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Kaiserreich, Kolonialzeit - 1850 - 1919

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1900
Kaiserreich und Kolonialzeit 1850 bis 1919

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Teil 6 - Hauslehrerzeit 1874 bis 1875
Kap.6 - Die Kreis-Synode in Hirschberg

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  1. 🔺 Teil 5: Göttingen, 1873 bis 1874
  1. Zurück zu den Ursprüngen
  2. Der Unterricht beginnt
  3. Gastfreundschaft im Hause des Prinzen
  4. Fürst Heinrich LXXIV und Fürstin Eleonore
  5. Die Gebirgskamm-Partie und verschiedene Besuche
  6. Die Kreis-Synode in Hirschberg
  7. Sommerferien und Spätsommer
  8. Umzug ins Winterquartier
  9. Winterfreuden
  10. Kontakte und Verwandtenbesuche
  11. Eine Predigt für viele Gemeinden
  12. Anfrage aus Loccum
  1. 🔻 Teil 7: Loccum, 1875-1877
Gnadenkirche in HirschbergGnadenkirche in Hirschberg

Teil 6 - Hauslehrerzeit 1874 bis 1875
Kapitel 6
Die Kreis-Synode in Hirschberg

Die gesamte Diözesengeistlichkeit lernte ich kennen bei der Kreis-Synode in Hirschberg und beim Synodal-Konvent. Die Kreis-Synode wurde durch einen Gottesdienst in der Gnadenkirche eröffnet, zu dem die Geistlichen sämtlich im Ornat erschienen. Mir war es besonders interessant, das Kirchengebäude, das ich als 12-jähriger Junge, damals aber ohne rechtes Verständnis, schon gesehen, bei dieser Gelegenheit kennen zu lernen. Sie ist, wie gesagt, eine von den so genannten Gnadenkirchen in Schlesien, die den Evangelischen infolge der Altranstädter KonventionDie Altranstädter Konvention wurde 1707 zwischen Karl XII. von Schweden und Kaiser Josef I. geschlossen. Der Kaiser musste darin die Glaubensfreiheit für Schlesien gewähren. Den schlesischen Protestanten wurden 120 ihrer ehemaligen Kirchen zurückgegeben und der Bau von sechs Gnadenkirchen in Sagan, Freystadt, Hirschberg, Landeshut, Militsch und in Teschen gestattet.Siehe Wikipedia.org [23] vom Jahre 1707 außerhalb der Ringmauern der betreffenden Städte zu erbauen erlaubt wurde. Die überreichung der Gestattungsurkunde Kaiser Josefs I. an die vor ihm knienden Ratsherren von Hirschberg war in einem neben dem Altar hängenden ölgemälde dargestellt. Die Kirche, ein Zentralbau in Form des griechischen Kreuzes, gehört, obwohl sie einen eigentlichen Stil nicht hat, zu den imposantesten Schlesiens. Es dürfte überhaupt nicht viele Kirchen geben, die so vielen Besuchern Raum gewährten. Ist sie schon an und für sich geräumig, so ist der Raum aufs äußerste ausgenutzt. Vier große Emporen gehen durch alle Kreuzarme der Kirche. Dabei ist die Akustik vorzüglich. Ein Wort, das man an der einen Seite eines der vier das Gewölbe tragenden Bögen flüstert, hört man deutlich an der entgegengesetzten. Die Kanzeldecke hängt an einem seidenen Seil, durch das man das frühere eiserne ersetzt hat, seit im Jahre 1745 der Pastor M. Gottlob AdolphGottlob Adolph (1685-1745) war ein deutscher Theologe und Kirchenlieddichter.Siehe Wikipedia.org [24] auf der Kanzel vom Blitz erschlagen worden war.

Natürlich folgte ich auch den Verhandlungen der Kreis-Synode, die in einem Schullokal stattfanden, mit großem Interesse. Es war die erste Kreis-Synode, die überhaupt in Hirschberg abgehalten wurde. Am Beginn der Verhandlungen wurde der Synodalvorstand, am Schlusse die Abgeordneten zur außerordentlichen Provinzialsynode gewählt. Die Sache stand auf des Messers Schneide, da zwei annähernd gleich starke Richtungen sich ziemlich schroff gegenüberstanden. Die Rechte siegte mit knapper Majorität. Nur zum geistlichen Ersatzmann wurde durchs Los einer von den Linken gewählt, beiläufig Vaters Nachfolger in Arnsdorf, übrigens eine der unsympathischsten Gestalten auf der Synode, der beispielsweise dem neben ihm sitzenden weltlichen Abgeordneten aus Arnsdorf bei Abstimmung einfach seinem schweren Arm auf die Schulter legte, wenn er nicht wollte, dass dieser aufstände. Ich habe ihn erst gegen Ende des Sommers einmal besucht, wobei er ja nicht gerade unfreundlich war, es aber doch zu rechter Wärme zwischen ihm und mir nicht kam. Er hatte etwas Advokatisches in seinem Wesen und in seinem Auftreten etwas Flätziges.

