Dat Wildswien
Mien Broder seet in de Kass, as dat Telefon bimmel. Ehe dat he sik melln kunn, höör he sien jüngste Dochder ropen: Papa, Papa - kumm gau no Huus. Bi uns is een willet Swien in de Stuuv!
denn harr se all wedder opleggt. Mien Broder wüß nich recht, wat he dorvon holn schull.
Utdinken deit een sowat doch nich? - Un denn he in Splitternsprung över de Stroot no Huus. He güng von de Siet in't Huus un op'n Flur stünn so'n veer bit fiev Zentner Deert vör em. Dat Hart beber em doch son beten, liekers he güng langsom wieder un dat Deert leep in de Stuuv. He achterran un ganz sinnig leet sik dat Tier ut de open Terassendöör rutdrieven. Wedder buten, leep't denn dörch den Goorn un suus aff.
Mien Broder mook eerstmol de Döör to un denn keem sien Dochder ok anlopen. Se bibber noch bannig. Se vertell, dat se in ehr Stuuv an't Lesen weer, as se son gediegenes Geräusch höört harr. Wat mookt Mama dor bloß?
dach se un keek ut ehr Döör op'n Flur. Un dor seh se dat Deert ut de Boodstuuv komm'n. Se weer wedder in ehr Stuuv suust, harr dat Fenster opreeten un denn nix wie rut. Denn weer se üm't Huus sleeken - dörch de Terassendöör rin - hin no't Telefon. Dat harr allns klappt. Bloß as dat Deert ehr snacken höör, keem dat anlopen. Se harr den Hörer op de Gobel smeeten un denn nix wie rut - rüm üm't Huus - wedder dörch ehr Fenster rin in ehr Stuuv. Sichheitshalber harr se dat Fenster oploten, falls dat Deert dörch de Schiev in ehr Döör komm'n schull. Denn harr se jo een Fluchtweg hatt.
Dat vertell mien Broder mi an't Telefon. Ik froog em, ob he denn keen Angst hatt harr. Och, weet nich - dat Deert harr wull ok welk. Un dat bestimmt froh, as dat de open Döör fünn. Ik meen de wull wohl boden, man dor weer keen de em den Woterhohn opdreihn dee!
- Na, wi lachen över den Kroom un denn hebbt wi nich mehr dorvon snackt. Intwischen hebbt wi överall disse Geschicht vertellt un'n Barg Spooß dorbi hatt. Jedereen hett jo nich 'n willet Swien in de Stuuv.
Vör'n poor Doog hebbt wi nu mol wedder mit'nanner telefoneert, un ik froog denn so nebenbi, wat dat Wildswien denn sünst noch anstellt harr. Wat seggst Du
, sä mien Broder dor to mi, Wildswien? Dat weer Lemster sien Zuchteber!
.
Nee
, anter ik, Du hest seggt, Ina harr anropen, dor is 'n willet Swien in de Stuuv!
Jo, dat hett se seggt un ik wohl ok. Aver een tammet Swien kann jo ok mol wild warrn oder nich?
Na - nu güng dat Lachen eerst richdig los. Överall harrn wi vertellt, dat dat een Wildswien west weer. Ik mutt dorto seggn, dat mien Broder in een Gegend wohnt, wo't noch Wildswien gifft. Wi hebbt doch keen Lögen vertellt - de Wohrheit allerdings ok nich.
Ik glööv, wi loot dat so un lacht un höögt uns een. - Wat meent ji?
Ik heff de Geschicht an de Rendsborger Zeitung schickt un de hebbt se affdruckt. As de Lüüd in Haale se in de Zeitung funnen hebbt, sind se no de Spoorkass gohn un hebbt mienen Broder froogt: Wer hett dat schreven?
De harr keen Ohnung. He hett sik dat ankeeken un seggt: Dat weer mien Süster.
Un denn? — hebbt se düchtig fiert. Un de Eber? De wöör beter insparrt - he kreeg nu keenen Utgang mehr!
