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Die Zeit von 1900 bis 1939

1900 - 1939
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Die Zeit von 1900 bis 1939
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Inge Hellwege

Vör 80 Johr — Barbier (Putzbüdel) in Gorstedt

As Hermann Langehein 1919 ut'n Krieg keem, hett he sik in Gorstedt bi Horn in de oole Dörpstroot twee Stuben meedt un dor een Loden opmookt, wo Mannslüüd sik de Hoor snieden un ok den Bort affraseern loten kunnen. He güng aver ok von Huus to Huus un raseer sien Kunnen dor. Dorto bruuk he denn sienen Putzbüdel, wo he sien Warktüüg bin harr.

Dat Woort Putzbüdel is aver ok för den Mann bruukt worrn, un he warrt ok hüüt noch so nöömt, wenn denn de Lüüd noch echt platt snackt. Son Putzbüdel weer gliektiedig dat Blatt. He kreeg veel to höörn un kunn'n Barg Nees ünner de Lüüd bringen. Dat: Wat harr he hüüt denn in sien Putzbüdel? heet, wat harr he Nees to vertelln. Hermann Langehein güng dat nich anners.

Mit'n flotten Schritt weer he jümmers ünnerweg's, he harr nich veel Tiet, so seh dat ut. Mien Grootvadder jedenfalls keem in Gang'n, wenn em Langehein ankünnigt wöör. Aver de leep nich bloß flott - he weer ok flott bi de Arbeit, se güng em fix von de Hand.

As he sienen Loden bi Horn opgeven müß, weil dor een Neihstuuv inricht wöör, hett he eerstmol een Bood bi Horn in Goorn opstellt un dor sien Kunnen bedeent. 1925 hett he denn dat Huus in de Ossentoller Stroot 42 baut un 1928 noch 'n Stück för sien Veehtüüch anbaut.

De Loden is hüüt (Februar 2001) noch in Bedriev. Op de een Siet sind hoch an de Butenwand dree lütte Buntglasfenster anbrööcht worrn, se sind ok hüüt noch dor. Wie de Inrichtung an Anfang utsehn hett, weet ik nich. Aver as ik in de döttiger Johrn mienen Bubikopp stutzen leet, weern dor dree Speegels an de Wand un dortwüschen Glasschränk mit Soken, de de Kunnen dor köpen kunnen för jüm ehr Hoor un ok wat ton Raseern. Denn kreeg man dor ok Zigarrn un Zigaretten.

Lehrlinge hett Hermann Langehein jümmers utbildt. De müssen jüm ehr Bettüüch mitbringen, weern aver free in Kost un Logie. Se kreegen aver keenen Penn Gehalt oder Lohn, so weer dat dormols.

De Kunnen weern jümmers König! Hinnerk Smidt ton Bispill keem jeden Sünndag morgens Klock söss un baller so lang an de Döör bit Langehein endlich opmoken dee. Dorto mutt man weten, dat sünndags ok arbeidt wöör.

As Hermann Langehein eenmol mit Grippe dat Bett höden müß, keem Paster Schaper, de sik affsluuts nich sülven raseern kunn, un leet sik nich affwiesen. He weer Stammkunn un keem jeden Dag. Ok Jochen Slachter keem op sien Rad anfohrn. Dormols weer de Dochder Anneliese all utbildt un schull ehrn Vadder ersetten. As de Paster fardig weer, sä de: Ich bin mit dem Leben davongekommen, nun sind Sie an der Reihe. Bi Jochen Slachter weer dat veel eenfacher. He harr een rundes, schieres Gesicht un nich so veel Falten as de Paster. Ehr Vadder harr to ehr seggt: Den Slachter döffst du nich snieden, de kann keen Bloot sehn! Is aver allns goot afflopen.

