Aus der Geschichte Ostpreußens
- Bis 1000 vor Christi Geb.
- Das Gebiet zwischen Weichsel und Memel (Ostpreußen und das östliche Westpreußen) wird ursprünglich von den Stämmen der indogermanischen, besonders eng mit den Litauern und Letten verwandten PrussenDie Prußen oder Pruzzen, nach der Eigenbezeichnung *Prūsai, waren der baltische Volksstamm, auf den der deutsche geografische Name Preußen und der Name des Staates Preußen zurückgehen. Das Siedlungsgebiet der Prußen im 13. Jahrhundert lag an der Ostsee, etwa zwischen der Weichsel und der Memel. Sprachlich und ethnisch bestand zwischen den späteren, überwiegend deutschsprachigen Bewohnern Preußens und den ursprünglichen, rein baltischen Prußen nur teilweise eine Verbindung; dagegen blieb der Name des gemeinsamen Siedlungsgebietes noch lange Zeit erhalten.Siehe Wikipedia.org bewohnt (auch
Prusai
, von dem römischen Schriftsteller TacitusAesti
genannt). - 1000 vor Chr. bis 400 nach Chr.
- Ostgermanische Stämme ziehen ins Weichselgebiet und besiedeln auch das westliche Ostpreußen (BastarnenDie Bastarnen oder Bastarner waren ein indoeuropäischer Volksstamm im Südosten Europas. Die genaue Zuordnung ist nicht vollständig geklärt, überwiegend werden sie jedoch den Germanen, insbesondere deren ostgermanischen Stämmen, zugerechnet.Siehe Wikipedia.org, BurgundenDas Volk (lateinisch gens) bzw. der Kriegerverband der Burgunden, auch Burgunder, wird traditionell den Ostgermanen zugerechnet. In der Spätantike begründeten burgundische Krieger an der Rhone ein eigenständiges Föderatenreich, das im 6. Jahrhundert im Frankenreich aufging. Zuvor war der Versuch, ein burgundisches regnum am Rhein zu etablieren, im Jahr 436 gescheitert.Siehe Wikipedia.org, GotenDie Goten waren ein ostgermanisches Volk, das seit dem 3. Jahrhundert mehrfach in militärische Konflikte mit den Römern verwickelt war. Während der Völkerwanderungszeit bildeten zunächst die West- und dann auch die Ostgoten eigene Reiche auf dem Boden des Imperium Romanum, die 711 bzw. 552 untergingen.Siehe Wikipedia.org, bei Soldau auch VandalenDie Vandalen (auch Wandalen, Vandali, Vandili, Vandilier und Vanduli genannt;) waren ein germanisches Volk, das eine ostgermanische Sprache sprach. Zur Zeit des Tacitus siedelten die Vandalen zunächst in der nordöstlichen Germania magna, breiteten sich später aber weiter aus. Im 5. Jahrhundert gelangten vandalische Krieger im Kontext der sogenannten Völkerwanderung in das Gebiet des heutigen Spaniens und schließlich nach Nordafrika, wo sie ein eigenes regnum etablierten. Mit der Zerschlagung des Vandalenreichs im 6. Jahrhundert durch oströmische Truppen verlieren sich ihre Spuren.Siehe Wikipedia.org). Das Land östlich der Passarge bleibt im wesentlichen prussisch; starke burgundische und gotische Kultureinflüsse sind aber auch östlich der Passarge, besonders im Samland und in Natangen spürbar.
- 400 – 600
- Während der Völkerwanderung geben die meisten Germanen ihre Wohnsitze in Ostmittel - und Osteuropa auf und wandern nach dem Süden und Westen Europas ab. Gemeinsam mit den Germanen ziehen auch Teile der Prussen (GalinderGalinden war ein Gau der Prußen in Ostpreußen, heute auf dem Gebiet der Republik Polen. Es lag südöstlich von Pogesanien, östlich von Sassen (die Grenze verlief etwa am Fluss Omulef), westlich von Sudauen und nördlich vom polnischen Masowien (die Grenze verlief etwa am Fluss Narew). Der Name bedeutet
die am Ende wohnen
und steht zu litauisch gãlas, lettisch gals ‚Ende‘. Die Landschaft wird durch die masurische Seenplatte geprägt. Der Stamm der Galinder wurde bereits bei antiken Autoren erwähnt, so etwa von Ptolemaios in seiner Geographike Hyphegesis mit zutreffender geografischer Positionierung ihres Siedlungsgebietes. Im Jahr 1231 wurde dieser Gau Galinden erstmals als Galindo erwähnt. Galinden wurde erst relativ spät von Kreuzburg aus erobert. Wegen der teilweise sehr schwer zugänglichen Landschaft mussten die von den Ordensrittern bereits eingenommenen Gebiete wieder aufgegeben und später – in den Jahren 1285 und 1348 Lötzen, 1335 und 1396 Angerburg, 1345 Johannisburg und schließlich 1360 Ortelsburg – erneut erobert werden. Ein großer Teil der Galinder soll bereits Ende des 2. Jahrhunderts mit den frühen Goten weggezogen sein.Siehe Wikipedia.org), die zusammen mit den Westgoten bis nach Spanien gelangen. Im Weichselmündungsraum) sowie bei Allenstein und Ortelsburg bleiben gotische Volksteile zurück, die - bis 600 bzw. sogar bis 900 n. Chr. durch Bodenfunde nachweisbar - allmählich im Prussentum aufgehen. - 600 – 900
- Die Prussen dringen im Westen bis zur Weichsel und an einigen Stellen noch darüber hinaus bis nach Pommerellen vor. Im Süden (Kulmerland und Masovien) kommt es zu kriegerischen Zusammenstößen mit Polen.
