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Die Zeit von 1900 bis 1939

1900 - 1939
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»Kindheit in Ostpreußen«
Kapitel 1 — Teil 3

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  1. Erste Lebensjahre in Theuernitz
  2. Umzug nach Bergfriede
  3. Einschulung in Bergfriede
  4. Ferien in Alt Jablonken
  5. Umschulung nach Osterode
  6. Schule in Deutsch-Eylau
  7. Schulkatastrophe 1931
  8. Paul von Hindenburg
  9. Politischer Wandel
  10. Lehrzeit in Osterode
  11. Tanzkurs, Musterung, Gesellenprüfung
  12. Beim Reichsarbeitsdienst
  1. 🔻 Kap. 2: Meine Kriegsmarinezeit
Meine ElternMeine Elterm Paul und Martha Kitsch 1942 Sohn Walter ca. 1928Walter Kitsch mit circa 9 Jahren
Änderung der Ortsnamen nach 1945

Änderung der Ortsnamen nach 1945

  • Allenstein, ab 1945 Olsztyn
  • Alt Jablonken 1938 - 45 Altfinken, ab 1945: Stare Jabłonki
  • Königlich Bergfriede, ab 1928 - 45 Bergfriede, ab 1945 Samborowo
  • Bolleinen, ab 1945 Bolejny
  • Deutsch-Eylau, ab 1945 Iława
  • Gramten, seit 1945 Gromoty
  • Groß Schmückwalde, ab 1945. Smykowo
  • Eisenbahnknotenpunkt Korschen, ab 1945 Korsze
  • Leip, ab 1945 Lipowo
  • Osterode/Ostpreußen ab 1945 Ostróda
  • Poburzen, ab 1945 Poborze
  • Röschken, ab 1945: Reszki
  • Seubersdorf im Landkreis Mohrungen/Ostpreußen, ab 1945 Brzydowo
  • Theuernitz, ab 1945 Turznica
  • Thorn, ab 1945 Toruń
  • Wittmannsdorf (seit 1945: Witramowo)
  • Warweiden, ab 1945: Wirwajdy
  • Der Fluss Drewenz, ab 1945 Drwęca
  • Kernsdorfer Höhen, ab 1945 Dylewska Góra
  • Der Fluss Weichsel, ab 1945 Wisła

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Kindheit und Jugend in Ostpreußen
Kapitel 1 — Teil 3
Einschulung in Bergfriede

Ostern 1926 wurde ich in die Bergfrieder Volksschule eingeschult. Der Fußweg betrug für mich zirka 20 Minuten. Die Schule lag in des Dorfes Mitte an einer Parallelstraße der durch den Ort führenden Hauptstraße. Der Schulhof grenzte an den Bach Poburka, der seinen Namen von dem Ort im Kernsdorfer HöhengebietKernsdorfer Höhen, ab 1945 Dylewska Góra PoburzenPoburzen, ab 1945 Poborze hat, wo seine Quelle ist. Die Schule bestand aus einem Saal mit Bänken und festen Tischen, die jeweils mit einem darin eingelassenen Tintenfass versehen war. In diesem Saal waren drei Unterrichtsklassen untergebracht, während wir Erstklässler einen anderen Raum hatten. Unsere Lehrerin war Fräulein Wiedemeyer. Mutter brachte mich am ersten Schultag nach dem Osterfest hin und musste die Klasse verlassen. Nun war ich ganz allein, denn ich kannte niemanden. Arno Amling, der ja mein Jahrgang war, wurde damals gleich nach Osterode zur Schule geschickt, oder er erhielt Privatunterricht, genau weiß ich es nicht mehr.

