April, April!
Von mienen Vadder heff ik dat plattdüütsche Wöörbook von Mensing arft. He hett dat in de twintiger Johrn bestellt. Jeden Monat keem een neet Heft rut un bi uns an, dat mien Modder denn betohlen müß. Wat hett se männichmol schimpt un kloogt, dat se dat Geld nich över harr. Aver affbestellt wöör dat nich. Dorför bin ik hüüt dankbor. Dat Lexikon besteiht ut fiev grote, dicke Bänn. In disse Bööker mag ik to geern stöövern un meist lees ik mi denn dorbi fast.
So güng mi dat för 'n poor Doog. Ik müß wat nokieken, üm to sehn, wie dat schreeven wöör. Dorbi füll mi dat Woort April int Oog un dach: Dor steiht aver veel över den Monat April. Dor muß du doch mol genauer hinkieken
. Un denn weer dat wedder so wiet.
Snacks as: De April, mookt wat he will — oder — De April is too goot, he schenkt den Tuunpohl een witten Hoot
, de kennt man un hett dat oftmols all sülven seggt.
Aver denn güng dat los mit in'n April schicken. Glieks weer ik wedder in mien Kinnertiet, as mien Tante mi losschick, bi Tante Ella dat groote Bohnenseev to holn oder anner Johr von Onkel Gustav de Dackscheer. Wenn nich oppassen deest, schicken se di von Huus to Huus un nirgends kreegst dat, wat du holn schullst. Un bi Lesen füng ik an to gnittern un lachen, dat mi opletzt de Tronen dollepen. Verkniepen kunn ik mi dat nich. Mien Mann froog mi: Wat leest du dor eegentlich?
— Och, bloß int Lexikon.
— Ach so.
He kennt dat all un amüseert sik över mi.
Nu will ik doch mol'n poor Tipps affgeven, womit man fröher anner Lüüd in April schicken kunn un ok dee. Wichtig is to weten, dat mööt Soken sien, de dat wirklich nich gifft! Anners is dat keen Aprilscherz!
Non Afteker un Koopmann wöör een schickt, de Soken as disse holn schull: Mückenfett, drögde Provisers (Aftekerhelpslüüd), Haumiblau, för'n Groschen Haudrop, Geetminatt, affbroken Muurmannsneesen, drögen Finstersweet, drögen Essig, 'n Liter Neihgorn, Eiersoot, blaue Tweersoot, Sticknodelsomen, för fiev Penn Nixindetüüt, för tein Penn Knööplöcker un veeles mehr.
Bin Bäcker schull man de Kringelscheer, von Muurmann den Steenhobel oder de Wandscheer, von'n Nober den Hohnholtbessen, dat Immenmess (zum Bienenschlachten), dat Oogenmoot, dat Törfmoot oder dat Lachbook holn. Markt ji all, worüm ik so lachen müß? Too schöön, wenn eener op son Blödsinn rinfallt.
Man geev aver ok den Foppten mol eenen Zettel mit op'n Ding — oder Buurnstock. Dat is een Knüppel, de an'n Enn eenen Spalt hett, wo de Zettel rinkümmt. De warrt denn von Huus to Huus drogen. Wenn man de Noricht leest hett, schick man den neegsten dormit los. Op den Zettel steiht: Hüüt is de eerste April, dor kann man de Narrn hinschicken, wohin man will.
Kloor harr man keen Tiet un schick den Narrn wieder no den neegsten Nober.
Man kann aver ok ropen: Kiek mol, dor flüggt een Mehlbüdel dörch de Luft oder dor flügt een Adebar mit'n Holtbeen
. Kickt eener hoch no'n Heven, röppt man gau: April, April!
Kinner warrt ok schickt mit eenen goden Root: Ik schall von mienen Vadder seggen, se schulln nich ehrer backen, ehe se ehr Mehl hebben.
Aver de Kinner weern ok nich ut Dummsdörp. Se schicken ehr Öllern non Nober ton Klönen un de Nobers to ehr Öllern, so dat de sik op de Stroot dropen. April, April! — Un wenn denn eener dorbi weer, de keen Spooß verdrägen kunn!
Rächen kunn man sik, un de Lüüd de op de sülvige Oort in 'n Mai schickt warrt, röppt man to: A-Mai, A-Mai - de Katt schitt in de Hei(d).
Hebbt ji een beten Spooß hatt? — Jo? Dat freut mi. Aver schickt mi bitte nich in'n April, ik fall so licht rin!
April, April!
Von meinem Vater habe ich das Plattdeutsche Lexikon von Mensing geerbt.