- Um 1000
- Die christliche Mission beginnt im Prussenland. (997 erleidet Adalbert v. PragAdalbert von Prag (Taufname tschechisch Vojtěch, polnisch Wojciech; * um 956; † 23. April 997) war Bischof von Prag, christlicher Missionar bei den Ungarn und Prußen, und Märtyrer. Nachdem er 982 Bischof von Prag geworden war, geriet er wegen seiner Reformpolitik in Konflikte mit geistlichen und weltlichen Würdenträgern. Seine Familie der Slavnikiden hatte sich auf die Seite des Polenherzogs gestellt und während dessen Kämpfen verließ Adalbert zweimal sein Bistum, um als Mönch und Missionar zu leben. Am 23. April 997 wurde er auf einer Missionsreise von den heidnischen Prußen an einem nicht bekannten Ort an der Ostsee erschlagen und daraufhin 999 von Papst Silvester II. heiliggesprochen.Siehe Wikipedia.org den Märtyrertod; seit 1206 wirkt Bischof Christian unter den Prussen.)
- 1210
- Die junge prussische Missionsbewegung wird der polnischen Kirche unterstellt und dadurch eine heidnisch- nationale Reaktion in prussischen Volk herausgefordert.
- 1217
- Erster Heidenaufstand. Auf Betreiben Bischof Christians beseitigt der Pabst zwar 1218 die Abhängigkeit de prussischen Kirche von der polnischen, diese Maßnahme kommt jedoch zu spät und kann die Vernichtung des Christentums in Prussenland nicht mehr aufhalten.
- 1221 – 1222
- Ein erster Kreuzzug deutscher und polnischer Fürsten (der Herzöge von Masovien, von Krakau und von Schlesien sowie des Markgrafen von Meißen) gegen die Prussen bleibt im wesentlichen - lediglich das Kastell Kulm wird erobert - erfolglos.
- 1224
- Die Prussen erobern das Kulmerland im Gegenstoß zurück und gewinnen dazu die nördliche Hälfte des Herzogtums Masovien. Der Herrscher dieses polnischen Teilstaates, Herzog Konrad aus dem germanischen Hause der Piasten, bittet in höchster Bedrängnis den deutschen Ritterorden um Hilfe.
- 1226
- Der römisch-deutsche Kaiser Friedrich II. aus dem Hause der Hohenstaufen verleiht das Prussenland in einer Urkunde, der so genannten
Goldenen Bulle von Rimini
dem Deutschen Orden. - 1231
- Der deutsche Ritterorden beginnt von seiner ersten Festung Thorn aus die Eroberung und Christianisierung des Prussenlandes. Er wird dabei nicht nur von deutschen, sondern auch von polnischen, tschechischen und pommerellischen Hilfsheeren, sowie auch schon von Anfang an von prussischen Parteigängern unterstützt.
- 1242 – 1249
- Zweiter Heidenaufstand. Der Orden siegt 1247 in der Schlacht bei Christburg.
- 1249
- Der Orden schließt mit den aufständischen Prussen den Versöhnungsfrieden von Christburg: Die Prussen versprechen die Annahme des Christentums und werden dafür als gleichwertige und gleichberechtigte Bürger des Ordensstaates anerkannt.
- 1255
- Ein Kreuzheer unter der Führung des przemyslidischen Königs Ottokar von BöhmenOttokar II. Přemysl auch Přemysl Ottokar II. (tschechisch Přemysl Otakar II.; geboren der Überlieferung nach um 1232 in Městec Králové, Böhmen; gestorben am 26. August 1278 in Dürnkrut, Niederösterreich), der Eiserne, auch der Goldene König genannt, war von 1253 bis 1278 König von Böhmen.Siehe Wikipedia.org erobert einen Heidenstützpunkt im Walde Zwangste am unteren Pregel und gründet dafür eine Stadt, die zu Ehren des Königs den Namen
Königsberg
erhält. - 1260
- Ordensritter, Prussen und Kuren führen gemeinsam einen Feldzug gegen die im Heidentum verharrenden Litauer. Die kurischen Truppen laufen jedoch während der Entscheidungsschlacht an der Durbe zu den Litauern über; für die Prussen aber bekennt deren Heerführer Sclodo, dass sie lieber den Tod erleiden als von Christum abfallen wollen … Ordensritter und Prussen gehen gemeinsam in der litauisch-kurischen Übermacht zu Grunde, auch der edle Sclodo besiegelt seine Treue mit dem Tode. Nach Bekanntwerden der furchtbaren Niederlage erhebt sich die heidnische Partei innerhalb des Prussenvolkes am 20. September 1260: Es kommt zum dritten Heidenaufstand.
- 1260 – 1283
- Dritter Heidenaufstand. Die Führer der Heiden sind die prussischen Wittinge (Edelleute) Herkus Montingo und Auctumno; später der Fürst Skomand von Sudauen. Zahlreiche Prussen bleiben dem Christentum und dem Orden treu. Ein Anführer der christlichen Prussenpartei, der Witting Iboto kämpft glücklos gegen die Heiden im Samland; die Ordensritter selber unterliegen gegen Herkus Montingo in den Schlachten bei Pokarben (1261) und bei Löbau (1263). Die meisten Burgen und Städte im Inneren des Landes fallen nach verzweifeltem Widerstand der christlichen Prussen und der Ordensritter in die Hände der Heiden, die die Christen mit gnadenloser Grausamkeit zu Tode martern. Die Erstürmung der wichtigen Verbindungsstadt Elbing, die unter anderem auch von den christlichen Prussenführern Slarotin, Preiboto, Gedun und Tropo verteidigt wird, gelingt den Heiden nicht.