Mit der Lehrerin Fräulein Wiedemeyer machten wir Erstklässler gleich einen Ausflug in den Wald von Gut Nölting, wo der Osterhase tätig war und Eier versteckt hatte. Es waren kleine Zuckereier und ich fand auch ein ganzes Nest voll davon. Nun hieß es aber: Die Eier nicht alleine zu essen, sondern den Klassenkameraden, die nichts gefunden hatten, davon abzugeben. Das war ja etwas ganz Neues für mich. Aber ich wusste, dass man in dem Falle immer die Tüte oder Schachtel hinhält und dem Gegenüber überlässt, was er sich nimmt. Ich hielt also das Nest aus grünem Moos mit den bunten Zuckereiern meinen Schulkameradinnen und Kameraden, deren Namen ich kaum kannte, hin und sie griffen so kräftig zu, dass für mich kein Ei übrig blieb. Das sollte mir eigentlich eine Lehre gewesen sein. Aber ich hatte das Glück, noch ein volles Eiernest zu finden, wovon ich niemandem etwas abgab. So etwas lernt man auch in der Schule! Ich bin gerne in die Schule gegangen. Geschrieben wurde auf einer Schiefertafel mit Griffeln, und alles wurde mit einem feuchten Schwamm wieder abgewischt, so dass die Tafel immer schreibbereit war. Die im Klassenraum befindliche große Tafel wurde mit Kreide beschrieben und ein eingeteilter Klassendienst hatte dafür zu sorgen, dass sie sauber war und immer Kreide, die in einem Schrank bevorratet war, bei der Tafel lag. Außerdem musste der große Schwamm immer sauber und feucht sein.

Das Lernen machte mir Spaß und ich hatte keine Schwierigkeiten. Ich war von Natur aus nicht aggressiv eingestellt, zumal Mutter mich im christlichen Sinne erzogen hatte nach dem Motto: Schlägt dir jemand auf die rechte Backe so biete ihm auch die andere dar. Unter uns Erstklässlern gab es schon sogenannte Buhmänner, die anderen Schaden zufügten, Schläge austeilten und Rangeleien veranstalteten. Die Mädchen wurden von unserer Lehrerin immer besonders behandelt und den Jungen vorgezogen. Es waren einige dabei, die Lügen erzählten, dafür bekamen die Jungen dann mit einem Rohrstock Prügel. Daraus ergaben sich dann oft gespannte Verhältnisse und auf dem Nachhauseweg wurde abgerechnet. Einem Mädchen fehlte am nächsten Tag ein Schneidezahn und der Tag begann mit Prügeln. Der Betreffende hatte sich aber darauf vorbereitet und eine Wollmütze in die Hose gesteckt. Während die Lehrerin Fräulein Wiedemeyer mit dem Rohrstock auf dem Hintern herumschlug, lachte der Junge und sie wurde immer wütender, bis sie schrie: Zieh deine Hose aus! Als der Junge das aber nicht tat, versuchte sie es selbst, aber vergebens. Er beschwerte sich beim Oberlehrer, dass seine Lehrerin versucht hatte ihn auszuziehen, der dann wohl Fräulein Wiedemeyer neue Richtlinien gab. Diese unschöne Angelegenheit hat mich tief beeindruckt und die Freude an der Schule getrübt.

Ein Ausflug ging an den Drewenzsee durch den schönen Schießwald. Da sahen wir unsere erste Kreuzotter, von denen es damals viele gab. Sogleich war sie Gegenstand des Unterrichts. Im Drewenzsee durften wir baden, sofern wir Badezeug dabei hatten. Ich hatte keines und bin nur mit den bloßen Beinen im Wasser gewesen. Als ich aus dem Wasser kam, hatte ich schwarze Tiere an den Waden. Das waren Blutegel, die sich festgesaugt hatten, und nach dem gewaltsamen Entfernen mithilfe eines Holzspans bluteten meine Beine. Ich habe geweint, aber Fräulein Wiedemeyer tröstete mich und half mir sogar beim Anziehen der Strümpfe. Ich trug damals lange, selbstgestrickte Wollstrümpfe, die meine Oma noch gestrickt hatte. Sie wurden an Gummibänder geknöpft, die an einem Leibchen befestigt waren. Die Hosen reichten mit den Beinlingen bis über die Knie, was schon zu Spottattacken seitens meiner Mitschüler geführt hatte. Die trugen moderne Hosen mit superkurzen Beinlingen und Socken mit Halbschuhen. Ich trug hohe Schnürschuhe, angeblich besser für die Fußgelenke.

