Tauschzentralen
In dem Stadtteil, in dem ich in der Nachkriegszeit wohnte, gab es eine große, gut florierende Tauschzentrale. In ganz Hamburg schossen sie wie Pilze aus der Erde. Fast jeden Tag habe ich mir die Nase an der großen Fensterscheibe platt gedrückt. Da lagen wunderschöne Dinge, die ich bis dahin weder kannte noch je gesehen hatte.
Es gab ja auch Menschen, die nicht ausgebombt waren und die über alle diese, für mich traumhaften Sachen verfügten. Spielzeug, Kleidung, edles Geschirr, Silber, Wäsche, Lampen und, und, und …
Die Dinge wurden im Schaufenster ausgestellt mit einem Schild, worauf zu lesen war, was der Anbieter dagegen tauschen wollte. Auch drinnen im Laden stand alles voll. Wie oft bin ich durch dieses Wunderland
geschlichen!
Aber eines Tages kam ich auf seltsame Weise an einen Medizinball. Der brachte mich auf die Idee, ihn in die Tauschzentrale zu tragen und gegen drei Sammeltassen für meine Mutter zu Weihnachten einzutauschen. Jeden Tag habe ich nach meinem Ball gesehen und ich hatte Glück, irgendwann lag er im Schaufenster. Nun ging es ganz schnell, bis ich meine Tassen abholen konnte.
Nach einiger Zeit wurde das System des Tauschens verändert. Es wurde der Wert der Ware geschätzt und man konnte sich, was dem entsprach, aussuchen und sich somit ganz schnell seinen Wunsch erfüllen. Aber wer nichts hatte, konnte auch nichts bekommen! Merkwürdigerweise verschwanden die Tauschzentralen auch schnell wieder aus dem Stadtbild.
Ich denke oft, dass sich heute Tauschzentralen wieder lohnen würden. Es würde viel weniger weggeworfen. Die Menschen werden oft der Dinge schnell überdrüssig. Wie viel Brauchbares landet somit auf dem Müll!
So ein bisschen eine Alternative sind wohl heute auch die Flohmärkte. Auch das Kaufen bei eBay
(im Internet) erfreut sich immer größerer Beliebtheit!