Fröhstück in de Cafeteria
Nülich güng ik morgens dörch't Herold-Center, ik wull non Putzbüdel. As ik an son Cafeteria vörbi keem, seh ik dor een Fro sitten, de een Tablett vör sik harr. Dorop weer een Kaffeekann, een Tass, een Ei in Eierbeker, Botter un Marmelood un wat sünst noch to een anständiget Fröhstück höörn deit. De Fro kenn ik doch? Ik güng een poor Schreed trüüch un keek gau noch mol hen. Tatsächlich dat weer se. Dat kunn ik överhaupt mich begriepen. Se, de jümmers över de Lüüd schimpt hett, dat se sik tohuus nich sülven ehr Fröhstück moken deen, se seet dor vör ehr Fröhstückstablett un leet sik dat goot smecken. Na, ik güng wieder ‒ ik wull mi jo de Hoor opfrischen loten.
No'n Stünnstiet weer ik schier un mook mi wedder op'n Weg no Huus. As ik bi de Cafeteria vörbi keem, müss ik gau noch mol üm de Eck kieken. Se weer noch dor un lees in een Zeitung. Na, nu wöör ik neeschierig, güng an ehrn Disch un sett mi dol. Se keek hoch un freu sik, as se mi seh. Wi snacken von dit un dat, un opletzt heff ik ehr froogt, woso se grood hier sitten dee.
Ik kann begriepen, dat du di wunnerst
, meen se, dat is ganz eenfach to verkloorn. Kloor heff ik fix op de Lüüd schimpt, de hier jümmers sitt. Ik kunn dat eenfach nich verstohn. Ik heff jümmers seggt, dat dat tohuus doch veel beter smeckt. Dor is dat gemütlicher, kannst di dienen Disch fein decken, ok dorbi Zeitung lesen, as ik dat hier nu ok do. Ik heff jümmers glöövt de Lüüd leten tohuus dat Kaffeewoter anbrennen un de Speegeleier överkoken, oder se weern to fuul, sik dat Fröhstück sülven to mokem. Hüüt denk ik anners.
Mienen Mann heff jo nich mehr, he is all een Johr doot blewen un ik bin alleen. Mit keen schall ik snacken bi'n Fröhstück un diskuteern över dat, wat in de Zeitung steiht ‒ dor is keen mehr. Ik kann mi doch nich mit mi sülven strieden un wedder verdreegen ‒ ik bin alleen.
As ik mol wedder mark, dat ik mit mi sülven snacken dee, dor wöör ik woken. Ik heff de Kaffeemaschien affstellt un bin hierher gohn. Dor mark ik , hier weer Leven. Een geiht ‒ een kümmt ‒ hier is jümmers wat los. Ik goh tweemool de Week her un droop hier Lüüd, de ok alleen sind. Wi seggt uns Goden Dag un snackt 'n poor Regen. Männichmol sett sik ok een bi mi dol un denn klöönt wi 'n lütte Stünn. Un dat bruuk ik eenfach ‒ Menschen, de mit mi snackt. Hüüt hett dat wohl Kommunikäschon ‒ bi mi jümmers noch Klöönsnack. An meisten freu ik mi, wenn een kümmt, de mit mi platt snackt, so as ik dat mit mienen Mann doon heff.
Sühst du un nu warrt dat Tiet, dat ik no Huus goh. Ik will noch Fenster putzen. Ik heff fein mit di klöönt un nu geiht mi dat veel beter. Morgen deck ik mi den Kaffeedisch wedder tohuus un heff dat gemütlich. Lees mien Zeitung bi't Fröhstück genau as hier. Un denn freu ik mi ok, dat dor nüms is, de mi stöörn deit. Allns hett twee Sieden ‒ sogor dat Fröhstück. Tschüüß ok ‒ un veelen Dank, dat du mi tohöört hest.
Ik güng nodenklich no'n Parkplatz un sett mi in mien Auto. De Fro kunn ik goot verstohn, villicht beter as se ahnt. Ik heff jo mienen Mann noch, aver de is dagsöver nich tohuus, un ik heff ok nich jümmers een'n ton Snacken. Dat schall anners warrn ‒ de Fro lood ik mi mol ton Meddag in ‒ un denn klöönt wi so lang as wi möögt.
