TimetunnelMachen Sie eine Zeitreise … mit der Zeitleiste zur Machtergreifung 1933
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Kaiserreich, Kolonialzeit - 1850 - 1919

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Kaiserreich und Kolonialzeit 1850 bis 1919

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Göttingen, 1873 bis 1874 — Das Examen rückt näher

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Teil 5 - Göttingen, 1873 bis 1874
Kap.12 - Das Examen rückt näher

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  1. 🔺 Teil 4: Leipzig, 1870-1873
  1. Anreise und erste Orientierung
  2. Die Honoratioren und meine Immatrikulation
  3. Pflichtkollegia und praktische Seminare
  4. Übungsgottesdienste und Katechesen
  5. Professor Peip
  6. Offene Abende bei den Professoren
  7. Ausflüge
  8. Zwei gastliche Pfarrhäuser
  9. Auf dem Hermannsburger Missionsfest
  10. Anschluss an Kommilitonen
  11. Mein letztes Semester
  12. Das Examen rückt näher
  13. Schriftliche und praktische Prüfungen
  14. Examen und verlockendes Angebot
  1. 🔻 Teil 6: Hauslehrerzeit, 1874 - 1875

Teil 5 - Göttingen, 1873 bis 1874
Kapitel 12
Das Examen rückt näher

Nun rückte das Examen immer näher, und alles Arbeiten wurde darauf eingestellt. Jeden Sonnabend kam eine ganze Anzahl von uns zusammen, auf den Buden es umgehen lassend. Der jedesmalige Wirt sorgte für Kaffee und etwas zu beißen, sowie für Zigarren, und nun wurde gemeinsam repetiert, Kirchengeschichte oder Dogmatik, oder was sonst not tat. Daneben machten wir aber auch gemeinsame Bummel auf eins der Bierdörfer, wo wir etwa kegelten. Auch eine Kneipe der höheren Semester veranstalteten wir, zum nicht geringen Anstoß Peips. Aber Wiesinger und der kurz vorher zum lic. theol. promovierte Lemme folgten der Einladung. Helmolt lud Bartels und mich einige Male auch auf die Kneipe der Lüneburger ein. Das eine Mal schloss sich dann am folgenden Tage ein Katerbummel nach dem Bocksbühl, dem kleinsten Gipfel der Gleichen, und nach Groß Schneen, wo der Wirt uns einen Senfsalat vorsetzte, von dem er sagte, dass die Angehörigen eines Corps in einer Woche zweimal herausgekommen seien, um ihn zu essen, und der in der Tat Bartels hernach zu einem Liede begeisterte, in dem es hieß:

Zu Groß Schneen in der Tat
isst man am besten Senfsalat.

Gegen Ende Februar mussten die Meldungen zum Examen eingereicht werden. Da wurde dann das curriculum vitaeLebenslauf [46] verfasst, die Exmatrikel beantragt und die Papiere an das Landeskonsistorium eingereicht. Inzwischen ging das Semester zu Ende, die Studenten reisten in die Ferien, und wir Examinanden blieben zurück und harrten der ZitationDie Zitation ist ein veralteter Begriff aus der frühen Neuzeit (15.-19. Jahrhundert) für die Vorladung vor Gericht. Der Begriff wurde auch zur Vorladung zum Examen verwendet.Siehe Wikipedia.org [47]. Wir mussten lange warten. Tag um Tag, Woche um Woche verging, und es erfolgte nichts. Im Obergericht begann die Schwurgerichtsperiode, und wir gingen hin, um die Verhandlungen anzuhören. Besonders interessierte uns der Brandstiftungsfall Schwarze in Clausthal und setzte uns tagelang in Spannung. Der Verteidiger, ein Jude, galt als einer der gerissensten Anwälte. Von ihm ging das Gerücht, er wäre eines Tages eilfertig nach Hause gekommen mit den Worten: Frau, alle Schränke verschließen! Eben habe ich einen Spitzbuben frei bekommen. Er hielt dann auch eine äußerst gewandte Rede, bekam aber doch seinen Klienten diesmal nicht frei. Einen äußerst sympathischen Eindruck machte uns der Vorsitzende, Obergerichtsrat Huschke, ein Bruder des berühmten Breslauer JuristenPhilipp Eduard Huschke (1801-1886) war Rechtswissenschaftler. Er ist ein Neffe des Philologen Immanuel Gottlieb Huschke (1761-1828).Siehe Wikipedia.org [48] und Präsidenten des Oberkirchenkollegiums.

