De Rökerkoot Spann 8
De lütt Koot is wohl de öllste, de noch in Gorstedt steiht. Se is wohl üm 1770 baut worrn also tweehunnerttwintig Johr oolt. Genau weet man dat nich. Bit ton eersten Weltkrieg hett Samuel Timm mit Fro un Kinner dor wohnt. Sien Fro wöör Loh-Sommersch nöömt - Loh weil de Koot an de Eck von de Loh stünn un jo ok hüüt noch steiht un Sommersch is ut Samuelsch worrn. Dat is jo meist ok een Tungenbreker un deshalv to verstohn.
Von Samuel Timm hett Wilhelm Sellhorn de Koot köfft. Dormols is wohl ok de Köök inbaut worrn op de rechte Siet un ok de Schosteen, de von de Stroot ut nich to sehn is. Vörher geev dat bloß de open Heerd op de linke Siet, von wo ut noch bit in de söbentiger Johrn rökert un gliektidig de Bilegger in de Stuuv bött wöör. De Rökerköök mit den oolen düütschen Heerd hett een Döör, de wohl teemlich eenmolig is hüüt. Se hett in dat böbersten Drittel een Fenster, aver dor is keen Schiev bin - dorför een hölten Gitter - handmookt! De Köök harr un hett hüüt nochkeen Deek- de Rook kunn direkt opstiegen.
Vör de Rökerköök weer de Swienstall un vör de Swienstalldöör harr de Hund sienen Platz. Von dor kunn he dörch dat Hunnenlock jeden sehn, de op den Hoff keem.
Op de anner Siet gegenöver von de Rökerköök weer de nee Köök mit een Spieskomer. Hier geev dat den eenzigen Estrichfootborrn int ganze Huus.Sünst weer op de Deel un in de Ställ stampten Lehmborrn un in de Stuven doröver Holtbohlen. Hüüt is op de Deel ok Estrich un in eenen Stall is een Dusche inbaut worrn. Dor findst ok een nee Tante Meier mit Kacheln an de Wand un ok op den Footborrn.
De Füürherd mit Schosteen in de Köök mook de in Winter warm. Dor stünn een Schapp, een lütte Bank, twee Stöhl un een Disch mit een uttreckbore Opwasch-anloog mit twee Emailljeschötteln. De Woterleitung is eerst in de söbentiger Johrn inbaut worrn. Woter wöör ut den oolen Soot holt, de ok hüüt noch dor is un selten keen Woter hett.
Vör de Köök weern fröher Ställ för Veehtüüg. Ik kann mi vörstelln, dat dor mol Köh stohn hebbt. Aver ik kenn dat bloß as Swienstall un op de Hill doröver seeten de Höhner.
An de Stirnsiet von't Huus weern dree lütte Komern. Links de Wohnstuuv mit den oolen Bilegger ut Norwegen, in de Mitt de Sloopkomer von Wilhelm Sellhorn un sien Fro un op de rechte Siet weer Hans sien Stuuv. De kunn man mit eenen Kacheloben böten, de an den Kökenschosteen ansloten weer. De Bilegger is hüüt nich mehr dor, he steiht in de oole Rökerkoot an Buckhorn.
Aver dat Fensterschapp is noch as fröher. Dat lütt Fenster geiht von de Stuuv op de Deel. Kümmt dor eener dörch de groote Deelendöör, is he ut de Stuuv glieks to sehn. Över dat Fenster is een lütt Schapp mit'n Knevel ton Tomoken. Dorbin stünn jümmers een Kömbuddel. Wer eenen hebben wull, nemm eenen Sluck ut de Buddel un stell se wedder weg. Ünner dat Fenster weer noch een Schapp. Ob dor wat Bestimmtes sienen Platz harr, is mi nich bekannt - villicht de Reserve-Buddel - wer weet.
Dat Huus hett fröher Kutzen (Alkoven)hatt, aver ik heff de nich mehr kennen lehrt.
Bi Wilhelm Sellhorn sienen Schinken un Speck rökern loten bedüüdt reinen Törfrook. In Sommer hett he int Ohmoor Placken haut un Soden steeken. Ton Rökern mutt man bruuken, wat still för sik hin glimmt un Rook affgifft un nich hell brennt. De Soden wöörn op den oolen düütschen Heerd ansteken un goot mit Törfmull affdeckt. Weer de Deel un de Böhn vull mit Wüst, Speck un Schinken, stell Wilhelm Sellhorn noch'n Rökerwann op, de utseh as 'n lütt Boodwann. De harr op een Enn twee Rööd, so dat man se op de Deel hin un her schuven kunn. De Wann is ok nich mehr dor, se steiht annerwegens un dor waßt nu Blomen bin.
