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Die Zeit von 1900 bis 1939

1900 - 1939
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Elise Merkel mit Enkel PaulElise Merkel mit Enkel Paul Luxus-PassagierschiffDas Luxus-Passagierschiff Cap Arcona der Hamburg-Süd - Reederei legte regelmäßig im Hafen von Buenos Aires an. – Bildquelle: Fachzeitschrift Werft*Reederei*Hafen 1927

Luxus-Liner Cap Arkona

Die Cap Arcona war ein Luxusdampfer und das Flaggschiff der Hamburg-Südamerika-Linie. Er wurde nach dem Kap Arkona auf der Insel Rügen benannt. Das Schiff wurde am 3. Mai 1945 kurz vor Ende des Zweiten Weltkriegs durch britische Flugzeuge versenkt, wobei die meisten der an Bord befindlichen ca. 4.600 KZ-Häftlinge ums Leben kamen. 2800 Häftlinge kamen auf dem Begleitschiff Thielbek ums Leben.

Die Cap Arcona lief am 14. Mai 1927 vom Stapel und galt als eines der schönsten Schiffe ihrer Zeit. Sie verließ am 19. November 1927 den Hamburger Hafen zu ihrer Jungfernfahrt nach Argentinien. Der Dampfer beförderte sowohl Luxusreisende als auch Auswanderer, vorwiegend nach Südamerika. Die Strecke Hamburg–Buenos Aires legte das Schiff in nur 15 Tagen zurück. Es wurde im Liniendienst zwischen Hamburg–Madeira–Rio de Janeiro und Buenos Aires eingesetzt. Vom November 1927 bis zum August 1939 wurden mehr als 200.000 Passagiere auf 91 durchgeführten Reisen transportiert.

Vor den anrückenden britischen Truppen wurden die verbliebenen KZ-Häftlinge aus dem Konzentrationslager Neuengamme Ende April nach Lübeck transportiert. Mehr als 9.000 Häftlinge wurden dort auf Schiffe gebracht. Am 20. April 1945 trafen vorerst über 4.000 Gefangene aus dem KZ Neuengamme im Lübecker Industriehafen ein und wurden mit ihrer Bewachung auf zwei kleinere beschädigte Schiffe gebracht, die Thielbek und die Athen. Auch auf der Elmenhorst wurden zeitweise Häftlinge untergebracht. Am 26. April kamen weitere 2.500 Häftlinge aus dem KZ Neuengamme sowie Überlebende des Todesmarsches vom KZ Fürstengrube und anderen schlesischen Lagern an und wurden auf der Cap Arcona eingeschifft. Kapitän des Schiffes war zu dieser Zeit Heinrich Bertram. Dieser kritisierte das erhebliche Risiko der Mission und führte den Befehl letztlich nur aus, um der eigenen Erschießung zu entgehen. Zeitweilig war die Cap Arcona mit 7.500 Häftlingen an Bord völlig überfüllt. Mangelhafte Ernährung und unzureichende hygienische Zustände führten zu einem Massensterben.

Am 30. April 1945 wurden alle KZ-Häftlinge französischer Nationalität und einige Belgier und Niederländer von den Schiffen ans Ufer gebracht und mit den Weißen Bussen des schwedischen Roten Kreuzes zu zwei Dampfern transportiert, die sie nach Trelleborg übersetzten. Schließlich wurde ein Teil der Häftlinge von der Cap Arcona auf die anderen beiden Schiffe gebracht, so dass sich Anfang Mai etwa 4.600 Häftlinge und 500 Seeleute, Flakmatrosen und Bewacher auf der Cap Arcona befanden. Die Angabe über die Zahl der Menschen auf der Cap Arcona schwankt in verschiedenen Beschreibungen zwischen 4.500 und 6.000. Die Zahl der Juden auf Cap Arcona und Thielbek betrug etwa 100 Personen.

