TimetunnelMachen Sie eine Zeitreise … mit der Zeitleiste zur Machtergreifung 1933
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Kaiserreich, Kolonialzeit - 1850 - 1919

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Kaiserreich und Kolonialzeit 1850 bis 1919

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Göttingen, 1873 bis 1874 — Zwei gastliche Pfarrhäuser

Wählen Sie ein Kapitel dieses Zeitzeugenberichtes:

Teil 5 - Göttingen, 1873 bis 1874
Kap.8 - Zwei gastliche Pfarrhäuser

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  1. 🔺 Teil 4: Leipzig, 1870-1873
  1. Anreise und erste Orientierung
  2. Die Honoratioren und meine Immatrikulation
  3. Pflichtkollegia und praktische Seminare
  4. Übungsgottesdienste und Katechesen
  5. Professor Peip
  6. Offene Abende bei den Professoren
  7. Ausflüge
  8. Zwei gastliche Pfarrhäuser
  9. Auf dem Hermannsburger Missionsfest
  10. Anschluss an Kommilitonen
  11. Mein letztes Semester
  12. Das Examen rückt näher
  13. Schriftliche und praktische Prüfungen
  14. Examen und verlockendes Angebot
  1. 🔻 Teil 6: Hauslehrerzeit, 1874 - 1875

Teil 5 - Göttingen, 1873 bis 1874
Kapitel 8
Zwei gastliche Pfarrhäuser

Zwei Pfarrhäuser der Umgegend von Göttingen lernte ich noch kennen. Zunächst das in Grone, nur eine kleine halbe Stunde westlich von Göttingen, das Vaterhaus meines Freundes von Helmolt. Gleich in den ersten Tagen machte ich dort zusammen mit Bartels Besuch und bin dann noch sehr oft dort eingekehrt. Der alte Pastor von Helmolt glich einem knorrigen Eichbaum. Von großer, stattlicher Gestalt waltete er wie ein Patriarch in seiner Gemeinde, deren Gutsherr und Kirchenpatron er zugleich war. Er war ein gelehrter Herr, der ein Werk über Tilemann HesshusTilemann Hesshus (1527-1588) war ein lutherischer Theologe und Schüler Philipp Melanchthons.Siehe Wikipedia.org [27] geschrieben hatte, und auch sonst in der finnischen Kirchengeschichte sehr zu Hause war. Tilemann Hesshus glich er auch in seiner Rechtgläubigkeit und kirchlichen Unbeugsamkeit. Er war früher eifriger Mitarbeiter an HengstenbergsErnst Wilhelm Hengstenberg (1802-1869) war ein protestantischer Theologe und Alttestamentler.Er stand im engen Kontakt zu August Neander.Siehe Wikipedia.org [28] Kirchenzeitung gewesen - sein Sohn zeigte mir später auch noch zahlreiche Briefe von Hengstenbergs Hand in Sachen der Kirchenzeitung - hatte sich aber seit 1866 gänzlich von ihr losgesagt. Seinem Zorn über die Ereignisse von 1866 und über die ganze Preußenwirtschaft konnte er gelegentlich drastischen Ausdruck geben, und man tat gut, in seiner Gegenwart nicht daran zu rühren. Seine Frau, aus einer alten Göttinger Familie stammend, trat neben ihm zurück. Sie war eine schlichte, einfache Frau. Mein Freund war der einzige Sohn neben fünf Schwestern, die außer der zweiten, die an den Oberstleutnant a. D. Röttiger verheiratet war, aber mit ihrem Mann sich auch häufig im Pfarrhause einfand - er besaß ein Haus in Göttingen nach der Groner Seite - sämtlich zu Hause waren. Schön waren sie nicht - nur die jüngste, damals ein Kind von zehn bis zwölf Jahren, versprach hübsch zu werden - aber klug und interessant, und so ging's denn im Hause immer lebhaft zu. Außer uns verkehrten noch andere Freunde, außerdem verschiedene Verwandte, auch Freundinnen der Töchter. Und immer fand man gastliche Aufnahme. Mit der Jugend wurden Gesellschaftsspiele veranstaltet, bei gutem Wetter im Garten, sonst im Hause, oder man sammelte sich um den Hausvater, der altes und neues aus seinem Schatze mitteilte.