Frühstück in der Cafeteria
Neulich ging ich früh am Morgen durchs Herold-Center, ich wollte zum Friseur. Als ich an der Cafeteria vorbeiging, sah ich dort eine Frau sitzen, die ein Tablett vor sich hatte. Darauf war eine Kaffeekanne, eine Tasse, ein Ei im Eierbecher, Butter und Marmelade und was sonst noch zu einem anständigen Frühstück gehört. Die Frau kenn' ich doch? Ich ging ein paar Schritte zurück und guckte noch einmal genau hin. Tatsächlich das war sie. Das konnte ich überhaupt nicht begreifen. Sie, die immer auf die Leute geschimpft hat, dass sie ihr Frühstück nicht selbst zu Hause machen, die saß da vor ihrem Frühstück und ließ es sich schmecken. Ich ging weiter, ich wollte ja zum Friseur.
Nach einer Stunde war ich frisch frisiert und machte mich auf den Heimweg. Als ich an der Cafeteria vorbei kam, musste ich noch mal um die Ecke gucken. Sie war noch da und las in einer Zeitung. Na, nun wurde ich neugierig, ging an ihren Tisch und setzte mich einfach hin. Sie sah auf und freute sich, als sie mich erkannte. Wir klönten über dieses und jenes und zuletzt fragte ich sie direkt, wieso gerade sie hier säße.
;Ich kann begreifen, dass du dich wunderst
, meinte sie, das ist ganz einfach zu erklären. Klar, ich habe über die Menschen geschimpft, die hier immer sitzen. Ich konnte das einfach nicht verstehen. Ich habe immer gesagt, dass es zu Hause doch viel besser schmeckt. Da ist es viel gemütlicher und du kannst dir deinen Tisch fein decken, dabei die Zeitung lesen, wie ich es hier jetzt auch mache. Ich habe immer geglaubt, dass die Leute zu Hause das Kaffeewasser anbrennen und das Rührei überkochen lassen, oder sie waren zu faul, sich selbst etwas zu machen. Heute denke ich anders.
Meinen Mann habe ich ja nicht mehr, er ist schon über ein Jahr tot und ich bin allein. Mit wem soll ich klönen beim Frühstück und diskutieren über das, was in der Zeitung steht ‒ da ist keiner mehr. Ich kann mich doch nicht mit mir selbst streiten und wieder vertragen. Ich bin allein.
Als ich mal wieder merkte, dass ich mit mir selbst spreche, da wurde ich wach. Ich habe die Kaffeemaschine abgestellt und bin hierher gegangen. Da merkte ich, hier war Leben. Einer geht ‒ einer kommt ‒ hier ist immer etwas los. Zweimal in der Woche gehe ich hierher und dann treffe ich Menschen, die auch allein sind. Wir sagen uns guten Tag und reden miteinander. Manchmal setzt sich einer zu mir und dann klönen wir ein bisschen. Ich brauche das einfach ‒ Menschen, die mit mir reden. Heute heißt das wohl Kommunikation ‒ bei mir immer noch Klönsnack. Am meisten freue ich mich, wenn einer kommt und mit mir Platt snackt, so wie ich es mit meinem Mann immer getan habe.
Siehst du, und nun wird es Zeit, dass ich nach Haus gehe. Ich will noch Fenster putzen. Ich habe schön mit dir geklönt und nun geht es mir viel besser. Morgen decke ich mir den Kaffeetisch wieder zu Hause und habe es gemütlich, lese meine Zeitung in Ruhe beim Frühstück genau wie hier. Und dann freue ich mich, dass mich keiner stört. Alles hat zwei Seiten, sogar das Frühstück. Tschüüs und vielen Dank, dass du mir zugehört hast.
Ich ging nachdenklich zum Parkplatz und setzte mich ins Auto. Die Frau konnte ich verstehen. Ich habe meinen Mann noch, aber der ist tagsüber im Büro und ich habe auch niemand zum Reden. Das soll anders werden ‒ ich werde die Frau mal zum Mittagessen einladen und dann klönen wir ungestört und so lange wie wir mögen.