Wikipedia.org/Cap Arcona

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Die Asche meiner Tante

Die Beziehung zwischen meiner Tante Lisa und mir waren meistens alles außer rosig. Tante Lisa war die jüngere Schwester meiner Mutter und sie wohnte unweit unseres Hauses im Stadtviertel Devoto der argentinischen Hauptstadt Buenos Aires. In den 1930er Jahren war sie noch ledig und besuchte uns öfters. Ich mochte sie nicht besonders, da sie, im Gegensatz zu meiner liebenden Mutter, wenig Verständnis für meine Jugendstreiche hatte.

Jedes Mal, wenn ein deutsches Schiff den Hafen von Buenos Aires anlief, ging sie an Bord, um an den Tanzabenden teilzunehmen und so deutsche Herren kennenzulernen. Ich erinnere mich, des Öfteren den Namen eines Schiffes gehört zu haben, die Cap Arcona.

Eines Tages kam Tante Lisa, elegant gekleidet und mit neuer Frisur, in unsere Wohnung. Sie erwartete einen Herrn, mit dem sie sich am Abend zuvor auf dem Schiff verabredet hatte. Mit meinen sechs Jahren merkte ich, dass sie sehr aufgeregt war und mir kaum ihre Aufmerksamkeit schenkte. Ab und zu hörte ich sie seufzen, indem sie sagte: Wann kommt bloß dieser alte Esel?.

Endlich klingelte es, und ich rannte zur Tür, um den Gast herein zu lassen, während Tante Lisa sich noch schnell vor dem Spiegel die Lippen retuschierte. Vor mir stand ein stattlicher Mann mit einem riesigen Blumenstrauß in der Hand. Er zog seinen Hut und fragte höflich: Wohnt hier Fräulein Kuhn? Ich antwortete prompt: Ja, es ist meine Tante und sie fragt schon dauernd, wann der alte Esel kommt An seinem Gesichtsausdruck merkte ich, dass etwas nicht stimmte.

Er übergab mir die Blumen und sagte: Gib sie deiner Tante und sage ihr, dass ich mich sehr gefreut habe, mit ihr gestern getanzt zu haben. Und schon war er fort. Stolz übergab ich meiner Tante den Blumenstrauß und erzählte ihr, was ich mit dem Onkel an der Tür geplaudert hatte. Ich konnte nicht verstehen, warum sie plötzlich auf mich so wütend war. Es kam mir vor, als wollte sie mich umbringen. Lange Zeit verging, bis sie wieder mit mir ein Wort gesprochen hat.

Einige Jahre später unternahm sie eine Reise nach Deutschland, um, wie mein Vater mir verriet, einen Mann zu angeln. Als sie zurück kam, war sie tatsächlich in Begleitung eines Ehemannes, meines Onkels Arthur Merkel, einem Buchdrucker aus Leipzig. Sie bezogen eine Wohnung im Stadtviertel Belgrano und eröffneten eine Druckerei in Palermo.

Mit Onkel Arthur habe ich mich immer gut verstanden und in den Teenagerjahren habe ich viel von ihm gelernt. Hauptsächlich was die Druckereikunst anbelangt. Als er seinerseits ein Motorboot kaufen wollte, suchte er meinen Rat, da ich auf diesem Gebiet die besseren Fachkenntnisse hatte. So ergänzten wir uns gegenseitig.

Wie ich schon in meiner Erinnerungsgeschichte HeidiLesen Sie auch meine Geschichte:
Heidi
… Fachlicher Beistand bei der Bootssuche.
erwähnte, verursachte mir dieses Motorboot noch weiteren Ärger mit meiner Tante. Auf einem Angelausflug schoss ich auf einen Fisch, den meine Tante schon fast am Haken hatte. Wieder eine lange Funkstille…

Nach einer kurzen Erkrankung starb Onkel Arthur und Tante Lisa reiste nach Berlin, um sich dort von ihrem Kummer bei ihrer Schwester Margot zu erholen. Als sie zurückkam, machte sich bei ihr ein altes Nierenleiden bemerkbar und sie musste operiert werden. Sie hat sich von dieser OP nie wieder erholt und landete schließlich in einem Altenheim.