Op de ganze Deel un op den Böhn weer Platz för hunnert Swien — natürlich in Stücken. An Anfang mutt de Rook 'n beten scharper wesen, aver no een gewisse Tiet wöörn de Schinken un de Speck ümhungen. Dat weer keen lichte Arbeit un de ool Sellhorn weer no den Krieg froh , dat sien Söhn Hans em de sworen Schinken affnemmen dee. Güng de Rökeree int Fröhjohr to Enn, kreegen de Schinken Büdels övertrocken, dormit dor bloß keen Fleegen ankommen kunnen. Sünnst wörrn ut de affleggten Eier Moden krupen un de delekteern sik an den Schinken.
Wi hebbt unsen Schinken natürlich ok dor rökern loten. Ok wenn he all ansneden weer, keem he wedder in de Koot to Böhn, dor höll he sik an besten.
Wenn dat Rökern in Harvst losgüng un de Rook op de Deel stünn as een Nebelwand, kunnst di op de Deel verbiestern. Nix kunnst sehn, un no een poor Minuten füngen di dien Oogen an to troonen. Mi hett dat nix utmookt, ik verleep mi dor nich. Ik wüß wo't no de Stuuv oder no de Köök ringüng. Anner Lüüd grööln un denn wöör de Döör losmookt.
Dat Reetdack hett twee Fenster in de Giebelspitzen. Uulenlock is nich richdig, denn dor sind Schieven bin un dor kann keen Uul dörch. Sünst hett de Koot int Dack bloß noch een groote Luuk över de Deelendöör. Un dor is een Winn anbrööcht, üm de sworen Schinken hoch to hüsern oder rünner to loten.
Dat ganze Reetdack, all de grooten Balken un de Dacksparren sitt dick vull Sott. Un disse Sott sitt fast dorop. Wenn du em dol hebbn wullt, mußt em affkloppen.
Wenn dat nu in Sommer warm un schül warrt, denn hett he een Eegenoort, de nich aff to stellen is, he warrt week un fangt an to druppen. Son swatten Sottdruppen is as Teer- swatt , backsig un stinkt penetrant. Deswegen hett Anita Sellhorn, de letzte Eegner von de Koot, de Deel affkleven loten. Dat Druppen is vörbi , aver dat rüükt dor jümmers noch no Rook.
Geihst mol üm't Huus, kannst sehn, dat dat Muurwark op groote Feldsteen gründt is. Se liegt fein anpaßt aneenanner un bildt dat Fundament. Neben de Koot un achter den Soot is een Kartüffelkeller. Dat is een in de Eer grovtet Lock von twee Quodrotmeter un bi föfftig Zentimeter deep. De Wannen sind mit Feldsteen opbaut un mit Grasplacken affdeckt. De Keller ins binnen meist twee Meter lang un een Meter föfftig hoch. He hett den Nodeel, dat he Woter treckt, wenn de Soot nich rechtidig affpumpt warrt.
Vör den Soot op'n Hoff steiht een oolen Göpelschuur, wo de Törf logert wöör. De Schuur is dor in de döttiger Johrn opstellt worrn. Vörher stünn dor een oolen Schuppen un dorneben jüm ehr Tante Meier mit den Goldammer. As de Göpelschuur opstellt weer, keem de Tant Meier dorin - weer in'n Winter een beten warmer. Ik weet dat, ik bin veele Mole dorhin gohn, as uns Lokus 1941 un 1947 infrorn weer.
Hüüt kannst bequem op den Hoff ropföhrn. Dat weer nich jümmers so. Fröher weer dor een grote un hooge Poort ut Lattenholt no de Stroot to, dormit de Höhner un de Hund nich weglopen kunnen. Aver all dat is vergohn.
Anita Sellhorn is doot un nu höört de lütte Koot de Stadt. Intwischen sind dor Menschen ut Kasachstan introcken,de een neet Tohuus söökt. Op se dat wohl in de oole Koot findt? --
2004: De Lüüd ut Kasachstan wohnt hüüt woanners. Se hebbt dat lütte Huus noweent . Aver se müssen rut, de Stadt hett dat Huus verköfft. De nee Inwohner is ok nich mehr dor, de Koot wöör nochmol verköfft. De Koot wöör nu saneert un totol ümbaut. De oole Rökerkoot hett een neet Innenleben un is nich mehr ton Rökern to bruken. Dormit mööt wi uns affinnen - dat Oole is vergohn un kümmt nich wedder.