- 1271
- Das Eintreffen deutscher Hilfsheere bewirkt die Wende des Krieges. Der Orden besiegt den prussischen Fürsten Diwans von Barten bei Liebemühl.
- 1273
- Herkus MontingoHerkus Monte, auch Henricus Monte, Heinrich Monte, litauisch Herkus Mantas (* zwischen 1225 und 1230; † 1273), war Herzog der Natanger, eines prußischen Stammes. Der prußische Name lautete Erkus Mants. Der Vorname drückt den Wunsch aus, dass er ein Beschützer sein möge. Der Nachname Mants weist auf ein vermögendes Haus.Siehe Wikipedia.org wird von Parteigängern des Ordens in den Wäldern des Stablack überfallen und ermordet.
- 1273 – 1277
- Heftige Kämpfe zwischen den Ordensrittern und dem Fürsten Skomand von SudauenSkomand (* um 1225; † um 1285) war ein mächtiger Stammeshäuptling des prußischen Stammes der Sudauer. Andere Namensvarianten sind Skumand, Komants, Gomants und Koommat. In Litauen wird er als Skomantas oder Komantas verehrt und gilt als identisch mit Skalmantas, dem angeblichen Stammesvater der Dynastie Gediminas. Sein prußischer Name Skomants weist auf üppigen Reichtum (
skome, skomas
: Esstisch, Wohlgeschmack;mants
: reich, Besitz, Vermögen).Siehe Wikipedia.org, der den Orden aus dem Kulmerland zu vertreiben versucht. - 1283
- Fürst Skomand kapituliert, nachdem er jahrelang versucht hatte, wenigstens seinen Heimatgau gegen die in immer größerer Überzahl andrängenden Ordensheere zu verteidigen. Der deutsche Ritterorden
rächt
sich nicht an diesem Prussenführer, der ebenso tapfer wie ritterlich gekämpft hatte, sondern gewährt ihm Adelsrechte und verleiht ihm und seinen Nachkommen das Dorf Steegen im Kreis Preußisch-Eylau. Das Prussenland bleibt seitdem (bis 1466 bzw. bis 1525) fest in der Hand des Ordens. Die einheimischen und von den Ordensrittern keineswegs ausgerotteten Prussen – noch bis ins 17./18. Jahrhundert wird ihre Sprache in Ostpreußen gesprochen – vermischen sich allmählich mit den einwandernden Deutschen und wachsen mit ihnen im Lauf der Jahrhunderte zum Stamm der Ostpreußen zusammen. - Ab 1400
- Innerer Verfall des Ordensstaates.
- 1410
- Wladislaw II. JagielloJogaila (belarussischЯгайла; * vor 1362; † 1. Juni 1434 in Gródek) war unter seinem (heidnischen) Namen Jogaila als Nachfolger seines Vaters Algirdas von Mai 1377 bis August 1381 und erneut ab August 1382 bis 1401 Großfürst von Litauen. Nach seiner Taufe und der am 18. Februar 1386 erfolgten Eheschließung mit Hedwig von Anjou (genannt Jadwiga) – die seit 16. Oktober 1384 gekrönter
König
von Polen war – wurde er am 4. März 1386 als Władysław II. Jagiełło (anhören) zum König von Polen gekrönt, regierte gemeinsam mit seiner Gemahlin bis zu deren Ableben am 17. Juli 1399 und anschließend bis zu seinem Tod alleine.Siehe Wikipedia.org – König von Polen und Großfürst von Litauen – vernichtet das Ordensheer in der Schlacht bei Tannenberg (Grunwald), scheitert jedoch an den Mauern der von Heinrich v. Plauen aufopferungsvoll verteidigten Marienburg. - 1411 – 1413
- Hochmeister Heinrich von PlauenHeinrich der Ältere von Plauen (* 1370; † 1429 in Lochstädt bei Königsberg), auch
Retter des Deutschen Ordens
genannt, übte das Amt des 27. Hochmeisters in der Zeit von 1410 bis 1413 aus. Er entstammte dem Geschlecht der Vögte und Herren von Plauen ältere Linie, dem Haus Mühltroff.Siehe Wikipedia.org versucht durch innere Reformen (Einführung einer landständischen Verfassung) den Bestand des Ordensstaates in Preußen zu retten. Der Versuch scheitert; 1413 wird Heinrich v. Plauen von der Ordensreaktion gestürzt. - 1414 – 1433
- Vergebliche polnische Angriffe gegen den Ordensstaat. Die Abwehr aus Preußen wird jedoch immer mühsamer, weil sich der innere Gegensatz zwischen dem Ritterorden und den preußischen Landständen, die eine Beteiligung an der Regierung fordern, mehr und mehr verschärft.
- 1453
- Aufstand der Stände (Städte, Adel, Geistlichkeit) gegen den Ritterorden. Es kommt zu einem unheilvollen Bürgerkrieg, der bis 1466 das Land verwüstet.
