Fröhjohr in de Gorstedter Feldmark
Wenn dat morgens heller warrt, wenn de Sünn mol dörch de Wolken schuult, un wi markt, dat se all Kraft hett un uns den Puckel warmt, denn is dat nich mehr wiet bit ton Fröhjohr. All de lütten, bunten Blomen steekt ehr Köpp ut de Eer, de Vogels fangt dat Tierilieren an un de Menschen vergeet den natten Winter un wöllt an de frische Luft — an leevsten glieks rin in'n Goorn un dor wenigstens 'n beten rümpusseln.
Wat fröher aver ok mit Fröhjohr losgüng, weer mit uns Grootvadder in de Feldmark uns Sünndagstour to moken. Dat Meddageeten geev dat Klock twölf. Gau weer de Affwasch doon, denn Opa keem pünktlich üm de Eck un lang noch wat anners moken, geev dat nich. Dat müß los gohn.
Mehrstendeels güng dat den Schierkamp hendol. Opa harr sienen Godendagstock in de rechte Hand un in de linke een Kinnerhand — oftmols weer dat miene. Ik weer de Lüttste, un so wüß he genau, wie gau he lopen dröff.
Un denn vertell he wat över de Feller, an de wi vörbi stevelten. Dit höört Korl Füürwehr un dat neegste Onkel Gustav. Op de anner Siet hett Willem Greiner sien Jungveeh lopen. Un gegenöver is dat Hecklock(Pforte) von Schroot Hannes sien, de hett dor in Harvst Roggen seit — de steiht ganz goot. Op de rechte Siet kommt Schooster Wroog sein Schäperwiesch. Un hier dit Eckstück is ok sien, dor plannt un seit he noch.
— Opa, worüm heet dat Schäperwiesch?
— Aff un an kümmt mol Schäper Cohrs ut Hasloh mit sien Schoop hier lang, un denn freet de de Wiesch mol kohl un blievt ok mol över Nacht.
Nu wöölt wi no'n Botterbrook hendol, mol sehn, ob de Maiglöcken all kommt. De Botterbrook is 'n nattet Stück Holt (Wald) un dorto höört ok dat Land, wat dorüm liggt. —
Opa, un de Feller hier, keen höört de ?
— Een höört Hans Slachter — dat kannst doran sehn, de hett jümmers fiev Regen Droht spannt. De hett oftmols fremmet Veehtüüch op de Wiesch, dat verköfft warrn sall. Un dat dröfft em jo nich utkniepen. Dat Stück dor höört Kleingeist un denn kommt de Wiesch von Spann Timm. Dor goht wi röver bit an de Au, denn könnt wi de Maiglöcken sehn. Wi mööt aver oppassen, dat wi uns keen natte Fööt holt. De Wiesch is noch fix natt.
För de Maiglöcken weer dat noch to fröh , aver dat Kruut keem all hellgröön ut de Eer kropen. De Au harr'n Barg Woter un so kunnen wi de Stickelagrintjes (Stichlinge) nich sehn. Ob dat de hüüt noch in de Au gifft, weet ik nich — villicht jo, dat weer schön.
Trüüch över de Wiesch güng dat dörch de Miegentwiet (hüüt Marienstieg) non Bünnstedter Weg, eenen Sandweg — wie all de Wege in de Gorstdter Feldmark — mit'n smallen Fohrrad- un Footstieg, de von de Gemeen pleegt wöör. De verleep över den Spannschen Hogen un dörch't Holt. Dat weer een Hebammenstieg, wie he hüüt noch op Bünnstedter Siet heet. Wie oft Schwester Magda den Stieg mit 'n Rad achter sik brööcht hett, weet ik nich, aver se hett 'n ganzen Dutt Bünnstedter op de Welt holpen.
Intwischen harr Opa mi los loten un ut sien Tasch 'n lütte Tüüt mit blaue Steerns op rutlangt. Heemlich leet he aff un to een poor bunte Oostereier ut de Tüüt rieseln un wi weern an sammeln un lutschen. De Oosterhoos is hier lang kommen. Opa, hest du dat gor nich markt?
— Nee, ik heef grood no de Wolken keken.Wohrraftig , de harr wohl to veel in sien Kiep!
Wat harrn wi doch för'n feinen Opa — de dach jümmers an uns Leckersnuuten!
Wieder güng dat dörch de Wieschen an Paulsort. Dat mehrste Land hier höört den Spannbuur, aver Hinnerk Mohr hett hier ok 'n Wiesch un denn de Hatjes von Heubarg.
So langsom wöörn uns Fööt mööd. Aver uns Grootvadder slöög eenen forschen Schritt an — he wull no Hein Voogt (Garstedter Hof) un een Beer drinken, he harr Döst. Kloor kreegen wi 'n Bruus — jedereen wat he wull. Dorno güng dat op de letzte Streck no Huus. So weer dat — wenn dat Wetter dat toleet — weern wi mit uns Opa ünnerwegens.
Dissen Weg notolopen geiht nich mehr ganz, de Botterbrook liggt ünner un achter de Autobohn. Den Stieg dörch'n Hogen gifft dat noch, he is aver verleggt worrn.
