Vertreibung aus Ostpreußen
Kapitel 2
Als Kriegskind
1940 in Ostpreußen geboren
Meine Eltern, Rudolf Weinreich und Herta Rudat aus Kallweninken1938, vereinzelt auch schon in den Jahren davor, fanden im Kreis Labiau umfangreiche Änderungen von Ortsnamen statt. Das waren, da meist nicht deutsch genug
, lautliche Angleichungen, Übersetzungen oder freie Erfindungen: Aus Kallweninken wurde Hügelort, später Hügelort im Kreis Labiau in Ostpreußen, haben am 1. Juli 1939 geheiratet. Beide haben in Nachbarorten nicht weit entfernt voneinander gewohnt.
Seit diesem Tag wohnte Mutti selbstverständlich in Berghöfen. So etwas wie eine Hochzeitsreise gab es nicht, es gab viel zu tun, vor allem auf dem Feld, in den Ställen und in der Windmühle.
Auf dem Hof lebten unter anderem auch noch Papas Eltern, Samuel Weinreich und seine Frau Wilhelmine. Auch Papas Schwester Martha wohnte hier im Haus. Zu dem Hof gehörten 30 Morgen Land und eben die Windmühle. Hier wurde das Korn für die ganze Umgebung gemahlen. Deshalb wurde die Familie Weinreich auch Die Windmöller
genannt.
Mutti und Papa blieben nur eine kurze Zeitspanne des liebevollen und friedlichen Glücks beschieden. Am 1. September erklärte Adolf Hitler den Polen den KriegEine Kriegserklärung
an Polen ist nie erfolgt, der Überfall auf Polen am 1. September 1939 war der Angriff des nationalsozialistischen Deutschland auf die Zweite Polnische Republik, mit dem der Zweite Weltkrieg in Europa begann. Nach mehrmonatigen diplomatischen Spannungen und dem zur Rechtfertigung des Angriffs vorgetäuschten Überfall auf den Sender Gleiwitz befahl Adolf Hitler der Wehrmacht den lange geplanten Polenfeldzug.
(Siehe: Historische Anmerkung [Klick …].
Papa wurde eingezogen, somit kam Papa nur noch auf Heimaturlaub nach Hause. So musste Mutti alle Arbeit allein machen. Sie hatte eine schwere Zeit.
Papas Vater wurde auch noch schwer krank und kam nach Königsberg ins Krankenhaus. Soviel ich weiß, hatte er es mit dem Magen. Er starb im Krankenhaus, drei Monate nach meiner Geburt, am 14. September 1940, entweder an Magenkrebs oder Magendurchbruch. Mutti hatte ihn noch mehrmals im Krankenhaus besucht.
Am 20. Juni 1940 wurde ich in Berghöfen geboren. Ich sollte Elfi, Herta heißen. Aber auf dem Standesamt wurde darauf bestanden, dass es ausgeschriebene arische Namen sein mussten. Ich wurde in der Kirche zu Popelken (ab 1938 Markthausen) getauft, wo auch Papa und Mutti am 1. Juli 1939 geheiratet haben. Ich wuchs also zwischen Mutti, Oma und Tante Martha heran.
Oma sollte auf mich aufpassen, während Mutti alle schwere Arbeit auf dem Hof verrichten musste. Oma war auch schon alt, sie konnte nicht mehr so gut laufen. Als ich schon etwas gehen konnte und weglaufen wollte, zog Oma mich mit ihrem Krückstock zu sich heran.
Tante Martha hatte auch Schwierigkeiten mit ihren Beinen. Sie hatte schwaches Bindegewebe und litt demnach ständig unter offenen Beinen.
Papa war inzwischen Unteroffizier, stationiert in der Tschechoslowakei. In dieser Zeit hat er auch Dresden besichtigt und von dieser Stadt total geschwärmt. Zu Mutti hatte er gesagt wenn dieser Krieg vorbei ist, dann fahren wir dorthin!
Historische Anmerkung:
Der Überfall auf Polen - Beginn des Zweiten Weltkriegs
Der Überfall auf Polen am 1. September 1939 war der Angriff des nationalsozialistischen Deutschland auf die Zweite Polnische Republik, mit dem der Zweite Weltkrieg in Europa begann. Nach mehrmonatigen diplomatischen Spannungen und dem zur Rechtfertigung des Angriffs vorgetäuschten Überfall auf den Sender GleiwitzDer Überfall auf den Sender Gleiwitz am 31. August 1939 gehörte zu mehreren von der SS fingierten Aktionen vor Beginn des Zweiten Weltkrieges mit dem Tarnnamen Unternehmen Tannenberg
. Diese Vorfälle dienten als propagandistischer Vorwand für den Überfall auf Polen, den Beginn des Zweiten Weltkrieges. befahl Adolf Hitler der Wehrmacht den lange geplanten Polenfeldzug, der von Truppen des Slowakischen Staats unterstützt wurde (siehe slowakische Invasion Polens). Als unmittelbare Folge erklärten am 3. September 1939 Frankreich und das Vereinigte Königreich aufgrund ihrer Garantieerklärung für Polen dem Deutschen Reich den Krieg. Ihre begrenzten militärischen Maßnahmen wie die Saar-Offensive waren jedoch nicht zur Entlastung Polens geeignet. Unterstützt von der Luftwaffe rückten zwei deutsche Heeresgruppen von Norden und Süden auf polnischem Territorium vor. Deutsche Truppen erreichten am 8. September die Hauptstadt Polens, die nach der Schlacht um Warschau am 28. September 1939 kapitulierte.