- 1454
- Die Aufständischen bieten – nachdem sie vorher die Landesherrschaft vergeblich dem Hohenzollern Friedrich von Brandenburg, dem Habsburger Albrecht von Österreich, dem König Christian von Dänemark und sogar dem König von Ungarn angeboten hatten – die Krone Preußens jetzt König Kasimir IV JagielloKasimir IV. Andreas (genannt der Jagiellone, polnisch Kazimierz IV Andrzej Jagiellończyk, litauisch Kazimieras I Andrius Jogailaitis; * 30. November 1427 in Krakau; † 7. Juni 1492 in Grodno) war ab 1440 Großfürst von Litauen und ab 1447 König von Polen. Als Sohn Jogailas entstammte er der Dynastie der Jagiellonen.Siehe Wikipedia.org von Polen an und vereinbaren mit ihm in einer Verfassungsurkunde, dem sogenannten
Inkorporationsprivileg
, eine Personalunion zwischen dem preußischen und dem polnischen Staat. Kasimir Jagiello will den Aufständischen zu Hilfe kommen, wird jedoch am 19. September 1454 in der Schlacht bei Konitz durch den Ordensmarschall Heinrich Reuß von Plauen besiegt. - 1454 – 1466
- Die abtrünnigen Stände führen den Bürgerkrieg auch ohne polnische Hilfe weiter. Der Ritterorden ist seinen Gegnern zunächst noch militärisch überlegen, im Laufe der Jahre wird er durch die weit reichende wirtschaftliche Kraft der großen Städte finanziell in die Knie gezwungen. Aufstände der unteren Bevölkerungsstände (insbesondere der Handwerker) zugunsten der Ordensritter gelingen nur in Kuhn und Königsberg, in den wichtigen Städten Thorn und Danzig werden sie dagegen, teilweise mit polnischer Hilfe, niedergeschlagen. Der Hochmeister muss schließlich sogar seine Residenz, die Marienburg, wegen rückständiger Soldzahlungen an einen Söldnerführer verpfänden; da er die Pfandsumme nicht einlösen kann, muss er die Burg 1457 verlassen und nach Königsberg übersiedeln.
- 1466
- Der Frieden von Thorn (sog. 2. Thorner Frieden) beendet den Bürgerkrieg: Das Preußenland wird in eine westliche und in eine östliche Hälfte geteilt. Der westliche Teil Preußens – nämlich Pommerellen, das Kulmerland, das Gebiet der Städte Thorn, Elbing und Danzig, das nördliche Pomesanien und das Ermeland – wird, wie es im Inkorporationsprivileg ursprünglich für ganz Preußen vorgesehen war, ein souveräner Ständestaat, der mit Polen durch die Person des gleichen Herrschers (Personalunion) verbunden ist. Der östliche Teil Preußens, der gebietsmäßig ungefähr dem späteren Ostpreußen, allerdings noch ohne das
westpreußische
Ermeland, entspricht, verbleibt der Herrschaft des deutschen Ritterordens. Der polnische König erhält über dieses Restgebiet des Ordens die Lehnsoberhoheit; die Ableistung des Lehneides wird jedoch von den Hochmeistern verweigert. - 1519 – 1521
- Der letzte Ordenshochmeister in Preußen, Markgraf Albrecht von Brandenburg-Ansbach aus dem Hause Hohenzollern, versucht vergeblich im sogenannten
Reutterkrieg
die polnischen Lehnsansprüche abzuschütteln. - 1525
- Die Herrschaft des Deutschen Orden im Preußenland endet: Albrecht von Brandenburg-Ansbach wandelt das östliche Preußen in einen weltlichen Staat um, legt die Hochmeisterwürde ab und nimmt dafür als Albrecht I. den Herzogtitel an. Er muss dies allerdings mit der Anerkennung der polnischen Lehnsoberhoheit erkaufen.
Er führt die Reformation ein– die heilige Schrift wird bei diesem Anlass auch ins Prussische übersetzt, weil vielerorts immer noch prussisch gesprochen wird und gründet 1544 in Königsberg die Albertus-Universität. Königsberg wird dadurch ein geistiger Mittelpunkt Ostpreußens. - 1618
- Das Herzogtum Preußens fällt – nach dem Erlöschen der von Albrecht I. gegründeten Dynastie – an den brandenburgischen Kurfürsten Johann Siegmund als nächstberechtigten Erben.
- 1626
- König Gustav Adolf von Schweden besetzt die Küstenstriche Preußens, zieht jedoch 1629 ab, so dass das östliche Preußen von den Schrecken des 30jährien Krieges verschont bleibt.
- 1640 – 1688
- Das östliche Preußen unter der Regierungezeit des großen Kurfürsten. Diesem gelingt es während eines schwedisch polnischen Krieges, die Lehnsoberhoheit fremder Mächte über Ostpreußen abzuschütteln: 1656 greift der schwedische König Karl X. Polen an, zwingt den Großen Kurfürsten zum Abschluss eines Bündnisses und zur Anerkennung einer schwedischen Lehnsoberhoheit über das östliche Preußen. In der Schlacht von Warschau (28. – 30. Juli 1656) siegen die vereinigten Truppen Schwedens und Ostpreußen-Brandenburgs über ein dreifach überlegenes polnisches Ritterheer. Um sich den Beistand des Großen Kurfürsten weiter zu sichern, verzichtet Schweden im Vertrag von Labiau auf die Lehnsoberhoheit. 1657 wendet sich der geschickt zwischen den Parteien lavierende Kurfürst wieder dem polnischen König zu und erreicht dafür im Vertrag von Wehlau auch von Polen den Verzicht auf die Lehnshoheit. Im Frieden von Oliva (3. Mai 1660) wird die Unabhängigkeit, des (Ost-)preußischen Herzogtums international anerkannt.
