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Kaiserreich, Kolonialzeit - 1850 - 1919

1850
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1900
Kaiserreich und Kolonialzeit 1850 bis 1919

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Teil 7 - Loccum, 1875-1877
Kap.10 - Kirchenpolitik und Amüsement

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  1. 🔺 Teil 6: Hauslehrerzeit, 1874 bis 1875
  1. Das Kloster Loccum
  2. Die Ausbildung beginnt
  3. Schuster und Steinmetz
  4. Kritik an der Ausbildung
  5. Im Refektorium
  6. Die Hospites
  7. Die Honoratioren des Ortes
  8. Konferenzen und Theologen
  9. Vaters Besuch, Gretchens Konfirmation
  10. Kirchenpolitik und Amüsement
  11. Meldung zum zweiten Examen
  12. Das Mündliche
  13. Der Tod des Abts Rupstein
  14. Die Berufung nach Hannover
  1. 🔻 Teil 8: Hannover, 1877-1880

Teil 7 - Loccum, 1875-1877
Kapitel 10
Kirchenpolitik und Amüsement

Der folgende Winter brachte dann kirchliche Kämpfe, vor denen wir auch in unserm stillen Kloster nicht verschont blieben. Die zweite Landes-Synode sollte zusammentreten, die als wichtigste und umstrittenste Vorlage das Trauungsgesetz zu beraten hatte. Zuerst setzten uns schon die Wahlen zu derselben in Spannung. Steinmetz war für unsern Wahlkreis als geistlicher Abgeordneter in Aussicht genommen. So geeignet er uns dazu schien, so bedauerten wir doch in unserm Interesse, wenn er gewählt wurde, und gaben diesem unserm Bedauern kräftigen Ausdruck. So wurde denn auch der ursprünglich als Ersatzmann in Aussicht genommene Superintendent Danckwerts in Sulingen gewählt, und Steinmetz wurde Ersatzmann, wurde also, da die Notwendigkeit einzutreten für ihn sich nicht ergab, uns erhalten. Dann kamen die aufregenden Versammlungen der Landes-Synode selbst. Kurz vor ihrem Zusammentritt bildete sich der Evangelisch-lutherische VereinDie Evangelische Vereinigung war eine Kirchenpartei innerhalb der evangelischen Landeskirche in Preußen, die unter wechselnden Namen von 1873 bis 1933 bestand. Sie war zunächst von der Vermittlungstheologie geprägt und wurde oft auch als (kirchliche) Mittelpartei bezeichnet.Siehe Wikipedia.org [47], von Münkel Mittelpartei genannt, ein Name, der alsbald in der ganzen Landeskirche sich einbürgerte und mit sauersüßer Miene auch von dem neugebildeten Verein schließlich selbst akzeptiert wurde, dessen Bestimmung war, die Falksche Kirchenpolitik zu vertreten. Bei den königlichen Ernennungen zur Landes-Synode wurden lediglich Mitglieder der Mittelpartei berücksichtigt. Schuster, den die Gründung der Mittelpartei persönlich nahe berührte, da verschiedene alte Luccenser deren Erklärung unterzeichnet hatten, schrieb einen Artikel, der, im ganzen wohlwollend gehalten, doch die Bildung der Partei bedauerte. Auf der andern Seite griff Ludwig Grote in seinem damals ins Leben gerufenen Sonntagsblatt Unter dem Kreuz, das dem Freytagschen Sonntagsblatt zwar nicht entgegentreten zu wollen erklärte, aber es doch tatsächlich tat, die Haltung der Landes-Synode aufs schärfste an und arbeitete spürbar auf eine Separation hin. Wir verfolgten natürlich die Verhandlungen der Synode mit gespannter Aufmerksamkeit.

Unsere Arbeiten hatten daneben, wie auch unser Amüsement, ihren weiteren Fortgang. Zum Amüsement rechneten wir den Martinsabend, an dem die Dorfjugend von Haus zu Haus zog mit dem Gesang: Martin, Martin, gro'er Mann, de uns woll wat gewen kann, Martin, Martin, Heeren, Äppel unde Beeren, um Äpfel und Birnen und anderes zu erbitten. Der Gesang schloss dann mit dem Refrain: Witten Tewern, roden Tewern, N.N. gifft so geern - bzw., wenn sie an eine verschlossene Tür kamen: Gifft nich geern. Auch zu uns, aufs Kloster, kamen sie und sangen so vor der Tür des Seniors, in dessen Zimmer wir versammelt waren, um die bereitgehaltenen Vorräte auszuteilen. Auch die Pastorskinder kamen, kostümiert, wurden dann aber von uns nicht vor der Tür abgefertigt, sondern ins Zimmer genommen.

Eine andere Gelegenheit ähnlicher Betätigung war für uns der Weihnachtsabend, an dem wir eine Bescherung für 18 von den Lehrern uns empfohlene Kinder veranstalteten. Eine Weihnachtskommission wurde von uns gewählt, die die Geschenke besorgen und die Feier leiten musste. In dieselbe kamen jedes Mal die Hospites, die über die Festtage im Kloster blieben. Ich war beide Male darin, neben mir im ersten Jahr Wagner, im zweiten Graff. Die Kosten wurden gemeinsam von uns aufgebracht. In der Adventszeit schon versammelten wir uns an einigen Abenden im Kollegzimmer, um Christbaumschmuck zu arbeiten. Im Kollegzimmer fand dann auch die Christbescherung statt. Der lange Tisch war weiß gedeckt, und auf ihm waren die Geschenke aufgebaut. Zu Häupten des Tisches brannte der Christbaum. Zum Beginn fand eine Andacht statt mit Gesang, den einer von uns auf dem Harmonium begleitete, und Vorlesung des Weihnachtsevangeliums durch den andern. Dann wurden die Kinder an ihre Plätze geführt und erhielten ihre Geschenke. Draußen aber auf dem geräumigen Korridor drängte sich vor der offen gelassenen Tür des Kollegzimmers die Menge der Nichtgeladenen. Die mussten dann, zur einen Tür desselben herein und zur anderen Tür hinausgehend, Äpfel und Nüsse, die wir in einem großen Korb für sie bereit hatten, von uns in Empfang nehmen. Im zweiten Jahr nahm Frau Pastor auf unsere Einladung an der Bescherung teil. Die verstand es dann, am Weihnachtstisch herumgehend, die Kinder, die sonst ziemlich stumm und steif vor ihren Geschenken standen, zur Freude anzuregen.

Wir selbst verbrachten dann den Weihnachtsabend im Pfarrhause. Auch dort hatte ich vorher schon fleißig bei Herstellung des Christbaumschmucks geholfen.


[47] Die Evangelische Vereinigung war eine Kirchenpartei innerhalb der evangelischen Landeskirche in Preußen, die unter wechselnden Namen von 1873 bis 1933 bestand. Sie war zunächst von der Vermittlungstheologie geprägt und wurde oft auch als (kirchliche) Mittelpartei bezeichnet.
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  • Autor: Johannes Dittrich, Aufzeichnung transkribiert durch die Sütterlinstube Hamburg im Mai 2014, digitalisiert 2018
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