Fast die Hälfte der Geistlichen stammte noch aus Vaters Arnsdorfer Zeit. Die interessanteste Persönlichkeit war vielleicht der Hirschberger Archidiakonus Dr. PeiperCarl Rudolf Samuel Peiper (1798-1879) war ein deutscher Philologe und Orientalist.Siehe Wikipedia.org [25], der in dem Sommer sein Jubiläum feierte, allerdings weniger Theologe als Orientalist. Er beherrschte eine unglaubliche Anzahl von Sprachen, war damals gerade beim Chinesischen. Bei den Synodal- und Konventsverhandlungen verhielt er sich schweigend. Aber sein großes Auge ist mir noch erinnerlich. Natürlich wurde ich, besonders bei dem auf die Verhandlungen folgenden Mittagessen, verschiedentlich auf meinen Vater angeredet. Bei den Verhandlungen lagen sowohl bei der Kreis-Synode als beim Konvent, wie begreiflich, besonders die Forderungen zugrunde, die sich aus der bevorstehenden Einführung des ZivilstandsgesetzesDas Recht, legale Eheschließungen durchzuführen, lag bis zum Erlass des genannten Gesetzes allein bei der jeweiligen Staatskirche. Diese wiederum verweigerte solchen, die aus der Staatskirche ausgetreten waren, die Trauung. Preußen führte 1874 die obligatorische Zivilehe ein.Siehe Wikipedia.org [26] für die Kirche ergäben. Als beim Konvent Vaters Nachfolger, dem das Referat übertragen war, viel von der Liebe redete, sagte der Superintendent bei der Besprechung: Ich habe Sie doch recht verstanden, dass, wenn Sie von der Liebe redeten, Sie damit nicht in Abrede stellen wollten, dass die Liebe auch ihre ernste Seite hat? Als der Angeredete darauf antwortete: Gewiss, gewiss, fügte ein anderer, der auch zur linken Seite gehörte - Vater bezeichnete ihn nach seiner Erinnerung als die lustige Person -: Ach, Herr Superintendent, er ist auch gar nicht so, was natürlich allgemeine Heiterkeit auslöste.

Außer meiner Hauslehrertätigkeit suchte ich natürlich auch wissenschaftlich weiter zu arbeiten. Chemnitz' Examen Concilii TridentiniTeil 5 - Göttingen, 1873 bis 1874, Kapitel 14 [27] schaffte ich mir nach Uhlhorns Rat an und fing wenigstens an, es zu studieren. Außerdem las ich die eben erschienene dritte Ausgabe von Kahnis' Innerem GangeDer innere Gang des deutschen Protestantismus, Verlag Dörffling & Franke, Leipzig 1874 (2 Bände) [28], die ich auch der Prinzess zu lesen gab, die mir dafür den auch kurz zuvor erschienenen ersten Band von Löhes Leben gab. Auch Arabisch trieb ich noch weiter und arbeitete das Register zu Belitzsch' Kommentar zu Hohelied und Kohelet.


[23] Die Altranstädter Konvention wurde 1707 zwischen Karl XII. von Schweden und Kaiser Josef I. geschlossen. Der Kaiser musste darin die Glaubensfreiheit für Schlesien gewähren. Den schlesischen Protestanten wurden 120 ihrer ehemaligen Kirchen zurückgegeben und der Bau von sechs Gnadenkirchen in Sagan, Freystadt, Hirschberg, Landeshut, Militsch und in Teschen gestattet.
[24] Gottlob Adolph (1685-1745) war ein deutscher Theologe und Kirchenlieddichter.
[25] Carl Rudolf Samuel Peiper (1798-1879) war ein deutscher Philologe und Orientalist.
[26] Das Recht, legale Eheschließungen durchzuführen, lag bis zum Erlass des genannten Gesetzes allein bei der jeweiligen Staatskirche. Diese wiederum verweigerte solchen, die aus der Staatskirche ausgetreten waren, die Trauung. Preußen führte 1874 die obligatorische Zivilehe ein.
[27] Teil 5 - Göttingen, 1873 bis 1874, Kapitel 14
[28] Der innere Gang des deutschen Protestantismus, Verlag Dörffling & Franke, Leipzig 1874 (2 Bände)
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  • Autor: Johannes Dittrich, Aufzeichnung transkribiert durch die Sütterlinstube Hamburg im Mai 2014, digitalisiert 2018
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