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Die 50er - 70er Jahre

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Die 50er bis 70er Jahre, Nierentisch und Tütenlampe
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Der MaulwurfMusik wird oft nicht schön gefunden, weil sie stets mit Geräusch verbunden.
Aus Wilhelm Busch Dideldum! (1874) – Der Maulwurf

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Musik …
… wird oft nicht schön gefunden, weil sie stets mit Geräusch verbunden.

Dieses Zitat von Wilhelm Buschaus: Dideldum! (1874) – Der Maulwurf hat immer noch Gültigkeit, weil Musik von den Menschen sehr unterschiedlich wahrgenommen wird. Die bevorzugte Musikrichtung des Einen wird von dem Anderen völlig abgelehnt.

Meine persönliche Wahrnehmung dieses Geräusches, das je nach Sichtweise als Großartige Musik oder Krach bezeichnet wird, will ich nachfolgend schildern:
Ich bin in keiner musischen Familie aufgewachsen und hatte deshalb als Kind keinen Zugang zur klassischen Musik. Diese lernte ich erst später kennen und schätzen. Trotzdem hat die Musik in allen ihren verschiedenen Ausrichtungen eine große Rolle in meinem Leben gespielt.

Ich erinnere mich, dass meine Mutter bei der Hausarbeit immer die neusten Schlager sang: … das machen nur die Beine von Dolores und mein Stiefvater konterte voll Begeisterung mit dem Schlager: Anneliese, ach Anneliese, warum bist du böse auf mich. Dabei hießmeine Mutter gar nicht Anneliese.

Die Familie war in meinen Kindertagen sehr groß. Durch den Kinderreichtum der Urgroßeltern gab es eine Menge Großonkel und -tanten, die aber selbst nur wenige Kinder hatten, sodass die nachfolgende Generation kaum vertreten war. Zu Weihnachten und Familienfesten kamen die meist sehr betagten Verwandten immer bei uns zusammen. Wir hatten schon einen Plattenspieler, auf dem die damals üblichen Schellackplatten abgespielt wurden. Für jeden Musikgeschmack der einzelnen Familienmitglieder gab es auch die passenden Platten. Ich durfte auf Zuruf die Schallplatten wechseln, aber erst, nachdem nach jeder Platte die Abspielnadel ausgetauscht wurde. Der uralte Opa ‒ er war schon im Ersten Weltkrieg zu alt, um als Soldat daran teilzunehmen ‒ wollte unbedingt Militärmärsche aus der Zeit von Preußens Gloria hören. Wie habe ich mich gefreut, dass der Uropa später durch Loriot und Opa Hoppenstedt mit seinem Marsch unsterblich wurde. Ich frage mich manchmal, ob Loriot inkognito bei unseren Familienfeiern dabei war, denn er hat Einzelheiten wiedergegeben, die eigentlich nur Eingeweihte wissen konnten.

Die Tanten schwärmten für Operettenmelodien und den Sänger Rudolf Schock, und meine Mutter für die aktuellen Schlager von Vico Torriani und Catarina Valente. Die männlichen Gäste empfanden die Musik bei ihren Männergesprächen meist als störend.

All diese unterschiedlichen Klänge erwecken heute bei mir Erinnerungen an Menschen, die nicht mehr unter uns sind.

Für mich gab es Sonntagsnachmittags das große Musikereignis: Radio Luxemburg sendete auf Kurzwelle im 49m-Band die erste deutschsprachige Hitparade. Der Sprecher Camillo Felgen sagte mit seiner sonoren Stimme die aktuellen Hits und deren Platzierung an. Ich durfte mich aber nicht vom Rundfunkempfänger entfernen, da der Sender ständig mit dem Reglerknopf nachjustiert werden musste, denn es war ein ständiges Rauschen und Klirren im Äther. Freddy Quinn sang; … schön war die Zeit … quietsch, pfeif ‒ und Catarina Valente: … ganz Paris träumt von der … ‒ knarz, fiep ‒.

Montags in der Schule wurde dann darüber diskutiert, ob die Platzierungen gerechtfertigt waren. Die Meinungen waren sehr unterschiedlich und wir führten erhitzte Debatten.

Den amerikanischen Soldatensender AFN konnten wir allerdings sehr gut empfangen. Dort wurde die populäre US-Musik gespielt, die erst viel später auch in unseren Radiosendern lief. Leider durfte ich diesen Sender nur heimlich hören, denn Elvis Presley und Bill Haley galten bei einem Teil der Deutschen als Heulbojen und die gesamte amerikanische Musik wurde von ihnen als unmoralisch verurteilt.

Für dieTeenager waren die Jazzkeller aktuell. Ich durfte zwar abends noch nicht weggehen, aber einige Bands spielten auch am Sonntagnachmittag, und da hatte ich ja Ausgang. Meine Eltern durften aber nicht erfahren, wohin ich ging, denn Jazz (sie sagten niemals TschässDie originale Aussprache ist tatsächlich Jats [dʒæz] (Lebendigkeit im weitesten Sinne) und stammt von den Negersklaven ab, genauso wie die Gospels und die Blues, die Eltern des Old Time Jazz. Für mich ist der New Orleans, also der Hot Jazz, immer noch der wahre Jazz. Alle später erfundenen Spielarten und Stilrichtungen sind sind von Weißen beeinflusst und finden sich in einer ganz anderen Gefühlswelt weit vom Ursprung wieder.Anmerkung der Redaktion (GM) ) war für sie ‒ und viele andere ‒ Negermusik.
Gleichzeitig hörten wir auch unsere Jugendidole wie Peter Kraus und Conny Froboess. Diese verschiedenen Musikrichtungen konnten aber gut nebeneinander bestehen und es gab keine Differenzen zwischen uns jugendlichen Fans.