Hermann Langehein sien Fro kunn goot neihn un hett dat junge Deerns bibrööcht. Eegentlich hett se dorför sorgt, dat de ehr Utstüür richt hebbt. Dat geev dat dormols jo noch. Loter hett se sik dat Friseern annohmen. Deshalv hett se in Elmshorn dat Onduleern lehrt in de twintiger Johrn un hett anfungen de Gorstedter Froonslüüd de Köpp to waschen un onduleern.

As Anneliese no ehr Plichtjohr in de Lehr schull, hebbt se Kontakt opnommen mit den Frisöör Neumann in Hamburg. Dor weer se tweeunhalv Johr un hett ehr Gesellenprüfung affleggt. Ok se hett noch dat Onduleern lehrt, wat dat Sworste in dit Handwark weer. Se weer geern in Hamborg bleven, aver as de Krieg utbröök, wöör ehr Chef introcken un de Loden dicht mookt. Dor müß se no Gorstedt trüüch, denn de Gesell hier weer, wöör ok introcken. 1948 hett Anneliese ehrn Meister mookt.

Wat dat för Kunnen geev, is meist nich to begriepen. Een Fro hett mol verlangt, se schull ehr de Hoor waschen aver dorbi oppassen, dat ehr Kopphuut nich natt warrn dee. Geiht dat eegentlich ?

Froonslüüd, de däglich melken müssen, un dorbi jüm ehrn Kopp an de Koh lehnen deen, nemmen den Ruuch an. Kloor — wenn de ehr Hoor waschen leten, stünk de ganze Salon no Kohstall. Dat weer wiss keen Vergnögen för een Friseuse.

1956 an 15. August kreeg Hermann Langehein eenen neen Lehrling. Dat weer de Söhn Theo von Annelieses Lehrmeister Neuman ut Hamborg. De hett den Loden loter övernommen, as de Barbier un Putzbüdel Langehein sik op Olendeel trüüchtrecken dee — no 38 Johr. Nu keem de Tiet von Theo Neumann. Dat is een annere Geschicht. Dorvon vertell ik int neegstet Deel.


Inge Hellwege

Vor 80 Jahren — Friseur (Putzbüdel) in Garstedt

Als Hermann Langehein 1919 aus dem Ersten Weltkrieg nach Hause kommt, hat er sich in Garstedt bei Horn in der alten Dorfstraße zwei Räume gemietet und ein Geschäft aufgemacht, in dem sich die Männer die Haare schneiden und den Bart rasieren lassen konnten. Aber er ging auch von Haus zu Haus und rasierte seine Kunden dort. Dazu brauchte er seinen Putzbüdel, eine Tasche, in der sich sein Werkzeug befand.

Das Wort Putzbüdel wurde aber auch für den Mann gebraucht, und er wird heute noch so genannt, besonders dort, wo die Leute noch richtig Plattdeutsch reden. So ein Friseur ist gleichzeitig auch die Tageszeitung. Er bekommt viel zu hören und kann eine Menge neues unter die Leute bringen. Das: Was hat er denn heute in seinem Putzbüdel? heißt, was hast du Neues zu erzählen. Hermann Langehein erging es nicht anders.

Mit schnellem Schritt war er immer unterwegs, er hatte nicht viel Zeit, hatte immer zu tun. Mein Großvater jedenfalls kam in Gang, wenn ihm Langehein angekündigt wurde. Aber der lief nicht nur flott, er war auch flott bei der Arbeit, sie ging ihm schnell von der Hand.

Als er seinen Laden bei Horn aufgeben musste, weil dort eine Nähstube eingerichtet wurde, hat er erstmal eine Bude bei Horn in den Garten gestellt und dort seine Kunden bedient. 1925 hat er dann ein Haus in der Ochsenzoller Straße 42 gebaut, und 1928 noch etwas für seine Tiere angebaut.

