Meine Kriegserinnerungen
vom 1.9.1939 bis 10.2.1941
Erbsenpflücken
Jetzt stehen wir im Kriege mit England, und weil jetzt die Männer im Felde stehen, muß die deutsche Jugend einsatzbereit zur Ernte sein. Es ist sonst unmöglich, daß die Bauern ihre Ernte rein bekommen.
Nach langem Warten sind wir am 28. und 29. Juni auch zur Erntehilfe gerufen. Wir waren zwei Mädchenklassen und zwei Jungenklassen.
Die Fahrt nach Neverstaben war sehr schön. Wir sind morgens um 7 Uhr vom Exer abgefahren. Wir sind die Schützenstraße längst geradelt. Waren wir eben unterwegs, so hatten die Jungen schon die Luftpumpe in der Hand und pumpten. Die Landschaft ist wunderschön nach dem Klingsberg in Neverstaben. Aber die Radtur selbst war nicht schön, denn wir mußten sehr langsam fahren, damit nicht ein Unglück passierte.
Das Erbsenpflücken war sehr schön. Wir hatten eine große Koppel mit Erbsen vor uns. Wir hatten auch schönes Wetter. Es brachte sehr viel Spaß, mit vielen solche Arbeit zu machen. Wir haben nicht viel gesprochen, denn es gab ja 75 Reichspfennige für 25 Pfund.
In einen Sack gingen 25 Pfund hinein. Einer Kameradin, Irmgard Hansen, ist der Sack geklaut worden. Sie wollte ihren Korb ausschütten, und ihr Sack war verschwunden. Er war schon halb voll. Dann kam Fräulein Lebius und fragte, wer ihn genommen habe. Keiner meldete sich. Es war ein Sack da, aber wo nur ganz wenig Erbsen drinnen waren. Fräulein Lebius nahm den Sack, und wir mußten alle, die aus unserer Klasse waren, ein paar Hände voll Erbsen in den Sack werfen, damit sie ihren Sack ungefähr wieder halb voll bekam. Edith Lange saß wie eine alte Großmutter auf ihrem Schemel und pflückte, wie sie nur konnte.
Die Esspausen waren nicht sehr interessant, denn die meisten Kinder haben sich gar nicht viel Zeit gegönnt. Ich habe gegessen und getrunken und habe mich dann einen Augenblick ausgeruht und bin dann wieder ans Erbsenpflücken gegangen.
Gerda Schwarz und Edith Lange haben den Rekord geschlagen. Sie haben beide über vier Reichsmark an einem Tag verdient.
Ich habe am ersten Tag 2,30 Reichsmark und am zweiten Tag drei Reichsmark verdient. Ich habe mein Geld in einen Spartopf gesteckt.
Alle, die von unserer Klasse Erbsen gepflückt haben, mussten für die Nachmittage, wo wir keine Schularbeiten gemacht haben, einen Groschen für die Reisekasse mitbringen. Ich habe 20 Reichspfennig gegeben. Nun konnten wir wieder zehn Reichsmark zur Sparkasse bringen. Wir haben dort schon 135 Reichsmark.
Wir sind auch mit Kriegsgefangenen zusammen gekommen. Sie sagten immer: Deutschland kaputt, Deutschland kaputt. England sooo groß.
Wenn man mal etwas fragte, lachten sie so blöde. Nun warten wir schon alle auf eine neue Erntehilfe, denn es hat uns allen recht gut gefallen.
Meine Krieg$erinnerungen
vom 1.9.1939 bi$ 10.2.1941
Erbsenpflücken
Jetzt stehen wir im Kriege mit England, und weil jetzt die Männer im Felde stehen, muß die deutsche Jugend einsatzbereit zur Ernte sein. E$ ist sonst unmöglich, daß die Bauern ihre Ernte rein bekommen.
Nach langem Warten sind wir am 28. und 29. Juni auch zur Erntehilfe gerufen. Wir waren zwei Mädchenklassen und zwei Jungenklassen.
Die Fahrt nach Neverstaben war sehr schön. Wir sind morgen$ um 7 Uhr vom Exer abgefahren. Wir sind die Schützenstraße längst geradelt. Waren wir eben unterweg$, so hatten die Jungen schon die Luftpumpe in der Hand und pumpten. Die Landschaft ist wunderschön nach dem Kling$berg in Neverstaben. Aber die Radtur selbst war nicht schön, denn wir mußten sehr langsam fahren, damit nicht ein Unglück passierte.
Da$ Erbsenpflücken war sehr schön. Wir hatten eine große Koppel mit Erbsen vor un$. Wir hatten auch schöne$ Wetter. E$ brachte sehr viel Spaß, mit vielen solche Arbeit zu machen. Wir haben nicht viel gesprochen, denn e$ gab ja 75 Reich$pfennige für 25 Pfund.
In einen Sack gingen 25 Pfund hinein. Einer Kameradin, Irmgard Hansen, ist der Sack geklaut worden. Sie wollte ihren Korb au$schütten, und ihr Sack war verschwunden. Er war schon halb voll. Dann kam Fräulein Lebiu$ und fragte, wer ihn genommen habe. Keiner meldete sich. E$ war ein Sack da, aber wo nur ganz wenig Erbsen drinnen waren. Fräulein Lebiu$ nahm den Sack, und wir mußten alle, die au$ unserer Klasse waren, ein paar Hände voll Erbsen in den Sack werfen, damit sie ihren Sack ungefähr wieder halb voll bekam. Edith Lange saß wie eine alte Großmutter auf ihrem Schemel und pflückte, wie sie nur konnte.
Die Es$pausen waren nicht sehr interessant, denn die meisten Kinder haben sich gar nicht viel Zeit gegönnt. Ich habe gegessen und getrunken und habe mich dann einen Augenblick au$geruht und bin dann wieder an$ Erbsenpflücken gegangen.
Gerda Schwarz und Edith Lange haben den Rekord geschlagen. Sie haben beide über vier Reich$mark an einem Tag verdient.
Ich habe am ersten Tag 2,30 Reich$mark und am zweiten Tag drei Reich$mark verdient. Ich habe mein Geld in einen Spartopf gesteckt.
Alle, die von unserer Klasse Erbsen gepflückt haben, mussten für die Nachmittage, wo wir keine Schularbeiten gemacht haben, einen Groschen für die Reisekasse mitbringen. Ich habe 20 Reich$pfennige gegeben. Nun konnten wir wieder zehn Reich$mark zur Sparkasse bringen. Wir haben dort schon 135 RM.
Wir sind auch mit Krieg$gefangenen zusammen gekommen. Sie sagten immer: Deutschland kaputt, Deutschland kaputt. England sooo groß.
Wenn man mal etwa$ fragte, lachten sie so blöde. Nun warten wir schon alle auf eine neue Erntehilfe, denn e$ hat un$ allen recht gut gefallen.