Krumme Hunnen
Dat is all döttig Johr her, dor kreeg uns Dochder een Auto. Nu müss jo ok glieks een Gorosch her, Platz harrn wi noog in uns Goorn. Uns Architekt mook een Teegnung. Se schull ok to uns Huus passen, man son Steen, as wi se hebbt von 1929 son duppeltbrennten Klinker, kunnst slecht kriegen.Wi bruken ok bloß 2000 Steen un dorvon warrt een Laster nich vull. Man geev mi den Root sülven op de anner Siet von de Elv to fohrn un mi een Tegelee to söken un dor no son Steen to frogen. Villicht hebbt se dacht, dat ik nich dorhin fohrn wöör, aver ik bin losfohrt. Mien Modder heff ik mit nohmen, dormit ik nich so alleen ünnerwegens weer.
Wi fohrn dörcht oole Lann bi schönet Wedder un leeten uns ok Tiet. Wi harrn dat jo nich illig. Achter Stood (Stade) frogen wi mol no den Weg un kreegen ok Utkunft. Wi schulln no Drochtersen fohrn un denn över den Diek, denn de Tegelee leeg int Vörland. Na, denn man to. De Stroot över den Diek fünnen wi, un ik mit'n Swung dorop un denn nix wie op de Brems, weil de Stroot dor eenen Knick mook un denn güng dat furts wedder den Diek hendol. Hett allns klappt - is nix passeert — aver verfeert heff ik mi düchdig.
De Tegelee kunnen wi all sehn un fohrn op den groten Platz bit an den Ingang. As ik utsteeg keem mi glieks een Mann in de Mööt un froog: Wat wullt du denn hier?
— Steen köpen,
anter ik. Ik verkloor em mien Problem. He güng an de Siet un hool 'n poor Steen von een opstopelten Hupen. De sind richdig in de Klöör un dat Moot kunn ok passen,
meen ik. Weest du wat dat is? Dat is Utschusswoor, de kannst nich verköpen, dat sind krumme Hunnen un de sind slecht to vermuurn,
verkloor he mi. Aver de passt,
meen ik, ik kööp de.
— Denn geihst du no Drochtersen int Büro, wenn du se hebben wullt, un denn loot di nich över 't Ohr haun mit eenen to hogen Pries. Kannst geern seggen, dat ik dat seggt heff.
Dor müss ik doch lachen.
Segg mol,
froog ik, kann ik mi de Tegelee mol von binnen bekieken?
Kloor, komm man rin
. Ik hool gau mien Modder ut Auto un denn güng de Besichtigung los. De Brennovens stoht in een ovalen Krink un all warrt se no eenanner nutzt. Is een vull mit Steenen packt, warrt de Ingang tomuurt, un das Füür ansteken. In den neegsten brennt dat Füür all un ok in den dorno. Bi den neegsten is dat Füür utstellt un nu mutt he affköhln. Ut een annern warrt de brennten Steen rutholt un de neegste kriggt nee Steen ton Brennen. Dat warrt allns von Hand mookt- dor gifft dat keen Maschien. Ik bin mit den Mann ok noch op de Ovens ropklattert. He mook mit een isern Hoken de isern Deckels von de Ovens los un ik kunn in dat Füür kieken. So wat harr ik noch nich sehn un weer glücklich, dat mi dat vergönnt weer.
As ik wedder ünnen weer un bi mien Modder stünn, keem een richdig swatten Neger — ik mutt dat so seggen — de sien langen, swatten, krusen Hoor mit dat Pulver von de Steen rotfarvt harr, mit een Schuufkoor an uns vörbi. Wi keeken ganz bestött un denn füngen wi all an to lachen. De ganze Belegschaft versammel sik üm uns rüm un amüseer sik mit uns över dissen Spooß. Ok de Swatte hett mit uns lacht un mit uns plattdüütsch snackt. Dat weer een Vergnögen an Vörmeddag. Denn heff mi op den Weg no Drochtersen mookt. Heff dor de Steen betohlt aver nich to düür un denn sind wi wedder no Gorstedt fohrt.
De Steen wöörn levert un nu schulln de Muurlüüd kommen. As de de Steen sehn, meenen se, dat sind krumme Hunnen, de muurt wi nich. De Chef hett jüm antert: Wenn ji nich wöllt, hool ik annere Muurlüüd.
Dor sind se anfungen un dat duur nich lang, dor mook jüm dat Spooß krumme Hunnen to vermuurn un freun sik wi schön dat utsehn dee.
As de Gorosch ferdig weer, sind disse Muurlüüd mit Frünnen oder Kollegen bi uns in Goorn west un hebbt jüm wiest, wie schön krumme Hunnen utsehn könnt.