Das Geschäft ist heute noch (2001) in Betrieb. Auf der anderen Seite sind noch an der Außenwand drei kleine Buntglasfenster angebracht worden, die heute noch da sind. Wie die Einrichtung zu Beginn ausgesehen hat, weiß ich nicht. Aber als ich in den dreißiger Jahren meinen Bubikopf stutzen ließ, waren da drei Spiegel an der Wand und dazwischen Glasschränke mit Sachen, welche die Kunden kaufen konnten für ihr Haar und auch zum Rasieren. Außerdem bekam man da auch Zigarren und Zigaretten.

Immer hat Hermann Langehein auch Lehrlinge ausgebildet. Die mussten ihr Bettzeug mitbringen, hatten aber frei Essen und Unterkunft. Sie bekamen aber keinen Pfennig Gehalt oder Lohn, so war das damals.

Seine Kunden waren immer König! Hinnerk Schmidt zum Beispiel kam jeden Sonntagmorgen um sechs Uhr und klopfte so lange an die Tür, bis Langehein endlich aufmachte. Dazu muss man wissen, dass sonntags auch gearbeitet wurde.

Als Hermann Langehein eines Tages mit Grippe das Bett hüten musste, kam Pastor Schaper, der sich absolut nicht selber rasieren konnte, und lässt sich nicht abweisen. Er ist Stammkunde und kommt jeden Tag. Auch Jochen Schlachter kam auf seinem Rad angefahren. Damals wurde die Tochter Anneliese schon ausgebildet und sollte den Vater ersetzen. Als der Pastor fertig war, sagte er: Ich bin mit dem Leben davon gekommen, jetzt sind Sie an der Reihe. Bei Jochen Schlachter war das viel einfacher. Er hatte ein rundes, glattes Gesicht und nicht so viel Falten wie der Pastor. Ihr Vater hatte zu ihr gesagt den Schlachter darfst du nicht schneiden, der kann kein Blut sehen! Es ist aber alle gut abgelaufen.

Hermann Langeheins Frau konnte gut nähen und hat das den jungen Mädchen beigebracht. Eigentlich hat sie dafür gesorgt, dass sie ihre Aussteuer zusammen gebracht haben. Das gab es damals noch. Später hat sie sich dem Frisieren zugewandt. Deshalb hat sie auch im Elmshorn das Ondulieren gelernt in den zwanziger Jahren und angefangen den Garstedter Frauen die Köpfe zu waschen und die Haare aufzudrehen.

Als Anneliese nach ihrem Pflichtjahr in die Lehre soll, hat sie Kontakt aufgenommen zu dem Friseur Neumann in Hamburg. Dort war sie zweieinhalb Jahre und hat dann ihre Gesellenprüfung abgelebt. Auch sie hat das Ondulieren gelehrt, was das schwerste bei diesem Handwerk war. Sie wäre gerne in Hamburg geblieben, aber als der Krieg ausbrach, ist ihr Chef eingezogen worden und musste den Laden zu machen. Da musste sie nach Garstedt zurück, denn die Gesellen hier waren auch eingezogen worden. 1948 hat Anneliese ihren Meister gemacht.

Was es auch für Kunden gibt, ist manchmal nicht zu begreifen. Eine Frau verlangte, sie sollte ihr die Haare waschen und dabei aufpassen, dass die Kopfhaut nicht nass wird. Geht das eigentlich?

Frauen, die täglich melken mussten und dabei den Kopf an die Kuh lehnten, nahmen den Geruch an. Klar – wenn die ihre Haare waschen lassen, stinkt der ganze Salon nach Kuhstall. Das ist gewiss kein Vergnügen für einen Friseur.

1956, am 15. August bekommt Hermann Langehein einen neuen Lehrling. Das ist der Sohn Theo von Annelieses Lehrmeister Neumann aus Hamburg. Der hat den Laden später übernommen, als der Friseur und Putzbudel Langehein sich auf das Altenteil zurückzog – nach 38 Jahren. Nun beginnt die Zeit von Theo Neumann. Das ist aber eine andere Geschichte. Davon erzähle ich im nächsten Teil.


  • Sie sind hier: Teil 1/2
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  • Autorin: Inge Hellwege, 24. Oktober 2011
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