Das Wildschwein
Mein Bruder saß in der Sparkasse wie immer als das Telefon klingelte. Ehe er sich melden konnte, hörte er seine jüngste Tochter rufen: Papa, komm schnell nach Haus. Bei uns ist ein wildes Schwein in der Stube.
Dann hatte sie aufgelegt. Mein Bruder wusste nicht so recht, was er davon halten sollte. So etwas kann man sich doch nicht ausdenken? — Und dann rannte er über die Straße nach Haus.
Er ging von der Seite ins Haus und auf dem Flur kam ihm ein vier bis fünf Zentner schweres Tier entgegen. Das Herz schlug ihm doch ein bisschen schneller, trotzdem ging er langsam weiter und das Tier lief in die Stube. Er hinterher und das Tier fand die offene Terrassentür, lief durch den Garten und sauste ab.
Mein Bruder machte erstmal die Tür zu und dann kam auch seine Tochter angelaufen. Sie zitterte noch und erzählte, dass sie in ihrem Zimmer gelesen hätte, als sie so ein komisches Geräusch hörte. Was macht Mama da eigentlich?
dachte sie und sah aus ihrer Tür auf den Flur. Und da sah sie das Tier aus dem Badezimmer kommen. Sie hatte die Tür zugeworfen, das Fenster aufgemacht und hinausgeklettert. Dann wäre sie ums Haus geschlichen - durch die Terrassentür ins Haus zum Telefon und hätte angerufen. Das hatte alles geklappt. Nur hatte das Tier sie sprechen gehört und kam angelaufen. Sie hätte den Hörer auf die Gabel geworfen, wäre wieder raus und ums Haus und wieder ins Fenster gestiegen. Sicherheitshalber hätte sie das Fenster offen gelassen falls das Tier durch die Scheibe ihrer Zimmertür kommen sollte. Das wäre ihr Fluchtweg gewesen.
Das erzählte mir mein Bruder am Telefon. Ich fragte ihn, ob er denn keine Angst gehabt hätte. Och, weiß nicht — das Tier hatte wohl auch Angst und war bestimmt froh, als es die offene Tür fand. Ich glaube, es wollte baden, nur da war keiner der ihm den Wasserhahn aufdrehte!
Wir lachten beide über die Geschichte und dann haben wir nicht mehr davon gesprochen.
Inzwischen haben wir überall diese Geschichte erzählt und viel Spaß dabei gehabt. Es hat ja auch nicht jeder ein wildes Schwein in der Stube.
Vor ein paar Tagen haben wir wieder miteinander telefoniert, und ich fragte so beiläufig, was das Wildschwein denn noch angerichtet hätte. Was sagst du?
fragte mein Bruder mich, Wildschwein? Das war Lembsters Zuchteber.
— Nein
, antwortete ich, du hast gesagt, dass Ina angerufen hat, weil bei euch ein wildes Schwein in der Stube wäre.
Richtig, das hat sie gesagt und ich wohl auch. Aber ein zahmes Schwein kann ja auch mal wild werden...
Na, nun ging das Lachen erst richtig los. Überall hatten wir doch erzählt, dass es ein Wildschwein gewesen wäre. Ich muss dazu sagen, dass mein Bruder in einer Gegend wohnt, wo es viele Wildschweine gibt. Wir haben nicht die Wahrheit gesagt- aber gelogen haben wir auch nicht. Ich glaube, wir lassen es so und amüsieren uns darüber. Was meinst du?
P-S. Ich habe die Geschichte an die Rendsburger Zeitung geschickt und die haben sie abgedruckt. Die Leute in Haale fanden sie in ihrer Zeitung und gingen damit zur Sparkasse. Mein Bruder hatte keine Ahnung und sagte gleich: Das hat meine Schwester geschrieben.
Und dann haben sie tüchtig gefeiert, wie das auf `n Dorf so üblich ist. Und der Zuchteber wurde besser eingesperrt und bekam keinen Ausgang mehr.