Stubbenholt
Ik heff all von't TörfmookenLesen, oder hören Sie auch: Törf mooken
von Inge Hellwege vertellt, hüüt will ik von't Stubbenroden schrieven. Holt mutt man ton Bööten jo ok bruuken. In de slechte Tiet no den Krieg kunn man sik in de Witwendannen Stubben roden. Dat bedüüdt, man müß se sülven utkriegen. Mien Vadder alleen kunn dat nich, he hool sik Helpslüüd. Dat weern Alfred Timm un sien Söhn Hermann. De tein Stubben wöörn anwiest un man kreeg ok eenen Schien mit'n Stempel för de Genehmigung. Eenen Wüppohl kreeg man dorto leevert. Dissen müß man sik eerst affmoken — een jüngere Dann schöön grood un nich so fleedig. Dat weer de eerste Arbeit. Denn güng dat ant Utbuddeln. De Stubben müssen freeschüffelt warrn.
Dat allns weer swoore Arbeit. De Wöddeln von de Kiefernstubben sind lang un ganz schöön dick. De Dörchmeter vun den Stubbenkopp weer wohl föfftig Zentimeter un de veer bit fiev Wöddeln kunnen bit twee Meter lang wesen. Utkreegen harr son Stubben licht veer Meter Dörchmeter. Den Wüppohl müß man ünner den Stubben steeken un em so ut de Eer rutwüppen. Een Motorsoog geev dat för uns dormols noch nich - allns müß von Hand mookt warrn.
De Dree hebbt düchdig ran müßt. Un keen so swoor arbeidt, de müß ok önnig wat in't Liev kriegen
, meen mien Modder. Eenmol hett se Arfensupp kookt - stampendick. Se weer op Speck kookt - in de Tiet wat ganz Goodes. Dorto keem Suppengröön un een groote Portschon Klüüten. As de Supp goor weer, kreegen wi se in een Tein-Liter-Kann. Ik müß mit 'n Rad, de Kann an Lenker, hen no de Witwendannen — aver so flink as dat güng - de Supp dröff jo nich koolt warrn. Dat weern so veer bit fiev Kilometer. Ik heff de ganze Tiet Angst hatt, mit de Supp in eenen Groben to jogen. Dormols geev dat jo noch keen Teerschossee oder eenen Fohrradweg as hüüt - nee - de Friechsgober Weg weer in eenen slechten Tostand.
Ik bin aver heel ankomm'n, de hungrigen Mannslüüd keeken all no mi ut. Se hebbt sik düchdig pleegt un de Supp bit op een lütt Beten un eenen Klüüten opeeten. Kannst dien Modder man seggen, se kann fein kooken
, sä de oole Alfred Timm. Mien Modder hett dat Lob geern annommen.
De Stubbens hett uns een Buur mit Peer un Wogen no Huus brööcht. Bi Gustav Timm op'n Hoff wöörn se affloodt. Denn güng dat ant Klöven. Mien Vadder müß dat eerstmol lehrn. Son Schoolmeister kann jo nich allns — dat Stubbenklöven hett he studeert. He stünn alleen dorvör, Klooksnackers fünnen sik ganz flink, aver klöövt hett he se ganz alleen.
Denn güng dat ant Soogen mit de Köttsoog. Aver dat duur to lang un uns Arms wöörn uns lohm. Wi hebbt denn de groote Motorsoog lehnt, as de Buurns se op'n Hoff bruken. Doch eerst müß de Soog schrenkt warrn — dat heet scharp mooken. Ok dat hett mien Vadder lehrt. He sä jümmers: Wenn du goode Arbeit moken willst, denn muß du ok goodet Warktüüg hebben
. Dat güng flinker un bald harrn wi tohuus eenen grooten Hümpel Holt. Dat müß aver noch lütt mookt warrn, sünst paß dat jo nich in den Oben. Wi hebbt dat lütt kreegen in veele, veele Stünnen. Alfred Timm sä, as he uns bi Holthacken tokieken dee: Du mußt veermol sweeten, bin Stubben utkriegen, bit Klöven, bit Hacken un vör den Oben.
De ganze Arbeit hett sik lohnt. Wi harrn winterdoogs eene schööne warme Stuuv.
