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Erinnerungen Kapitel 9

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  1. Wir Mädchen von der 11. Brigade
  2. Schulzeit im Kriegsjahr 1943
  3. Meine LBA-Zeit in Rößel
  4. Die Russen kommen …
  5. Zwangsarbeit in Sibirien
  6. Medizinische Versorgung im Lager 1083
  7. Politunterricht in Potanino
  8. Wenn die Lagermusi spielt
  9. Unvergessliche Weihnachten
  10. Schuldenträume
  11. Rückkehr in ein geteiltes Deutschland
  12. Mein neues Zuhause 1948
Die Mädchen im Lager 1083Zur ewigen Erinnerung an den ersten freien Spaziergang der 11. Brigade zu Pfingsten am 9. Juni 1946 – Privatbesitz Hilde Heimerl Foto, Rückseite mit InschriftRückseite des Erinnerungsfotos mit Inschrift – Privatbesitz Hilde Heimerl

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Erinnerungen
Kapitel 9
Unvergessliche Weihnachten

Wir schrieben das Jahr 1946. Es war schon unser zweites Weihnachten im Internierungslager Potanino, im südlichen Ural. Es war lausig kalt, so um die 30 Grad Frost.

Mit schwarzfettverschmierten Gesichtern standen wir in Fünferreihen und warteten, dass sich nach der Vollzähligkeitskontrolle der Brigaden das Lagertor öffnete. Der Atem gefror jetzt schon an den Wimpern und Augenbrauen, der Schnee knirschte unter den Filzstiefeln. Den Strick um den Schafspelz schnürten wir enger, die Russenmütze zogen wir tiefer ins Gesicht.

Im Depot der dortigen Ziegelei bekamen wir unsere Schippen und den Marschbefehl, die verwehte Eisenbahnlinie zum zirka fünf Kilometer entfernten Kohlenschacht freizuräumen. Wir stiefelten los und kämpften gegen die bis in die Unendlichkeit reichenden Schneemassen an. Stellenweise mussten wir die Schienen aus fast zwei Meter tiefen harten Verwehungen ausgraben, das hat sehr viel Kraft gekostet.

Wir Mädels von der elften Brigade waren fast noch Kinder ‒ erst sechzehn Jahre alt. Die Verpflegung seit April 1945 hatte uns in diesem Lager keinen Winterspeck beschert. Wir zehrten täglich von der noch vorhandenen Substanz. Und heute ist Weihnachten.

Unsere Gedanken weilen daheim. Keiner von uns weiß, wo die lieben Eltern und Geschwister sind. Leben sie noch? Könnten sie eventuell in einem Lager ganz in der Nähe sein? Fragen und Ungewissheit, Angst und Heimweh begleitete uns noch intensiver.

Erschöpft und hungrig kamen wir so um 17 Uhr im Lager an. Auch die Kohlestückchen für den Barackenofen hatten wir nicht mehr. Aus Ärmeln und Hosenbeinen haben wir dem Posten an der Wache alles hergeben müssen. In amerikanischen Konservendosen holten wir uns dann die Mittagssuppe, die wie immer dreimal am Tag aus Kohl bestand. Wir freuten uns aber schon den ganzen Tag auf diese warme Mahlzeit, denn seit sechs Uhr früh hatten wir nie etwas zu essen oder zu trinken. Wir hatten uns längst daran gewöhnt.

In unserer Baracke waren einhundertfünfzig Frauen auf doppelstöckigen Pritschen untergebracht. Wir Mädels waren oft recht unbeschwert und fröhlich, so wie Kinder eben sind. Unsere Lieder, die wir oft sangen, waren Grüße und Gebete an die ferne Heimat. Heute sangen wir Weihnachtslieder, ‒ jedoch nicht lange. Eine Frau hatte sogar eine Kerze gegen eine Tagesration Brot bei einem VolksdeutschenVolksdeutsche war in der Zeit des Nationalsozialismus eine Bezeichnung für außerhalb des Deutschen Reichs in den Grenzen von 1937 und Österreichs lebende Personen deutscher Volkszugehörigkeit und nichtdeutscher Staatsangehörigkeit, vor allem in Ost- und Südosteuropa. Davor war es üblich, sie als "Auslandsdeutsche" zu bezeichnen.Siehe Wikipedia.org eingetauscht. Und auf einmal wurde es recht laut am Eingang der Baracke. Ein russischer Posten jagte uns alle aus der Baracke hinaus zum Antreteplatz. Dort standen wir mindestens eine Stunde in der Kälte. Es war reine Schikane! Dann wurde angeordnet, dass jeder auf seiner Pritsche zu bleiben habe, keine Gruppe bilden darf, ‒ kein Gesang! Die Barackenälteste war verantwortlich!

Doch ein Unglück kam auch dort selten allein. Die Kolonnenführerin holte uns wieder einmal zur zusätzlichen Nachtarbeit raus. Für die Ziegelei waren Kohlenwaggons eingetroffen, die noch in der Nacht leer geschippt werden mussten. Nun standen wir mit dem Spaten in der Hand an einem der vielen 60-Tonnen-Waggons. Sechs Klappen wurden aufgeschlagen, sechs Mädels fingen an, den KohlengrusAls Kohlengrus bezeichnet man bei der Kohleförderung kleine, eckig-kantige, unregelmäßige Kohlestückchen, die bei der Förderung und beim Transport der Kohle vom Kohlegestein absplittern und abbrechen.Siehe Wikipedia.org zur Seite zu schippen. Auf einen Spaten geht bekanntlich nicht viel drauf. Und wir waren müde und einfach alle von der schon geleisteten Arbeit der Tagesschicht. Wir wussten aber auch, bevor der Waggon nicht leer ist, dürfen wir nicht ins Lager zurück.

Dann fing jemand an, ein Weihnachtsgedicht aufzusagen:

In der Nacht vor dem Heiligen Abend
da liegen die Kinder im Traum,
sie träumen von schönen Sachen
und von dem Weihnachtsbaum…

Uns hingen gefrorene Tränen in den Wimpern. Abwechselnd zählten wir für jeden Spatenstich bis hundert, ‒ danach gönnten wir uns eine kleine Verschnaufpause. Dazu lehnte ich mich an den Waggon, schloss die müden Augen und fing gleich an zu träumen. Nackte Vögel flogen auf mich zu und schrien mit weit aufgerissenen Schnäbeln ganz furchterregend.

Als ich erschrocken aufwachte, hörte ich das gleichmäßige Zählen: … fünfundzwanzig, sechsundzwanzig, siebenundzwanzig …

Erika Schröder
Maria Wölki
Waltraut Krebs
Ingrid Schümann
Lisa Kohtz
Leni Beckmann
Erna Kolmsee
Elfriede Podehl †
Hilde Böttcher
Gabriele Zach
Edith Neumann
Wally Droschinski †
Erika Koschinski
Irmchen Kaplinkski
Magdalena Schmidt
Paula Timm
Erika Gerdau †
Herta Witulski
Lenchen …?
Gerda Horn
Käthe Albrecht
Lotte Schikorra
Lieschen …?
Gertrud Blank †
Irmchen Jeguttka
Martha Klägel

Meine Uralschwestern im Internierungslager Potanino am südlichen Ural – 9. Juni 1946


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  • Autorin: Hilde Heimerl, aufgeschrieben 2001
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