Suursupp
To jede Johrstiet höört besünneres Eeten, dat is op de ganze Welt so. Bi uns is dat eerste Fröhjohrseeten gestoovte Sniebohnen mit Soltkatüffeln un Schinken. Dorbi is de Schinken dat wichtigste Deel, denn he kommt frisch ut'n Rook un warrt nu ansneden. Nich to veel Solt- nich to hatten Rook- nich to week un nich to hatt- he mutt op de Tung tergohn. denn is he richdig.
Een anner Eeten is Boddermelksupp mit Ries, dröögte Plummen, Rosinen, Zitronenschool un Zucker dorbin un dorto gifft dat Katüffelmoos mit utloten Speck, Zibbeln un 'n Barg Petersill dorto un den Schinken blangbi. Jeder kriggt glieks twee Töllers, een för de Supp un een för dat Katüffelmoos un den Schinken. Un denn itt man ol von den eenen un mol von den annern Töller.
Arfen un Wötteln oder Spargel mit Schinken höört ok to de Fröhjohrseeten, man dat gifft dat jo nich bloß bi uns.
Nu warrt de Schinken bilütten weniger, un denn kümmt de Schinkenknoken rut un denn gifft dar Suursupp. Dat is för uns ganz wat Feines.
De Schinkenknoken, dor dröff ok noch Fleesch an sien kommt över Nacht int koole Woter, dat dat Solt ruttreckt. Annern Morgen warrt he kott affkookt un denn mit frischet koolet Woter bedeckt opsett. Glieks kommt een Hand vull Gruben dorto, Kalvertähn as wi seggt. De mookt de Supp son ganz bütten sämig. No een Stünn kommt Backobst dorto Plummen, Aprikosen, Birnen un Appelringe un ok een Stang frischen Rhabarber. In de Twüschentiet warrt dat Gemüse putzt: een lütten Blomenkohl in Stücken, Kohlrabi, Arfen un Wötteln, witte halfriepe Bohnen. Sellerie, Porree, Petersillenwötteln, Spargel un ok dat Kruut von Sellerie un Petersillnwötteln . Is dat allns fardig un in Stücken, kümmt dat allns in den Putt. Muss di glieks eenen groten herkriegen, sünst kriggst dat nich all rin. Awer förher nemmst den Schinkenknoken rut, sniddst dat Fleesch twei un deist dat wedder to de Supp. De Knoken hett sien Deel doon, he kümmt weg.
Nu kümmt de Saft von een Zitroon un een Schuss Essig dorto, dat schall jo ok Suursupp warrn. Een bit twee Eetlöpel Zucker mookt dat söötsuur. Opletzt kriggt de Supp ehrn letzten Pfiff von Majoran un Thymian. Wenn dat Gemüse twintig Minuten kookt hett, treckt een fienen Ruch dörch dat Huus un all froogt: Is dat bald Tiet ton Eeten?
— Nee, de Klüten fehlt noch.
Wi nemmt gekokte Katüffeln, moost se fien un denn kümmt dor'n Portschon Mehl över, een beten Muskotnööt un Solt un een Schubs koken Woter. Allns dörchkneten un ut den Deeg mit natte Hannen Klüten dreihn un glieks in de Supp kriegen. Wenn de wedder boben sind, mutt noch affsmeckt warrn. Noch 'n beten Solt, Zucker oder Essig? All sind an prögen un seggt jüm ehr Meen. All hebbt se een Jieper un wöllt ehr Supp op jüm ehrn Töller.
Suursupp — dorbi smeckt se am besten opwarmt an neegsten Dag.
Saure Suppe
Zu jeder Jahreszeit gibt es besonderes Essen, das ist auf der ganzen Welt so. Bei uns ist das erste Frühjahrsessen gestobte Schneidebohnen mit Salzkartoffeln und Schinken. dabei ist der Schinken das wichtigste Teil, denn er kommt frisch aus dem Rauch und wird nun angeschnitten. Er darf nicht zu viel Salz haben, nicht zu scharfen Rauch — er darf nicht zu weich und auch nicht zu hart sein — er muss auf der Zunge zergehen, dann ist er richtig.
Erbsen mit Wurzeln oder Spargel mit Schinken ist auch ein Frühjahrsessen. aber das gibt es ja nicht nur bei uns.
Nun wird der Schinken langsam kleiner und der Schinkenknochen kommt raus und jetzt gibt es Saure Suppe. Das ist für uns etwas ganz Besonderes.
Der Schinkenknochen, da darf auch noch Fleisch dran sein, kommt über Nacht in kaltes Wasser, das das Salz herausziehen soll. Am anderen Morgen wird er kurz abgekocht und dann mit frischem, kaltem Wasser bedeckt gekocht. Sofort kommen eine Hand voll Graupen in das Wasser. Kälberzähne sagen wir dazu, sie sollen die Suppe ein bisschen sämig machen. Nach einer Stunde kommt Backobst dazu wie Pflaumen, Aprikosen, Birnen und Apfelscheiben und auch eine Stange frischen Rhabarber. in der Zwischenzeit wird das Gemüse geputzt und gewürfelt wie Blumenkohl, Kohlrabi, Sellerie Wurzeln, Petersilienwurzeln, Porree, Spargel und Sellerie- und Petersilienkraut. Ist alles geschnitten und gewaschen, kommt es in den Topf. Man muss gleich einen großen Topf benutzen sonst bekommt man es nicht hinein. Aber vorher nehmen wir noch den Schinkenknochen heraus, das Fleisch wird in Würfel geschnitten und kommt wieder in die Suppe. Der Knochen hat seine Arbeit getan und wird entsorgt.
Nun kommen der Saft einer Zitrone und ein Schuss Essig dazu, es soll ja eine saure Suppe werden. Ein bis zwei Esslöffel Zucker macht sie süßsauer. zuletzt bekommt die Suppe ihren letzten Pfiff von Majoran und Thymian. Wenn das Gemüse zwanzig Minuten gekocht hat, zieht ein feiner Geruch durchs ganze Haus und die Frage: Ist die Suppe schon fertig?
wird gestellt. Nein, die Klöße fehlen noch
, Wir nehmen gekochte Kartoffeln und musen sie mit einer Gabel, dann wird Mehl darüber gestreut, ein bisschen Muskatnuss kann nicht schaden und etwas Salz und alles mit ein wenig kochendem Wasser übergossen. Alles wird gut vermengt und mit nassen Händen werden Klöße geformt und gleich in die Suppe getan. Wenn sie wieder auftauchen sind sie gut. Nun wird nochmals abgeschmeckt, Noch ein bisschen Salz, Zucker oder Essig? Alle sind beim Probieren und sagen ihre Meinung. Alle haben einen Jieper auf die Saure Suppe auf ihrem Teller.
Dabei — sie schmeckt am besten, wenn sie wieder aufgewärmt wird — sagen die Kenner.