Er hatte es in den zwanziger Jahren bestellt. Jeden Monat kam ein neues Heft bei uns an, das meine Mutter dann bezahlen musste. Wie hat sie manches Mal geschimpft und geklagt, dass sie das Geld nicht erübrigen konnte. Aber abbestellt wurde es nicht. Dafür bin ich heute sehr dankbar. Das Lexikon besteht aus fünf großen und dicken Bänden. In diesen Büchern mag ich gern mal stöbern und meistens lese ich mich dabei fest.
So ging es mir vor ein paar Tagen. Ich musste etwas nachsehen, um zu sehen, wie etwas genau geschrieben wird. Dabei fiel mir das Wort April ins Auge und dachte: Da steht so viel über den Monat April, das muss du dir doch mal genauer ansehen.
Und dann war es mal wieder so weit.
Sprüche wie: Der April macht, was er will
— oder — Der April ist so gut, er schenkt den Pfählen einen weißen Hut
, die kennt man und hat sie selbst schon öfter benutzt.
Aber dann ging es los mit jemanden in den April schicken
. Gleich war ich wieder in meiner Kindheit, als meine Tante mich los schickte, um von Tante Ella das große Bohnensieb zu holen oder in einem anderen Jahr, die Dachschere von Onkel Gustav. Wenn man nicht aufpasste, schickte man dich von Haus zu Haus und nirgendwo bekamst du, was du holen solltest. Und beim Lesen fing ich an zu kichern und zu lachen bis mir die Tränen herunter liefen. Verkneifen konnte ich es mir nicht. Mein Mann fragte mich: Was liest du da eigentlich?
— Ach, bloß im Lexikon,
— Ach so.
Er kennt das schon und amüsiert sich über mich.
Nun will ich doch ein paar Tipps geben, womit man früher andere Leute in April schicken konnte und auch tat. Wichtig ist es zu wissen, dass es Dinge sein müssen, die es wirklich nicht gibt!! Sonst ist es kein Aprilscherz!!
Vom Apotheker und vom Kaufmann sollte man folgende Dinge holen : Mückenfett, getrocknete Provisore (Apothekergehilfen), Haumichblau, für einen Groschen Haudrauf oder Gießmichnass, abgebrochene Maurernasen, trockener Fensterschweiß, trockenen Essig, einen Liter Nähgarn, Eiersaat oder Stecknadelsamen, für 5 Pfennig NixinderTüte , für 5 Pfennig Knopflöcher und so weiter. Vom Bäcker sollte man die Kringelschere und vom Mauermann den Steinhobel holen oder mal das Bienenmesser zum Bienenschlachten, das Lachbuch oder das Augenmaß. Merkst du, lieber Leser, warum ich so lachen musste? Zu schön, wenn einer auf so einen Blödsinn reinfällt!!
Man gab aber auch den Gefoppten einen Zettel auf einen Bauernstock. Das ist ein Knüppel, der an einem Ende einen Spalt hatte in dem der Zettel steckte. Der wurde von Haus zu Haus getragen. Wenn man die Nachricht gelesen hatte, schickte man den nächsten damit los. Auf dem Zettel stand: Heute ist der erste April, da kann man die Narren hinschicken, wohin man will.
Klar hatte man keine Zeit- aber jemanden weiter zu schicken, so viel Zeit muss sein!!
Man kann aber auch rufen: Da fliegt ein Mehlbüdel durch die Luft oder da fliegt ein Storch mit einem Holzbein.
Guckt dann einer in die Luft , ruft man: April, April!
Kinder werden auch gern mit einer Nachricht losgeschickt zur Nachbarin: Ich soll von meinem Vater sagen, dass sie nicht eher mit dem Brotbacken beginnen sollen, ehe das Mehl geliefert wird.
Aber die Kinder wussten sich zu rächen. Sie bestellten Ihre Eltern und deren Nachbarn zum Klönen und die trafen sich dann auf der Strasse. Und wenn da denn einer keinen Spaß verstand- oh weh!!
Rächen konnte man sich auf die gleiche Art am 1. Mai. Dann rief man: A-Mai, A-Mai, de Katt schitt in de Hei(d)!
(Das kann man nicht übersetzen.)
Habt ihr, liebe Leser ein bisschen Spaß gehabt. Ja? — Bitte schickt mich nicht in den April, ich fall so leicht herein!
Diese Geschichte habe ich übersetzt aus dem Plattdeutschen- leider geht ein Stück — ja — was? — plattdeutsche Mentalität verloren.