Das andere Pfarrhaus, in dem ich öfter einkehrte, war das in Harste, zwei kleine Stunden nordwestlich von Göttingen gelegen. Der alte Pastor Preu gehörte zu den Geistlichen der Umgegend, die gern von Studenten zur Überlassung der Kanzel zu einer Predigtprobe gebeten wurden, und ging stets gern darauf ein. Das war auch für mich die Veranlassung, nach Harste hinauszupilgern. Bartels, der ihn vor mir kennen gelernt hatte, hatte ihm von meiner Bereitwilligkeit, einmal für ihn zu predigen, gesagt, und er hatte mir mitteilen lassen, dass es ihm am 2. Sonntag nach Trinitatis angenehm sein würde, da er dann mit seinem Amtsnachbar in dessen Kirche kommunizieren wolle. So ging ich denn eines schönen Tages nach Harste, um das Erforderliche zu verabreden. Von der erwachsenen Tochter wurde ich ins Haus geführt, da der Vater gerade im Dorfe war. Er kam aber nach wenigen Augenblicken herein, eine lange, hagere, etwas vornübergebeugte Gestalt. Die erste Frage nach der Begrüßung war: Nun, wäre wohl ein kleiner Pfeffermünz gefällig? Er war ein jovialer alter Herr, aber nicht ohne sentimentale Anwandlungen, durchaus auf dem Boden des Bekenntnisses stehend, aber mit einer gewissen Weitschichtigkeit, politisch auf den Boden der Verhältnisse sich stellend unter Abweisung welfischer Bestrebungen. Er erzählte gern von SpittaPhilipp Spitta (1801-1859) war ein lutherischer Theologe und Dichter. Siehe Wikipedia.org [29] und Münkel, denen er befreundet war. Seine Frau, eine geborene Langenbeck, aus der berühmten Ärztefamilie, war in manchem des Mannes verfeinertes Abbild und hatte etwas Pietistisches. Sie war übrigens seine vierte Frau, und es waren Kinder aus allen vier Ehen da, aus der vierten noch vier bis herunter zu acht Jahren, während der älteste Sohn längst in Amt und Würden im Harze stand. Zwei erwachsene Töchter waren noch im Hause, die ältere schon aus dem Schneider, ein gutes, aber nicht anmutvolles Geschöpf, die jüngere, Anfang der Zwanziger, mit einer hübschen Singstimme begabt. Ich wurde zu Tisch da behalten und eingeladen, wenn ich zur Predigt käme, auch in Harste zu nächtigen. Überhaupt war das Haus sehr gastfrei.

Ich arbeitete nun eine Predigt über das Evangelium vom großen Abendmahl aus und legte sie Rocholl zur Durchsicht und Approbierung vor. Rocholl ließ sich von mir den zweiten Teil, der von der Ablehnung der Einladung handelte, vorlesen und schrieb dann sein Approbatum darunter. Auf der Kanzel fühlte ich mich diesmal schon etwas sicherer. Übrigens wurde die Predigt hinterher noch einmal approbiert. Der junge Ehrenfeuchter, der sich überhaupt sehr freundschaftlich zu mir stellte, hörte, dass ich in Harste gepredigt hätte und bat sich das Konzept von mir aus. Nach einigen Tagen brachte er es mir wieder und sagte, sein Vater habe mit Interesse die Predigt gelesen.


[27] Tilemann Hesshus (1527-1588) war ein lutherischer Theologe und Schüler Philipp Melanchthons.
[28] Ernst Wilhelm Hengstenberg (1802-1869) war ein protestantischer Theologe und Alttestamentler.Er stand im engen Kontakt zu August Neander.
[29] Philipp Spitta (1801-1859) war ein lutherischer Theologe und Dichter.
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  • Autor: Johannes Dittrich, Aufzeichnung transkribiert durch die Sütterlinstube Hamburg im Mai 2014, digitalisiert 2018
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