Fastnachtskoken — Heetwiech
Ik wull ton Inköpen un güng noch mol de Trepp rop, ik wull mien Modder frogen, wat ik mitbringen schull. Mien Vadder seet in de Köök un lees in de Zeitung. He sä: Mi kannst ‚n Heetwich mitbringen.
Ik harr mien Zettel un eenen Schrieber in de Hand un stutz: Wie warrt dat eegentlich schreven?
— So genau weet ik dato k nich, aver Du weest jo, wat ik hebben will. Wenn Du wedder hier bist, kiekt wi mol bi Mensing no, dor steiht das bestimmt bin.
Mien Modder harr noch een poor Deele, de se bruken müss ton Meddageten koken. Denn bin ik losfohrt.
Allens heff ik kregen ok de Heetwich. Dormols in de söbentiger Johrn weern se noch rund un mit'n Slag Slakkermoschü — ik meen Slagrohm- füllt. Dat weer Traditschon an Aschermittwoch Heetwich to eten.
Mien Vadder harr intwüschen in de Stuuv sien Mensing op den Disch utbreed. In de twintiger Johrn harr he sik de Heften mit Plattdüütsch Wöör bestellt. Mien Modder hett jeden Monat schimpt, wenn wedder son Heft ankeem un se dat betohlen müss. Nu weer he dorbi, se to sortiern, denn bunnen weern de fief Böker immer noch nich, dorbi weern de Umsläg ok dorbi. No een Wiel harrn wi dat Heft mit Heetwich funnen. Un wat wi fünnen weer, dat man dat twintig Mol verschieden schrieven kann. Dat liggt an de Utsprook von de Gegend, wo man to Huus is.
Bi Mensing warrt di dat verkloort un mehrstendeels is ok noch een Dööntje dorbi. Dat will ik hier gau vertelln. Een Jungkerl, de sik verleevt hett, driggt een Heetwich een poor Stünn in sien Achselhöhl. - Wenn de goot dörchsweet is, denn gifft he sien Deern dissen Heetwich. Ob de sik wohl doröber freut hett? Dat müch ik doch betwieveln.
Annern Dag hett mien Vadder bi Tante Minna anropen, de Witwe von een Lehrerkolleg, de dormols ok de Heften köfft hett. He hett ehr froogt, ob se de noch harr. Jo, un se weer füünsch, dat se de bit Grootreinmoken jümmers von links no rechts un anner Johr von rechts no links int Schapp schuven müss. Se weern ehr jümmers in Weg. Wat wullt du dor denn mit?
froog se. Du weeßt, ik heff dree Kinner. Twee wöllt de hebben, een nicht. Un nu dach ik, Du kunnst mi dien verköpen.
— Kannst glieks herkomm'n un se affholen. Un betohlt will ik se nich hebben.
Dat leet mien Vadder sik nich tweemol seggen. He fohr glieks los un hett se holt. Aver he wull se nich ümsünst. Se hebbt sik denn op een Spend för't Rode Krüüz eenigt, de foorts överwiest woorn is.
Glieks den neegsten Dag hebbt wi de Heften an den Wachholz-Verlag schickt un de hebbt uns de Heften bunnen. Dat Johr kregen mien Broder un ik uns Plattdüütschet Lexikon to Wiehnachten.
Hüüt is dat Nokicksel bi mi een von de besten Böker, dat ik kenn un in dat ik jümmers wedder lees un de Dööntjes söök.
Fastnachtskuchen — Heiße Wecken
Ich wollte zum Einkaufen und ging nochmal die Treppe rauf, um meine Mutter zu fragen, ob und was ich für sie mitbringen sollte. Mein Vater saß in der Küche und las in der Zeitung. Er sagte: Mir kannst du'n Heetwiech mitbringen.
Ich hatte meinen Zettel in der Hand und auch einen Kuli und stutzte. Wie schreibt man das denn?
— Das weiß ich auch nicht genau, aber du weißt ja, was ich haben möchte. Heute ist Fastnacht und da isst man Heetwiech. Wenn du wieder hier bist, dann gucken wir im Mensing Lexikon nach.
Meine Mutter sagte mir noch ein paar Teile, die ich für sie besorgen sollte.
Alles habe ich gefunden, auch die Heetwiech oder auch Heiße Wecken. Damals in den siebziger Jahren aß man sie noch gefüllt mit Schlagsahne. Es war Tradition, sie an Fastnacht oder Aschermittwoch zu essen.
Mein Vater hatte inzwischen in der Stube seine Mensing Sammelhefte auf dem Tisch ausgebreitet und versuchte, sie zu sortieren. Er hatte sie sich bestellt in den zwanziger Jahren — ein Lexikon der plattdeutschen Sprache. Meine Mutter schimpfte immer, wenn jeden Monat ein Heft mit der Post ankam und sie bezahlen musste. Nie hatte das Geld gereicht, die fünf Bände binden zu lassen. Auch die Einbände waren noch vorhanden. Nach kurzer Zeit hatten wir das richtige Heft herausgefunden. Was wir fanden war, dass man Heetwiech zwanzig Mal verschieden schreiben kann. Das liegt an der Aussprache der Gegend — also wo man zuhause ist.
Im Mensing wird es einem erklärt und meistens ist noch eine Geschichte oder Anekdote dabei. Diese muss ich hier erzählen. Ein junger Mann, der sich verliebt hat, trägt einen Heetwiech — ohne Sahne natürlich — ein paar Stunden in seiner Achselhöhle. Wenn der Heetwiech gut durchgeschwitzt ist, dann schenkt er diesen der Angebeteten … Ob sie sich wohl darüber gefreut hat? Das möchte ich bezweifeln, bei Mensing steht davon nichts.
Am nächsten Tag hat mein Vater bei Tante Minna angerufen, die Witwe eines Lehrerkollegen, der die Hefte damals auch bestellt hatte. Er hat sie gefragt, ob sie die Hefte noch hätte. Ja, und sie war böse, dass sie sie beim Großreinemachen immer von rechts nach links und im nächsten Jahr von links nach rechts schieben musste. Sie waren ihr immer im Weg. Was willst du denn damit?
fragte sie: Du weißt, ich habe drei Kinder. Zwei möchten den Mensing haben, eins nicht. Und nun dachte ich, du könntest mir deinen verkaufen.
- Kannst gleich herkommen und sie dir abholen. Und bezahlt will ich die nicht haben.
Das ließ mein Vater sich nicht zweimal sagen. Er fuhr gleich mit dem Rad hin und holte sich den Mensing. Aber er wollte ihn nicht umsonst. Sie haben sich dann auf eine Spende für das Rote Kreuz geeinigt, die sofort überwiesen wurde.
Am nächsten Tag haben wir alles an den Wachholz-Verlag geschickt und sie binden lassen. Zu Weihnachten gab es für meinen Bruder und mich ein Plattdeutsches Lexikon. Es ist eins der besten Bücher für uns und wir suchen oft nach Geschichten darin — wir lachen so gern.