Radfohrn
Int Fröhjohr no den langen Winter wenn dat warmer warrt, kriegt veele Lüüd Lust op een Radtour. Ik wull dat ok lehrn mit mien fiev Johr. Man son lütt Kinnerrad geev dat bi uns op de Eck nich - bloß mien Broder harr son Jungsrad mit een Stang dortwüschen. Op den Sattel kunn ik nich sitten, de Been de weern to kott. Also müß ik bi dat Probeern stohn.
Mien Broder hool dat Rad an'n Sattel fast un leep blangenbi. Dat güng ganz flott. Von uns bit no Spann-Timm un wedder trüüch bit no Grootmodders Hökerloden jümmers op'n Footstieg. Mien Broder güng langsom de Puust ut un nu schull Maria mitlopen. Dat güng ok, aver ik kreeg dat Jogen un Maria kunn nich mehr mitkomm'n. Wie schull ik nu anhooln? - Ik suus eenfach bi Gustav Timm in den Dorn'nknick un schööv dat Rad wedder no Huus.
Opstiegen kunn ik nich alleen, ik kreeg dat Been nich över den Sattel weg. Dormit ik nich jümmers stohn müß, hett mien Vadder mi an neegsten Dag eenen annern Sattel anbrööcht. Nu kunn ik ok in'n Sitten fohrn.
Neben uns Huus weer dormols noch Wulf sien Wiesch, dor leeg een grooten Feldsteen an de Eck. Wenn ik dorop kladder, kunn ik alleen losfohrn. Bloß mit dat Anhooln weer dat son Sook. Aver dor weer jo noch Gustav Timm sien Dorn'nknick. Ik weet nich wie oft ik dor rinfohrt bin, man Plattfoot heff ik nie hatt.
Wenn ik no'n Bäcker müß, grööl ik all von wieden un denn keem Gustav Bäcker ut de Backstuuv un hool mi an. Op'n Trüüchweg geev he mi eenen Schubs un ik suus wedder no Huus.
Een Woch loter moken wi mit mien Öllern een Radtour no de Wulfsmöhl bi Langentangstedt. Wi fohrn den smallen Footstieg no Hasloh to. Neben den Stieg weer rechts de sandige Stroot un links een Groben vull mit Brennetteln. Mit'n Mol weer ik weg - rin in den Groben - rin in de Netteln. Junge - wat heff ik blarrt. Mien Vadder sett mi eenfach wedder op't Rad. Ik müß wieder fohrn un denn kunn ik jo ok nich kratzen. Op de Wulfsmöhl weer de Juckeree noch nich vörbi un dor hebbt se mi eenfachünner de Pump affköhlt un mit Bruus begöscht. Dat hett holpen.
Op'n Trüüchweg harr ik bannige Angst vör den Groben mit de Brennetteln, dor sind wi dat Stück to Foot gohn. —
Radfahren
Im Frühjahr nach dem langen Winter wenn es wärmer wird, bekommen viele Leute Lust auf eine Radtour. Ich wollte auch gerne fahren lernen mit meinen fünf Jahren. Aber so ein kleines Kinderrad gab es bei uns auf der Ecke nicht - nur mein Bruder hatte so eins für Jungs mit einer Stange dazwischen. Auf dem Sattel konnte ich nicht sitzen, die Beine waren zu kurz. Also musste ich beim Probieren stehen.
Mein Bruder hielt das Rad am Sattel fest und lief nebenher. Das ging ganz flott. Von uns bis zum Spann-Bauer und wieder zurück bis zum Hökerladen von Großmutter Rehders immer auf dem Fußweg. Meinem Bruder ging langsam die Puste aus und nun sollte Maria mitlaufen. Das ging auch, aber ich bekam Lust aufs Jagen und Maria konnte nicht mehr mitkommen. Wie sollte ich nun anhalten? Ich sauste einfach bei Gustav Timm in den Dornenknick und schob das Rad zurück nach Haus.
Aufsteigen konnte ich nicht allein, ich bekam das Bein nicht über den Sattel hinweg. Damit ich nicht immer stehen musste, hat mein Vater mir am nächsten Tag einen anderen Sattel angebracht. Nun konnte ich auch im Sitzen fahren.
Neben unserem Haus war damals noch die Wiese von Georg Wulf, dort lag ein großer Feldstein. Wenn ich darauf kletterte, konnte ich losfahren. Nur mit dem Anhalten war das ein Problem. Aber da war ja noch der Dornenknick von Gustav Timm. Ich weiß nicht, wie oft ich in diesen Knick hinein gefahren bin, aber Plattfuß habe ich nie gehabt.
Wenn ich zum Bäcker musste, dann grölte ich schon von weitem und dann kam Gustav Bäcker aus der Backstube gelaufen und hielt mich an. Auf dem Rückweg gab er mir einen Schups und ich sauste wieder nach Haus.
Eine Woche später machten wir mit meinen Eltern eine Radtour zur Wulfsmühle bei Langentangstedt. Wir fuhren auf dem schmalen Fußsteig nach Hasloh. Neben dem Steig war rechts die sandige Straße und links ein Graben voll von Brennnesseln. Mit einem Mal war ich weg - hinein in den Graben - hinein in die Brennnessel. Junge, was hab ich gebrüllt. Mein Vater setzte mich einfach wieder aufs Rad. Ich musste weiter fahren, denn dann konnte ich ja nicht kratzen. Auf der Wulfsmühle war die Juckerei ja noch nicht vorbei und da haben sie mich einfach unter der Pumpe abgekühlt und mit Brause getröstet. Das hat geholfen. Auf dem Rückweg hatte ich große Angst vor dem Graben. Da sind wir das Stück zu Fuß gegangen.