Dann kamen die Beatles und revolutionierten das gesamte Musikgeschäft. Sie sind bis heute die kommerziell erfolgreichste Band. Manch einer unterschätzte sie zu Beginn, denn nach ihrem ersten Vorspielen bei einer großen Plattenfirma wurden sie wegen Mangel an Talent und Perspektivlosigkeit abgelehnt. Es war die größte Fehlentscheidung der Musikgeschichte.
Gleichzeitig hatte auch die Band Rolling Stones große Erfolge. Jetzt musste man sich entscheiden, ob man ein Beatles- oder Stones-Anhänger war. Beides gleichzeitig wurde nicht akzeptiert. Mir gefiel Satisfaction zwar besser als Yeah, yeah, yeah, ich hörte aber auch gerne die Beatles, was ich allerdings nicht öffentlich zugeben durfte, denn fast alle in meinem Freundeskreis waren Stones-Anhänger.

Auch später musste man sich entscheiden, ob man Fan des einen oder des anderen angesagten Stars war ‒ wobei ständig neue Stars am Sternenhimmel erschienen. Damit entschied sich, zu welcher Gruppe man gehörte. Ich mochte das nicht mitmachen und weil ich mich nicht festlegen wollte, wurde ich auch nicht in eine Fangruppe aufgenommen.

Während meiner Jugendzeit im Elternhaus war Ausgehen und Tanzen für mich streng untersagt. Man hatte wohl Angst, dass ich unter die Räder oder mit einem Kind nach Hause komme, was wohl gleichbedeutend war. Ich war dann überwiegend mit den Freunden meines Mannes zusammen, die alle fünf bis zehn Jahre älter waren als ich und auch einen anderen Musikgeschmack hatten.

Wir gingen jetzt ‒ ganz erwachsen und schick gekleidet ‒ zu Tanzveranstaltungen, bei denen überwiegend eine Kapelle oder kleinere Gruppen spielten. In einem Tanzlokal gab Hazy Osterwald (Geh'n sie mit der Konjunktur, Kriminaltango) häufig Gastspiele. In den großen Sälen spielten Willy Berking und Kurt Edelhagen mit ihren Big Bands zum Tanz.

Die amerikanischen Offiziersclubs hatten auch für Deutsche geöffnet. Dort wurde die Musik gespielt, die erst einige Zeit später bei uns salonfähig wurde. Es war aber immer Live-Musik, von Hand gemacht und nicht vom Plattenteller.

Mein Mann und die Mehrzahl unserer Freunde waren bei der örtlichen Tagespresse angestellt. Sie bekamen Pressekarten zu allen kulturellen Veranstaltungen. Während die Männer mit Begeisterung die Sportveranstaltungen besuchten, was ja auch zu ihren Aufgaben gehörte, gaben sie die Karten für die Oper gerne an uns Frauen weiter. Meine Freundinnen und ich konnten dadurch sehr viele Opern- und Konzertaufführungen besuchen. Es waren meistens hervorragende Vorstellungen, oft mit Gänsehaut pur.
In dieser Zeit entdeckte ich meine Liebe zur klassischen Musik, die ich zusätzlich zu meinen bevorzugten Musikrichtungen gerne höre. Leider wurde meine Zuwendung zur Klassik nicht von allen geteilt und sie wurde als elitäres Gefiedel abgetan. Allerdings verschärften viele Klassikliebhaber diese Ansicht, indem sie sich arrogant und abfällig über die Unterhaltungsmusik äußerten und sie als trivial ablehnten.
Auch unter uns Klassikfreunden gab es verschiedene Vorlieben und beim Verteilen der Freikarten hießes schon mal: Tausche Wagner gegen Mozart.

Ich muss zugeben, dass ich auch manche Musik nicht mag. Aber welche das ist, behalte ich für mich, denn vielleicht ist es ja genau ihre Lieblingsmusik und ich möchte sie nicht verärgern.

Ein Vorurteil musste ich aber kürzlich berichtigen: Ich zappte durch die Fernsehprogramme und blieb bei der Live-Übertragung des Wacken Open Air Festivals hängen. Es wurde gerade ein Auszug aus der Carmina Burana effektvoll aufgeführt. Ich blieb bei dem Sender hängen und hörte zum ersten Mal längere Zeit Heavy Metal. Nicht nur die eindrucksvolle optische Darbietung, sondern auch die Musik hat mich stellenweise gefesselt. Dabei hatte ich diesen harten Musikstil doch genauso abgelehnt, wie früher unsere Eltern den Rock 'n' Roll.

Hören Sie doch auch mal in eine neue, ihnen unbekannte Musikrichtung rein.


  • Autorin: Margot Bintig, Dezember 2015
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