Die Räucherkate am Spann 8
Die alte Kate ist wohl die älteste, die es noch in Garstedt gibt. Sie wurde um 1770 gebaut. Ein genaues Datum gibt es nicht. Bis zum ersten Weltkrieg gehörte sie einem Samuel Timm und seiner Frau. Sie hatten mehrere Kinder. Weil das Haus an der Ecke zur Lohe stand und auch heute noch steht, wurde seine Frau Lohsommersch genannt, das ist leichter auszusprechen als der Zungenbrecher Lohsamuelsch. Ein Neckname von besonderer Güte!
Wilhelm Sellhorn hat sich die Kate von Samuel Timm gekauft - Damals wurde die Küche eingebaut und auch der Schornstein, der von der Straße nicht sichtbar ist. Vorher gab es nur den offenen Herd auf der linken Seite, von wo aus bis in die siebziger Jahre des vorigen Jahrhunderts geräuchert und auch der Bilegger (Ofen) in der Stube beheizt wurde. Die Räucherküche mit dem alten deutschen Herd hatte eine Tür, die wohl einmalig war. Sie hatte im oberen Drittel ein Fenster aber keine Glasscheibe sondern ein handgemachtes hölzernes Gitter! Die Küche hatte auch keine Decke, der Rauch konnte direkt aufsteigen.
Vor der Räucherküche links war der Schweinestall und vor der Schweinestalltür hatte der Hund seinen Platz. Von diesem Platz aus konnte er den Hof kontrollieren und jeden sehen, der den Hof betrat.
Gegenüber der Räucherküche war die neue Küche und eine Speisekammer.
Hier gab es den einzigen Estrichfußboden im ganzen Haus. Sonst war auf der Diele und in den Ställen gestampfter Lehmboden, und in den Stuben waren darüber Holzdielen. Heute ist auf der Diele auch Estrich und in einem Stall auf der rechten Seite wurden eine Dusche eingebaut sowie eine Toilette mit Kacheln an den Wänden und auf dem Fußboden.
Der Feuerherd in der Küche macht diese im Winter warm. Dort standen immer ein Schrank, eine Bank, zwei Stühle und ein Tisch mit ausziehbarer Aufwaschanlage mit zwei Emailleschüsseln. Das Wasser wurde aus dem Brunnen geholt, der auch heute noch existiert. Den Wasseranschluss bekam das Haus erst in den siebziger Jahren.
Vor der Küche waren Ställe für Vieh. Ich kann mir vorstellen, dass dort mal Kühe gestanden haben. Aber ich kenne das nur als Schweinestall und auf dem Zwischenboden, genannt Hill, hatten die Hühner ihren Schlafplatz und ihre Nester.
An der Stirnseite des Hauses waren drei kleine Kammern. Links die Wohnstube mit dem alten Bilegger aus Norwegen, in der Mitte die Schlafkammer von Wilhelm Sellhorn und seiner Frau und rechts die Kammer für den Sohn Hans. Diese konnte man mit einem Kachelofen beheizen, der an den Küchenschornstein angeschlossen war. Der Bilegger ist nicht mehr da, der steht oder stand in einer Kate am Buckhorn.
Aber das Fensterschapp (ein hochdeutsches Wort dafür kenne ich nicht) ist noch da. Das kleine Fenster geht von der Stube auf die Diele. Kommt jemand durch die große Dielentür, ist er von der Stube aus gleich zu sehen. Über dem Fenster ist ein kleiner Schrank mit einem Knebel zum Zumachen. Darin stand immer ein Kömbuddel. Wer einen Schnaps haben wollte, nahm einen Schluck aus der Flasche und stellte sie wieder an ihren Platz. Unter dem Fenster war noch ein solcher Schrank. Ob etwas bestimmtes darin seinen Platz hatte, ist mir nicht bekannt — vielleicht die Reservebuddel - wer weiß.
Das Haus hat früher Alkoven gehabt, aber die habe ich nicht mehr erlebt.
Schinken und Speck bei Wilhelm Sellhorn räuchern zu lassen, bedeutete reinen Torfrauch. Im Sommer hat er dafür Placken gehauen und Soden gestochen. Zum Räuchern braucht man Material, dass still vor sich hin glimmt und Rauch abgibt und nicht hell brennt. Die Soden wurden auf dem alten deutschen Herd angesteckt und mit Torfmull abgedeckt. Wenn Diele und Boden voll mit Würsten, Schinken und Speck waren, stellte Sellhorn zusätzlich eine Räucherwanne auf, die aussah wie eine Kinderbadewanne mit Rädern. So konnte man sie auf der Diele hin und her schieben. Die Wanne ist auch nicht mehr da, die hat sich jemand mitgenommen und sie mit Blumen bepflanzt.