- 1701
- Das Herzogtum Preußen wird Königreich. Am 18. Januar 1701 wird der Sohn des Großen Kurfürsten in Königsberg als Friedrich I. zum ersten König gekrönt; bis 1918 bleibt Königsberg die Krönungsstadt der preußischen Könige.
- 1732
- König Friedrich Wilhelm I.Friedrich Wilhelm I. (* 14. August 1688 in Cölln; † 31. Mai 1740 in Potsdam) aus dem Haus Hohenzollern war seit 1713 König in Preußen und Kurfürst von Brandenburg. Außenpolitisch gewann er im Frieden von Utrecht 1713 Teile Obergelderns und im Frieden von Stockholm 1720 Teile Vorpommerns. Sein Aufbau eines starken Heeres, mit dem er nur einmal Krieg führte, brachte ihm den Beinamen Soldatenkönig ein. Innenpolitisch sorgte Friedrich Wilhelm I. für einen sparsamen Hof und eine straffe Verwaltung. Er betrieb eine merkantilistische Wirtschafts- und eine tolerante Religionspolitik. Sein Erlass des Einwanderungspatents 1732, mit dem er etwa 15.000 verfolgte Salzburger Protestanten in Preußen aufnahm, fand europaweite Beachtung.Siehe Wikipedia.org siedelt rund 20.000 Glaubensflüchtlinge aus Salzburg in Ostpreußen an. Im gleichen Jahr gründet er das Gestüt in Trakehnen.
- 1756 – 1763
- König Friedrich der GroßeFriedrich II. oder Friedrich der Große (* 24. Januar 1712 in Berlin; † 17. August 1786 in Potsdam), volkstümlich der
Alte Fritz
genannt, war ab 1740 König in, ab 1772 König von Preußen und ab 1740 Markgraf von Brandenburg und somit einer der Kurfürsten des Heiligen Römischen Reiches. Er entstammte der Dynastie der Hohenzollern.Siehe Wikipedia.org von Preußen führt den siebenjährigen Krieg gegen Österreich und die meisten übrigen deutschen Staaten, sowie gegen Russland, Frankreich und Schweden. Auch Ostpreußen wird betroffen: 1758 siegen die in Ostpreußen eindringenden Russen über den preußischen General v. Lehwald bei Groß-Jägersdorf; Ostpreußen wird danach unter russische Verwaltung gestellt. 1762 kommt es zu einem Thronwechsel in Russland; der neue Kaiser Peter III. ein Bewunderer Friedrichs des Großen, stellt die Feindseligkeiten gegen Preußen ein und räumt Ostpreußen. - 1772
- Preußen wird wiedervereinigt. (1656 wollte bereits Karl X. von Schweden dem Großen Kurfürsten das westliche Preußen überlassen; dem Sohn des Großen Kurfürsten, König Friedrich I. bot Karl XII. den Erwerb des westlichen Teils Preußens an; Dem preußischen
Soldatenkönig
Friedrich Wilhelm I legte die russische Kaiserin die Besetzung Westpreußens nahe – aber die brandenburgisch-ostpreußischen Herrscher lehnten jedes Mal ab. 1732 fanden bereits Verhandlungen zwischen Preußen und dem polnischen König August II. über eine Abtretung des westlichen Teiles Preußens an Brandenburg-Preußen statt; Friedrich dem Großen wurde nach seiner Thronbesteigung von England, 1769 von Frankreich und 1771 von Russland die Inbesitznahme und Wiedervereinigung ganz Preußens angeboten!)
Anlässlich der Teilung Polens unter Russland, Österreich und Preußen erhält Friedrich der Große das bislang immer noch mit Polen in Personalunion verbunden gewesene westliche Teilstück Preußens. - 1773
- Friedrich der Große legt durch königliche Kabinettorder die Grenzen zwischen dem östlichen und dem westlichen Preußen neu fest, Riesenburg und Deutsch-Eylau fallen an das westliche, das Ermeland an das östliche Preußen Die beiden Teile Preußens führen seitdem auch offiziell die Namen
West
- bzw.Ostpreußen
. - 1806 – 1812
- Ganz Deutschland gelangt unter die Vorherrschaft des französischen Kaisers Napoleon. Die preußische Königsfamilie (Friedrich Wilhelm III. und Königin Louise) flüchten nach Ostpreußen, wo der letzte Widerstand gegen Napoleon geleistet wird. (Am 7./8. Februar 1807 erringen die Preußen und Russen einen Erfolg gegen Napoleon in der Schlacht bei Preußisch-EylauDie Schlacht bei Preußisch Eylau war eine militärische Auseinandersetzung zwischen der russischen Armee unter dem Kommando von Levin von Bennigsen und der französischen Grande Armée unter dem Kommando von Napoléon Bonaparte im Jahr 1807. Sie dauerte vom 7. bis 9. Februar und brachte bei schweren Verlusten auf beiden Seiten kein eindeutiges Ergebnis.Siehe Wikipedia.org; am 14. Juni 1807 aber siegt Napoleon entscheidend bei Friedland.)
- 1807
- Der Tilsiter FriedenDer Friede von Tilsit (französisch Traité de Tilsit; russisch Тильзитский мир Tilsitski mir) vom 7. und 9. Juli 1807 war ein im ostpreußischen Tilsit verhandeltes und geschlossenes Vertragswerk. Dieser Friedensvertrag beendete den Vierten Koalitionskrieg (1806–1807) zwischen Preußen zusammen mit dem Russischen Kaiserreich einerseits und dem Französischen Kaiserreich. Der russisch-französische Friedensschluss teilte Europa in eine französische und eine russische Interessensphäre; das preußisch-französische Abkommen stufte Preußen auf den Status einer europäischen Mittelmacht zurück.Siehe Wikipedia.org (9. Juli 1807) drückt Preußen fast zu einem Vasallenstaat Frankreichs herab. Die Abtretung Ostpreußens an Russland sowie diejenige Westpreußens an Polen lehnt Napoleon jedoch ab.
