Käferliebe
oder
Einmal VW – immer VW?
Es war wohl 1967, da konnten wir uns den ersten Käfer
leisten, einen Gebrauchten
natürlich. Endlich waren wir motorisiert. Sonntags ging es raus: An die Ostsee, nach Büsum, nach Cuxhaven oder in die Heide.
Schon zwei Jahre später liebäugelte mein Mann mit einem neueren Modell – HH-SN …, was wir mit Sein Neuer
übersetzten. Im Sommer 1969 starteten wir damit in den ersten Urlaub – die Kinder waren vier und neun Jahre jung und Oma kam auch mit. Auf der Rückbank hatten alle drei Platz. Oma hatte es dabei nicht leicht, sie musste immer neue Spiele erfinden, Streit schlichten und wenn eine unserer beiden Töchter einschlief, lag sie auf Omas Schoß. Das Gepäck war vorne unter der Haube und hinter der Rückbank verstaut – der Motor war hinten. Die Koffer waren damals wesentlich kleiner als heute.
Im Herbst 1969 machte ich meinen Führerschein – mit 30 Jahren, nicht wie heute mit 17 – und das war ein Ereignis für die Familie. Ich durfte auch gleich fahren, was damals bei vielen Ehepaaren nicht selbstverständlich war.
So ungefähr drei bis vier Jahre später träumte mein Mann von einem Opel. Für den Kredit benötigte er auch meine Unterschrift. Ich bestand darauf, zuerst eine neue Küche zu bekommen – nicht so eine Hightech-Designer-Küche wie heute, in der man lieber nicht kochen möchte, damit alles sauber bleibt, sonder einfach einen Küchenunterschrank und einen passenden Hängeschrank. Es hat geklappt, und dann kam der gelbe Opel. Stolz führte mein Mann ihn seinen Kollegen vor, nur als er den Kofferraum öffnete stutze er kurz und sagte: Und das ist unser Swimmingpool
. Der Kofferraum stand voll Wasser, was zu allgemeinem Gelächter führte und dann zu diversen Ratschlägen. Es erforderte etliche Reparaturen bis zur Trockenlegung.
Der nächste Urlaub ging ins Ultental an einen Stausee. Dafür musste ein Schlauchboot her. Die Koffer waren inzwischen größer geworden und Oma sollte auch wieder mit. Beim Verstauen des Gepäcks hörte ich immer ein leises Fluchen: Omas Koffer ist zu groß
, worauf ich grummelte: Oder das Schlauchboot
. Auf dem Stausee durften wir es auch gar nicht benutzen und auf dem Karer See war es viel zu gefährlich wegen plötzlich aufkommender Sturmböen. Es diente später als Sprungturm in der Ostsee, nur auf dieser Reise war es völlig überflüssig.
Als wir 1977 nach Alveslohe zogen, brauchte ich einen Zweitwagen. Nur so konnte ich mir einen Job suchen, denn Bahnverbindungen gab es nicht. Das Geld war knapp nach dem Bau des Hauses, aber es reichte für einen alten weißen Käfer
. 750,- D-Mark mussten wir dafür hinblättern. Er brummte wie ein Motorrad, was mir sehr gefiel. Aber er hatte seine Macken: Im Sommer lief die Heizung auf volle Pulle
, ein Nachbar legte sie lahm, was zur Folge hatte, dass sie im Winter nicht wieder ansprang. Die Standheizung sprühte Funken, also wagte ich nicht, sie zu benutzen. Damit mein Atem die Fenster nicht auch noch von innen vereiste, fuhr ich immer mit geöffnetem Fenster. Das hat abgehärtet, ich hatte nie eine Erkältung.
Im Schneewinter 1978/79Lesen Sie auch diesen Artikel:Schneekatastrophe 1978/79
von dieser Autorin; hier Klicken … erwies mein Käfer sich als besonders schneetauglich. Ich konnte dank der Winterreifen in jede Schneewehe fahren, ich kam ohne Probleme wieder raus. Aber als ich mit meiner Tochter im Februar von einer Geburtstagsfeier nach Hause fuhr, musste Monika die ganze Zeit mit dem Schaber die Frontscheibe eisfrei halten. Trotz aller Schwierigkeiten liebte ich meinen Käfer.
Als meine Tochter mit 18 Jahren den Führerschein machte, kaufte ich mir einen Golf und sie bekam den Käfer. Schon bei ihrer ersten Fahrt hat sie ihn in Ellerau in den Vorgarten der Polizeiwache gesetzt – glücklicherweise ohne Blessuren an Monika und am Käfer. Eine Woche später ist ihr dann jemand in die Seite gefahren – diesmal ohne ihre Schuld. Die Versicherung musste zahlen und es reichte sogar für ein neueres Modell.
Ich fahre zwar keinen Käfer mehr, aber mein grüner Polo-Frosch
bringt mich seit 15 Jahren überall hin. Und im Notfall gibt es die gelben Engel
.