Tante Meier
För jeden Plattdüütschen is Tante Meier, wat för de Hochdüütschen de Steed is, wo de Kaiser to Foot hin geiht. Nu weet ji all, wat ik meen.
Wi hebbt in dit Johr dree Reisen mookt. Eerst weern wi in'n Ost-Harz, den wi fröher jo nich bereisen kunnen, dorno weern wi in Danzig un Masuren also in Polen, un toletzt weern wi in USA. Wat dat mit Tante Meier to doon hett? Paß mol op!
In'n Ost-Harz weern wi in Quedlinburg ünnerbrööcht un harrn all een Zimmer mitt Bad un WC, as dat jümmers heet. Op uns Tourn dörch den Harz bit no Naumburg harrn wi veel antokieken — aver 'n Tante Meier weer'n rarer Artikel. Mol hebbt wi in een historischen Gasthoff merden in de Stadt mit föfftig Mann to Meddag eten, un dor weer tatsächlich bloß een Tante Meier för Froons- un Mannslüüd. Dat kann man meist nich glöven, aver dat weer so. Goot — dat geev nix in de DDR, dat weet wi jo - aver een Tante Meier in een grootet Lokol, dat schient mi ok för de DDR 'n beten to wenig.
In Polen weer dat nich ganz so slimm för uns. Wenn wi ünnerwegens weern, fünn sik licht een Holt, wo sik Mannslüüd no links un de Froonslüüd no rechts in de Büscher sloon kunnen. Ok bi Besichtigungen harrn wi meist 'n Möglichkeit Tante Meier to besöken, wenn dat ok nich jümmers op'n letzten Stand un ok nich jümmers ganz rein weer. Aver dat güng allns.
De letzt Reis güng no USA. Wi weern noch nie dor west, dat weer för uns absolutes Neeland. Uns Dochder harr uns vertellt, dat Tante Meier dor Restroom heet. Wenn man dat översett, is dat een ganz plausibeln Nomen: Dor warrt de Rest afflevert, so eenfach is dat.
Eerst weern wi twee Doog in San Francisco, un de Froog no'n Restroom stell sik nich, weil dor, wo wi hinfohrn, jümmers welk weern. Denn güng dat per Auto no Süden an de Küst lang no Monterey. Von dor föhrn wi no Osten un no Süden dörch de Wüste no Phönix in Arizona. Dat weern üm un bi 2000 Kilometers. Op jede Tankstell, jeden Rastplatz un jeden Picknickplatz findst du een Restruum. Den goden Geist, de dat reinhölt, hebbt wi nich sehn. Dor weern saubere Waschbecken, Papierhanddöker, Seep, blanke Speegels — allns jümmers as grood opkloort. Kiek un deshalv wull ik mol dorvon vertelln.
As wi denn in Chandler bi Phönix, wo uns Frünnen wohnt, mit ton Inköpen güngen in eenen ganz gewöhnlichen Supermarkt, dor weer dat genau so. In jeden grötteren Loden is een Restruum. Dor mußt nich no froogen. Du bruukst ok nix köpen, aver den Restruum kannst du överall benutzen.
Ik wull dat weer in Düütschland ok so. Wenn du hier in Not bist un froogst, sleit di dat wohl nüms aff, aver froogt denn geern dorno? Nülich weer ik mol in son Situatschon, un dor wöör mi een Slötel uthändigt, sünst kunnen jo Lüüd von de Stroot dor hingohn!—
Wat mööt de Amis bloß denken, de bi uns to Besöök kommt. Un wenn de denn wieder no Osten reist un schöllt dor sogor achtern Busch! — Gor nich uttodenken. Dor wo wi in USA op de Landstrooten oder Highways, as se dor heet, ünnerwegens weern, geev dat links un rechts bloß Wüste mit'n Barg Kakteen aver keen Büscher. Dor kümmt nüms op den Gedanken sowat to doon, weil jede Restruum för jeden to bruken is.
Ik glööv mien Lesers grient all över dat, wat ik to Papier brööcht heff. Wer schrifft denn schon över Tante Meier. Ik heff't doon, weil dat ok mol seggt warrn mutt.
