Törf mooken
Buten is dat schietkoolt un natt. Ik bin froh no Huus to komm'n un nix wie rin in de warme Stuuv. Nu kann de Küll mi nix mehr andoon.
In de Tiet no'n tweten Weltkrieg weer dat nich so eenfach een warme Stuuv to hebbn. Dat geev keen Holt un keene Kohln to köpen. Jeder kreeg wat todeelt un dormit müß man ut kommen — wat schier unmöglich weer. Man müß sik sülven wat besorgen.
Uns Nober Wilhelm Sellhorn harr een Röökerkoot un müß jedes Johr Törf mooken. Bi den sind wi in de Lehr gohn. Wi dröffen op een Moorflach int Ohmoor, dat eenen Hamborger ut Othmarschen tohöör, Törf moken. He wull aver dat Halve affhebben. Ik segg ju glieks, hett he nich kreegen. Wi müssen em dat ok noch hinfohrn, dorför müssen wi Peer un Wogen utlehn un betohln. Wenn de sik wenigstens mol sehn loten harr, weer dar villicht anners lopen — aver bloß trecken un anner Lüüd schöllt för em arbeiden, weer mit uns nich to mooken.
Nu güng dat los. Törfgeschirr harr Wilhelm Sellhorn jo. Wi hebbt uns loter welk moken loten. Wo wi dat her kreegen hebbt, dat weet ik nich mehr. Dat Geschirr hett noch lang existeert un bi Sellhorn op de Hill legen. Is aver irgendwann verswunnen. Ik vermood, dat Hans Sellhorn dat bi Hein Frank ünnerstellt hett, as he noch Törf mookt hett. Schood — dat weer wat för een Museum. Oder glöövt dor eener, dat man dat villicht noch mol bruken mutt?
De böberste Törfschicht dat warrt Bülten ton Röökern, de kreeg uns Lehrherr un Meister. Dor ünner sitt de Steektörf. Wi harnn een schööne dröge Törfkuul un müssen nich int Woter stohn. Wenn de Bülten hendol weern, wöör een senkrechten Snitt mookt un dormit de Länge von de Törfsoden fastleggt — dat weern so üm un bi 30-35 Zentimeter. Denn güng de Snitt quer över de ganze Bank un dormit weer ok de Dicke fastleggt. Nu kunnen wi Stück för Stück de Soden affsteeken. Dat mooken mien Vadder un Hermann Wrage — dat weer Arbeit för Mannslüüd. Wi müssen de Soden in Ringels setten to söss Stück. Twee ünnen, twee quer doröver un wedder twee quer. No een bit twee Doog wörrn de Ringels ümsett in twölver. So dröögen se an besten. Schöön weer son beten Sünnschien un Wind, denn drögen se ganz fix.
Wenn dat so wiet weer, müssen wi se in Diemen setten. Dat weer gor nich so licht. De Diemen mutt fast wesen, aver ok op Lunken sett warrn, dat de Wind dat letzte Woter ut de Törfstücken ruthooln dee. De Diemen weern meist mannshoch un eenige Meter lang. So stünnen se bit ton Harvst.
Meist kreegen wi een Spannwark mit'n poor Buurnwogen von Gustav Timm un hooln unsen Törf no Huus, denn wi in Keller logern, wo fröher uns Koks för de Heizung liggen dee.
Den eersten Dag, as wi int Moor weern un Meddag hooln wulln, keeken wi uns Hannen an. De weern verdammt schietig. Wilhelm Sellhorn sä: Wenn ji mit saubere Hannen eeten wöllt, mööt ji ju dat Kruut dor ut de Moorkuul hooln, dat is de Seep von't Moor.
He harr recht, dat Kruut ut dat Moorwoter schüüm richdig un de Hannen wöörn sauber.
Anner Johr hebbt wi den Backtörf mookt. De gifft gröttere Hitten un is faster un meist so goot as een Brikett. För den Backtörf warrt de Törf ut de Bank mit veel Woter to Muus mookt. Dat hebbt wi denn dörch peddt mit de nookten Fööt un männichmol weern wi bit över de Kneen in den Slupperjux. Dat weer koolt, kann ik ju seggen, aff un an harrn wi noch Ies ünnen in de Moorkuul. Aver dat hett uns nix utmookt, keeneen hett sik dorbi wat opsackt.
Wenn de Slupperjux schöön döörch weer, wöör he mit de Schuufkoor in Draff an eene flache Stell brööcht un een richdiget Beet mookt — een Meter föfftig breet un so lang as dor Platz weer un twintig Zentimeter hoch. Wenn dat Beet boben affdröögt weer, güng dat ant Snieden, so wie man de Törfstücken hebbn wull. Dorto bruuk man een ganz besonneret Törfmess. Hermann Wrage, uns Kumpaan in veele Johrn Törfmoken kunn dat an besten. Jedes Mol wenn he dat letzte Törfstück sneeden harr, sä he: Harr ik di doch toeerst mookt, denn weern wi lang fardig west.
Geern denk ik an disse Tiet trüüch, se weer swoor — wer geiht denn hüüt morgens Klock fiev freewillig int Moor un mookt Törf? Nüms! — Aver schöön weer dat dor, wenn de Sünn opgüng un de Vogels süngen. Wi hebbt swoor arbeidt, aver uns Oogen un Ohrn kreegen veel to sehn un to höörn.
Hingohn no uns Moorflach kann ik nich mehr, dor is hüüt de Startbohn von den Hamborger Flughoben.
Torf machen
Draußen ist es kalt und nass. — Ich bin froh nach Haus zu kommen und dann nichts wie hinein in die warme Stube. Nun kann dieses Wetter mir nichts mehr anhaben.
