Uns Jule
Eegentlich hebbt wi jo twee Katten, aver von Sugar gifft dat meist nix un von Jule 'n Barg to vertelln. Jule is een swatt-grau getigerte Katt. Se hett twee lütte witte Placken an de Bost un ok an de Achterpoten bi de Krallen. Se hett een ganz dichtet Fell un is rund un dick - aver nich unbeweglich.
As se noch nich utwussen weer, brööch se ehrn eersten Fang mit no Huus. Dat weer een dode Duuv, de all ganz verdröögt un platt weer. Jule mutt sik önnig mit ehr affneiht hebbn, denn de Duuv weer grötter as se.
As se grötter weer, füng se allns, wat sik bewegen dee, meistendeels Müüs, aver männichmol ok wat Anneres. In de eersten Johrn hett se de Müüs ok freeten, man hüüt lett se se lopen, wenn se ehrn Fang vörwiest hett. Dat heet, wi hebbt aff un an een Muus int Huus. Wie wi de wedder rut kriegt, geiht Jule nix an — se slöppt op'n Sofa, ünnern Disch op'n Stohl, op de Fensterbank oder ok mol op'n Schapp.
Son Katt is jo een Raubtier un dat Beutemoken is ehr angeborn. So hett se oftmols ok Vogels anbrööcht. Wenn ik denn mit ehr schimp un segg: Jule, dat sind miene Vogels,
denn lett se jüm los un ik mutt de Vogels meist ut de Gardien holn. Ik bekiek se mi genau un de meisten kann ik wedder an de Luft setten, se hebbt keen Verletzungen bloß 'n lütten Schock.
Eenen Morgen as ik in de Boodstuuv güng, leeg dor wat op de Matt. Eerst dach ik dat weer een Bleestift, doch denn mark ik, dat dat een Puuspogg (Frosch) weer, de dor op'n Rüüch leeg. In disse Loog streckt he Vör- un Achterbehn lang ut — wie geseggt as'n Bleestift. Ik kreeg gau een runde Plastikschöttel her — Woter rin, de Matt mit den Puuspogg op hoch un denn rin mit em in sien Element. Süh an, he weer quicklebennig un swemm in de runde Schöttel jümmers in Kreis rüm. Uns Jule seet dorbi un keek sik dat an un müß den Kopp dorbi dreihn — ton Lachen. De ganze Familje leep tohoop un amüseer sik. Jule weer ganz stolt, seet dor un snurr ok noch. Ik kook denn Kaffee, de annern trocken sik an un Jule seet alleen vör de Schöttel. As ik no een lütte Wiel mol üm de Eck keek,harr Jule em doch wedder ut dat Woter rut hoolt — he kunn jo versupen. Jule, dat is mien!
dor trock se beleidigt aff, legg sik op ehrn Platz un sleep in.
Mol hett se ok een Rott mitbröcht un ok een Wiesel. De hett schreet — wi weern froh, as wi dat Deert wedder an de frische Luft harrn.
Een Nacht wöör ik woken — dor ruschel un piep wat op'n Flur. Ik rut ut Bett. Uns beiden Katten seeten dor un twüschen jüm een Tier, dat ik nich kenn. Vogel jo — harr jo Feddern. Mien Mann meen, as ik em ropen harr: Dat is een Uul.
— Dat nu wiß nich. Ik kreeg mi een Handdook her, smeet dat över den Vogel un sett em op dat Handdook in de Boodwann un mook de Döör to.
Annern Morgen heff ik mi dat in Ruhe ankeeken. Süht meist ut as een Rebhehn, ik roop Jens-Peter an, de hett doch all son Höhnerkroom.
— Jo
, seggt de, ik heff een rheinische Wachtel.
— De hett mien Katt hüüt Nacht hoolt.
— Oh!
— Nee, nich as du denkst, de is heel un gesund, de kannst di affhooln.
Jens-Peter keem foorts anlopen un hett se hoolt. He kunn nich begriepen, wieso de Katt de Wachtel nich doot beeten hett. Nee, sä ik, se fangt allns, man se weet ok, dat ik schimp. Siet ik ehr aver lööv, wenn dat Tier heel un gesund is, bringt se nu allns lebennig no Huus. Egol wat dat is.
Un deshalv sind wi männichmol op Jach bi uns int Huus.
