Dat Kühlsche Windrad an de Neendörperstroot
Vöriget Johr kreeg ik een sülven mookte Postkoort. De harr een Leser an den Heimatspeegel schreven un mien Nomen insett. Op de Koort weer een Bild affdruckt von dat Kühlsche Windrad.
Mit den Text wull de Leser mi op dat oole Windrad opmerksom moken. De stünn nu mol int oole Gorstedt un ik schull doch mol wat doröver schrieven. Dat heff ik insehn un mi op de Socken mookt Material to sammeln. Bi den Koortenschriever müch ik mi bedanken för disse Anregung - aver dat kann ok nich. He hett vergeeten de Koort to ünnerschrieven un een Affsenner weer dor ok nich op. Dor he mi mit Liebe Inge
anschrifft, mutt ik annemmen, dat he mi goot kennt. Aver ik weet bit hüüt nich, wer de Koort schreven hett. Villicht leest he jo nu disse Geschicht un röppt mi mol an. Dor tööv ik op!
Gorstedt is jo all över 600 Johr oolt un hett so goot wie nix wat historisch von Wert is.Von de oolen Strohdackhüüs gifft dat jümmers weniger. Ton Bispill alleen in de oole Dörpstroot stünnen - so veel as ik weet - ölven strohdeckte Hüüs un hüüt stoht jüst noch twee dorvon. Dor kannst keenen Stoot mit moken.
Dat Kühlsche Windrad weer nich so oolt as de Hüüs aver doch een Wohrteken von Gorstedt. Baut hett dat Otto Kühl 1913. Mit 36m Hööchte weer dat jo ok nich ganz lütt un von wieden to sehn. Dat Rad sülven weer in sleswig-holstee-ner Farben - blau-witt-root - anmoolt. Dat Rad harr 12 m Dörchmeter. Dat Ünnergestell weer ut Iesen as de Eiffelturm in Paris.
Otto Kühl mutt wat von de Elektrizität verstohn hebben, un glöövt hett he wohl ok, dat he so an Strom komen kunn. Denn dat geev dormols noch gor keen in Gorstedt - eerst 1919 is över de Stromversorgung verhannelt worrn.
Dat Windrad bedreev op den Buurnhoff Woterpumpen,een Häckselmaschien, een Rövensnieder, een Kornmöhl un sorg ok wohl för dat Licht int Huus. Dat Windrad schull de Arbeit op'n Hoff lichter moken. Dat hett wiß ok klappt.
Op de anner Siet weer dat genau so wiß nich billig dat Windrad to plegen. Alle veer Weken müssen de Schruven notrocken warrn, ok nee wörrn aff un an nödig un smeert un öölt müß dat komplett von ünnen bit boben.
Veele Johrn heet dat Windrad sienen Deenst doon. Oftmols is de Blitz insloon in dat Rad - wat man sik goot vörstellen kann. Ok de Storm hett dat Rad bannig tosett, aver de Verankerung in de Eer hett dat allns affholn.
Ik heff jümmers dacht, dat Rad steiht dor un höört eenfach to Gorstedt. De Pleeg un dat Bewohrn - doröver hett sik nüms Gedanken mookt - bloß Familje Kühl hett dat markt ant Lock in'n Geldbüdel. Opletzt geev dat ok keen Ersatzdeele mehr un dat Windrad wöör 1960 affbaut. Bit 1967 stünn de Toorn noch - denn keem he ok weg. De Gorsteter hebbt dat beduurt. Villicht harrn se all dor achter stohn müßt, üm dat Rad un dat Wohrteken to retten. Op dat holpen harr? Wöör de Kühlsche Möhl - as wi dorto seggen - noch stohn? Ik glööv meist nich - dormols weern de Lüüd noch nich op den Antiktripp un hüüt kannst di dat nich mehr leisten.
De modernen Windrö, de wi hier nich wöllt, sind nich so hübsch
- so as dat blau-witt-rode Windrad von Kühl an de Neendörperstroot - een verswunnen Wohrteken von Gorstedt.
Ein altes Garstedter Wahrzeichen
Garstedt - heute ein Teil Norderstedts - gibt es oder gab es 600 Jahre lang. Ein altes Bauerndorf mit gutem Ackerboden ließ die Menschen hier siedeln und Ackerbau und Viehzucht betreiben. Es war ein Dorf, das sich nicht an einer Straße sondern zu einer geschlossenen Ortschaft entwickelte.
