Twee Kinner ünnern Schirm
Wenn ick hüüt an mien oole School an de Neendörper Stroot vörbi goh, denn mutt ick jümmers no de beiden Kinner ünnern Schirm kieken. Du weeßt nich, wo de sind? Na, links an de Eck von dat Schoolhuus von'n Schoolhoff ut sehn — teemlich hoch anbröcht. Dor över hebbt se een Lamp fastmookt, de no mien Meen dat lütte Kunstwark stöört, aver dat geiht wohl nich anners.
Hüüt heet sowat Kunst am BauDie Anfänge der formellen Kunst-am-Bau-Regelungen gehen in Deutschland auf eine Initiative des Reichswirtschaftsverbandes bildender Künstler zurück. Angesichts der schlechten wirtschaftlichen Lage der Künstler nach dem Ersten Weltkrieg hatte der Reichswirtschaftsverband neben anderen Maßnahmen angeregt, Künstler bei Bauprogrammen der Reichs- und Länderregierungen zu beteiligen. - ob dat fröher 'n Nomen harr, weet ick nich. Aver disse beiden Kinner ünnern Schirm - von em vull Leev borgen - weer nich dat eenzige Kunstwark. Dorto höör noch de Drinkwoterbrunnen in de School ut dat sülvige Materiol.
De School-Ingang is noch as he 1929 baut worrn is; de poor Stufen sind ok bleven. De groote Flur güng bit op de annere Siet. Dor weern Buntglasfenster insett, man kunn also nich op de Stroot kieken. Wat dor för Motive op to sehn weern, weet ick nich mehr, aver ick glööv dor weern Menschen op. Rechts un links an de Wannen no de Klassenrüüm to weern de Garderovenhoken anbröcht. Un dor twüschen weer de runne opmuurte Brunnen. He harr een groote brune Keramik- oder Steengootschöttel- ut dat sülvige Materiol as de Kinner. Ton Drinken müss man eenen verchromten Ring mit beide Hannen dooldrücken un denn keem ut de Mitt een Woterstrohl hoch. Gau hööl man de open Snuut doröver un kunn klooret, sauberet Woter drinken. Leet man den Ring wedder los un hochkommen,versieg de Woterstrohl.
Hüüt süht dat dor ganz anners ut. De Garderoven sind weg, den Brunnen hett man tweihaut un den ganzen Platz
för een Zimmer mit'n Wand affdeelt. Dor schall de Lehrerbibliothek bin wesen,is jo egol, wat dor bin is — de Architekt wöör sien schönet Entree
nich wedderkennen un mi fehlt wat — de Brunnen mit de bunten Fenster dor achter.
Dankbor bin ick dorför, dat dat Treppenhuus so bleven is, as ick dat noch kenn. Ok dat Gelänner is erholn. Ick erinner mi, dat de Kinner versöchen op den breden Handloop ut Holt doltorutschen - aver dor weern de verdreihten Knööp anbröcht, de leten de Kinner dat ganz flink vergeten. De deen wirklich weh! Aver dat geev een anner Oort flinker no ünnen to komen.Mit den linken Arm över dat Gelänner sick fastholn un den linken Foot ünner dat Gelänner op den schrägen Ünnerbau stellen, denn kunn man dolglitschen. Woher ick dat weet? — Jo, glöövst Du denn, ick heff dat nich versööcht ?! Genau as alle annern Kinner. Bloß footkriegen loten dröff man sick nich - dormols geev dat noch wat an de Riestüten - aver versöken müß man dat!!
Zwei Kinder unterm Regenschirm
Wenn ich heute an meiner alten Schule an der Niendorfer Straße vorbei gehe, dann muss ich immer einen Blick auf die beiden Kinder unter Regenschirm werfen. Du weißt nicht, wo die sind? Na, links an der Ecke vom Schulhaus vom Schulhof aus gesehen, ziemlich hoch sind sie angebracht. Darüber ist eine Lampe angebracht worden, die nach meiner Meinung das kleine Kunstwerk stört, aber das ging wohl nicht anders.
Heute nennt man das Kunst am BauDie Anfänge der formellen Kunst-am-Bau-Regelungen gehen in Deutschland auf eine Initiative des Reichswirtschaftsverbandes bildender Künstler zurück. Angesichts der schlechten wirtschaftlichen Lage der Künstler nach dem Ersten Weltkrieg hatte der Reichswirtschaftsverband neben anderen Maßnahmen angeregt, Künstler bei Bauprogrammen der Reichs- und Länderregierungen zu beteiligen., ob das früher einen Namen hatte, weiß ich nicht. Aber diese Kinder unterm Schirm - von ihm mit Liebe geborgen - war nicht das einzige Kunstwerk dieser Schule. Dazu gehörte noch der Trinkwasserbrunnen in der Schule aus dem gleichen Material.
Der Schuleingang ist heute noch wie er 1929 gebaut worden ist, die paar Stufen innen sind auch geblieben. Der große Flur ging bis an die andere Seite des Gebäudes. Dort waren hohe Buntglasfenster eingesetzt, man konnte nicht auf die Straße sehen. Welche Motive darauf zu sehen waren, weiß ich nicht mehr, aber ich glaube es waren Menschen, vielleicht Kinder darauf. Rechts und links an den Wänden zu den Klassenräumen waren die Garderobenhaken angebracht. Und dazwischen war der der runde, gemauerte Brunnen. Er hatte eine große braune Keramik- oder Steingutschüssel aus dem gleichen Material wie die Kinder unterm Schirm. Zum Trinken musste man einen verchromten Ring mit beiden Händen herunterdrücken und dann kam aus der Mitte ein Wasserstrahl, wie ein kleiner Springbrunnen. Schnell hielt man seinen geöffneten Mund darüber und konnte klares, kühles Wasser genießen. Ich glaube, es waren vier solcher Trinkstationen angebracht. Ließ man den Ring wieder los, versiegte der Wasserstrahl.
Heute sieht es dort ganz anders aus. Die Garderoben sind weg, den Brunnen hat man zerschlagen und den ganzen Platz mit einer Wand für ein Zimmer abgeteilt. Dort soll die Lehrerbibliothek sein, aber das ist ja egal, was sich dort befindet - der Architekt von damals würde sein schönes Entree nicht wieder erkennen und mir fehlt etwas - der Brunnen und die bunten Fenster dahinter. Dankbar bin dafür, dass das Treppenhaus so geblieben ist, als ich es noch kenne. Auch das Geländer ist erhalten. Ich erinnere mich daran, dass die Kinder versuchten, auf dem breiten Handlauf aus Holz herunter zu rutschen, aber da waren teuflischen Knöpfe angebracht, um das zu verhindern, und die taten verdammt weh! Die ließen die Kinder ihren Versuch nicht wiederholen. Aber es gab noch eine andere Art, schneller nach unten zu kommen. Mit dem linken Arm über das Geländer hinweg sich festhalten und den linken Fuß unterhalb des Geländers auf den glatten schrägen Unterbau stellen, und dann konnte man runterglitschen. Woher ich das weiß? - Ja, glaubst du denn ich habe es nicht versucht?! Genau wie alle andern Kindern. Man durfte sich bloß nicht erwischen lassen, denn damals gab es was an die Ohren — Riestüten genannt — aber versuchen musste man es!