Tante Meier
Für jeden Plattdeutschen ist Tante Meier die Stätte, die für die Hochdeutschen der Ort ist, wo der Kaiser zu Fuß hingeht. Ich glaube, nun wissen alle wovon ich erzählen möchte.
Auf einer Reise in den Ostharz waren wir in Quedlinburg und hatten alle ein Zimmer mit Bad und WC, wie das immer so heißt. Auf unseren Touren durch den Harz bis nach Naumburg hatten wir viel zu besichtigen — aber eine Tante Meier
war ein rarer Artikel. Einmal haben wir in einem historischen Gasthaus mitten in der Stadt mit 50 Personen zu Mittag gegessen. Dort fanden wir tatsächlich nur ein WC für Männer und Frauen. Das kann man fast nicht glauben, aber es war so. Gut — es gab in der ehemaligen DDR vieles nicht, das wissen wir ja, aber ein WC für so ein Lokal, das scheint mir, ist für die DDR selbst ein bisschen zu wenig.
In Polen war es nicht ganz so schlimm für uns. Wenn wir auf Tour waren, fand sich leicht ein kleiner Wald, wo sich Männer und Frauen nach links oder rechts in die Büsche schlagen konnten. Auch bei Besichtigungen hatten wir meist eine Gelegenheit ein WC zu benutzen, wenn das auch meist nicht auf dem letzten Stand und auch nicht immer ganz sauber war, aber es ging alles gut.
Unsere dritte Reise im selben Jahr ging in die USA. Wir waren noch nie in den Staaten gewesen, es war für uns also absolutes Neuland. Unsere Tochter hatte uns erzählt. dass das WC dort Restroom heißt. Wenn man das übersetzt, ist es ein ganz plausibles Wort. Dort wird der Rest abgeliefert, so einfach ist das.
Erst waren wir zwei Tage in San Francisco, und die Frage nach einem Restroom stellte sich nicht, weil immer welche vorhanden waren. Dann ging es per Auto an der Küste entlang nach Monterey. Von dort fuhren wir nach Osten und nach Süden durch die Wüste nach Phönix in Arizona. Das war so ungefähr eine Strecke von 2000 Kilometer. Auf jeder Tankstelle, auf jedem Rastplatz oder Picknickplatz findet man einen Restroom. Den guten Geist, der diese sauber macht, haben wir nicht gesehen. Da waren saubere Waschbecken, Papierhandtücher, Seife, blanke Spiegel — alles picobello sauber, als wenn gerade sauber gemacht worden ist. Das hat mich so begeistert und deshalb schreibe ich diese Geschichte, das musste ich einfach mal erzählen.
Als wir dann in Chandler bei Phönix, wo unsere Freunde zu Hause sind, die diese Reise mit uns machten, mit zum Einkaufen gingen in einen gewöhnlichen Supermarkt, da fanden wir auch solchen Restroom. In jedem größeren Laden, in jedem Restaurant ist das so — du musst nicht fragen, ob du ihn benutzen darfst. Auch wenn du nichts kaufst oder dort nichts isst, den Restroom darf jeder überall benutzen.
Ich wollte, das wäre in Deutschland auch so. Wenn du hier in Not bist und danach fragst, schlägt man dir das hoffentlich nicht ab — aber fragt man denn gern danach? Neulich war ich mal in einer solchen Situation, und da wurde mir ein Schlüssel ausgehändigt, sonst könnten ja Leute von der Straße das WC benutzen!
Was mögen den Amis wohl für Gedanken durch den Kopf gehen, wenn sie bei uns zu Besuch sind. Und wenn sie dann noch weiter nach Osten reisen und sollen dort hinter einen Busch! — Da wo wir in den USA auf den Landstraßen oder Highways unterwegs waren, gab es links und rechts nur Wüste mit vielen hohen Kakteen, aber keine Büsche! — Da kommt niemand auf die Idee — es gibt überall Restrooms für jedermann.
Ich glaube, meine Leser grinsen sich eins, wenn sie gelesen haben, was ich zu Papier gebracht habe. Wer schreibt denn auch über Tante Meier
. Ich habe es getan, weil das auch mal gesagt werden muss.