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Vierzig Jahre später

Neulich bekam ich eine Einladung. Vierzig Jahre nach ihrer Schulentlassung wollten sich ehemalige Klassenkameraden treffen. Mein Vater war einige Jahre ihr Klassenlehrer gewesen. Da dieser aber schon vor Jahren verstorben war, luden sie mich dazu ein.

Als ich ankam, waren sie schon dabei, aus alten Zeiten zu erzählen. Einige erkannten sich nicht wieder. Die meisten Fragen waren: Wer bist du? Wo lebst du? Womit verdienst du dein Geld? Hast du schon Enkelkinder? Ein buntes Durcheinander ergab die Fragerei. Sie hatten sich teilweise vierzig Jahre lang nicht gesehen, waren als Jungs und Deerns auseinander gegangen und sahen sich nun mit grauen Haaren wieder. Es gab ein Hallo und viel Lachen. Sie freuten sich alle, dass von den achtundfünfzig Klassenkameraden — so groß waren die Klassen damals wirklich — achtundvierzig Fünfundfünfzigjährige gekommen waren.

Ich freute mich, dass ich dabei sein durfte, obwohl ich doch gar nicht dazu gehörte. Ich habe ihnen wieder ins Gedächtnis gerufen, wie das war, als 1945 die Schule wieder anfing nach dem Krieg.

Mein Vater war, wie gesagt, ihr Klassenlehrer. Er hatte aber noch zwei andere Klassen auch mit circa 60 Kindern. Damals gab es in Garstedt nur ein Schulgebäude und in dem war auch noch die Mittelschule untergebracht. Mein Vater hatte jeden Tag neun Unterrichtsstunden und am Sonnabend fünf. Das sind fünfzig Stunden in der Woche. Wie soll ich den Kindern das Wichtigste beibringen? Ich kenne sie nicht mal alle mit Namen. Was soll aus diesen Kindern bloß werden? Das war seine größte Sorge.

Wenn er Klassenarbeiten schreiben ließ, saßen wir beide abends zusammen — er und ich — und haben sie nachgesehen. Ja, ich habe ihm geholfen, so gut ich konnte. Er alleine hätte das nicht geschafft. Er war oft müde und verzweifelt. Als dann aber Lehrer angestellt wurden, die aus dem Krieg, aus der Gefangenschaft oder von der Flucht aus dem Osten kamen, da bekam er wieder Mut. In dieser Zeit hatte er dreißig Pfund abgenommen und wog gerade noch ein Zentner. Am Ende meines kleinen Vortrags habe ich gesagt: Mir scheint, dass aus euch, seinen Sorgenkindern, doch etwas geworden ist.

Damit hatte ich sie in alte Zeiten versetzt und nun ging es erst richtig los. Was hatten sie alles in der sogenannten schlechten Zeit erlebt. Was hatten sie teilweise für weite Schulwege gehabt, vier bis fünf Kilometer und dann zu Fuß im Sommer und auch im Winter, bei Regen und Schnee. Und was hatten sie für Schuhzeug — was hatten sie überhaupt anzuziehen gehabt. In der Schule war es kalt. Die Handschuhe wurden nur beim Schreiben ausgezogen und die Pudelmütze blieb auf dem Kopf.

Es war eine ganz böse Zeit damals. Heute lachten sie darüber und kamen ins Erzählen. Was hatten sie alles erlebt und was hatten sie ausgefressen. Wie viel Spaß hatten sie trotz allem gehabt. Das Leben damals war nicht einfach, es war schwer, aber sie haben es nicht gemerkt, sie kannten kein besseres.Wenn man das heute den Kindern erzählt, dann glauben sie es meist nicht — sie verstehen es einfach nicht. Kann mir jemand ein Kind zeigen, dass täglich acht bis zehn Kilometer zu Fuß zur Schule geht? Ich kenne keins.

Von den vielen Geschichten, die ich bei diesem Treffen zu hören bekam, will ich ein anderes Mal erzählen, sie sind teilweise nicht mehr möglich, also schon Historie.


  • Autorin: Inge Hellwege, 9. September 2013
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