Nee ok doch, wat een Doom!
Ach nee doch Tina, dor kick di dat eens an, wenn de Korr vun de Achterbahn von boben dal ballert, ward me rein kribbelig in min Book, weest noch wi, as lütte Deerns up dat Korussell mit de höltern Peer, nee wat wer di dat kommodig.
Rebeka seeg mal too, worum seegt de Lüüt Doom
un nich Johrmarkt?
Ne ok doch, Tina dat wet ick nich, is mi ok pottegal, kumm eet din Appeltasch, we wüllt wedder.
Ungewollter Dialog 1949 gehört - damals war es mir auch pottegal, doch teilen Sie jetzt mit mir die Neugierde, auf der Spurensuche: Weshalb heißt der Jahrmarkt auf dem Heiligen-Geist-Feld »Dom« und was steckt dahinter?
Es wird bestimmt nicht langweilig.
Rom, 14.03 2004
Ich stehe an der Sarcra del Largo Argentina - ähnlich dem Hamburger Domplatz - eine innerstädtische Keimzelle beginnender Stadtkultur, etwa gleicher Größe und Grundstückswert. Hier am Torre Argentina (Turm Straßburg) werden seit dem Abbruch eines Häuserblocks in den Jahren 1926-1929 archäologische Forschungen durch Freilegung von vier römischen Tempelruinen aus dem 4.-1. vorchristlichen Jahrhundert vorgenommen. Zuschütten nach den Forschungsaktivitäten ist hier ein Fremdwort, das Ausgrabungsareal bleibt der Nachwelt offen erhalten mit Informationszentrum.
Auch der Domplatz in Hamburg gehört zu den Keimzellen der etwa im Jahre 810, also noch zu Lebzeiten Karls des Grossen gegründeten Kirchensiedlung »Hammaburg« (später Hamburg), welche 831 zum Erzbistum Hamburg unter Bischof Ansgar zum Missionszentrum für Nordeuropa erklärt wurde. Auch hier finden seit 1949 so genannte archäologische Grabungsintervalle statt, die aber nach Ablauf von bestimmten Zeitvorgaben wieder zugeschüttet werden. Dies kann zu Ergebnisirritationen führen, aber stets zur Freude parkplatzsuchender Autofahrer. Die letzte archäologische Grabung zum Thema Hammaburg
hat 2005 begonnen und muss im Dezember 2006 abgeschlossen sein, denn dann wird das ehemalige Domareal wieder bebaut.
Beneidenswert glückliches Rom.
Kurzlebig war das Erzbistum Hamburg. Nur von 831-845, dann erfolgte der Wikinger-Überfall. Ansgar flüchtete nach Bremen, im Fluchtgepäck den Schlüssel der Domkirche die er gut abgeschlossen hatte. ln Bremen war gerade die Erzbistumsstelle für den Europäischen Norden vakant, Ansgar griff zu. 864 wurde er Erzbischof für die Bistümer Hamburg und Bremen mit Hauptsitz Bremen, dazu gehörte auch die Schlüsselgewalt über Hamburg (Ausübung der bischöflichen Rechte). Seitdem trägt das Bremische Wappen den Schlüssel und das Hamburgische ein geschlossenes Domtor. Für Bremen aber wurde das Schloss ausgetauscht, denn der Einfluss Bremens bezog sich nur auf das Domkapitel in Hamburg. Noch ein Höhepunkt aus jener Zeit sei wegen des Papstnamen erwähnt. Kaiserlicher Berater für Otto, dem Ersten (geb. 912, gest. 973), war - man höre - der Bremische Fürstbischof Aldag (gest. 988). Er beherbergte als Zwangsurlauber den von Otto, dem Ersten, abgesetzten Papst Benedikt V., und zwar von 962 bis 965. Und in diesem Jahr starb er in Hamburg, aber nicht aus Freude oder vielleicht vor
Aufregung, weil Otto, der Erste ihn wieder aus seinem Exil nach Rom berief, nein, der Legende nach starb er am Hamburger Schmuddelwetter!
Benedikt V. wurde im Hamburger Gotteshaus begraben. Sein Leichnam wurde unbemerkt im Auftrag von Ottos Nachfolger 999 nach Rom überführt. Um 1330 aber errichtet Hamburg in dem nun endlich fertig gestellten Mariendom, in der Annahme, Benedikts Gebeine ruhten immer noch in Hamburger Boden, ein Grabmal mit Bild aus glasierten Terrakotten. Die meisten wurden allerdings beim Abriss des Domes im Jahre 1805 zu Höchstpreisen verkauft. Bei den neuerlichen Ausgrabungen fand man nur noch zwei davon. Man kann sie heute im Museum für Hamburgische Geschichte bewundern.
