© Copyright by Erinnerungswerkstatt Norderstedt 2004 - 2024
https://ewnor.de / https://www.erinnerungswerkstatt-norderstedt.de
Ausdruck nur als Leseprobe zum persönlichen Gebrauch, weitergehende Nutzung oder Weitergabe in jeglicher Form nur mit dem schriftlichem Einverständnis der Urheber!
 zurück zur Normalansicht 

Över dat Smöken

Nülich snacken wi mol von't Smöken wenn man kribbelig is. Wenn man wat achter sik bröcht hett, dat veel Möh un Sweet kost hett, un man dorno geern een smöken müch. Dat is egol, ob dat een Piep, een Zigarr oder een Zigarett is. De Jieper op son Glimmstengel kennt jede Smöker.

Int vörige Johrhunnert weer dat nich ungewöhnlich, wenn den Gast een Piep anboden wöör; ok de Froonslüüd langen denn no de Piep. No'n godet Eeten güng de Zigarrnkist un ok een Kist mit Zigaretten rund, un jeder nemm sik, wat he müch. Un hüüt? Hüüt is smöken nich mehr in. Wer smöken will, bringt sik sien Glimmstengels mit un froogt, ob he sik een ansteeken dröff. Dat kann ween, dat de Huusfro dat afflehnt.

Siet een poor Johrn gifft dat in Amerika mehr Dischen in een Wirtshuus för Nichroker, un bi uns warrt dat ok all Mood. Aver könnt ji ju een Kneipe ohne Tabacksqualm vörstelln? Nich dat mi dat fehlt — in Gegendeel, hüüt bin ik froh, wenn dor keener is, de sik son Sargnogel int Gesicht stickt. Dorbi heff ik fröher ok mienen Deel in de Luft pust un nich so knapp. Aver dat heff ik achter mi, ik heff mien Quantum weg.

As mien Mann 1949 ut Rußland no meist fiev Johr Gefangenschoop no Huus keem un sik in de S-Bohn een PapirossaDie Papirossa (von polnisch papieros, Papierchen) ist eine Zigarettenart, die heutzutage überwiegend in den Nachfolgestaaten der Sowjetunion hergestellt und konsumiert wird. ansteeken dee — kloor in Nichrokeraffdeel — hett keener wat seggt. Jeder kunn sehn, woher he mit sien Holtkoffer vull Zigaretten keem.

Doch dat geev den Striet dormols all — roken in de Bohn — jo oder nee. Noch leger weer dat in de slechte Tiet also vör de Währungsreform 1948. Wer dormols een Stück Land harr, plant Toback an. Wi harrn ok een Plantoosch. Uns Onkel Gustav kreeg sienen Deel, he harr dat Land dorför hergeven. De Toback wöör hööd, oornt un op'n Band optrocken un op'n Böhn dröögt. Denn brööch mien Vadder em no sienen Vetter in Hamborg, de weer Tobackmeister bi KyriaziKyriazi (Kyriazi Frères) war ein griechisch-ägyptischer Tabak- und Zigarettenhersteller. Produziert wurden die Marken Aris, Astra, Conqueror Extra, Egyptica, Emir, Ferik, Finas, Ideal, Imperatore, Neptune, Special und Zenith. Neoklis Kyriazis, der Sohn von George Kyriazis, wurde später Mediziner und beschäftigte sich mit den Folgen den Tabakkonsums.. Dor wöör he sneeden ton Feinschnitt un ok een beten fermenteert. Aver son Vetter harr jo nich jeder. Un all de Tobackplanters probeern, wie jüm de Toback an besten smecken dee. Un dat probeern se ok in de Bohn! Dat stünk — man kann dat nich beschrieven. Richdige Qualmwulken keemen ut de Affdeelen, wenn de Döörn opgüngen an Bohnhoff. De Bohn weer dormols jo ok vull, nich so as hüüt halv besett ok in de Hauptverkehrstiet. Un ik heff son lütten Vers beholn, de dormols in de Zeitung stünn:

All de Lüüd, de mi kennt
un mi mien Zigarr nich gönnt,
bruukt nich sitten un nich stohn
könnt to Foot no Barmbek gohn.

Recht harr de Mann — Zigarrn stinkt jo ok nich. Aver wenn dor eener Tobackstengels in de Piep smöökt un denn in de Bohn, denn kunnst dat Kotzen kriegen. Dor bleev di eenfach de Luft weg.

Du meenst, ik harr jo in den Nichroker stiegen kunnt — kloor. Aver du glöövst doch nich, dat dat dor nich stünk. No Sweet, Dreck — Seep un Sepenpulver weer Mangelware — nattet Tüüch un, seggt wi mol menschliche Ausdünstungen — dat weer noch slimmer. Un so besnacken wi jümmers vörher, wo stiegt wi hüüt in? Disse Probleme hebbt wi hüüt nich mehr — Gott sei Dank! In de Hochbohn dröff nich mehr smöckt warrn.

Aver ik kann mi de Welt ohne Toback eenfach nich vörstelln. Smöken is för veele Lüüd ok een Genuß. Un wenn dor son fienen Duft von een Havanna an dien Nees vörbitreckt — oder eener hett sien Piep ansteeken mit den besten Virginia — denn heff ik as utdeenten Smöker nix dorgegen — solang nich mien Gardien nich geel dorvon warrt.