Unsere Jule
Eigentlich haben wir zwei Katzen, aber von Sugar gibt es fast nichts zu erzählen, dafür von Jule jede Menge. Sie ist eine schwarz-grau getigerte Katze. Sie hat zwei kleine weiße Flecken an der Brust und an den Hinterpfoten bei den Krallen. Sie hat ein ganz dichtes Fell und ist rund und dick — aber nicht unbeweglich.
Als sie noch nicht ausgewachsen war, brachte sie ihren ersten Fang mit nach Haus. Das war eine tote Taube, die schon ganz vertrocknet und platt war. Jule musste sich sehr damit abgemüht haben, denn sie war größer als sie selbst.
Als sie größer wurde, fing sie alles was sich bewegte, meistens waren es Mäuse aber oftmals auch etwas Anderes. In den ersten Jahren fraß sie die Mäuse auch auf, aber später ließ sie sie einfach laufen, nachdem sie Ihren Fang gezeigt hatte. Das heißt, dass wir ab und zu eine Maus im Haus haben. Wie wir die wieder raus kriegen, geht Jule nichts an — sie schläft auf dem Sofa, unterm Tisch auf einem Stuhl oder oben auf dem Schrank.
Eine Katze ist ja ein Raubtier und das Beutemachen ist ihr angeboren. So hat sie oftmals auch Vögel hereingebracht. Wenn ich dann mit ihr schimpfe und sage: Jule, das sind meine Vögel
, dann lässt sie sie frei und ich muss sie dann meist aus den Gardinen wieder herausholen. Ich sehe sie mir genau an und meistens kann ich sie wieder an die Luft bringen, sie haben keine Verletzungen — haben aber bestimmt einen kleinen Schock erlitten.
Als ich eines Morgens ins Badezimmer ging, lag da etwas auf der Matte. Erst dachte ich, es wäre ein Bleistift, aber dann erkannte ich, dass es ein Frosch war, der auf dem Rücken lag. In dieser Lage streckt er die Vorder- und Hinterbeine lang aus — wie gesagt lang wie ein Bleistift. Schnell holte ich eine runde Plastikschüssel her — Wasser rein — und den Frosch mit der Matte hoch und hinein mit ihm in sein Element. Sieh an, er war quicklebendig und schwamm in der Schüssel immer im Kreis herum. Unsere Jule saß dabei und sah sich das an, dabei musste sie immer den Kopf drehen, das sah sehr lustig aus. Die ganze Familie kam dazu und amüsierte sich. Jule war stolz und schnurrte auch noch. Ich machte dann unser Frühstück, die anderen zogen sich an und Jule saß allein bei der Schüssel. Als ich nach einer Weile mal um die Ecke guckte, hatte sie den Frosch wieder aus dem Wasser geholt — er könnte ja ertrinken. Jule, das ist meiner!
Beleidigt ging sie weg, legte sich auf ihren Platz und schlief.
Einmal brachte sie eine Ratte mit und auch ein Wiesel gehörte zu ihrer Beute. Das hat so geschrien — wir waren froh, als wir das Tier wieder aus dem Haus hatten.
Eines Nachts wurde ich wach — da raschelte und piepte etwas auf dem Flur. Ich raus aus dem Bett. Unsere beiden Katzen saßen da und zwischen ihnen ein Tier, das ich nicht erkennen konnte. Ein Vogel war es — hatte ja Federn. Mein Mann meinte, als ich ihn gerufen hatte: Das ist eine Eule.
Das bestimmt nicht. Ich holte mir ein Handtuch her, warf es über den Vogel und setzte ihn auf das Tuch in die Badewanne, machte das Licht aus und die Tür zu.
Am anderen Morgen habe ich es mir in Ruhe angesehen. Es sieht fast so aus wie ein Rebhuhn, Ich rufe mal Jens-Peter an, der hat ja verschiedenes Federvieh.
— Ja, ich habe eine rheinische Wachtel.
— Die hat meine Katze heute Nacht geholt.
— Oh!
— Nee, nicht wie du denkst, die ist heil und gesund, die kannst du dir abholen.
Jens-Peter kam sofort und hat sie sich geholt. Er konnte nicht begreifen, dass die Katze seine Wachtel nicht totgebissen hatte. Nein
, sagte ich, sie fängt alles, aber sie weiß auch, dass ich schimpfe. Seit ich sie lobe, wenn das Tier unverletzt ist, bringt sie alles lebendig mit nach Haus. Es ist ganz gleich welches Tier es ist.
— Und deshalb sind manchmal auf der Jagd bei uns im Haus.