Platz hatten auf Diele und Boden hundert Schweine - in Stücken natürlich. Zu Beginn der Räucherei braucht das Fleisch schärferen Rauch, aber nach einer bestimmten Zeit wurden die Teile umgehängt. Das war eine schwere Arbeit und der alte Sellhorn war nach dem Krieg froh, als sein Sohn ihm diese Arbeit abnehmen konnte. Ging die Räucherei im Frühjahr zu Ende, bekamen die Schinken einen Beutel übergezogen, damit die Fliegen keinen Zutritt bekamen. um ihre Eier abzulegen. Die Maden daraus hätten die Schinken aufgefressen und zwar ratzekahl. Wir haben unsere Schinken natürlich auch dort räuchern lassen. Auch nach dem Anschnitt brachten wir ihn dorthin zurück, dort hielt er sich am besten.
Wenn die Räucherei im Herbst begann und der Rauch auf der Diele stand wie eine Nebelwand, dann konntest du dich auf der Diele verlaufen. Man konnte nichts sehen, und nach ein paar Minuten fingen die Augen an zu tränen. Mir hat es nichts ausgemacht, ich verlief mich dort nicht. Ich wusste, wo die Stube war oder wo es in die Küche ging. Andere Leute blieben an der Dielentür stehen und riefen und dann wurde die Tür geöffnet.
Das Reetdach hatte zwei Giebelfenster. Diese wurden auch als Ulenlock oder Eulenloch bezeichnet, aber das ist nicht richtig, denn diese waren verglast und nicht zu öffnen. Dann hatte die Kate noch eine große Tür im Dach über der großen Dielentür. Dort war ein Gewinde angebracht um die Schinken hinauf zu ziehen oder herab zu lassen.
Das ganze Reetdach, die Dachbalken und Dachsparren saßen dick voll Ruß.
Und der sitzt fest darauf. Wenn du den abmachen möchtest, mußt du ihn abschlagen. Im Sommer, wenn es warm und schwül wird, dann hat der Ruß die Eigenart, die man nicht abstellen kann. Er wird weich und flüssig und fängt an zu tropfen. Die Tropfen sind schwarz wie Teer, sind klebrig und stinken penetrant. Deswegen hat Anita, die letzte Eigentümerin der Kate, die Diele abkleben lassen. Das Tropfen hörte auf, aber der Rauchgeruch blieb erhalten.
Wenn man um die Kate geht, sieht man, dass das Mauerwerk auf Feldsteinen aufgesetzt ist. Sie liegen fein aneinander angepasst und bilden das Fundament. Neben der Kate und hinter dem Brunnen auf der rechten Seite war ein Kartoffelkeller. Das ist ein in die Erde gegrabenes Loch von zwei Quadratmetern und etwa fünfzig Zentimeter tief. Die Wände sind mit Feldsteinen aufgesetzt und mit Grassoden abgedeckt. Der Keller ist etwa zwei Meter lang und ein Meter fünfzig hoch. Er hat den Nachteil, dass er Wasser zieht, wenn der Brunnen nicht rechtzeitig abgepumpt wird.
Vor dem Brunnen steht ein alter Göpelschauer, wo der Torf gelagert wurde. In diesem Schuppen war die Tante Meier
oder das Klo mit Goldeimer. Ich bin dort oft hin gegangen, als unser WC in den Jahren 1941 und 1947 zugefroren war.
Früher war der Hof durch eine Pforte aus Lattenholz zugesperrt, damit die Hühner und der Hund nicht auf die Straße laufen konnten, aber das ist alles Vergangenheit. Jeder konnte auf den Hof fahren mit dem Rad und auch mit dem Auto. Aber das ist alles vorbei. Anita hat die Kate an die Stadt gegen eine Leibrente gegeben. Nach ihrem Tod hat man da eine Familie aus Kasachstan untergebracht. Dann wurde sie verkauft und ist heute ein reines Wohnhaus mit neuem Dach, Holz und Reet, die Diele ist der Wohnbereich. Geräuchert kann dort nicht mehr werden. Der Hof ist durch hohe Büsche nicht mehr einsehbar. Der Blick aus unserem Wohnzimmerfenster zeigt uns noch das Dach und weckt Erinnerungen. Die alte Nachbarschaft gibt es nicht mehr — ein Zeichen der neuen Zeit und dass wir alt geworden sind.