Albert Zabels Einladung
Es muss wohl am Anfang der fünfziger Jahre gewesen sein, als meine Eltern eine Einladung zu einer Kutschenfahrt von Albert Zabel bekamen. Er war der Besitzer des Bauernhofes an der Ecke vom Kornhoop und der Friedrich Ebert-Strasse. Meine Eltern freuten sich und sagten sofort zu. Ich hole euch gegen halb zwei ab.
Pünktlich kam er vorgefahren. Meine Eltern saßen hinten in der Kutsche und der alte Albert Zabel thronte auf dem Kutscherbock. Meine Eltern nahmen an, dass er mit ihnen durch die Garstedter Feldmark fahren würde, aber er nahm eine ganz andere Richtung in Angriff. Er fuhr durchs Dorf und den Schwarzen Weg zur Aspelohe hinauf und den Berg wieder hinunter. Dann bog er rechts ab und fuhr dort durch die Felder bis an die Niendorfer Straße, die damals keine Straße war, sondern nur ein einfacher Sandweg. Es ging dann links weiter zum Flughafengelände und weiter bis zur Langenhorner Chaussee, in die sie Richtung Fuhlsbüttel einbogen. Das Pferd durfte hier auch mal traben bis zum Erdkampsweg. Langsam ging es dann durch Fuhlsbüttel bis zum Ratsmühlendamm. Dort gab es ein Lokal Alsterschleuse
, oder so ähnlich, mit einem großen Parkplatz. Hier stiegen sie aus. Albert Zabel versorgte erst sein Pferd und danach gingen sie ins Lokal, wo sie mit Kaffee und Kuchen versorgt wurden. Nach einer Stunde Klönschnack machten sie sich wieder auf den Heimweg.
Diesmal trabte das Pferd bis zur Heimbuche, dort bogen sie links in die Straße Tarpen
ab und fuhren danach wieder über die Aspelohe in Richtung Alt-Garstedt. Meine Eltern bedankten sich ganz herzlich für diese schöne Ausfahrt und die Einladung zu Kaffee und Kuchen.
Wenn ich heute auf der Langenhorner Chaussee so eine Kutsche fahren sehen würde, würde ich den Kutscher für lebensmüde halten.
Albert Zabel
Ein Bauer aus der Gegend von Magdeburg kaufte sich einen Bauernhof in Garstedt am Kornhoop, Ecke Friedrich Ebert-Straße. Er hatte mit seiner Frau vier Töchter und einen Sohn, der im Zweiten Weltkrieg gefallen ist.
Albert Zabel war ein offener Mensch. Er trat der Garstedter Feuerwehr bei, das war für ihn selbstverständlich und fügte sich in die alte Garstedter Bauernschaft ein und war bald einer von ihnen. Das ist nicht immer so, es gab auch Menschen, die es schwer hatten, sich hier heimisch zu fühlen. Aber seine Familie war hier ganz schnell zu Hause.
Viel von ihm zu erzählen, steht mir nicht zu, aber eine Sache kann ich erzählen und zwar von seiner Beerdigung. Er fühlte, dass es wohl bald mit ihm zu Ende gehen würde. Deshalb hat er mit Tante Frieda, der Besitzerin von der Wirtschaft Sellhorn-Timm an der Kirchenstrasse, eine Abmachung getroffen.
Es sollte so geschehen: Nach der Trauerfeier in der Kirche sollte die Trauergemeinde in die Wirtschaft gehen. Dort sollte es erst Kaffee und Kuchen geben und danach sollte die Feuerwehr-Kapelle Musik machen und die Leute sollten auch tanzen. Abendessen sollte es auch geben. Auf gut Norddeutsch heißt das: Fell versupen!
Das haben die Familie und auch die Freunde getan. Es war ein tolles Fest, so wie er es sich gewünscht hatte. Das Geld für die Kosten dieser Trauerfeier
hatte Albert Zabel hinterlegt.
Es wurde von dieser Feier oft erzählt, sonst wüsste ich nichts davon. Es wurde auch gesagt, dass die Männer alle mit einem abgeschnittenen Schlips nach Hause kamen — aber ob das stimmt, das weiß ich nicht.