Kriegstagebuch des Stabsgefreiten Werner Harms
Rückzug aus Frankreich im August 1944
Rückzug vor der Übermacht
Wir hatten die Marschstrecke Galon(?) vermutlich Châlons-en-Champagne, Verdun und Diedenhofen Franz. Thionville geplant. Die erste Nacht marschierten wir auf der Straße, waren doch immer wieder durch feindliche Sicherungen und Spähtrupps behindert. Nach wenigen Kilometern, suchten wir uns im Morgengrauen ein neues Ruhelager im Wald. Am selben Tage, am 29. August stießen weitere fünf Versprengte zu uns, die wir freudig aufnahmen. Da noch viel Wald vorhanden war, marschierten wir am Tage schon weiter, mit Hilfe der halben Nacht erreichten wir den Bahnhof Gare Fere-Gamgenoise(?) wahrscheinlich Fère-Champenoise. Hier suchten wir alsbald wieder ein Nachtlager. Am nächsten Tag ging unser Marsch frühzeitig weiter, da wir uns unbemerkt in den Wäldern vorwärts bewegen konnten. In einer entdeckten Zementfabrik bot sich Gelegenheit, Wasser zu fassen, um Kartoffeln zu kochen. Wir näherten uns mit ein paar Mann dem Ortsrand, um Kartoffeln und andere essbare Sachen zu besorgen, wurden aber hierbei von der Bevölkerung gesichtet und sofort verfolgt.
Wir ergriffen sofort die Flucht und konnten feststellen, dass uns eine ganze Horde von TerroristenDie Résistance ist ein Sammelbegriff für französische, belgische und luxemburgische Bewegungen im Widerstand gegen den Nationalsozialismus während des Zweiten Weltkriegs sowie gegen die mit der deutschen Besatzungsmacht kollaborierenden inländischen Institutionen und Bevölkerungsgruppen. und sonstigen Leuten verfolgte, da ein starker Feuerzauber hinter uns begann. Die Dämmerung setzte ein, als wir an den Straßenkreuzungen mit drei Mann vorfühlten, um festzustellen, in welcher Umgebung wir waren. Unsere Kameraden schickten wir dabei bis an den Ortsrand vor, doch als wir sie aufsuchen wollten, waren die leider verschwunden, sodass wir drei alleine weitermarschierten.
Den 31. August nutzten wir für einen Tagesmarsch, wobei wir um 17 Uhr die Somme(?) vermutlich ist die Marne gemeint erreichten. Dort stellten wir fest, dass dicht in unserer Nähe ein amerikanisches Sanitätszeltlager errichtet worden war. Wir nutzten die Zeit aus, uns unseren Schweiß etwas abzuwaschen und den Bart zu kürzen. Leider konnte der dortige Aufenthalt nicht lange dauern, da man uns sonst bemerkt hätte, und wir zogen uns auf dem gekommenen Weg wieder zurück. Dort warteten wir bis zur Dunkelheit, um an der Ortschaft auf freier Fläche vorbei zu kommen und gleichzeitig die Somme(?) Marne zu überschreiten. Dies klappte wie geplant, da der helle Mondschein uns wunderbar begleitete. Anschließend kamen wieder große Wälder, wo wir quer durchmarschierten. Dabei erreichten wir einen freien Platz, auf dem ein feindlicher Panzerverband rastete. Ganz erschrocken standen wir dicht davor. Von dem Sicherungsposten unbemerkt zogen wir uns still und leise wieder zurück und schlugen eine neue Marschrichtung ein. Da dieses Erlebnis uns nicht gut bekommen war, machten wir bald halt und gingen in der Nähe zur Ruh' über.
1. September. Der nächste Tag gab uns gute Marschrichtung, bis wir am Nachmittag auf den Höhen von Chalon(?) vermutlich Châlons-en-Champagne landeten. Wir warteten, bis es dunkelte, und versuchten im Mondenschein die Stadt links zu umgehen, stießen aber an der Hauptstraße auf verschiedene Sicherungen und mussten uns zurückziehen. Da der Übergang über die Straße sehr schwierig war, suchten wir uns einen günstigen Wald, um dort zu übernachten. Der 2. September weckte uns mit einem starken Regen. Wir entschlossen uns, im vollen Regen zu marschieren, da der Verkehr bei dem Wetter nicht allzu stark sein würde, mussten aber durch ungünstiges Gelände große Umwege machen.
An der Hauptstraße sieben Kilometer südlich Chalon(?) Châlons-en-Champagne hatten wir am Mittag eine freie Strecke von zwei Kilometern zu überschreiten. Alles sah ruhig aus. Als ich allein zwanzig Meter über die Straße war, sauste hinter mir ein amerikanischer Lkw vorbei, ohne dass ich angehalten oder erkannt wurde. Meine Kameraden konnten in letzter Minute noch volle Deckung nehmen. Kurz darauf erreichten wir die Marne, welche gleich durchschwommen wurde. Eine halbe Stunde später stießen wir auf einen Kanal, den wir über einen Behelfssteg überschreiten konnten, auch ein zweiter Kanal folgte neben diesen, der von uns durchlaufen wurde. Eine darauffolgende Straße konnten wir nicht mehr überschreiten, da diese von der Ortschaft eingesehen werden konnte und ein starker Verkehr der Amerikaner dort vorhanden war. In der Dunkelheit überquerten wir zwei Hauptstraßen und suchten dann einen Übernachtungswald.
3. September. Ein friedlicher Sonntag lag vor uns, die Felder waren einsam und leer und wir konnten eine gute Marschleistung herausholen. Mit schönen reifen Brombeeren ließen wir uns den Sonntag angenehm vorübergehen. Ganz achtlos näherten wir uns einem einzeln stehenden Haus, waren vorsichtig herangekommen und bemerkten einen Mann dort. Es kam uns nicht geheuer vor und wir wichen nach rechts aus. Es dauerte nur Minuten und die Geschosse sausten uns um die Ohren, wir mussten zurück und erreichten die freien Flächen des Truppenübungsplatzes, dort marschierten wir ungestört bis in die Dunkelheit.
4. September. Der nächste Morgen brachte uns Störung, da wir den Übungsplatz überschritten, und wir stießen auf mehrere Ortschaften Murmelong(?) vermutlich Moiremont usw. Durch große Umwege konnten wir weiterkommen, hatten allerdings viele Hauptstraßen zu überschreiten, wo starker Verkehr der Amerikaner herrschte. Ein paar kleine Flüsse mussten wir überschreiten, wonach große Höhen kamen und das WeltkriegsgeländeKriegsschauplatz des Ersten Weltkriegs begann.