Ooltjohrsobend 1987
As wi noch Kinner weern, ik güng noch nich no School, dor fiern uns Öllern den Ooltjohrsobend mit Schrot-Hannes un sien Ella un mit Onkel Gustav un Tante Bertha un Erwin. Dat güng de Reeg üm un dat Schöönste weer, wi Kinner dröffen mit.
Ditt Johr güng dat no Schrot-Hannes. Ik hopps un leep all vörut, bleev aver an dat Goorngitter stohn. Worüm geihst du nich rin?
froog Uwe, mien Broder. Dor sitt eener vör de Döör
, anter ik. Nu seh he dat ok. Intwischen weern uns Öllern un Grete, uns Süster, ok rankomm'n. All keeken wi op dat Ungetüm vör de Döör. Uns Vadder snack em an, aver he röög sik nich.
Tante Ella harr uns höört un mook de Döör los. Huch, wat sitt hier denn?
reep se. Denn mook se mehr Licht un dat Ungetüm weer een Sack mit wat ünner. Eerstmol rop op den Flur un den Sack hendol. Rut keem een verdröögte Palm mit'n Zettel an:
Frohes Neues Jahr wünschen eure Kinder
.
Jedereen weet, dat Schrot-Hannes un Ella gor keen Kinner hebbt. Wieldes keemen de Timmschen an. As Tante Bertha de Palm seh, füng se an to lachen. Denn sä se: Dat is Bertha Brandt ehr, de hett se ut Versehn mit Essig begoten.
Nu lachen wi all un beslooten, dat Ding mutt wedder hin.
Erwin hool sienen Blockwogen her. De Palm wöör fein wedder inpackt, rop dormit un los no'n Ohlenhoff. Wi veer Kinner harrn wat to doon. Bi Brandt sliekern wi uns dörch'n Goorn un stelln de Palm vör de linke Doppeldöörhälfte. Denn versteeken wi uns achter dat muurte Gelänner ünner de Rhododendron-büscher. Uwe müß eerst bimmeln un sprüng denn achter uns ran. De rechte Döör güng op, Irma keek rut un reep: Dor is gor keener!
Wi in uns Versteek prusten un lachen, aver Irma harr de Döör wedder tomookt. Uwe stell nu de Palm vör de rechte Döör un bimmel ton tweten Mol. Wedder mook Irma de Döör los un kriesch: Mama, Mama- kumm gau her - de dösige Palm is all wedder dor. Dor kunn uns nix mehr hooln, wi suusen dörch den Goorn aff un trüch no Schrot-Hannes.
Nodem wi allns vertellt harrn, sä Onkel Hannes to mi. Inge, wi wöllt wat singen, sloo mol wat vör.
Ik överlegg nich lang , denn Onkel Hannes harr vöriges Johr bi uns ‘n Couplee von Reuter sungen, dat mi goot gefulln harr. Wat wüß ik mit mien fiev Johr, wat dat för'n Leed weer. Un denn segg ik : Sing doch mol dat Leed - da fielen die Blusen , die Kleider!
Onkel Hannes weer baff - he kunn nix mehr seggen. Mien Öllern, Onkel Gustav, Tante Bertha un Tante Ella füngen fürchterlich an to lachen un kunnen sik gor nich wedder inkriegen. Dat kunn ik nu överhaupt nich begriepen
ji villicht? Ach soo — ji kennt dat Leed!
Silvester feiern
Als wir noch Kinder waren, ich ging noch nicht zur Schule, feierten unsere Eltern Silvester mit Schrot-Hannes und seiner Frau Ella sowie Onkel Gustav mit Tante Berta und Erwin. Das ging reihum und das Schönste war, wir Kinder durften mit.
In diesem Jahr war Schrot-Hannes an der Reihe. Ich hopste und lief voraus, blieb aber am Gartenzaun stehen. Warum gehst du nicht rein
, fragte mein Bruder Uwe. Da sitzt einer vor der Tür
, sagte ich. Nun sah er das auch. Inzwischen waren meine Eltern und unsere Schwester Grete herangekommen. Alle guckten wir auf das Ungetüm vor der Tür. Unser Vater sprach es an, aber es rührte sich nicht.
Tante Ella hatte uns gehört und machte die Tür auf — Huch, was sitzt hier denn?
rief sie. Dann machte sie mehr Licht und das Ungetüm war ein Sack mit was drin. Erstmal damit auf den Flur und den Sack herunter. Es kam eine vertrocknete Palme mit einem Zettel dran zum Vorschein:
Frohes Neues Jahr wünschen eure Kinder
stand auf dem Zettel. Jeder weiß, dass Ella und Hannes keine Kinder haben. Indessen waren die Timmschen angekommen. Als Tante Berta die Palme sah, fing sie an zu lachen und sagte: Die gehört Berta Brandt, sie hat sie versehentlich mit Essig gegossen.
Nun lachten wir alle und beschlossen, die Palme muss wieder zum Ohlenhof.
Erwin holte seinen Blockwagen — die Palme wurde wieder schön eingepackt und los ging es zum Ohlenhof. Wir Kinder hatten etwas zu tun. Bei Brandt schlichen wir durch den Garten und stellten die Palme vor die linke Doppeltürhälfte. Dann versteckten wir uns hinter dem gemauerten Treppengeländer unter den Rhododendrenbüschen. Uwe musste erst klingeln und kam dann schnell zu uns runter. Die Tür ging auf und Irma rief: Da ist gar keiner!
und machte die Tür wieder zu. Wir in unserem Versteck prusteten und lachten. Uwe stellte die Palme nun vor die rechte Türhälfte und klingelte zum zweiten Mal. Wieder machte Irma die Tür auf und kreischte los: Mama. Mama komm’ schnell her, die doofe Palme ist schon wieder da!
Da konnte uns nichts mehr halten, wir sausten durch den Garten ab und liefen schnell wieder zu Schrot-Hannes.
Nachdem wir alles erzählt hatten, sagte Onkel Hannes zu mir: Inge, wir wollen was singen, schlag mal was vor.
Ich überlegte nicht lange, denn Onkel Hannes hatte im vorigen Jahr bei uns ein Couple von Otto Reutter gesungen, das mir gut gefallen hatte. Was wusste ich mit meinen fünf Jahren, was für ein Lied das war. Und ich sagte: Sing doch mal das Lied — da fielen die Blusen und Kleider.
Onkel Hannes war baff, er konnte gar nichts mehr sagen. Meine Eltern, Onkel Gustav und Tante Berta und Tante Ella brachen in ein Gelächter aus und konnten sich nicht wieder beruhigen. Das konnte ich überhaupt nicht begreifen — ihr vielleicht?? Ach soooo — ihr kennt das Lied!