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Die 50er - 70er Jahre

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Die 50er bis 70er Jahre, Nierentisch und Tütenlampe
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Häuslebau in den 1950er Jahren

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  1. Die Kopftuchsiedlung
  2. Garten? Nein danke!
  3. Silvester im neuen Haus

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Garten? Nein danke!

Ich weiß, dieser Titel ruft bei vielen Kopfschütteln hervor, weil für sie der Garten sehr wichtig ist und die Lebensfreude erhöht. Vielleicht wäre es bei mir genauso, wenn nicht … aber lesen Sie weiter.

Ende der 1950er Jahre bezogen wir unser neugebautes Reihenhaus am Rande der Stadt in der KopftuchsiedlungLesen Sie auch meine Geschichte über die Kopftuchsiedlung. Es war ein Endreihenhaus, das, anders als heute üblich, einen sehr großen Garten hatte. Das Grundstück reichte noch um die Rückseite der Häuserreihe und hatte deshalb einen langen Grenzzaun zum Nachbarn.

Mein Stiefvater hatte die Eigenheit, dass er nichts im Garten duldete, was nicht nützlich war. Trotzdem bekamen wir eine große Schaukel, die wir Kinder ausgiebig nutzten. Aber das war's schon. Blumen und Rasen waren unnütz.

Er pflanzte entlang des ganzen langen Gartenzaunes Spalierobst, überwiegend Apfelsorten, die man lange lagern konnte, und Birnen. Er pflanzte auch einen ReneklodenbaumDie Edel-Pflaume (Prunus domestica subsp. italica) ist eine Unterart der Pflaume (Prunus domestica). Die Sippe wird in Mittel- und Südeuropa sowie Asien als Obstbaum genutzt., eine Art Pflaume, die keiner essen wollte, der später sehr groß wurde. Dazwischen wuchsen Johannisbeeren und Stachelbeeren. Im restlichen Garten wurden Salat, Erdbeeren und Gemüse angebaut.

Meine Mutter hätte so gerne auch ein paar Blumen vor der Terrasse gehabt, aber diese nutzlosen Pflanzen, die man auch noch ständig gießen musste, wollte ihr Mann nicht. Stattdessen pflanzte er hier einen Pfirsichbaum und meinte, dass er doch genauso schöne Blüten habe und zudem noch Früchte trage.

Ich erinnere mich, dass meine Mutter Jahre später für einige Zeit ins Krankenhaus musste. Mein Bruder und ich waren bereits ausgezogen und mein Stiefvater war allein zu Hause. In dieser Zeit ließer alle von meiner Mutter liebevoll umsorgten Blumen auf der Fensterbank vertrocknen. Bevor sie nach Hause kam, bepflanzte er die jetzt leeren Töpfe am Blumenfenster neu mit Gemüsesetzlingen, die er später in den Garten umpflanzen wollte. Sie können sich die Freude meiner Mutter sicher gut vorstellen.

Zu einem kleinen Teich mit Springbrunnen konnte meine Mutter ihn aber doch überreden. In den Teich wurden ein paar Goldfische gesetzt und wir hatten ein paar Tage Freude daran. Eines Morgens waren die Goldfische weg und am Teichrand lagen ein paar Gräten. Wir hatten schon vorher festgestellt, dass Nachbars Katze begehrlich am Beckenrand saß. Irgendwie musste sie es im Laufe der Nacht geschafft haben, die Fische herauszuholen und zu verspeisen.

Mein Stiefvater verbrachte seine geringe Freizeit meist mit Gartenarbeit. Ich als die Große musste ihm dabei helfen. Die Große war ich seit meinem achten Lebensjahr, denn da wurde mein erster Bruder geboren. Meine Mutter verweigerte sich bei der Gartenarbeit, weil sie ja über die Gestaltung kein Mitspracherecht hatte, und die Geschwister waren noch zu klein.

Ich war also allein für das Unkrautjäten und sonstige Hilfsleistungen im Garten zuständig. Das war nicht wenig Arbeit und wenn ich es nicht richtig machte, konnte mein Stiefvater sehr ungemütlich werden. In unserer Nähe gab es einen Reitstall. Hier holte mein Stiefvater Pferdemist, um damit sein Spalierobst zu düngen. An einem heißen Sonntagnachmittag musste ich mit meinem Stiefvater zum Pferdestall gehen, um wieder mal Mist zu holen. Mit der Mistgabel schaufelten wir so viele Pferdeäpfel auf die Schubkarre, dass sie schwer zu schieben war. Tatsächlich kippte die Karre mitten auf der Straße um und der ganze Mist lag auf der Fahrbahn. Ich musste dann helfen, alles wieder aufzuladen. Auf dem Bürgersteig gingen andere junge Mädchen aus unserer Siedlung im Sonntagsstaat spazieren und wollten sich kaputtlachen. Ich selbst wäre am liebsten im Erdboden versunken und meine Liebe zum Garten sank unter den Gefrierpunkt.

Die ganze Mühe hatte sich aus der Sicht meines Stiefvaters gelohnt, denn im Herbst ernteten wir mehr Obst, als wir verbrauchen konnten. Die Äpfel wurden zum Teil auf Regalen im Keller gelagert, aus dem Rest wurde Apfelmus gekocht und eingeweckt. Aus den Beeren und dem anderen Obst wurde Marmelade gekocht. Die fertige Marmelade wurde dann zu den noch vollen Gläsern vom Vor- und vom Vorvorjahr gestellt.

Als meine Eltern später in Rente waren, gönnten sie sich auch mal Urlaub. Sie fuhren im Spätsommer für mehrere Wochen nach Gran Canaria um den Sommer zu verlängern wie sie sagten. Ich sollte unterdessen immer mal nach dem Haus und dem Garten sehen.

Da nach dem Spätsommer bekanntlich der Herbst kommt und dann alles Obst fast gleichzeitig reif ist, stand ich mit den großen Mengen reifer Früchte allein da. Den Gemüsegarten hatten sie inzwischen aufgegeben, aber das Spalierobst und vor allem der Pfirsich- und Reneklodenbaum trugen reichlich Früchte.

Ich solle mir nicht so viel Arbeit machen und alles verschenken, was ich nicht selbst verbrauchen kann, meinten meine Eltern beim Abschied. Ich hatte als berufstätige und alleinerziehende Mutter auch nicht die Zeit, mich um das viele Obst und dessen Verwertung zu kümmern.

Das mit dem Verschenken war aber leicht gesagt. Mein Eigenbedarf machte nur einen Bruchteil der Ernte aus, obwohl ich den Obstkonsum in dieser Zeit stark erhöht habe. Ich bot, nein ich bettelte die Nachbarn und Bekannten an, sich Obst zu pflücken soviel sie mögen. Aber keiner nahm das Angebot an. Ja, wenn ich es selbst gepflückt, gewaschen und hübsch im Körbchen abgegeben oder am Besten gleich zu Marmelade verarbeitet hätte, wären sie vielleicht bereit gewesen, mir etwas abzunehmen. Ich habe dann einen Teil der Äpfel im Keller gelagert und den Rest als Fallobst entsorgt. Der Reneklodenbaum war inzwischen so groß geworden, dass die Krone das angrenzende Garagendach weit überragte und die reifen Früchte darauf fielen, was jede Menge Wespen anlockte. Um Ärger mit dem Nachbarn zu vermeiden, stieg ich auf das Dach und reinigte es. Die reifen Pfirsiche des inzwischen großen Pfirsichbaums platschten in das brackige Wasser des darunterliegenden Teichs, bei dem die Umwälzpumpe aus Kostengründen während der Abwesenheit meiner Eltern abgestellt wurde.

Ein paar Jahre hatte ich im Herbst das gleiche Theater, dann starb mein Stiefvater, meine Mutter verkaufte das Haus und lebte für den Rest ihres Lebens glücklich und zufrieden auf Gran Canaria.

Für mich war das Thema Garten dann endgültig erledigt.


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  • Autorin: Margot Bintig, Dezember 2015
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