- 1813
- Die ostpreußischen Stände – Bürger, Bauern und Adel – erheben sich einmütig gegen das napoleonische Joch und geben damit für ganz Deutschland das Signal zum Beginn der BefreiungskriegeAls Befreiungskriege oder Freiheitskriege werden die kriegerischen Auseinandersetzungen in Mitteleuropa von 1813 bis 1815 zusammengefasst, mit denen die Vorherrschaft Frankreichs unter Napoleon Bonaparte über große Teile des europäischen Kontinents beendet wurde. Sie gehören zu den Koalitionskriegen und bilden als Teile des Sechsten Koalitionskrieges ihren Abschluss.Siehe Wikipedia.org.
- 1848
- Ostpreußen nimmt, wie alle Teile Deutschlands, an den Wahlen zur Deutschen NationalversammlungDie Frankfurter Nationalversammlung (zeitgenössisch auch constituierende Reichsversammlung, deutsches Nationalparlament, Reichsparlament, Frankfurter Parlament oder bereits Reichstag wie später in der Reichsverfassung) war von Mai 1848 bis Mai 1849 das verfassungsgebende Gremium der Deutschen Revolution sowie das vorläufige Parlament des entstehenden Deutschen Reiches. Die Nationalversammlung tagte in der Paulskirche in Frankfurt, daher steht häufig der Name Paulskirche für die Nationalversammlung. Als Parlament beschloss die Nationalversammlung auch die Reichsgesetze. Am 28. Juni 1848 richtete die Nationalversammlung mit dem Zentralgewaltgesetz die Provisorische Zentralgewalt ein, also eine vorläufige deutsche Regierung.Siehe Wikipedia.org in Frankfurt teil.
- 1871
- Mit dem Sieg Preußens im Deutsch-Französischen Krieg und der Reichsgründung entsteht eine neue Großmacht in Europa.
Ostpreußen wird als preußische Provinz ein Teil des erneuerten Deutschen Reiches. - 1914 – 1918
- Der Erste Weltkrieg. Russische Truppen versuchen im August 1914 die Eroberung Ostpreußens. Deutsche Truppen besiegen das russische Heer und Heerführer Samsonow (Schlacht bei TannenbergDie Schlacht bei Tannenberg war eine Schlacht des Ersten Weltkrieges und fand in der Gegend südlich von Allenstein in Ostpreußen vom 26. August bis zum 30. August 1914 zwischen deutschen und russischen Armeen statt. Die deutsche Seite stellte hierbei 153.000, die russische 191.000 Soldaten ins Feld. Sie endete mit einem Sieg der deutschen Truppen und der Zerschlagung der ins südliche Ostpreußen eingedrungenen russischen Kräfte.Siehe Wikipedia.org, 23. – 31. August 1914) und Rennenkampf (Winterschlacht in Masuren, 4. – 22. Februar 1915) und kämpfen Ostpreußen frei.
Anfänglich wurde in den deutschen Medien von derSchlacht bei Allenstein
geschrieben, wurde aber auf Wunsch Paul von Hindenburgs kurze Zeit danach zu Propagandazwecken inSchlacht bei Tannenberg
umbenannt. Tatsächlich liegt nicht die Ortschaft Tannenberg (heute Stębark) unmittelbar im Hauptkampfgebiet, sondern Hohenstein. Mit der Namensgebung sollte die in der deutschen Geschichtsschreibung als Schlacht bei Tannenberg bezeichnete Niederlage der Ritter des Deutschen Ordens gegen die Polnisch-Litauische Union im Jahre 1410 überstrahlt werden. - 1919
- Die Friedensverhandlungen in Versailles. Der polnische Politiker Roman DmowskiRoman Stanisław Dmowski (* 9. August 1864 in Kamionki, Gmina Kórnik bei Warschau, Russisches Kaiserreich; † 2. Januar 1939 in Drozdowo (Kreis Łomża)) war ein polnischer Politiker und einer der Hauptakteure der National-Demokratischen Partei (endecja). Bisweilen wird er sogar als Vater des polnischen Nationalismus bezeichnet, obwohl er mit seiner prorussischen Haltung und panslawistischen Idee mit Polen als einem Teil des von Russen dominierten slawischen Reiches die Spaltung der endecja verursachte. Im Gegensatz zu Józef Piłsudski, dessen erbitterter Feind er war und dessen Politik auf eine polnische Expansion nach Osten auf Kosten der Sowjetunion zielte, forderte Dmowski eine Expansion Polens nach Westen über die historischen Grenzen hinaus, um ehemals slawische,
germanisierte
Gebiete wiederzugewinnen. Dabei ging es vor allem um Teile der deutschen Gebiete Schlesien und Ostpreußen.Siehe Wikipedia.org fordert, gestützt auf gefälschte Volkstumskarten, die Abtretung Westpreußens an Polen und die Lostrennung Ostpreußens von Deutschland. - 1920
- Das
Friedensdiktat
von Versailles tritt am 10. Januar in Kraft: Der zu 63 % von Deutschen bevölkerte Netzbezirk, das größte, zu 58% von Deutschen bevölkerte Mittelstück Westpreußens und das zu 81 % von Deutschen und Masuren bevölkerte ostpreußisch Gebiet von Soldau werden ohne Beachtung der Bitten und Kundgebungen der Bevölkerung vom Deutschen Reich losgerissen; der dadurch entstehende sog.polnische Korridor zur Ostsee
trennt Ostpreußens Landverbindung zum übrigen Deutschland, Eine Volksabstimmung wird weder in den Netzgebieten noch in Westpreußen noch im Soldauer Gebiet zugelassen. Ostpreußen muss außerdem das Memelland, das von französischen Truppen besetzt wird an den Völkerbund abtreten. Auch hier wird eine Volksabstimmung – trotz ständiger Bitten, Telegramme und Denkschriften nicht zugelassen, vielmehr schließlich erklärt, dass ein weiteres Eintreten für die Wiedervereinigung mit Deutschlandals Hochverrat
betrachtet werden würde.