Im Frühjahr in der Garstedter Feldmark
Wenn es morgens früher hell wird, wenn die Sonne mal durch die Wolken schielt und wir merken es, dass sie schon die Kraft hat, uns den Rücken zu wärmen, dann ist es nicht mehr weit bis zum Frühjahr. All die kleinen, bunten Blumen stecken ihre Köpfe aus der Erde, die Vögel fangen an zu tirilieren, die Menschen vergessen den langen kalten Winter und wollen an die frische Luft - am liebsten gleich hinaus in den Garten und dort wenigstens ein bisschen rumpusseln.
Was früher aber auch losging war — mit unserem Großvater in der Feldmark unsere Sonntagstour zu machen. Mittagessen gab es um 12 Uhr. Schnell wurde der Abwasch erledigt, denn Opa kam pünktlich um die Ecke und noch etwas anderes noch zu erledigen, das gab es nicht, es musste sofort losgehen.
Meistens ging es durch den Schierkamp - Opa hatte seinen Handstock in der rechten Hand und in der linken eine Kinderhand. Oftmals war das meine, weil ich die Kleinste war und so wusste er genau, wie schnell er gehen durfte.
Und dann erzählte er etwas über die Felder, an denen wir vorbei stiefelten. Dieses Feld gehört Korl-Füürwehr (Chef der Garstedter Feuerwehr) und das nächste Onkel Gustav. Auf der anderen Seite hat Wilhelm Greiner sein Jungvieh laufen. Und gegenüber ist die Pforte von Schrot-Hannes, der hat Roggen gesät im Herbst- der steht ganz gut. Auf der anderen Seite kommt Gustav Wrages Schäferwiese. Und dieses Eckstück gehört ihm auch. Da muss er noch pflanzen und säen.
- Opa, warum heißt das Schäferwiese?
— Ab und zu kommt mal Schäfer Cohrs aus Hasloh mit seinen Schafen hier entlang, und dann fressen die die Wiese kahl und dürfen auch über Nacht bleiben.
Nun wollen wir den Butterbrook runter gehen und nachsehen, ob die Maiglöckchen schon zu sehen sind. Der Butterbrook ist ein Stück nasses Gehölz an der Au und das Land drum herum gehört dazu.
- Opa, und die Felder hier, wem gehören die?
- Eins gehört Hans-Schlachter. Das kannst du daran sehen, er zieht immer fünf Reihen Draht herum. Er hat ja öfter fremdes Vieh auf der Wiese, das verkauft werden soll. Uns das darf ihm ja nicht auskneifen. Das Feld dort gehört Kleingeist und danach kommt die Wiese von Spann-Timm. Dort gehen wir rüber bis zur Au, dann können wir die Maiglöckchen sehen. Wir müssen aber aufpassen, dass wir uns keine nassen Füße holen, die Wiese ist bestimmt noch sehr nass.
Für die Maiglöckchen war es noch zu früh, aber das hellgrüne Blatt kam schon aus der Erde. Die Au führte sehr viel Wasser, so dass wir die Stichlinge nicht sehen konnten. Ob es die heute noch in der Au gibt, weiß ich nicht — vielleicht ja, das wäre schön.
Zurück ging es über die Wiese und durch den Marienstieg zum Bönningstedter Weg, einem Sandweg - wie alle Wege in der Garstedter Feldmark mit einem schmalen Fahrrad- und Fußweg, der damals von der Gemeinde gepflegt wurde. Der Fußweg verlief weiter über den Spann-Timmschen Acker, genannt Hagen und durch den Hagen-Wald. Das war der Hebammenstieg, wie er heute noch auf der Bönningstedter Seite heißt. Wie oft Schwester Magda, die Hebamme, diesen Weg mit dem Fahrrad hinter sich gebracht hat, weiß ich nicht, aber sie hat vielen Bönningstedtern auf die Welt geholfen.
Inzwischen hatte Opa meine Hand los gelassen und heimlich eine kleine Tüte mit bauen Sternen drauf aus der Tasche geholt. Er ließ dann kleine bunte Ostereier daraus auf den Weg rieseln und wir waren eifrig am Sammeln und Lutschen. Opa, der Osterhase ist hier entlang gelaufen und hat Eier aus seiner Kiepe verloren. Hast du das gar nicht gesehen?
- Nöö, ich habe gerade nach den Wolken gesehen.
Wir hatten doch einen tollen Opa - er dachte immer an uns Leckermäuler.
Weiter ging es durch die Wiesen am Paulsort. Das meiste Land hier gehört dem Spann-Bauer, aber Hinrich Mohr hat hier auch noch eine Wiese, und der Rest gehört den Heuberg-Hatjes.
Langsam wurden unsere Füße müde. Aber unsere Großvater schlug einen forscheren Schritt an - er wollte nach Hein-Vogt (Garstedter Hof) und ein Bier trinken, er hatte Durst. Klar wir bekamen eine Brause - jeder was er wollte. Danach ging es auf die letzte Strecke nach Haus. So war das - wenn es das Wetter zu ließ, waren wir mit unserem Opa unterwegs.
Diesen Weg nachzugehen geht nicht mehr ganz, der Butterbrook liegt unter und hinter der Autobahn. Den Hebammenstieg gibt es noch, aber er ist verlegt worden und die Sandwege sind vor vielen Jahr vom Grünen Plan geteert worden und der jeweilige Fußweg dazu — den gibt es nicht mehr.