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Vertreibung aus Ostpreußen
Kapitel 8
Flüchtlinge in Füsing (Schaalby/Schlei)

Papa erzählt uns, wie es ihm zwischenzeitlich ergangen ist. Nachdem den Krieg im Mai 1945 beendet war, kehrte Papa von der Tschechoslowakei ins kaputte Deutschland zurück. Ihn hat es dann nach Füsing in Schleswig-Holstein verschlagen.

Er kam auf den Hof von Bauer C. Hier war er der Mann für alle Fälle, na ja, so was wie ein Knecht.

Hof Bauer C.

Fotos: Hof Bauer C. in zwei Ansichten
Hof Bauer C.

Fotos: Hof Bauer C. in zwei Ansichten

Leider hat man ihn dort nicht gut behandelt. Papa kam praktisch mit nichts an. Er hatte nicht einmal Strümpfe. Im Winter war es kalt. Er hat sich die Hotschen (Klumpen), die er sich selber gebastelt hat, mit Heu ausgestopft. Die Bäuerin gab ihm irgendwann frisch geschorene Wolle vom Schaf. Er sollte die Wolle selber spinnen und dann davon Strümpfe stricken.

Ganz schlimm war es auch mit den Mahlzeiten. Er saß zwar mit der Bauernfamilie am Tisch. Wenn der Bauer aufgehört hatte zu essen, dann durfte er auch nicht weiter essen. So manches Mal ging er noch hungrig vom Tisch. Wenn Papa aus der Küche ging, um weiterzuarbeiten, dann hat der Bauer mit seiner Familie weiter gegessen und auch die besseren Sachen.

Einmal musste Papa irgendwas am Dach arbeiten, war von der Leiter gestürzt, hat sich dementsprechend weh getan und verletzt. Der Bauer hat ihm keine Ruhe gegönnt, wollte, dass er weiterarbeiten sollte.

Ja, Papa hat viele negativen Sachen von Bauer C. erzählt. Er hat es richtig raushängen lassen, dass er Bauer ist und Papa ein Flüchtling.

Papas Neffen kamen ebenfalls nach Füsing. Heinz war bei einem anderen Bauern einquartiert. Er hatte es besser getroffen. Er hat auch hier seine Frau Käthe geheiratet. Auch Erwin war hier bei einem Bauern. Er lernte hier auch seine Frau Ottilie kennen. Sie ist etwas älter als er. Ihr Mann ist im Krieg gefallen. Sie hat zwei Söhne, Hans und Fritz. Erwin und Ottilie bekamen später eine Tochter, Angelika.

Mutti lernte später Ottilie kennen. Ottilie hat auch von ihr profitiert. Ottilie hat Mutti zwei Kleider geschenkt.

Käthe und Heinz.

Foto: Käthe und Heinz
Hochzeit von Käthe und Heinz

Foto: Hochzeit von Käthe und Heinz

Auf den Fotos:
Käthe und Heinz B.
Die Hochzeit von Käthe und Heinz bei Bauer C. (war aber ein anderer Bauer C., nicht der von Papa).
Links neben Käthe ihre Eltern, Mutter und Vater B.
Rechts von Heinz: Tante Anna und Papa, oben rechts, vor dem weißen Pfeiler: Erwin B.

PS: Heinz und Käthe sind später nach Düsseldorf gezogen, zusammen mit den Eltern und Oma (Frau B.) und Anna. Erwin und Ottilie zogen nach Tönnisvorst und bauten sich später in Willich ein Haus. Heinz arbeitete bei Mercedes. Er kaufte sich jedes Jahr ein neues Auto.


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