Lediglich einige östliche Restkreise Westpreußens und das südliche Ostpreußen (Masuren) dürfen am 11. Juli 1920 in einer Volksabstimmung frei über die Frage entscheiden, ob der Anschluss an Polen oder der Verbleib bei Deutschland gewünscht werde. Die Volksabstimmung wird zu einem überwältigenden Treuebekenntnis: in dem östlichen Restgebiet Westpreußens erklären sich 92 % der Abstimmenden, in Masuren sogar 98 % für den Verbleib bei Deutschland. - 1923
- Litauische Freischaren dringen ins Memelgebiet ein und drängen die französischen Truppen aus dem Lande. Am 19. Januar zwingt der litauische Oberst Budrys den letzten französischen Gouverneur des Memellandes, Petisné, in Memel zur Kapitulation.
- 1928
- Erich Koch wird 1928 Gauleiter der NSDAP in der preußischen Provinz Ostpreußen. Von September 1930 bis 1945 vertritt er den Wahlkreis Ostpreußen im Reichstag (Weimarer Republik) und im Reichstag (Zeit des Nationalsozialismus). Nach dem Wahlsieg der NSDAP bei der Reichstagswahl März 1933 erhielt er 1933 trotz des Widerstandes der preußischen Regierung das staatliche Amt eines Preußischen Staatsrats. Er drängte den ostpreußischen Oberpräsidenten Wilhelm Kutscher aus dem Amt und machte sich zu seinem Nachfolger. Im August 1933 übernahm er auch das Amt des Präses der Provinzialsynode der Kirchenprovinz Ostpreußen.
Ab 1. September 1941 nahm er auch die Funktionen eines Reichskommissars für das Reichskommissariat Ukraine wahr. Damit wurde Koch der mächtigste Mann Osteuropas. SeinHerrschaftsbereich
reichte im September 1942 von Königsberg über Zichenau, Białystok, Kiew, Nikolajew und Poltawa bis zum Schwarzen Meer und auf die Ostseite des Dnepr. Er umfasste deutsches, polnisches und ukrainisches Gebiet. Bei der Gefangennahme von zivilen Arbeitskräften für die Zwangsarbeit im Deutschen Reich arbeitete er mit dem Generalbevollmächtigten für den Arbeitseinsatz, Fritz Sauckel, zusammen. Er war in seinem Zuständigkeitsbereich am Völkermord der polnischen und ukrainischen Juden führend beteiligt.
In der Nacht auf den 22. Januar 1945 verließ er mit dem so genanntenGauleiterzug
den Königsberger Nordbahnhof. Vorher hatte er jede Evakuierung der Zivilbevölkerung abgelehnt und den Flüchtenden mit der Todesstafe gedroht, dadurch kamen ungefähr 300.000 Menschen unter elenden Bedingungen auf der Flucht ums Leben. - 1939
- Litauen gibt am 23. März das Memelland an Deutschland zurück, nachdem der nationalsozialistischen Außenministers Joachim von Ribbentrop an den damaligen litauischen Außenminister Juozas Urbšys ein mündliches Ultimatum am 20. März 1939 gestellt hatte.
Das Deutsche Reich verlangte die Abtretung des vormals deutschen Memellandes, das im Vertrag von Versailles dem Völkerbund unterstellt und 1923 von Litauen besetzt worden war, und drohte mit dem Einmarsch der Wehrmacht in Litauen im Falle der Ablehnung des Ultimatums. Nach jahrelangen zunehmenden Spannungen zwischen beiden Staaten und vermehrter nationalsozialistischer Propaganda im Memelland wurde die Forderung im Zuge der nationalsozialistischen Expansion erwartet. Das Ultimatum wurde fünf Tage nach der Zerschlagung der Tschechoslowakei gestellt. Die vier Unterzeichner der Memelkonvention aus dem Jahr 1924, die den Status quo in der Gebietsfrage festschrieb, boten keine Hilfe an, wobei Frankreich und Großbritannien keinen Krieg in dieser Frage wünschten, während das Kaiserreich Japan und Italien das Deutsche Reich offen unterstützten. Litauen war gezwungen, das Ultimatum am 22. März 1939 zu akzeptieren. Für das Deutsche Reich war die Rückgewinnung des Memellandes der letzte Gebietsgewinn vor Ausbruch des Zweiten Weltkrieges. Für Litauen bedeutete sie eine herbe Schwächung von Wirtschaft und Moral, für Europa eine weitere Eskalation der Vorkriegsspannungen.