Die Häuser waren sicherlich alle mit Stroh oder Reet gedeckt. Ein paar sind nur übrig geblieben und sind teilweise über 200 Jahre alt. Sie sind die einzigen Zeitzeugen, die wir heute noch haben. Historische Bauten gibt es hier nicht, auch keine größeren Gutsanlagen. Es gab dafür freie Bauern, die hier gewirkt haben. Vergebens sucht man nach alten Wahrzeichen.
Und doch gab es etwas, was nicht jeder Ort hatte: Ein Windrad, das vor der Elektrifizierung des Ortes im Jahre 1920 gebaut oder aufgestellt wurde. Im Jahre 1913 ließ sich Otto Kühl an der Niendorfer Straße vor seinem Wohnhaus ein Windrad installieren. Er glaubte, mit der Elektrifizierung sich bäuerliche Arbeitsvorgänge zu erleichtern. Das Fundament für das Windrad gibt es immer noch, liegt aber unter dem heutigen Autohaus Kühl. Es ist gemauert und noch in bestem Zustand.
Der Turmbau aus Eisen trug das eigentliche Windrad mit einem zwölf Meter großen Durchmesser. Es war in den Schleswig-Holsteiner Farben blau-weiß-rot angestrichen. Der gesamte Bau überragte mit einer Höhe von 36 Metern alle Häuser rund um und war von weit her sichtbar.
Das Windrad trieb über ein Riemensystem und ineinander greifende Holzzahnräder einen Stromgenerator, mehrere Pumpen, einen Häcksler für Viehfutter, eine Kornmühle mit Mühlrädern von eineinhalb Meter Durchmesser und einen Rübenschneider an.
Das Windrad brauchte weniger Windstärken als die heutigen modernen Windräder, um Strom erzeugen zu können. Es gab auf der Hofanlage einen Raum, der voll gestellt war mit Batterien und Akkus zur Überbrückung bei Flaute oder absoluter Windstille. Die Batterien trieben dann einen Elektromotor an, der den Strom an die Aggregate abgab. Dieser Motor steht heute noch an seinem alten Platz. Die Kornmühle wurde erst kürzlich abgebaut. Die Regleranlage der Elektrik ist auch noch im Besitz der Familie Kühl. Die Anlage ist etwas lädiert - aber gerettet vor abrissbegeisterten Handwerkern.
Die Kosten für das Windrad waren schon immer immens hoch, denn es musste regelmäßig alle vier Wochen gewartet werden. Da kamen Spezialisten, die die Schrauben jedesmal nach- bzw. anziehen mussten oder, wenn nötig, Ersatzteile einbauten. Außerdem wurde die ganze Anlage von unten bis oben geschmiert und geölt. Das war eine aufwendige Pflege, die man sicherlich nie allein bewerkstelligen konnte.
Der Turm wurde auch mal von der Garstedter Feuerwehr als Trockenturm
für die Feuerwehrschläuche genutzt. Die Feuerwehr hatte ihren Sitz damals noch in der alten Turnhalle, wo heute die Fa. Dunckelmann ist.
Womit immer wieder gerechnet werden musste, waren Blitzeinschläge und schwere Stürme, die besonders die Mittellager belasteten. Je älter das Windrad wurde, desto höher waren der Erhaltungsaufwand und die Kosten. Außerdem wurden die Ersatzteile knapp oder es gab sie gar nicht mehr. Schließlich musste sich Bruno Kühl - Sohn des Otto Kühl - für den Abbau entscheiden. Zuerst verschwand das Windrad und damit ein Wahrzeichen Garstedts im Jahre 1960. Sieben Jahre später wurde auch der Turm abgebaut.
Der heutige Besitzer Uwe Kühl, Urenkel des Erbauers, trauert der Gesamtanlage nach, er hätte sie gern erhalten gesehen und - wie er mir versicherte - auch mit Freuden genutzt. Doch das geht leider nicht mehr. Und so kennen heute nicht mehr viele Einwohner dies alte Wahrzeichen Garstedts an der Niendorfer Straße, das dort 51 Jahre stand, in den Farben Schleswig-Holsteins - blau-weiß-rot!