Da ich beruflich kaum Zeit dafür hatte, musste sich meine Frau um die Tante kümmern. Sie besuchte sie regelmäßig im Heim und verwaltete mittels einer Vollmacht ihr Guthaben. Der Zustand Tante Lisas verschlechterte sich immer mehr und sie äußerte den Wunsch, nach ihrem Tod eingeäschert zu werden. Auch wünschte sie sich eine Seebestattung, damit ihre Asche irgendwann auf dem Wasserwege in die Heimat gelange. Leider war dies damals in Argentinien nicht möglich, aber wir versprachen ihr, ihre Wünsche zu erfüllen. Da sie keine Kinder hatte, waren wir ihre nächsten Verwandten.

Eines Tages, als meine Frau die Tante im Heim besuchen wollte, erfuhr sie, dass diese eine Stunde zuvor tot in ihrem Bett aufgefunden worden war.
Nun hatten wir die Verantwortung, ihren Wünschen nachzukommen. Die Angelegenheit mit der Feuerbestattung konnte ohne Weiteres erledigt werden. Allerdings musste ich als Zeuge den Verbrennungsprozess miterleben. Eine makabre und äußerst unangenehme Erfahrung.

Zur Sache Seebestattung suchte ich den Rat der evangelischen Kirche. Leider bekam ich keine große Hilfe. Der Pastor deutete lediglich darauf hin, dass es im Gesangbuch der evangelischen Gemeinden des Auslandes ein Kapitel (Hausbuch) gäbe, der das Verhalten christlicher Familien in Regionen, wo es keine kirchliche Gemeinschaft gibt, berücksichtigte. Demnach kann der Hausvater kraft des allgemeinen Priestertums aller Gläubigen, das die Reformation hervorgebracht hat, die Aufgabe der Kirche übernehmen, wenn es in der Gegend keinen geistlichen Beistand gibt. Dies bezog sich selbstverständlich auf das entfernte Gebiet der Provinz Buenos Aires, wo die Zeremonie stattfinden sollte.

In diesem Falle war ich das Familienoberhaupt. Also beschloss ich, die Bestattung der Asche am Ufer des Lujan Flusses, der am Gelände des Ruderclubs Teutonia vorbei fließt, vorzunehmen. An einem Sonntag versammelte sich unsere ganze Familie — neben mir meine Frau, die beiden Töchter mit ihren Gatten und die erwachsenen Enkelkinder — zur Siesta-Zeit, unter einer Trauerweide, die uns vor den Blicken Neugieriger schützte. Ich las ein angemessenes Gebet vor und kippte anschließend die Asche behutsam aus dem Behälter in den Fluss. Es bildete sich ein grauer Staubteppich auf dem braunen Wasser, der langsam davonzog, aber bald von der Oberfläche verschwand. Der Lujan Fluss mündet im Rio de la Plata und dieser wiederum in den Atlantischen Ozean.

Theoretisch würde die Asche dann von der südatlantischen Strömung bis an die Westküste Afrikas getragen werden, um dann nach Norden bis an den Äquator zu gelangen. Von hier aus fließen die Meeresströmungen in Richtung Karibik, wo der Golfstrom seinen Ursprung hat. Wie bekannt, überquert dieser Strom den Nordatlantik, um dann durch den Ärmelkanal die norwegische Küste zu erreichen. Auf diesem Wege kämen einige Partikel der Asche an die Strände Deutschlands, also zurück in die Heimat.

Es ist höchst unwahrscheinlich, dass die Asche einen so strapaziösen und umständlichen Weg überstehen kann. Aber es handelt sich ja um eine Glaubenssache. Und gerade dieser Glauben gab mir die Überzeugung, den letzten Wunsch meiner Tante erfüllt zu haben.


  • Autor: Ernesto Potthoff, 2. Juli 2012
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