Den Finger to hoch böört…
As ik vör een poor Doog in uns Gorosch eenen oolen Lappen sööch, üm de Antenne von't Auto afftowischen, keek ik in dat Kökenschapp, dat dor steiht. Wat ik fünn, weer keen Lappen, dat weern uns beiden Jagdhunnen. Nee, keen lebennige - twee ut Porzellan. Ik kreeg mi de Figur her un bekeek se mol neeger. Se weer fix schietig un harr Woter un Seep nödig. Veele Johrn stünn se all hier un ik müß grienen, as ik doran dach, wie se bi uns landt weer.
Ik seh mienen Mann noch hüüt, as he eenes Doogs mit'n Poket ünnern Arm ut Hamborg keem. Inwickelt weer dat in olet Zeitungspapier. He stell dat in de Stuuv op den Disch. Du weeßt doch, dat ik all jümmers neeschierig op een Auktschon weer un dor bin ik hüüt west in mien Meddagsstünn. Dat weer di dor vull. Ik keem jüst noch in den Auktschonsruum rin. Von wieden kunn ik meist nich sehn, war dor grood ünnern Hommer keem.
As nu disse Hunnen an de Reeg weern, un de Auktschonator vertell, dat dat een Meißen Form weer, de aver in de Tschechoslowakei nutzt warrt, heff ik son ganz beten den Finger hochböört, un bums harr ik jüm an de Back. Döttig Mark hett dat kost un noch föfftein Perzent för den Auktschonator.
Ik keek mi de beiden Hunnen an, de dicht an dicht de Nees op de Eer een Spoor in Draff folgen. So seh dat ut. Man ik harr an leevsten de Hannen övern Kopp tohoopsloon. Wie kann man dorför so veel Geld betohln?
Ik kreeg denn aver doch dat Lachen, dat mien Mann so rinfulln weer. Een Deel segg ik di - in de Stuuv kommt de nich rin. De kannst in Ingang stelln op de Fensterbank. Aver wenn du dat genau weten wullt, wat ik denk - denn kann ik bloß seggen, to schöön ton Fallenloten!
Un so keem dat denn. Annern Morgen heff ik jüm affseept un denn kreegen se ehrn Platz in Ingang. All de Lüüd kreegen de Geschicht to höörn un amüseern sik. Bloß mit de Kinner harr ik nich reekent, de müchen de Hunnen. Se stünnen dorvör un keeken jüm genau an. Manche snacken mit jüm un strokeln jüm över dat Porzellanfell. Se harrn een ganz positivet Verhältnis
to de Jagdhunnen.
Eenen Dag putz ik dat Ingangsfenster un kreeg bi de Gelegenheit de Hunnen in mien Opwasch. Se bruken mol wedder Woter un Seep. Mien Swiegervadder stünn in de Kökendöör un keek mi dorbi to. As ik jüm affspölen wull, dreih ik den Schwenkhohn mit'n Schwung rüm - knacks weern de beiden Steerten aff. Ik keek ganz bestött op mien Malöör un mien Swiegervadder sä ganz dröög: Nu sind se echt, nu sind se kupeert.
Un denn hebbt wi beiden lacht, dat uns de Tronen keemen. Ik heff jüm beid wedder anbackt - kannst meist nich sehn - un se wedder op de Fensterbank stellt.
Veele Johrn is dat nu her, un irgendwann sind se in dissen Schrank landt. Ik glööv, ik nemm se mit rin un seep jüm nochmol gründlich aff. Villicht gifft dat jo noch'n Platz för jüm op een Fensterbank - aver wiß nich in de Stuuv!
Den Finger zu hoch gehoben…
Als ich vor ein paar Tagen in der Garage einen alten Lappen suchte, um die Autoantenne abzuwischen, guckte ich in den alten Küchenschrank, der dort steht. Was ich fand, war kein Lappen, das waren unsere beiden Jagdhunde. Nein, keine lebendigen - zwei aus Porzellan … Ich holte die Figur hervor und besah sie mir einmal näher. Sie war sehr schmutzig und brauchte dringend Wasser und Seife. Viele Jahre stand sie nun schon hier und ich musste grinsen, als ich daran dachte, wie sie bei uns gelandet war.
Ich sehe meinen Mann noch deutlich vor mir, als er eines Tages mit einem Paket in Zeitungspapier eingewickelt aus Hamburg kam. Er stellte es im Wohnzimmer auf den Tisch. Du weißt doch, dass ich schon immer neugierig auf eine Auktion war, und da bin ich heute gewesen in meiner Mittagszeit. Da war es vielleicht voll, ich kam gerade noch in den Auktionsraum hinein. So von weitem konnte ich kaum sehen, was gerade unter den Hammer kam.
Als nun diese Hunde an der Reihe waren, und der Auktionator erzählte, dass das eine Form aus Meißen sei, die aber in der Tschechoslowakei genutzt wurde, habe ich ein bisschen den Finger gehoben, und bums hatte ich sie an der Backe. Dreißig Mark hat das gekostet und noch 15% für den Auktionator.
Ich bekam dann aber doch einen Lachanfall, weil meiner Meinung nach mein Mann so reingefallen war, und sagte:
Ich sah mir die beiden Hunde an, die dicht an dicht die Nasen auf der Erde einer Spur im Lauf folgten. So sah das aus. Ich hätte am liebsten die Hände überm Kopf zusammen geschlagen. Wie kann man dafür so viel Geld bezahlen?Eins sag ich Dir - in die Stube kommt mir das Dings nicht. Du kannst es im Eingang auf die Fensterbank stellen. Aber wenn du genau wissen willst, was ich denke — denn kann ich nur sagen
Zu schön zum Fallenlassen
.
Und so kam es dann. Am nächsten Morgen habe ich sie abgeseift und sie bekamen ihren Platz im Eingang. Alle Leute bekamen die Geschichte zu hören und amüsierten sich. Aber mit den Kindern hatte ich nicht gerechnet, sie mochten die Hunde. Sie standen davor und sahen sie sich genau an. Manche sprachen mit ihnen und streichelten sie über ihr Porzellanfell. Sie hatten ein ganz positives Verhältnis
zu den Jagdhunden.
Eines Tages putzte ich das Eingangsfenster und stellte die Figur in meine Spüle. Sie brauchten mal wieder Wasser uns Seife. Mein Schwiegervater stand in der Tür und sah mir dabei zu. Als ich sie abspülen wollte, drehte ich den Schwenkhahn mit einem Schwung rum- das machte knacks und beide Schwänze waren ab. ich guckte ganz geschockt auf mein Werk und mein Schwiegervater sagte ganz trocken: Nun sind sie echt — nun sind sie kupiert.
Und dann haben wir beide gelacht, dass uns die Tränen kamen. Ich habe sie wieder angeklebt- man kann es kaum sehen - und sie wieder auf die Fensterbank gestellt.
Viele Jahre sind vergangen und irgendwann sind sie hier im Schrank gelandet. Ich werde sie noch mal gründlich abseifen und ihnen noch auf irgendeiner Fensterbank einen Platz suchen - aber nicht im Wohnzimmer.