Über das Rauchen

Neulich unterhalten wir uns über das Rauchen, wenn man ganz unruhig wird. Wenn man etwas hinter sich gebracht hat, was viel Mühe und Schweiß gekostet hat, und dazu gerne rauchen möchte. Es ist egal, ob das eine Pfeife, eine Zigarre oder eine Zigarette ist. Das Verlangen nach so einem Glimmstängel kennt jeder Raucher.

Im vorigen Jahrhundert war es nicht ungewöhnlich, wenn dem Gast eine Pfeife angeboten wurde; selbst die Frauen nahmen sich eine Pfeife. Nach einem guten Essen ging die Zigarrenkiste und auch eine Kiste mit Zigaretten rund, und jeder nahm sich, was er wollte. Und heute? Heute ist Rauchen nicht mehr in. Wer rauchen will, bringt sich seine Zigaretten mit und fragt, ob er sich eine anstecken darf. Es kann sein, dass die Hausfrau das ablehnt. Seit ein paar Jahren gibt es in Amerika in einem Lokal mehr Tische für Nichtraucher und bei uns wird das auch schon Mode. Aber können Sie sich eine Kneipe ohne Tabaksqualm vorstellen? Nicht dass mir das fehlt – im Gegenteil, heute bin ich froh, wenn da keiner ist, der sich einen Sargnagel ins Gesicht steckt. Dabei habe ich früher auch meinen Teil in die Luft gepustet, und das nicht zu knapp. Aber das habe ich hinter mir, ich habe mein Quantum weg.

Als mein Mann 1949 aus Russland nach fast fünf Jahren Gefangenschaft nach Hause kam und sich in der S-Bahn eine PapirossaDie Papirossa (von polnisch papieros, Papierchen) ist eine Zigarettenart, die heutzutage überwiegend in den Nachfolgestaaten der Sowjetunion hergestellt und konsumiert wird. angesteckt hat – selbstverständlich im Nichtraucherabteil – hat niemand etwas gesagt. Jeder konnte ja sehen, woher er mit seinem Holzkoffer voller Zigaretten kam.

Doch es gab den Streit damals schon – rauchen in der Bahn, ja oder nein. Noch schlimmer war es in der schlechten Zeit, also vor der Währungsreform 1948. Wer damals ein Stück Land hatte, pflanzte Tabak an. Wir hatten auch eine Plantage. Unser Onkel Gustav bekam dafür seinen Anteil, er hatte das Land dafür hergegeben. Die Tabakblätter wurden geerntet, sortiert, auf ein Band aufgezogen und auf dem Boden getrocknet. Dann brachte mein Vater die trockenen Blätter zu seinem Cousin nach Hamburg, denn der war Tabakmeister bei KyriaziKyriazi (Kyriazi Frères) war ein griechisch-ägyptischer Tabak- und Zigarettenhersteller. Produziert wurden die Marken Aris, Astra, Conqueror Extra, Egyptica, Emir, Ferik, Finas, Ideal, Imperatore, Neptune, Special und Zenith. Neoklis Kyriazis, der Sohn von George Kyriazis, wurde später Mediziner und beschäftigte sich mit den Folgen den Tabakkonsums.. Dort wurden sie geschnitten zu Feinschnitt und auch fermentiert. Aber so einen Cousin hat ja nicht jeder. Und alle Tabakpflanzer probieren, wie ihnen der Tabak am besten schmeckt. Und das probieren sie auch in der Bahn! Das stinkt derart, man kann es nicht beschreiben. Richtige Quellwolken kommen aus den Abteilen, wenn die Türen im Bahnhof aufspringen. Die Bahn war damals ja auch voll, nicht so wie heute halb besetzt, selbst in der Hauptverkehrszeit. Ich erinnere mich an so ein kleines Gedicht, das damals in der Zeitung stand:

Alle Leute, die mich kennen
und mir meine Zigarre nicht gönnen,
brauchen nicht sitzen und nicht steh'n
können zu Fuß nach Barmbek geh'n.

Recht hat der Mann, Zigarren stinken ja auch nicht. Aber wenn da jemand Tabakstängel in der Pfeife raucht und dann auch noch in der Bahn, dann kann einem übel werden. Da beleibt dir einfach die Luft weg.

Sie meinen, ich hätte ja einfach in ein Nichtraucherabteil einsteigen können? Klar! Aber Sie glauben doch nicht, dass es dort nicht stinkt. Nach Schweiß, Dreck – Seife und Seifenpulver ist Mangelware – nasses Zeug und, sagen wir mal menschliche Ausdünstungen – das ist noch schlimmer. Und so besprechen wir immer vorher, wo steigen wir heute ein? Das Problem haben wir heute nicht mehr – Gott sei Dank! In der Hochbahn darf nicht mehr geraucht werden. Aber so ganz ohne Tabak kann ich mir die Welt einfach nicht verstellen. Rauchen ist für viele Leute ein Genuss. Und wenn da so ein feiner Duft von einer Havanna an deiner Nase vorbeistreicht – oder jemand hat sich eine Pfeife angesteckt mit dem besten Virginia – dann habe ich als ehemalige Raucherin nichts dagegen – solange meine Gardinen nicht gelb davon werden.