Anfassen ist den Türstehern verboten. Ich schaute zunächst abwartend auf seine Hand und dann mit ernster Miene ihm in die Augen. Ööööh, nun sei doch nicht so empfindlich. Tu dir doch nichts! Dabei ließ er mich wieder frei, und wunderte sich wahrscheinlich, dass ich jetzt ohne Zögern den beiden Kollegen folgte. Die waren nämlich schon im Lokal verschwunden. Drinnen wieder verhaltenes Kichern: Du, der ist noch nicht informiert, wer wir sind! Warte man ab, das hat man ihm inzwischen sicher geflüstert! Das bestätigte sich tatsächlich, als wir nach kurzer Zeit wieder draußen erschienen. Er kam ganz kleinlaut auf mich zu: Ich möchte mich nur entschuldigen für das von vorhin, wusste ja nicht, wer Sie sind! Ich konnte nur noch stammeln: Ja, ja, schon gut, schon gut! und folgte meinen beiden Kollegen so schnell ich konnte. Die hatten schon das Weite gesucht und verschwanden soeben eiligen Schrittes in einer Nebenstraße, d. h. sie waren außerhalb jeder Hörweite. Dort wieder versammelt, entlud sich das, was man normalerweise einen Lachkrampf nennt, und zwar in einer Lautstärke, dass bestimmt einige Anwohner dieser sonst so ruhigen Nebenstraße im Schlaf gestört wurden. Nur Hans hing über einen Gartenzaun und hatte derartige Atemschwierigkeiten, dass seine Lache nur noch als periodisches Gequieke zu vernehmen war.

Das Ende vom Lied: Wir waren um ein Erlebnis reicher und fuhren ganz beruhigt nach Hause.


  • Autor: Dr. Heino Bredehorn, im Dezember 2010
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