Einige Mädchen hatten sich nur mit ihren Schlüpfern bekleidet in den See begeben, nun waren sie nass und konnten nicht angezogen werden. Bei der Rückkehr zur Schule hingen sie zum Trocknen auf der Leine im Hof. Durch die Nachkriegszeit war ich wohl im Wachstum etwas zurückgeblieben. Obwohl ich verhältnismäßig groß für mein Alter war, sind meine Innereien nicht so schnell mitgewachsen und Mutter verordnete mir viel Milchkakao zu trinken, damit ich groß und kräftig werde. Zur Schule bekam ich Brot und Wurst oder Käse mit. Da der Käse aber stark roch und die ganze Schultasche danach stank, wollte ich nur Butterbrot mit Wurst. Mutter machte sich die Mühe, zur großen Pause um 10 Uhr am Schulhof zu erscheinen und laut zu rufen: Walterchen, komm Kakaochen trinken! Sie hatte eine Kanne Kakao und einen Topf dabei, aus dem ich trinken durfte, während ich mein Schulbrot aß.

Das blieb natürlich den anderen Kindern nicht verborgen und ich wurde nun von allen Seiten damit gehänselt: Walterchen, komm Kakaochen trinken!! Später gaben sie mir einen Spitznamen, ich hieß von nun an Kiechel. Dann die Frage an mich: Na Kiechel, hast Kakaochen getrunken? Was mich furchtbar in Rage brachte, aber meine christliche Einstellung hinderte mich, gewalttätig zu werden, wobei ich wahrscheinlich auch nicht gut zurecht gekommen wäre.

Da in der Bergfrieder Schule nur drei Räume für den Unterricht zur Verfügung standen, als es nur drei Klassen für die achtjährige Schulzeit gab, musste in jedem Raum gleichzeitig für mehrere Jahrgänge unterrichtet werden. Die Bänke waren genau für die Klassen vorgesehen und jeder kannte seinen Platz. An der Schule waren ein Oberlehrer, der oben seine Wohnung hatte, eine Lehrerin und ein weiterer Lehrer, der hauptsächlich von den Schülerinnen sehr verehrt wurde. Einmal hatten die Mädchen untereinander Streit und plötzlich war auf dem Schulhof Geschrei und zwei Mädchen rissen sich an den Haaren, während die Jungen ringsherum standen und sie mit Geschrei antrieben. Der Lehrer kam dann als Aufsicht und brachte die Mädchen auseinander, dabei sprang eine am Lehrer hoch und umarmte ihn. Später kam heraus, dass der Streit um das Verhältnis zum Lehrer ging. Er wurde von der Schule versetzt, was schade war, weil er bei allen sehr beliebt war.

Im Spätsommer 1926 sagte Mutter mal zu mir, dass Vater beim Storch gewesen sei und ein Baby bestellt habe. Sie fragte, was ich mir lieber wünsche, eine Schwester oder einen Bruder, da sagte ich: Einen Bruder! Ich musste dabei an die Rauferei auf dem Schulhof denken. Der Storchenglaube war bei mir so eingeimpft, dass ich sogar meinen Spielkameraden gegenüber vertrat, dass die Störche die Kinder bringen. Einige versuchten mich vergebens zu belehren, zumal ich damals noch nicht wusste, dass es zweierlei Menschen gab und der Spruch meines Vaters: Unsere Ziege muss zum Bock sagte mir gar nichts. Erst viel später hatte ich Gelegenheit, mich von der Wahrheit zu überzeugen.


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Änderung der Ortsnamen nach 1945

Allenstein, ab 1945 Olsztyn
Alt Jablonken 1938—45 Altfinken,
ab 1945: Stare Jabłonki
Königlich Bergfriede, ab 1928—45 Bergfriede, ab 1945 Samborowo
Bolleinen, ab 1945 Bolejny
Deutsch-Eylau, ab 1945 Iława
Gramten, seit 1945 Gromoty
Groß Schmückwalde, ab 1945. Smykowo
Eisenbahnknotenpunkt Korschen, ab 1945 Korsze
Leip, ab 1945 Lipowo
Osterode/Ostpreußen ab 1945 Ostróda
Poburzen, ab 1945 Poborze
Röschken, ab 1945: Reszki
Seubersdorf im Landkreis Mohrungen/Ostpreußen, ab 1945 Brzydowo
Theuernitz, ab 1945 Turznica
Thorn, ab 1945 Toruń
Wittmannsdorf (seit 1945: Witramowo)
Warweiden, ab 1945: Wirwajdy

Der Fluss Drewenz, ab 1945 Drwęca
Kernsdorfer Höhen, ab 1945 Dylewska Góra
Der Fluss Weichsel, ab 1945 Wisła

  • Autor: Walter Kennhöfer, aus meinen Lebenserinnerungen, aufgeschrieben 1987
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