Bereits im Mittelalter hatte Hamburg einen wirtschaftlichen Aufschwung mit Bevölkerungszuwachs zu verzeichnen. Hierdurch entstanden die noch heute vorhandenen Kirchspiele als Hamburgische um den Domplatz, wodurch sich der Dom immer mehr zu einem Fremdkörper entwickelte. Erst 1258 beginnt der Bau des Mariendoms, der 1329 als dreischiffige Hallenkirche geweiht wird. Bis zum 16.Jahrhundert aber finden unter den Dekanatsherren - Hamburg hatte nie einen Bischof - einige Umbauten statt. 1434 eine Turmspitze, Erweiterung auf eine fünfschiffige Halle und ab ca. 1507 Anbau einer wahrscheinlich erdachten Predigerhalle als kleines architektonisches Wunder, nämlich mit einem Sternengewölbe, das auf sieben Granitsäulen ruht.
Nach der Reformation gab es keine Domgemeinde mehr, die Domherren behielten jedoch ihre Pfründe. Im Westfälischen Frieden, 1648 wird das Domareal von Bremen abgenabelt und kommt zuerst an Schweden, danach wird es dem Königreich
Hannover zugeschrieben. Die Domherren suchen nach weiteren Einnahmen und geben die so genannte Predigerhalle für weltliche Veranstaltungen gegen Entgelt frei. Bereits 1334 verbot der Bischof von Bremen Markttrubel im Mariendom, aber er konnte sich nicht durchsetzen, denn bereits damals sprach man im Umland nicht vom Weihnachtsmarkt im Mariendom, sondern vom Hamburger Doom
(niederdeutsch). Nur bei schlechtem Wetter fand der Doom
im Dom statt. Gleichzeitig hielt auch die Tischlerinnung Einzug in diese Domhalle und präsentierte hier stilgerecht ihre Möbelprodukte, unter anderem die Hamburger Dielenschränke, auch als Hamburger Schaps
bekannt. Hiernach bekam der Hamburger-Dom nun bis zu seinem Abriss 1804 den Namen Schappen-Dom
.
1803 kommt die Erlösung. Entsprechend dem Reichsdeputationshauptschluss wird Hamburg als Freie Reichsstadt anerkannt, und dank der Säkularisation fällt das Domkapitel in städtischen Besitz.
Der Kurfürst von Hannover hatte bereits auf sämtliche Domhoheitsrechte unter der Bedingung verzichtet, dass die Domherren eine erstklassige Abfindung bekommen. Im Jahre 1804 findet der erste Hamburger Dom auf dem Gänsemarkt statt, da bereits mit den Abrissarbeiten des Mariendom begonnen wurde. Hamburg hatte es eilig, denn man hatte Angst, der Immerwährende Reichstag
würde das Gesetz doch noch zu Ungunsten Hamburgs ändern, dies war jedoch unbegründet, denn der Hauptschluss war das letzte große Gesetz des Heiligen Römischen Reiches Deutscher Nation.
Der Kaufmann schweigt über die Gewinne, welche er selbst mit Abrissen macht, aber immer wieder tauchen Werte aus dem Hamburger Dom auf, wie z.B. der Marienaltar oder die Grabplatte, die man als Kellerfußboden eines Hauses bei Grabungen im Jahre 2006 fand. 1807 war der Abriss beendet, und von 1840 bis zur Zerbombung im Zweiten Weltkrieg stand an Stelle des Hamburger Doms das Johanneum
.
Der Hamburger Dom
aber fand seinen festen Platz seit 1900 auf dem Heiligen-Geist-Feld. Diese Gemarkung gehörte einst dem Nonnen-Kloster Harvestehude, das 1250 im heutigen St. Pauli auf dem Pinnasberg gegründet wurde. Ab 1922 gibt es einen Frühjahrs-Dom
und einen Winter-Dom
, Der Frühjahrs-Dom bewahrt eine Christliche Tradition, er hat grundsätzlich - auch wenn das Wetter noch so schön ist - am Karfreitag geschlossen. Seit 1949 ist zu dem Frühjahrs- und Winter-Dom der Sommer-Dom dazu gekommen.
Im Jahre 2007 soll das Domgelände durch postmoderne Architektur überbaut werden, deshalb bin ich mit Ihnen, lieber Leser, in das Reich historischer Erinnerungen herabgestiegen und schließe diesen kleinen Aufsatz mit einer Fotomontage über die Vergangenheit und die Zukunft des Domplatzes: