To Kur in Damp
Ik heff jo all mol vertellt, dat ik in Damp to Kur weer. Wie dat bi son Kur togeiht, weet man jo - doch männichmol kümmt dat anners, as du denkst. De Dokder, de di ton eersten Mol süht, kickt di an un denn verschrifft he di, wat du all doon schaßt oder mit di mookt warrn schall.
Eerstmol müß ik däglich twintig Minuten Radfohrn - nich buten - jo nich. Dor stünnen Stücker twölf bit föfftein Ergometers neben eenanner un denn güng dat los. Eerst tellen se dienen Puls, un wenn de no achtein Minuten nich över 120 weer, stellen se de Watt-Tohl höger. Dat heet, du müßt duller in de Pedolen petten, bit di de Sweet man so dol leep.
Denn müß ik to Gymnastik mit Musik. Dorop heff ik mi freut - man nich lang. Döttig Minuten müß ik hüppen no Beatmusik. Un de weer so luut, dat mi de Ohrn weh deen. Bi dat Hüppen gnuckst dat mit n‘ Mol in mien Knee un dat dee verdammt weh. Ik heff denn to de Therapeutin seggt, dat son Gymnastik wohl nich dat Richtige för mi weer. Dor meen een annere Mithüpperin, ik schull mi man nich so anstelln, dor gewöhn ik mi schon an. De heff ik kott antert: Wenn du sösstig Johr op'n Puckel hest, denn will ik mol wedder mit di snacken. Ik warr negentig - dat kannst mi glöven. Mol sehn, wi du denn hier rumhüppst oder nich.
Den Dokder heff ik mien Knee vörstellt un he meen, Küll kunn helpen. Ik müß dree Mol an Dag eenen Iesbüdel op't Knee packen un de Gymnastik mit Musik wöör affsett. Nu help dat Ies mi överhaupt nich. Ik kunn nich mehr warm warrn, mit de Tiet bibber ik an't ganze Liev. Dor heff ik den Iesbüdel wegsmeeten un hitte Ümslääg mookt. De Wehdoog wöörn weniger, mi wedder warm un ik kunn ok slopen.
Denn müß ik to een spezial Massoog no Dr. Marnitz. De hett mi goot doon, ok wenn se aasig weh doon hett. Ik heff den Masseur denn froogt, ob bi disse Pien em de Patienten nich von den Disch hüppt. Jo, dat passeert,
meen he , aver se hooln fein still un denn helpt dat ok.
Dat kann ik würklich seggen, disse Oort Massoog hett mi goot doon. Ik kreeg ok noch Lymphdrainoog un de weer mi ok to Pass.
Dat Beste aver weer dat Swimmen in Soltwoter.Wi müssen op'n Rüüch swim-men. De Been müssen still int Woter liggen un de Kopp müß du in ‘n Nacken leggen, dat di dat Woter in de Ohrn leep. De Hoor wöörn natt, de Frisur ton Deubel. Dat hett mi all nich stört, mi hett dat Spooß mookt. Ji glöövt nich mit wat för'n Tempo du dörch dat Woter düsen kannst, wenn du bloß de Arms ant Liev hochtreckst, se no de Siet utstreckst un se wedder no de Been föhrn deist. Jungedi, dat weer wat - ik kunn meist nich begriepen, dat ik dat so verdeubelt trech kreeg. Ik weer jümmers de Letzt, de ut Woter keem. To schöön!
Dat allns hett mi de Dokder verschreeven, aver dat lang mi nich. Ik heff mi glieks een Fohrrad meedt. Wenn ik Tiet harr, un de Heven nich so dull no Regen ut seh, denn weer ik ünnerwegens. Ik heff mi dat Goot Damp ankeken- nich dat Wohnhuus aver de ganze Anloog. Dor sind se siet twee Johr dorbi de oolen Fachwarkhüüs von 1640 mit neet Reet to versehn. De Schünen sind hunnert Meter lang un twintig breet. Dat Dack is bestimmt föfftein Meter hoch. Dat Reet warrt fiev- bit achtunveertig Zentimeters dick opleggt. Dat kost een Geld - un nutzt warrt de Schünen överhaupt nich. De Denkmolschutz von Sleswig-Holsteen gifft wat dorto, dormit allns för de neegste Generatschon erholn blifft, un den Rest mutt de Eegentümer betohln. Dor kannst arm bi warrn.
Vör dat Goot stünn een Feldsteen mit'n Gedenkplatt. Op ewig ungedeelt
24.3.1848/98 steiht dorop. Dat weern noch echte Sleswig-Hosteener, de den Steen hier opstellt hebbt. Richtige Patrioten, as man seggt.
Nich wiet von dat Goot fünn ik dat Johannes-Armen-Stift, dat to dat Goot höört. Dor heff ik an de Döör kloppt, un een Fro leet mi rin un wies mi de lütte Kark von 1742 mit de schönen, bleeverglosten un bunten Fenster. Ok de Bibel mit de sülvern Beslääg wies se mi. De is von de letzte düütsche Kaiserin schenkt worrn, as se 1912 de Kark no de Restauratschon besöcht hett. An de lütte Kark weer fröher de Schoolstuuv un de Wohnung för den Schoolmeister. De weer ok gliektiedig Küster un Organist - männichmol ok Paster. Nu wohnt de Fro hier un is ok Küster.
Op anner Tourn bin ik jümmers mol no Norden - mol no Süden an de Steilküst langfohrt. Links güng dat eenige Meters hendol an den Strand, rechts stünnen meterhoge Brennetteln un verrosten Stickeldroht. Un de Weg weer oftmols bloß twintig Zentimeters breet ton Fohrn. Ik mit Vulldamp dordörch. Fohrst dor langsom, denn kannst di utsöken, wohin du falln wullt - rünner an'n Strand oder rin in de Netteln un den Stickeldroht. Ik bin jümmers heel dörchkomm'n.
Eenmol bin ik över de Dörper fohrt un opletzt bi de Fähr no Arnis landt. Den Dag heff ik över döttig Kilometers in nich mol dree Stünnen affstrampelt un denn güng dat de meiste Tiet gegen den Wind an. Dat drifft di den Sweet aver ut de Poorn - aver Spooß hett dat mookt.
Süh un dat weer mien eegen Therapie bi disse Kur. Un ik mutt seggen- allns tosomen tellt — mi hett de Kur goot doon. Un dat kann ik jeden wünschen, de mol to Kur mutt. —
Meine Kur in Damp 1990
Ich war also in Damp zur Kur. Wie es bei einer Kur so zu geht, weiß man ja — aber manchmal kommt es anders- ganz anders. Der Arzt, der dich zum ersten Mal sieht, guckt dich an, und dann verschreibt er dir, was du machen sollst und was mit dir gemacht werden soll.
Erstmal sollte ich täglich 20 Minuten Radfahren- nicht draußen- sondern in einem Saal standen zirka 20 Ergometer in einer Reihe und das ging sofort los. Erstmal zählen sie deinen Puls. Wenn der nach geraumer Zeit nicht über 120 war, stellten sie die Wattzahl höher. Das hieß, du musst stärker in die Pedalen treten, bis dir der Schweiß aus allen Poren bricht.
Dann musste ich zur Gymnastik mit Musik. Darauf freute ich mich- aber nicht lange. Dreißig Minuten musste ich hüpfen zu Beatmusik- und die war so laut, dass mir die Ohren wehtaten. Bei dieser Hüpferei knackte es plötzlich in meinem Knie und das tat verdammt weh. Ich habe dann zu der Therapeutin gesagt, dass solche Gymnastik wohl nicht das Richtige wäre. Da meinte eine Mithüpferin, ich sollte mich man nicht so anstellen, daran werde ich mich schon gewöhnen. Der habe ich kurz geantwortet: Wenn du 60 Jahre auf dem Buckel hast so wie ich heute, dann werde ich mal wieder mit dir reden. Ich werde 90, das kannst du mir glauben. dann wollen wir doch mal sehen. wie du dann hier rumhüpfst.
Dem Doktor habe ich mein Knie vorgestellt. Der meinte, Kälte könnte helfen. Ich musste nun dreimal am Tag mit einem Eisbeutel das Knie kühlen und die Gymnastik mit Musik wurde für mich abgesetzt. Nur half die Kälte mir überhaupt nicht. Ich konnte überhaupt nicht mehr warm werden, mit der Zeit zitterte ich vor Kälte am ganzen Körper. Da habe ich den Eisbeutel weggeschmissen und mir heiße Umschläge gemacht. Die Schmerzen verschwanden, mir wurde wieder warm, und ich konnte wieder schlafen.
Dann musste ich zu einer Spezialmassage nach Dr. Marnitz. Die hat mir gut getan, auch wenn sie gemein wehtat. Ich habe den Masseur gefragt, ob bei dieser Pein ihm die Patienten nicht von der Massagebank springen würden. Ja, das passiert,
meinte er, aber sie halten still und dann hilft es auch.
Das kann ich nur bestätigen, diese Art der Massage hat mir gut getan. Außerdem bekam ich noch Lymphdrainage und auch die hat mir gut geholfen.
Das Beste aber war das Schwimmen im Salzwasser. Wir durften nur auf dem Rücken schwimmen. Die Beine mussten still im Wasser liegen und den Kopf in den Nacken legen, dass dir das Wasser in die Ohren lief. Die Haare wurden nass, die Frisur ging zum Teufel. Das hat mich nicht gestört, es hat mir riesigen Spaß gemacht. Ihr glaubt nicht, mit welch hohem Tempo man durch das Wasser düsen kann, wenn man nur die Arme am Körper hochzieht, sie dann zur Seite ausstreckt und sie wieder zu den Beinen zurückführt. Das war was, ich konnte selbst kaum begreifen, dass ich das so gut konnte. Ich war immer die Letzte, die aus dem Wasser kam. Zu schön!!
Das alles hat mir der Doktor verschrieben, aber das war mir nicht genug. Ich habe mir gleich ein Fahrrad gemietet. Wenn ich Zeit hatte und der Himmel nicht zu sehr nach Regen aussah, dann war ich unterwegs. Ich habe mir das Gut Damp angesehen, nicht das Wohnhaus, aber die ganze Anlage. Sie sind seit 2 Jahren dabei, die alten Fachwerkscheunen von 1640 mit neuem Reet zu versehen. Die Scheunen sind fast hundert Meter lang und zwanzig Meter breit. Die Dächer sind bestimmt 15 Meter hoch. Das Reet wird 45 bis 48 cm dick aufgelegt. Das kostet richtig Geld- und die Scheunen stehen leer und sind ungenutzt. Der Denkmalschutz von Schleswig-Holstein gibt Geld dazu, damit es für die nächste Generation erhalten bleibt. Den Rest muss der Eigentümer bezahlen- da kannst du ganz schnell arm bei werden.
Vor dem Gut an der Strasse steht ein Feldstein mit einer Gedenkplatte. Darauf steht: Op ewig ungedeelt
sowie 24.3.1848/98. Das waren noch echte Schleswig-Holsteiner, die den Stein aufgestellt haben. Richtige Patrioten wie es so heißt.
Nicht weit vom Gut fand ich das Johannes-Armen-Stift, das zum Gut gehört. Dort habe ich an eine Tür geklopft und eine Frau machte mir auf und ließ mich herein und zeigte mir die kleine Kirche von 1742 mit den schönen bleiverglasten und bunten Fenstern. Auch die Bibel mit silbernen Beschlägen zeigte sie mir. Die hat die letzte deutsche Kaiserin als Geschenk gebracht, als sie die kleine Kirche nach ihrer Restauration besucht hat im Jahr 1912. Fest angebaut an die kleine Kirche waren früher die Schulstube und die Wohnung für den Schulmeister. Der war auch gleichzeitig Küster und Organist und auch noch der Pastor. Heute wohnt hier die Frau und die ist auch Küster.
Auf anderen Touren bin ich mal nach Norden, mal nach Süden immer an der Steilküste entlang gefahren. Links ging es dann einige Meter hinunter an den Strand und rechts standen meterhohe Brennnesseln und ein alter verrosteter Stacheldrahtzaun. Und der Fahrweg war manchmal nur zwanzig cm breit. Ich bin mit Volldampf gefahren. Langsam hätte ich mir aussuchen können die Küste hinunter oder in die Brennnessel mit Draht zu fallen. Ich bin immer heil durch gekommen.
Einmal bin ich über die Dörfer gefahren und zuletzt bei der Fähre nach Arnis gelandet. An dem Tag habe ich über 30 km in nicht einmal drei Stunden abgestrampelt und es ging die meiste Zeit gegen den Wind. Da kommt man ganz leicht ins Schwitzen — aber Spaß hat es gemacht.
Und das war meine eigene Therapie bei dieser Kur. Alles zusammen hat mir die Kur gut getan und das kann ich nur jedem wünschen, der mal zur Kur muss.