Allmählich bemächtigte sich unser eine Katerstimmung, wir kamen uns vergessen vor. Da kam Donnerstag vor Palmsonntag Kuhlgatz auf meine Bude: Endlich bekommen wir doch eine Gewissheit über das Examen, und zeigte mir eine Postkarte, die er soeben von seinem Verbindungsbruder stud. jur. Hahn aus Hildesheim, Sohn des dortigen Generalsuperintendenten, erhalten hatte, und nach der unsere Examina am Montag nach dem weißen Sonntag ihren Anfang nähmen. Tags darauf hatte ich meine Zitation mit der Aufforderung, eine Predigt über 2. Kor. 5, 14-21 auszuarbeiten und mich Montag, 13. April, nachmittags zwei Uhr beim Oberkonsistorialrat D. UhlhornGerhard Uhlhorn (1826-1901) war evangelisch-lutherischer Theologe, Abt von Loccum und Oberkonsistorialrat.Siehe Wikipedia.org [49] zu melden. Bartels, mit dem zusammen examiniert zu werden ich gebeten hatte, hatte die gleiche Zeit erhalten, Helmolt dagegen, hinsichtlich dessen ich das gleiche Ansuchen gestellt hatte, erhielt eine auf eine Woche später lautende Zitation. Mit mir zusammen sollten noch Beermann und Crome examiniert werden. Auch von den beiden übrigen, die die Sektion voll machen sollten, erhielt ich am selben Tage noch Gewissheit. Uhlhorn galt von den beiden als Vorsitzende der Kommission für das erste Examen in Frage kommenden (neben ihm Düsterdiek) als der angenehmere. Wir waren daher höchst vergnügt, und machten uns eifrig an die Ausarbeitung unserer Predigt, die ich vor Gründonnerstag beendigt hatte. Gründonnerstag ging ich mit mehreren Freunden beim alten Hildebrand zum Abendmahl. Am Nachmittag bei schönem Frühlingswetter machte ich mich mit Holscher, einer Einladung von dessen Vater, der kurz vorher zu Besuch in Göttingen gewesen war, folgend, auf den Weg nach Nettelrede, um dort die Ostertage zu verleben. Bis Elze fuhren wir mit der Bahn. Von da gingen wir über Eldagsen durch den Saupark nach Springe, von wo wir bis [Bad] Münder mit der Bahn fuhren, der Station von Nettelrede. Um Mitternacht kamen wir in Nettelrede an. Holschers Schwester Julie öffnete uns das Haus. Ostern in einem Pfarrhause auf dem Lande! Seit zehn Jahren hatte ich das nicht mehr erlebt. Was für Erinnerungen wachten da auf und vergoldeten jene Tage. Es kam auch wirklich alles zusammen, um Osterstimmung zu wecken. Schon das Vorfrühlingswetter mit seiner harten und doch erquickenden Luft und seinem frischen Erdgeruch besonders auf den seit kurzem vom Schnee befreiten Bergen, an dessen Abhängen die Schneeglöckchen blühten, auf denen wir nachmittags herumkraxelten, nachdem wir vormittags die Gottesdienste im gefüllten Gotteshause mit dem frischen Gemeindegesang besucht. Pastor Holscher stand wie ein Patriarch in seiner Gemeinde und war dabei auch ein theologisch regsamer Mann. Frau Pastor, leidend, trat zurück. Eine wichtige Rolle spielten dagegen die Schwestern des Pastors, deren drei im Hause lebten, von denen ich jedoch nur zwei zu Gesicht bekam. Von den beiden Töchtern war die jüngere noch halb Kind, die ältere, 20-jährig, nicht gerade hübsch, aber interessant, klug, lebhaft und ein halber Theologe. Um das kirchliche Leben drehte sich alles im Hause. Daneben war rege Geselligkeit. Am Ostersonnabend kamen noch zwei Logiergäste, ein Universitätsbekannter, jüngeres Semester, August Ziegeler aus Hameln, der am zweiten Festtage predigte. Daneben war lebhafter Verkehr des Klostergutspächters in Hameln-Springe, wo auch viel Jugend war. Einen Abend waren wir dort. So waren es hübsche, freundliche Tage, die ich dort verlebte, ein letztes Atemholen vor den Examenstagen.


[46] Lebenslauf
[47] Die Zitation ist ein veralteter Begriff aus der frühen Neuzeit (15.-19. Jahrhundert) für die Vorladung vor Gericht. Der Begriff wurde auch zur Vorladung zum Examen verwendet.
[48] Philipp Eduard Huschke (1801-1886) war Rechtswissenschaftler. Er ist ein Neffe des Philologen Immanuel Gottlieb Huschke (1761-1828).
[49] Gerhard Uhlhorn (1826-1901) war evangelisch-lutherischer Theologe, Abt von Loccum und Oberkonsistorialrat.
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  • Autor: Johannes Dittrich, Aufzeichnung transkribiert durch die Sütterlinstube Hamburg im Mai 2014, digitalisiert 2018
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