Krumme Hunde
Es ist bereits 30 Jahre her, als unsere Tochter ihr erstes Auto bekam. Nun sollte das auch in einer Garage stehen. In unserem Garten hatten wir Platz genug. Unser Architekt machte eine Zeichnung. Vom Stein her sollte sie auch zu unserem Haus, Baujahr 1929, passen und das war ein Problem. Die Maße unserer Steine stimmten nicht mit den Maßen der damals gebrannten Steine überein. Steine wie unsere gab es noch vereinzelt und sie waren teuer, weil sie noch von Hand hergestellt wurden. Außerdem brauchten wir nur zweitausend Steine, und die füllten keinen Lastwagen.
Man gab mir den Rat, auf die andere Seite der Elbe zu fahren und mir eine Ziegelei zu suchen, die mir helfen konnte. Vielleicht hat man auch gedacht, dass ich das nicht machen würde. Aber ich bin losgefahren und habe meine Mutter mitgenommen, damit ich nicht allein unterwegs war.
Wir fuhren durchs Alte Land und ließen uns Zeit, wir hatten es ja nicht eilig. Hinter Stade bekamen wir auf unsere Frage nach einer Ziegelei den Rat, bei Drochtersen über den Deich zu fahren, denn die Ziegelei läge im Vorland. Wir fanden den Weg und auch die Straße über den Deich. Ich fuhr mit einem Schwung hinauf und stieg sofort in die Bremsen. Denn oben machte die Straße einen Knick und es ging sofort wieder den Deich hinunter. Hat alles geklappt, es ist nichts passiert — aber erschrocken habe ich mich gewaltig.
Die Ziegelei konnten wir schon sehen und fuhren auf den großen Platz bis zum Eingang. Als ich ausstieg, kam mir ein Mann entgegen und fragte: Wat wullt du denn hier?
Steen köpen
. gab ich zur Antwort. Ich erklärte ihm dann mein Problem. Er ging zu einem Stapel Steine und zeigte sie mir. Die sind genau richtig in der Farbe und die Maße könnten auch passen
, meinte ich. Er lachte und sagte: Weißt du, was das ist? Ausschussware, die man eigentlich nicht verkaufen kann. Sie heißen
Krumme Hunnen
, weil sie schwer zu vermauern sind.Aber sie passen, ich kaufe sie
, gab ich zur Antwort. Wenn du sie im Büro in Drochtersen bezahlst, lass' dich nicht über den Tisch ziehen mit einem zu hohen Preis. Kannst gern sagen, dass ich dir das geraten habe
. Da musste ich doch lachen.
Dann fragte ich ihn, ob ich mir die Ziegelei mal ansehen dürfte. Kloor!
Ich holte meine Mutter aus dem Auto und dann ging die Besichtigung los. Die Brennöfen standen dicht an dicht in einem ovalen Kreis und wurden nacheinander benutzt. War ein Ofen mit vorgetrockneten Ziegelsteinen von Hand vollgepackt, wurde er zugemauert und das Feuer gezündet. In den nächsten Öfen wurde schon gebrannt, nach der Brennzeit wurde das Feuer gelöscht und die Öfen mussten abkühlen. Aus einem abgekühlten Ofen wurden die Steine herausgeholt und auf dem Platz gestapelt und immer alles von Hand — es gab keine Maschinen. Dann machte mir der Mann den Vorschlag, mit auf die Öfen zu steigen. Oben angekommen, öffnete er mit einem eisernen Haken die eisernen Deckel und ich konnte in die Öfen hineinschauen. Das Feuer in den Öfen war mir unheimlich, aber ich war glücklich, dass ich mir das ansehen durfte.
Als ich wieder unten war und bei meiner Mutter stand, da ging ein Neger — ja ein Schwarzer — der seine krausen langen Haare mit dem roten Steinstaub gefärbt hatte — mit einer Schubkarre an uns vorbei. Wir starrten ihn entsetzt an und dann fingen wir an zu lachen. Die ganze Belegschaft kam herbei und amüsierte sich mit uns über den Spaß. Der Schwarze
hat mit uns gelacht und mit uns Plattdeutsch gesprochen. Das war ein Spaß am Vormittag — unvergesslich.
Dann haben wir uns auf den Rückweg gemacht. Im Büro habe ich die Steine bezahlt — nicht zu teuer — und wir sind wieder nach Garstedt zurück gefahren.
Die Steine wurden geliefert und nun sollten die Maurer ihre Arbeit tun. Als sie die Steine sahen, meinten sie, das sind Krumme Hunnen
, die vermauern wir nicht. Der Chef antwortete: Wenn ihr nicht wollt, hole ich andere Maurer.
Dann sind sie angefangen und es dauerte nicht lange, da machte es ihnen Spaß die krummen Hunde zu vermauern und freuten sich, wie gut die Mauer aussah.
Als die Garage fertig war, sind diese Maurer mit ihren Freunden oder Kollegen oftmals bei uns im Garten gewesen und haben ihnen gezeigt, wie schön krumme Hunde aussehen können.