Memel (heute Klaipėda) war ein wichtiger Seehafen in Ostpreußen und wurde wie das gesamte Memelland dem Deutschen Reich im Artikel 28 des Versailler Vertrages aberkannt und gemäß Artikel 99 unter alliierte Verwaltung gestellt. Frankreich übernahm die Zivilverwaltung des Gebiets, während Litauen sich weiterhin um dessen Erwerb bemühte, da eine signifikante litauische Minderheit vorhanden war (siehe Kleinlitauen) und der Hafen von Memel einen besseren Zugang Litauens zur Ostsee bedeutete. - 1939 bis 1945
- Der Zweite Weltkrieg. Als die Front des Zweiten Weltkrieges Ostpreußen erreichte, wurde die Evakuierung durch das Militär und den Staatsapparat zunächst behindert bzw. verhindert (u. a. durch Verordnungen), dann in letzter Minute (Januar 1945) unter denkbar schlechtesten Bedingungen (tiefster Winter, Abschnürung des Landweges) ungeordnet begonnen. Dadurch war ein Großteil der Zivilbevölkerung unmittelbar Kampfhandlungen ausgesetzt.
Dönitz hatte Hitler gegen den Rat von Guderian darin bestärkt, die eingekesselte Heeresgruppe Mitte nicht über See abzuziehen. Die östliche Ostsee sollte unbedingt als einzig verbliebenes Übungsgebiet für die neuen U-Boot-Typen (U-Boot-Klasse XXI) gehalten werden, um die Wende in der Seekriegführung gegen die Angloamerikaner zu erreichen. Die Belange der miteingekesselten ostdeutschen Zivilbevölkerung wurden der ideologischen KriegführungSieg oder Untergang
völlig untergeordnet. Die Evakuierung der Zivilbevölkerung sollte aus militärischen Belangen und wegen der Brennstoffknappheit nur nachrangig erfolgen. Die Rote Armee stieß zu Jahresbeginn 1945 in der Schlacht um Ostpreußen Richtung Ostseeküste vor und erreichte am 27. Januar 1945 in der Nähe von Elbing die Küste, womit Ostpreußen abgeschnitten war. Der Vormarsch löste eine Flüchtlingslawine aus.
Ein Teil der Bevölkerung konnte sich auf dem Landweg mit Pferdefuhrwerken (die in Flüchtlingstrecks zogen) nach Westen retten. Aber nachdem die Rote Armee im Laufe der Schlacht um Ostpreußen bei Elbing das Frische Haff erreicht hatte, war der Landweg abgeschnitten. Tausende ertranken bei der Flucht über das Eis zur vermeintlich rettenden Frischen Nehrung, auf welcher der Weg zur Küste in Richtung Danzig führte, oder wurden ohne jegliche Deckung Opfer von Jagdflugzeugen, die gezielt auf die Trecks schossen. Ein anderer Teil wurde über die Ostsee (vor allem über den Hafen Pillau) evakuiert. Am 21. Januar 1945 leitete Großadmiral Karl Dönitz die Verlegung von Marineangehörigen nach Westen ein (Unternehmen Hannibal), wobei auch tausende von Flüchtlingen mitgenommen wurden. Das dafür benutzte Schiff (Wilhelm Gustloff) und andere, die im Frühjahr 1945 ebenfalls je einige tausend Flüchtlinge mitnahmen (General von Steuben und Goya) wurden von der Sowjetarmee versenkt, wobei jeweils fast alle Passagiere starben.
Insgesamt forderte die Flucht unter Kriegsbedingungen und größtenteils im Winter sehr viele Tote. Es wird geschätzt, dass von den bei Kriegsende etwa 2,4 Millionen Bewohnern Ostpreußens ungefähr 300.000 unter elenden Bedingungen auf der Flucht ums Leben gekommen sind.
Noch anwesende Bewohner, vom Vormarsch der Roten Armee eingeholte Flüchtlinge oder nach dem (teils temporären) Ende der Kampfhandlungen zurückkehrende Bewohner wurden vielfach von sowjetischen Soldaten misshandelt, vergewaltigt und getötet oder zur Zwangsarbeit in der Sowjetunion verschleppt. In diesem Kontext ist beispielsweise das Massaker von Nemmersdorf im Oktober 1944 zu nennen, als erstmals seit August 1914 russische Truppen nach Ostpreußen vorstießen. Alexander Solschenizyn (Ostpreußische Nächte) und Lew Kopelew waren als Angehörige der Roten Armee Augenzeugen und haben später als Dissidenten auf diese und andere sowjetische Kriegsverbrechen (z. B. die Massenerschießungen polnischer Offiziere im Massaker von Katyn) hingewiesen. Die Verantwortlichen wurden im Hinblick auf die weltpolitische Lage weder international noch in der Sowjetunion zur Verantwortung gezogen. - Nach 1945
- Nach der Verwaltungsreform 1975 wurde das polnische Ostpreußen in neue Woiwodschaften eingeteilt: Elbląg und Olsztyn sowie Teile von Ciechanów und Suwałki. Nach einer erneuten Verwaltungsreform am 1. Januar 1999 in Polen entspricht dieses Gebiet seitdem annähernd der Woiwodschaft Ermland-Masuren mit der Hauptstadt Olsztyn; das frühere Nordostpreußen bildet heute die russische Oblast Kaliningrad mit der Hauptstadt Kaliningrad. Nach der Auflösung der Sowjetunion ist diese Region nun eine Exklave der Russischen Föderation.
Manche russische Einwohner nennen die Stadt heuteKjonigsberg
,Kenig
oderKenigsberg
. Eine offizielle Rückbenennung (wie bei Sankt Petersburg, Nischni Nowgorod und Twer) wurde 1993 in einer Volksabstimmung abgelehnt.