Wiehnachten 1938
Wiehnachten kümmt jümmers neeger, ok wenn ik dat nich wohr hebben will. Aver de Doog roost an mi vörbi, dat warrt höchste Tiet an Geschenke to denken. Dorbi fallt mi in, wat ik 1938 von mienen Vadder kreeg. Weer man 'n lüttet Book mit kotte Geschichten bin,de kunn ik no 1 ½ Johr School sülven lesen. Dat Book heet: Warum der Zwetschenbaum immer Streit anfängt
. - Un de Zwetschenboom bist du
, sä he to mi.
Ik mutt wohl son lütten Striethammel west ween. Dat weer mi gor nich bewußt, aver as dat Küken in de Familje harr ik dat ok nich licht. All wulln se mi ertrecken un ik harr doch mienen eegen Kopp. Dat hett wohl nich jümmers tohoop paßt.
Mien Broder kreeg dat Johr een Scheetgewehr. Affschoten wöör een Holtbolzen mit'n Gummiproppen op. Dat weer jo wat. De Bescherung harrn wi dat Johr vör dat Eten hatt. Dat schull Euntenbroden geven un de weer noch nich goor un bruun noog.
Loot uns man een Wettscheten moken.
De Schiev wöör an den Eetdisch in de beste Stuuv opstellt, un wi leegen mit alle Mann op'n Footbodden in de Wohnstuuv. De Schiebedöör weer open un so harrn wi Platz noog. Een no'n anner keemen wi an de Reeg. As uns Modder scheeten schull, sä uns Vadder to ehr: Du knippst dat verkehrte Oog to.
- Wieso, welk een schall ik denn todrücken?
froog se. Dat achterste!
Uns Modder kunn vör Lachen nich zieln un drööp nich mol de Schiev.
Wo no rüükt dat hier eegentlich so?
froog eener von uns. Huch, mien Eunt,
reep mien Modder un suus in de Köök. De Eunt weer goor un nich to bruun. De Schüü wöör andickt , uns Vadder güng de Eunt mit de Geflügelscheer to Liev, wi holn den Rotkohl un de Kantüffeln ut Bett, wo se ton Warmhooln deponeert weern un denn güng dat Eeten los. De krosse Huut weer't Beste un de Schüü een Genuß. Achteran geev dat Schuumpudding mit Vaniljeschüü wie jedet Johr.
No't Eeten weer dat Tiet no Opa Rehders to gohn. Dat höör bi uns to Wiehnachten, he wohn jo ok man dree Hüser wiederlang. Wi Göörn müssen aver eerst mol no Bruno un Elfriede, wi weern neeschierig wat de Wiehnachtsmann dor afflevert harr. Bruno harr jüst son Scheetgewehr kreegen as Uwe. As wi dor seeten un vertelln, ziel Bruno op de schöönste Dannboomkugel un schööt ehr aff. Se flöög in Dusend Stücken ut'neen. Sien Modder wöör füünsch un schimp as dull. Dor sind wi utneiht un hebbt uns op de Stroot utschütt vör Lachen.
Un uns Opa hett sik ok doröver amüseert un höögt. Mien Broder kreeg aver glieks Bescheed, dat uns Dannboomkugeln tabu weern. Dor hett he sik an hooln.
Weihnachten 1938
Weihnachten kommt immer näher, auch wenn ich das nicht wahr haben möchte, aber die Zeit rast an mir vorbei. Es wird höchste Zeit, an Geschenke zu denken. Dabei fällt mir ein, was ich 1938 von meinem Vater bekam. Es war nur ein kleines Buch mit kurzen Geschichten, die ich nach eineinhalb Jahren Schule selbst lesen konnte. Das Buch hatte den Titel: Warum der Zwetschgenbaum immer Streit anfängt. Und der Zwetschgenbaum das bist du.
sagte er zu mir.
Ich muss wohl ein kleiner Streithammel
gewesen sein. Das war mir gar nicht bewusst, aber als Küken in der Familie hatte ich es auch nicht immer leicht. Alle wollten mich erziehen und ich hatte doch meinen eigenen Kopf. Das hat wohl nicht immer zusammengepasst.
Mein Bruder bekam in diesem Jahr ein Schießgewehr. Abgeschossen wurde ein Holzbolzen mit einem Gummipfropfen drauf. Das war ja was Tolles. Die Bescherung hatten wir schon hinter uns, denn der Entenbraten war noch nicht gar und kross genug.
Lasst uns man ein Wettschießen machen.
Die Zielscheibe wurde in der besten Stube an den Esstisch gelehnt und wir lagen mit alle Mann auf dem Fußboden. Die Schiebetür zum Wohnzimmer war offen und so hatten wir genug Platz. Einer nach dem anderen kam an die Reihe. Als unsere Mutter schießen sollte, sagte unser Vater zu ihr: Du drückst das falsche Auge zu.
Wieso - welches sollt ich denn zudrücken?
fragte sie Das Hintere
, kam als Antwort. Unsere Mutter konnte vor Lachen nicht zielen und schoss an der Zielscheibe glatt vorbei.
Wonach riecht es hier eigentlich?
fragte einer von uns. Huch, meine Ente,
rief meine Mutter und sauste in die Küche. Die Ente war gar und richtig schön braun und kross. Die Soße wurde angedickt, unser Vater ging der Ente mit der Geflügelschere zu Leibe, wir holten den Rotkohl und die Kartoffeln aus dem Bett, wo sie zum Warmhalten deponiert waren und dann ging das Essen los. Die krosse Haut war das Beste und die Soße ein Genuss. Als Nachtisch gab es wie in jedem Jahr Schaumpudding mit Vanillesoße.
Nach dem Essen war es Zeit zu Opa Rehders zu gehen. Das gehörte an Weihnachten zur Tradition, er wohnte ja auch nur drei Häuser von uns entfernt. Wir Kinder gingen vorher zu Bruno und Elfriede, wir waren neugierig, was der Weihnachtsmann dort abgeliefert hatte. Bruno hatte genau so ein Gewehr bekommen wie Uwe. Als wir dort saßen und erzählten, zielte Bruno auf die schönste Tannenbaumkugel und schoss sie ab. Sie flog in tausend Stücke auseinander. Seine Mutter war wütend und schimpfte fürchterlich.
Da sind wir abgehauen und haben uns auf der Straße ausgeschüttet vor Lachen. Unser Opa hat sich köstlich darüber amüsiert.
Uwe bekam Bescheid, dass unsere Kugeln für ihn tabu waren. Daran hat er sich gehalten.