Gemäß dem geheimen Zusatzprotokoll zum deutsch-sowjetischen Nichtangriffspakt vom August 1939 besetzte die Rote Armee am 17. September Ostpolen. Die polnische Regierung floh am 17./18. September 1939 in das neutrale Rumänien, wo sie interniert wurde. Die am 30. September gebildete Polnische Exilregierung versuchte, mit geflohenen Truppenteilen Widerstand gegen die Besatzer zu organisieren. Die letzten in Polen verbliebenen Verbände der polnischen Streitkräfte ergaben sich am 6. Oktober 1939; die meisten polnischen Soldaten gingen in Kriegsgefangenschaft.
Im Deutsch-Sowjetischen Grenz- und Freundschaftsvertrag vom 28. September 1939 teilten Deutschland und die Sowjetunion Polen unter sich auf (Vierte Teilung Polens). West- und Zentralpolen mit Ausnahme der Woiwodschaft Białystok sowie die westlichen Teile Südpolens fielen an Deutschland, die ostpolnischen Gebiete an die Sowjetunion. Mit einem Erlass vom 8. Oktober 1939 trennte Hitler einen Teil der deutsch besetzten Gebiete, darunter auch rein polnische, als eingegliederte Ostgebiete
(Wartheland und Danzig-Westpreußen) vom sogenannten polnischen Reststaat ab. Er erweiterte die Provinz Schlesien in südlicher Richtung um überwiegend polnisch besiedelte Gebiete. Die Freie Stadt Danzig war bereits am 1. September (wieder) zum Bestandteil des Deutschen Reichs erklärt worden. In den übrigen deutsch besetzten Gebieten wurde vier Tage später das Generalgouvernement als Zone der Abkapselung
und rechtsfreien Ausbeutung geschaffen. Während in den eingegliederten Ostgebieten mit einem Prozess der Neuordnung
und Eindeutschung begonnen wurde, war das Generalgouvernement zur rücksichtslosen Ausbeutung von Polen und Juden in Polen vorgesehen und wurde Objekt völkischer Ausrottungsmaßnahmen
. Schon während der Kampfhandlungen und der deutschen Besetzung Polens 1939–1945 verübten Einsatzgruppen der Sicherheitspolizei und des SD und Angehörige der Wehrmacht teils planmäßig, teils spontan Massenmorde an der polnischen Intelligenzija und dem Kleinadel (Szlachta), an Priestern, Gewerkschaftern und Juden. Dieser Auftakt zum Vernichtungskrieg
diente auch der Vorbereitung des Deutsch-Sowjetischen Krieges und des Holocaust.
Slowakische Invasion Polens
Die Slowakische Invasion Polens fand während des deutschen Überfalls auf Polen im September 1939 statt. Die erst kurz zuvor gegründete Slowakische Republik schloss sich dem Angriff an, wodurch die Feldarmee Bernolák über 50.000 Soldaten in drei Divisionen beisteuerte. Da die meisten polnischen Streitkräfte mit den deutschen Armeen beschäftigt waren, die sich weiter nördlich der Südgrenze befanden, stieß die slowakische Invasion nur auf schwachen Widerstand und erlitt minimale Verluste.
Am 14. März 1939 wurde der Slowakische Staat als ein Satellitenstaat des nationalsozialistischen Deutschen Reiches gegründet, der die Auflösung der Zweiten Tschecho-Slowakischen Republik einleitete. Am 2. November 1938 wurde der südslowakische Teil der Tschechoslowakei, der eine beträchtliche ungarische-Bevölkerung beheimatete (die Slowakei war Teil des Königreichs Ungarn), von der Königlich Ungarischen Armee infolge des Ersten Wiener Schiedsspruchs eingenommen. Der offizielle politische Vorwand für die slowakische Teilnahme am Polenfeldzug war ein kleines umstrittenes Gebiet an der polnisch-slowakischen Grenze. Polen hatte sich das Gebiet am 1. Oktober 1938 nach dem Münchner Abkommen vom Vormonat angeeignet.