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Die Zeit von 1900 bis 1939

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KohlenkerlEiner der jungen Männer zeigt mir die riesige Spinne, die auf der Kohlenschaufel hockte – Zeichnung: Liesel Hünichen

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Himbeerbonbons und Spinnen

Als ich Weihnachten für den Kaufladen die kleinen roten Himbeerbonbons kaufte, dachte ich daran, dass diese roten Zuckerhimbeeren vor 70 Jahren die heiß begehrten Süßigkeiten meiner Kinderzeit gewesen waren. Sie waren allerdings viel größer, etwaso groß wie eine normale Erdbeere, und bis man sie aufgelutscht hatte, lief man eine ganze Weile mit dicker Backe umher.

Aufgehoben wurden die Himbeeren in großen Gläsern mit gläsernen Schubdeckeln fest verschlossen ebenso wie die zweite begehrte Bonbonsorte, die Seidenkissen. Sie waren genau so dick wie die Himbeeren aber eckig und schimmerten seidig silbrig in den zartesten Farben, rosa, himmelblau, gelb und weiß mit zarten Streifen. Nebenan bei Hülks gab es diese Köstlichkeiten zu kaufen, Für einen Pfennig bekam man zwei Stück und manchmal sogar eine ganze Kinderhand voll. Beim Großeinkauf wurden sie in spitz zulaufende, kleine, graue Tütchen gefüllt. Aber für eine Tüte voll hatten wir natürlich kein Geld und es war auch streng verboten, angeblich wegen der Zähne.

Hülks hatten eigentlich eine Kohlenhandlung und der kleine Laden, o groß wie eine Wohnstube, lief nur nebenbei mit.
Ihr macht euch keinen Begriff, wie spannend so eine Kohlenhandlung war. Dazu gehörten mehrere Schuppen und auch die offenen Verschläge im Hof des großen Anwesens, sorgsam unterteilt in Steinkohle, Anthrazit, Briketts, Eierkohlen und Grus. Ich bin nicht sicher, ob es nicht noch mehr Sorten gab. Und dann waren da noch die Remisen für die Wagen und Kohlenkarren und die Ställe für die Pferde, denn die Kohlen wurden mit Pferd und Wagen zu den Kunden ausgefahren, in Säcke abgefüllt. Für das Einfüllen in die großen Jutesäcke, das Abwiegen auf der großen Waage, auf der wir uns auch manchmal wiegen lassen durften, und den Transport waren die Kohlenkerle zuständig (so nannten wir sie).

Sie hoben mit Schwung einen Zentnersack Kohlen auf die Schulter, die meist mit einem Stück Leder bedeckt war, hantierten mit riesigen Kohlenschaufeln, spannten Pferde ein und aus und waren immer schwarz von Kohlenstaub. Natürlich waren sie uns ein bisschen unheimlich und beim Spiel: Wer fürchtet sich vorm schwarzen Manne? musste ich immer an sie denken, aber andererseits fanden wir sie natürlich ganz toll und es wäre uns auch nicht eingefallen, sie zu ärgern, damit sie uns nicht vom Hof. jagten.

Nie habe ich vergessen, wie eines Tages einer der jungen Männer mit einer großen Kohlenschaufel auf uns zukam, in deren Mitte eine riesige Spinne hockte. Nachträglich meine ich, dass sie wohl die Größe eines kleinen Apfels gehabt haben musste. Sie war natürlich auch kohleschwarz, hatte sie doch in der dick verstaubten Ecke des Pferdestalles gesessen und sich jahrelang von Fliegen und fetten Bremsen ernährt. Der Jupp oder Natz zeigte uns also die dickste Rekordspinne der Welt und laut kreischend rannten wir Kinder nach allen Seiten auseinander. Der Natz rannte mit der Kohlenschaufel aus Spaß hinter uns her und dann war er ausgerechnet hinter mir, weil ich nicht so schnell auf die Idee verfallen war, auf das Dach des nächsten Schuppens zu klettern wie mein Bruder und sein Freund. Und wo ich doch so eine Angst vor Spinnen habe! Schlangen finde ich interessant und Mäuse ausgesprochen niedlich, aber Spinnen – brrr und igitt.

Vielleicht habe ich damals ja einen Spinnenschock erlitten (falls es so was gibt). Wer weiß? Denn Spinnen finde ich auch als Oma immer noch igitt.

Könnt Ihr verstehen, dass ich den kleinen Zimmerladen mit Bonbongläsern voll roter Himbeeren, rosa Seidenkissen und schwarzen Lakritzen schöner fand als heutige Supermärkte? Außerdem bekam man beim Einkauf mit Mutti immer einen Bonbon dazu.

Gestern war Heizöl-Lüdemann mit seinem großen Öltanker bei mir, um mit einem langen Schlauch von der Straße aus Öl in meinen Kellertank zu pumpen, sehr hygienisch und ganz ohne Kohlenstaub. Natürlich schnaubten auch keine Rösser vor meinem Gartentor. Auf Tankwagen kann man auch nicht herumklettern, wie wir vor 70 Jahren auf den Deichseln der Kohlewagen. Meine Mutter war davon nicht so begeistert, denn auch die Deichseln waren nicht ohne Kohlenstaub.

Aber nun ratet mal, was ich besser fand?


  • Autorin: Liesel Hünichen, 11. Dezember 2014
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