Italiensche Plüüschappels
Dat weer in September 1948. Wi kunnen in de Harvstferien von de School ut veertein Doog no Sylt int Schoollandheim von de Hamborger Bismarckschool fohrn. Ik wull geern mit un mien Öllern wulln mi dat ok betohln. Man ik wull geern een lange nee Büx hebben un een Blus dorto, aver dorför harrn se eenfach dat Geld nich.
Mien Modder sä to mi: Wenn du uns Pfirsich verköffst, kannst du dat Geld hebben un di de Soken köpen.
Wo schull ik de verköpen? Ik harr een Idee. An Dünnersdad weern wi von de School ut to een Utstellung in Platen un Blomen. Ik pack mi twee schööne Pfirsich in un heff se op de ganze Utstellung bi mi hatt. Dorno bin ik non Neen Wall gohn no dat Delikatessengeschäft Heimerdinger.
Eerst heff ik mi de Pfirsich, de se dor ton Verköpen harrn, int Schaufenster ankeken un denn bin ik rin gohn. Een Verköpersch froog mi, wat ik hebben wull. Ik anter: Gor nix, ik will Pfirsich verköpen.
Se keek mi scheef an un meen, son Pfirsich as se dor harrn, son kunn ik gor nich hebben! — Doch, mien sid veel beter ut as de hier.
Un denn kreeg ik mien Pfirsich ut de Tüüt. De Verköpersch kreeg groote Oogen un hol gau ehrn Chef. De nemm mien Pfirsich in de Hannen un froog, wo ik de denn her harr. De wasst bi uns inn Goorn
, anter ik. He wull weten, wieveel ik denn ann Freedag Morgen bringen kunn. Dat weet ik nich, ik heff noch nie Pfirsich wogen — aver eenen grooten Spoonkorff vull, kann ik Morgen fröh bringen.
— Morgen fröh halv neegen mütt se hier sien
geev he mi to Antwort. Dat weer uns Verdrag.
Annern Morgen weern mien Modder un ik pünktlich bin Loden. Mien Modder bleev buten un harr mien Schooltasch bi sik. Ik güng rin un de Chef keem op mi to un freu sik, dat ik Wort holen harr. Glieks wöör op een Töller von de Pfirsich een Pyramide opbaut un int Fenster stellt. Ik kunn mien Modder sehn, de dorvör stünn, un se lach as dull. Ik hannel mit den Chef den Pries ut un kreeg 1,20 D-Mark för dat Pund. Dat weer veel Geld, denn ik harr 34 Pund bröcht. Dorför kreeg ik wiss een Büx.
As ik vör de Döör keem un no mien Modder güng, lach se jümmers noch un zeig int Fenster. Dor harrn se an den Töller mit de Pfirsich een Schild opstellt un dorop stünn: Italienische Pfirsiche Pfund 1,50 D-Mark.
Nu müss ik ok lachen.
An neegsten Dag, dat weer een Sünnobend, bin ik no de School noch mol no Heimerdinger gohn. Ik wull weten, ob se de Pfirsich los woorn weern. De Chef keem mi all entgegen un froog, wieveel ik denn hüüt bi mi harr. He weer trurig, he harr geern noch welk hatt, denn ann Freedag Meddag weern de Pfirsich all verköfft west. An Mondag heff ik denn noch mol welk hin bröcht und at Geld dorför reck för de Bluus, de ik so geern hebben wull. Mehr geev dat nich, de Boom weer leerplückt un de Reis no Sylt kunn los gohn.
Italienische Pfirsiche
Es war im September 1948. Wir durften in den Herbstferien ins Schullandheim auf Sylt der Hamburger Bismarckschule fahren. 14 Tage Sylt! Ich wollte auch gern mit und meine Eltern wollten es auch für mich bezahlen. Aber ich wünschte mir dafür eine neue Hose mit passender Bluse dazu. Aber dafür hatten sie das Geld nicht.
Meine Mutter sagte zu mir: Wenn du unsere Pfirsiche verkaufst, kannst du das Geld haben und dir die Sachen kaufen
. Wo sollte ich die denn verkaufen? Ich hatte eine Idee. An einem Donnerstag hatten wir von der Schule aus eine Ausstellung in Planten un Blomen zu besichtigen. Ich packte mir zwei schöne Pfirsiche ein und habe sie auf der ganzen Ausstellung bei mir gehabt. Danach bin ich zum Neuen Wall gegangen zum Delikatessenhändler Heimerdinger.
Erst habe ich mir die Pfirsiche, die sie im Schaufenster zum Verkauf ausgestellt hatten, angesehen und bin dann hineingegangen. Eine Verkäuferin fragte mich, was ich denn haben möchte. Ich antwortete: Gar nichts. Ich möchte Ihnen Pfirsiche verkaufen
. Sie guckte mich schief an und meinte, solche Pfirsiche, wie sie zum Verkauf hätten, könnte ich gar nicht haben. — Doch, meine sind viel besser als Ihre im Schaufenster.
Und dann holte ich die Pfirsiche aus der Tüte. Die Verkäuferin machte große Augen und holte sofort ihren Chef. Der nahm meine Pfirsiche in die Hand und wollte wissen, wo ich die her hätte. Die wachsen bei uns im Garten.
Nun wollte er wissen, wie viele ich ihm denn am Freitagmorgen bringen könnte. Das weiß ich nicht, ich habe noch nie welche gewogen, aber ich kann Ihnen morgen früh einen großen Spankorb voll bringen
. Morgen früh halb neun müssen sie hier sein
, gab er mir zur Antwort. Das war unser Vertrag.
Am anderen Morgen waren meine Mutter und ich pünktlich vor der Ladentür. Meine Mutter blieb draußen und hatte meine Schultasche bei sich. Ich ging in das Geschäft und der Chef kam auf mich zu und freute sich, dass ich Wort gehalten hatte. Sofort wurde auf einem Teller eine Pyramide aus meinen Pfirsichen aufgebaut und ins Schaufenster gestellt. Ich konnte meine Mutter, die davor stand, sehen und sie lachte vergnügt in sich hinein. Ich verhandelte mit dem Chef um den Preis und bekam 1,20 D-Mark für das Pfund. Das war viel Geld denn, ich hatte 34 Pfund gebracht. Dafür bekam ich bestimmt eine Hose.
Als ich dann aus der Tür kam und zu meiner Mutter ging, lachte sie immer noch und zeigte auf den Teller im Fenster. Inzwischen hatten sie ein Schild an den Teller gestellt und darauf stand: Italienische Pfirsiche — Pfund 1,50 D-Mark.
Nun musste ich auch lachen.
Der nächste Tag war ein Sonnabend und ich ging nach der Schule noch mal zu Heimerdinger, weil ich wissen wollte, ob sie die Früchte auch verkaufen konnten. Der Chef kam mir gleich entgegen und fragte, wie viel ich denn heute dabei hätte. Er war traurig, denn er hätte gerne noch welche gehabt. Die Pfirsiche waren am Freitag-Mittag schon alle verkauft gewesen, sagte er mir.
Am Montagmorgen habe ich ihm dann noch mal welche gebracht — nicht so viel, aber das Geld dafür reichte für die Bluse, die ich so gern haben wollte. Mehr gab es nicht, denn der Baum war inzwischen leergepflückt und die Reise nach Sylt konnte losgehen.