— Hüüt mookt sik keener mehr son Möh.
Stubbenholz
Ich habe schon vom TorfmachenLesen, oder hören Sie auch: Torf machen
von Inge Hellwege erzählt, heute will ich über das Stubbenroden erzählen. Holz muss man zum Heizen ja auch gebrauchen, wenn man einen Ofen hat. In der schlechten Zeit nach dem Zweiten Weltkrieg konnte man sich aus den Witwentannen Stubben holen. Das heißt, man musste sie selbst aus dem Waldboden rausbuddeln. Mein Vater allein konnte das nicht und holte sich Hilfsleute. Das waren Alfred Timm und sein Sohn Hermann.
Die zehn Tannenstubben wurden uns angewiesen und markiert und man bekam auch einen Schein mit einem Stempel, der uns das Stubbenroden erlaubte vom Förster. Dann gab es noch einen Wüppohl
, eine junge Kiefer, mit der man den ausgegrabenen Stubben aus dem Loch wippen konnte. Der musste gerade und nicht so schmächtig sein. Die Kiefer oder auch Tanne musste als erstes besorgt werden. Dann ging es ans Ausbuddeln. Die Stubben mussten frei geschaufelt werden.
Alles war schwere Arbeit. Die Wurzeln der Tannenstubben sind lang und ganz schön dick. Der Durchmesser vom Stubbenkopf war wohl 50 cm und die vier bis fünf Wurzeln konnten bis zu zwei Meter lang sein. War der Stubben erst aus dem Loch, konnte der Gesamtdurchmesser leicht vier bis fünf Meter sein. Um den Stubben aus dem Loch zu holen, brauchte man unbedingt den Wüppohl
, sonst konnte man ihn nicht händeln.
Die drei Männer haben schwer ackern müssen und wer so schwer arbeiten muss, der braucht auch was Anständiges zu essen
, meinte meine Mutter. Einmal hat sie Erbsensuppe gekocht - stampendick. Sie war auf Speck gekocht - in der damaligen Zeit etwas ganz Gutes. Dann kam da Suppengrün hinein und eine nicht geringe Anzahl von Klößen.
Als die Suppe fertig war, haben wir sie in eine zehnliterkanne gefüllt. Ich musste nun mit dem Fahrrad- die Kanne am Lenker –– zu den Witwentannen am Buckhorner Moorweg fahren und zwar so schnell wie möglich. Die Suppe durfte ja nicht kalt werden. Das waren so vier bis fünf Kilometer. Ich hatte die ganze Zeit Angst in den Graben zu jagen. Damals gab es dort keine Teerchaussee oder einen Fahrradweg wie heute - der Friedrichsgaber Weg war in keinem guten Zustand. Ich bin aber heil angekommen. Die hungrigen Männer guckten schon nach mir aus. Sie haben sich den Magen damit voll geschlagen und nur ein wenig und einen Kloß übrig gelassen. Kannst deiner Mutter man sagen, sie kann fein kochen
, sagte der alte Alfred Timm zu mir.
Die Stubben hat uns ein Bauer mit Pferd und Wagen nach Haus geholt. Dann ging es ans Spalten. Das musste mein Vater erst lernen. So ein Schulmeister kann ja auch nicht alles. Aber das Stubbenspalten hat er damals studiert. Er stand allein davor. Klugschnacker gab es täglich genug, aber gespalten hat er sie allein.
Danach kam das Sägen. Wir haben uns eine große Motorsäge geliehen, wie Bauern sie auf einem Hof benötigen. Doch erst musste sie geschränkt werden, das heißt scharf machen. Auch das hat mein Vater erst lernen müssen. Sein Motto war immer: Wenn du gute Arbeit leisten willst oder musst, dann brauchst du auch bestes Werkzeug.
Das ging schneller und Alfred Timm sagte, als er uns beim Holzhacken zusah: Du musst viermal schwitzen – beim Stubbenrausholen, beim Spalten, beim Hacken und vor dem Ofen.
Die ganze Arbeit hat sich gelohnt, wir hatten im Winter eine schöne warme Stube. – Heute macht sich keiner mehr die Mühe.