In der Zeit nach dem Zweiten Weltkrieg war es nicht so einfach eine warme Stube zu haben. Es gab kein Holz und auch keine Kohlen zu kaufen. Alle bekamen etwas zugeteilt und damit sollte man auskommen — was einfach unmöglich war.
Unser Nachbar Wilhelm Sellhorn hatte eine Räucherkate und musste jedes Jahr Torf machen. Bei dem sind wir in die Lehre gegangen. Wir durften auf einem Moorflach im Ohemoor, das einem Hamburger aus Othmarschen gehörte, Torf machen. Er wollte aber die Hälfte abhaben. Ich sage euch gleich, das hat er nicht bekommen. Wir mussten ihm das auch noch vor die Tür fahren, dafür mussten wir auch noch Pferd und Wagen mieten und das kostete auch noch Geld. Wenn der sich wenigstens mal hätte sehen lassen, wäre das vielleicht anders gelaufen, aber nur haben wollen und andere Leute sollten die schwere Arbeit tun, war mit uns nicht zu machen.
Nun ging das los. Torfgeschirr hatte Wilhelm Sellhorn ja. Wir haben später eigenes gehabt, das unser Dorfschmied für uns gemacht hat. Das Geschirr hat noch lange Jahre existiert und bei Sellhorn auf der Hill, dem Zwischenboden gelegen. Ist aber irgendwann verschwunden. Ich vermute, das Hans Sellhorn, der Sohn, das bei Hein Frank im Ohemoor untergestellt hatte, als er noch Torf machte zum Räuchern. Schade — das wäre etwas für das Heimatmuseum gewesen. Oder glaubt jemand, dass man das noch mal brauchen könnte?
Die obere Torfschicht wird zu Bülten gemacht zum Räuchern. Das sind lose Soden. Darunter sitzt der Stecktorf. Wir hatten eine schöne trockene Kuhle und mussten nicht im Wasser stehen. Wenn die Bülten abgestochen waren, wurde ein senkrechter Schnitt gemacht über die ganze Torfwand und damit die Länge der Torfsoden festgelegt. Das waren so 30-35 cm. Dann ging ein waagerechter Schnitt über die ganze Wand und damit wurde auch die Dicke festgelegt. Nun konnte man Stück für Stück die Soden abstechen. Das machten mein Vater und Hermann Wrage, ein anderer Nachbar, der beteiligt war. Das war schwere Männerarbeit.
Wir mussten die Soden in Ringel setzen zu sechs Stück — zwei unten mit Zwischenraum, zwei quer darüber und wieder zwei quer darauf. Nach ein bis zwei Tagen war so viel Wasser aus den Soden verdunstet, das wir sie umsetzen konnten, nun aber in zwölfer Ringel. So trockneten sie am besten. Schön war Sonnenschein und ein wenig Wind, dann trockneten sie ganz schnell.
Wenn das so weit war, mussten wir sie in Diemen setzen. Das war gar nicht so leicht. Die Diemen mussten fest sein, aber auf Lücke gebaut werden, damit der Wind das letzte Wasser aus den Soden herausholen konnte. Die Diemen waren meist mannshoch und einige Meter lang. So standen sie bis zum Herbst. Meistens bekamen wir von Gustav Timm ein Gespann mit Bauernwagen um unseren Torf nach Haus zu holen, den wir dann im Keller lagerten, wo früher unsere Koks für die Heizung lag.
Am ersten Tag, als wir im Moor waren und Mittag essen wollten, sahen wir unsere Hände an. Die waren verdammt dreckig. Wilhelm Sellhorn sagte: Wenn ihr mit sauberen Händen essen wollt, müsst ihr euch das Kraut dort aus der Moorkuhle holen, das ist die Seife im Moor.
Er hatte recht, das Kraut aus dem Moorwasser schäumte sogar und die Hände wurden sauber.
Im nächsten Jahr haben wir Backtorf gemacht. Der gibt größere Hitze und ist fast so gut wie Brikett. Für den Backtorf wird der Torf aus der Bank mit viel Wasser zu Mus verrührt. Das haben wir durchgetreten mit den nackten Füßen und manchmal waren dabei wir bis über die Knie in dem Baggermatsch. Das war kalt, kann ich laut sagen, ab und zu hatten wir noch Eis unten in der Moorkuhle. Aber das hat uns nichts ausgemacht, keiner hat sich dabei eine Erkältung geholt. Wenn der Baggermatsch schön durch war, wurde er auf einer Schubkarre aus Holz — eine blecherne hatten wir nicht — im Trab an eine flache Stelle gebracht und ein richtiges Beet angelegt — 1,50 m breit und so lang als Platz war und ca. 20 cm hoch. Wenn das Beet abgetrocknet war, ging das ans Schneiden, so wie man die Torfstücken haben wollte. Dazu brauchte man ein besonderes Torfmesser. Hermann Wrage, unser Kompagnon in vielen Jahren Torfmachen, konnte das am besten. Jedes Mal wenn er das letzte Torfstück geschnitten hatte, sagte er: Hätte ich dich doch zuerst geschnitten, dann wäre ich längst fertig gewesen.
Gern denke ich an diese Zeit zurück, sie war schwer — wer geht denn heute noch um fünf Uhr morgens freiwillig ins Moor und macht Torf? Keiner! — Aber schön war es dort, wenn die Sonne aufging und die Vögel sangen. Wir haben schwer gearbeitet, aber unsere Augen und Ohren bekamen viel zu sehen und hören.
Zu unserem Moorflach hingehen kann ich nicht mehr, das liegt heute unter der Startbahn des Hamburger Flughafens.