Truern un Nodenken
Nülich müssen wi to een Truerfier. Een goden Fründ von uns harr 'n Slag kreegen un is nich wedder woken worrn. Goot för em ‒ aver nich för sien Fro un de Familje.
As wi dat to weten kreegn, weern wi ganz bestött. Dat kann doch nich angohn, heff em doch Sünndag noch sehn, heet dat ünner uns Frünnen.Aver de Dood hett em nich wedder ut sien Hannen loten.
Wi wörrn wies, wie loot dat all för uns is. He weer kuum öller west as wi un sien Lebenslicht weer eenfach utgohn. Sind wi nu ok all an de Reeg? Steiht de Dood ok all vör uns Döör? Wieveel Tied hebbt wi noch? All son Frogen hebbt uns dooglang in'n Gangen hooln. Wi hebbt uns noch so veel vörnohmen för de neegsten Johrn, klappt dat noch allns? Wer weet ‒ wi jedenfalls nich. Dat uns de Dood eenen Dag holt, weet wi, denn ton Leven höört de Dood. Dat is dat letzte, wat wi op uns Eer doon mütt - starven.
Een chinesische Seggwies bedüüdt, dat jede Mensch tweemol starven deit. Ton eersten wenn dat Hatt stohn blifft, un ton tweten, wenn dor keen mehr is, de em in sien Hatt bewohrt hett ‒ wenn he vergeeten is ‒ keeneen mehr an em denkt.
Unsen Fründ warrt wi nich vergeeten. He weer son vergnögten Menschen un he kunn so von Hatten lachen. Du kunnst mit em över allns snacken. He kunn jümmers wat to stüürn bit Diskuteern. Meist weer he still un höör sik allns an - jo- tohöörn kunn he goot - un denn eerst sä he sien Meen. He wöör nie luut, jedenfalls heff ik dat nich beleevt, kann mi dat aver ok sünst nich vörstelln. Un nu is he ganz still, dor kümmt nix mehr. Op all uns Frogen gifft dat von em keen Antwort mehr. Dat affsolute Enn mööt wi hinnemmen.
Wenn wi em nochmol höört, denn is dat in uns. Wi höört em noch in uns Erinnern, un dat is dat Gode. He leevt in uns Denken wieder, un so lang wi dat könnt, starvt uns Fründ nich dat twete Mol.
Sünnenblomen, Chrysanthemen, Astern, Goldruten - de ganzen Blomen an sienen Sarg weern in de Farven von Harvst. Von geel bit bruun un root - de Farven von den Indian-Summer, den he mehrmols beleevt un jümmers wedder dorvon vertellt hett. Op sien letzte Reis stünnen se Spalier. Se weern ok för de verweenten Oogen een Trost. De Blomen warrt welken un vergohn, aver wi seht se noch as letzten Gruß för unsen Fründ. Wi all wünscht em: Sloop goot!
Trauern und Nachdenken
Neulich mussten wir zu einer Trauerfeier. Ein guter Freund hatte einen Schlaganfall bekommen und ist nicht wieder wach geworden. Gut für ihn ‒ aber nicht für seine Frau und seine Familie.
Als wir es erfuhren, waren wir ganz erschrocken. Das ist doch nicht möglich, wir haben ihn doch am Sonntag gesehen, hieß es unter Freunden. Aber der Tod hat ihn nicht wieder aus den Händen gelassen.
Wir erkannten, wie spät es für uns ist. Er war ja kaum älter als wir und nun war sein Lebenslicht einfach erloschen. Steht der Tod auch schon vor unserer Tür? Wie viel Zeit haben wir denn noch? All solche Fragen gingen uns durch den Kopf. Wir haben uns doch noch so viel vorgenommen für die nächsten Jahre. Klappt das noch alles? Wer weiß es – wir jedenfalls nicht. Dass uns der Tod eines Tages holt, wissen wir, denn der Tod gehört zum Leben. Das ist das Letzte, das wir auf der Erde tun müssen – sterben.
Ein chinesisches Sprichwort lautet, dass jeder Mensch zweimal stirbt. Zum ersten Mal, wenn das Herz stehen bleibt und zum zweiten Mal, wenn niemand mehr da ist, der ihn in seinem Herzen bewahrt hat – wenn er vergessen ist, wenn keiner mehr an ihn denkt.
Unseren Freund werden wir nicht vergessen. Er war ein so vergnügter Mensch und er konnte so von Herzen lachen. Man konnte mit ihm über alles reden. Er konnte immer etwas zur Diskussion beitragen. Meistens war er still und hörte sich alles an ‒ ja, zuhören konnte er besonders gut – und dann erst sagte er seine Meinung. Er wurde nie laut, jedenfalls habe ich das nie erlebt, kann es mir aber auch nicht vorstellen. Und nun ist er ganz still, da kommt nichts mehr. Auf all unsere Fragen gibt es keine Antwort mehr. Das absolute Ende müssen wir hinnehmen.
Wenn wir ihn noch mal hören, dann ist es in unserem Herzen. Wir hören ihn in unseren Erinnerungen und das ist auch gut so. Er lebt in unseren Gedanken weiter und so lange wir das können, stirbt unser Freund nicht zum zweiten Mal.
Sonnenblumen, Chrysanthemen, Astern, Goldruten - die ganzen Blumen an seinem Sarg leuchteten in herbstlichen Farben. Von gelb bis braun und rot – die Farben vom Indian Summer, den er mehrfach erlebt und immer wieder davon erzählt hat. Auf seiner letzten Reise standen diese Farben Spalier. Sie waren auch Trost für die verweinten Augen. Die Blumen werden welken und vergehen, aber wir sehen sie noch als letzten Gruß für unseren Freund. Wir alle wünschen ihm: Schlaf gut!