Angelfahrt 1977 (Gran Canaria)
Im Urlaubsort Playa del Inglés boten die Spanier eine Angelfahrt auf einem Kutter als Tagestour mit Vollverpflegung an.
Mein Bruder und ich zahlten umgerechnet je 60.- D-Mark und los ging es am nächsten Tag um neun Uhr mit fünfzehn weiteren Gästen auf See. Als wir außer Sichtweite des Landes und schon zwei Stunden gefahren waren, meinten wir alle, dass es jetzt Zeit zum Frühstücken sei. Der Fischer gab jedem ein belegtes Brötchen, damit war es von ihm aus erledigt. Mit Kaffee war nichts. Wer Wasser wollte, musste es extra bezahlen.
Einige Gäste, dazu gehörte auch mein Bruder, wurden lauter und forderten, da wir schon weit draußen auf dem Meer waren, dass jetzt doch das Angeln beginnen solle. Zu unserer Verwunderung gab die Besatzung (zwei Mann) nur sieben Angeln aus, mehr waren nicht vorhanden. Nun gab es aber einen Aufstand, da wir ja alle eine Angel haben wollten. Die Stimmung und Enttäuschung sank auf einen Tiefpunkt, aber was half es, wir waren den Fischern ausgeliefert. Nach längerer Fahrt mit ausgelegten Angeln rief einer: Ich hab was an der Angel!
Langsam, unter unser aller Beobachtung, holte er die Angelschnur ein. Jetzt wurde ein Hai von zwei Meter Länge sichtbar. Den konnte man aber nicht mit der Angel herausziehen.
Die Fischer übernahmen die Angel, brachten den Hai damit zur Seitenbordwand und prügelten mit einem Rundholz solange auf den Fisch ein, bis er tot im Wasser lag. Danach wurde ein Netz außenbords um den Hai gelegt, mit dem Hebegeschirr an Bord gehievt und dann am Mast aufgehängt. Kaum war diese Arbeit beendet, meldete sich ein weiterer Gast mit der Ansage, er habe auch einen Hai am Haken. Der Hai wurde sicherlich von dem Blut des erschlagenen Hais angelockt. Beim Bemühen, den Fisch längsseits zu bekommen, gelang es dem Hai, sich von der Angelschnur zu befreien und weg war er.
Inzwischen war es Zeit unser Mittagessen einzunehmen, aber jetzt kam zu unserer Enttäuschung nur wieder ein einziges Brötchen pro Mann ohne Nachschlag zur Ausgabe. Wir standen kurz vor einer Meuterei, denn es wurde vor der Abfahrt eine reichhaltige Verpflegung versprochen. Nach Beendigung des Angelns und Rückkehr nach ca. sechs Stunden auf See ging es mit dem am Mast aufgehängten Hai in den Hafen. Hier wurde der Fisch auf einen Plattenwagen gelegt und durch den ganzen Ort unter lautem Gehupe zur Schau gestellt, um Gäste für eine Angelfahrt anzuwerben.
Übrigens, der Hai gehörte nicht dem Angler, sondern dem Fischer. Nur das Gebiss boten sie dem Angler an.